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Amts- un- Anzeigeblatt für den kimtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung 4 Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichrpostanstalten. für Eibenstock, Carlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa. Unterstützengrün,wildenthal usw Lel.-Kdr.: Amtsblatt. LS» Drucker und Verleger: «milHanntbshn. verantwort!. Redakteur: ErnstLindemann, beide 60. Jahrgaug. Freitag, den 25. Juli Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgende n Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltiAe Zeile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. Eibenstock L»L» Die Kriegs- und Friedcnssragcn. Doch nicht ganz so schnell, wie inan am Anfang dieser Woche glauben wollte, vollzieht sich der Ab schluß des Friedens zwischen oen Balkanstaatsn. Zu nächst wird immer noch von serbischer Tut: kor Krieg fortgesetzt. Nach zweitägigen! Kampfe haben nämlich die Serben den Ort Belogradschik eingenommen- Dann aber auch ist man sich noch nicht darüber völ lig im Reinen, wo der Friede abgeschlossen werden soll Die Rumänen wünschen, daß Bukarest der gs- eignetste Ort sei, in dem dle Krisdensoerhandlungen geführt werden möchten, sodaß in Sinara wohl snur über einen Waffenstillstand verhandelt werden dürfte, worauf die Friedensdelegierten sich dann in die ru mänische Hauptstadt zu begeben Hütten. Es wird ge drahtet: London, 23. Juli. In chrer letzten Sitzung ha ben die Botschafter der Mächte offiziös die Frage einer Aenderung des Friedensvertruges beraten Die Kon- erenz, in der diese Aenderung beraten werden »soll, oll in Bukarest stattfinden. Sir Edward Grey wünscht, edoch, da er übermüdet sei, daß die Konferenz «in «Lon- wn abgehalten wird. Deutschland soll sich auch da- ür ausgesprochen haben, London als Ort der Kon- erenz zu wählen. Bukarest, 23. Juli. Im Laufs des gestrigen Nachmittags und während der verflossenen Nacht find die Antworten Bulgariens und Serbiens aas den letz ten rumänischen Vorschlag emgelr offen Beide Re gierungen nehmen den Standpunkt Rumäniens ein, wonach die Friedensverhanolungen aus rumänischem Boden stattfinden sollen. Nunmehr werden auch die Bedingungen bekannt, unter denen Bulgarien den Frieden abschließen möchte: Athen, 23. Juli. Wie die „Jmera" erfährt, werden die bulgarischen Unterhändler bei Beginn der Verhandlungen eigene Vorschläge mache», und zwar: 1 An Griechenland wird Saloniki abgetreten mit ei nem Hinterlande, das bis Serres einschließlich reicht. 2. Bulgarien verzichtet aus den Teil Westmaredoni- ens, der westlich der Struma liegt. Die Struma bil det die Grenze bis Tsagesi. 3. Kavalla verbleibt Bul garien, desgleichen das Gebiet östlich davon. 1. Bul garien zahlt keine Kriegsentschädigung. 5. Bulgari en lehnt die Verpflichtung zur Enrschädrgung für den materiellen Schaden ab, der in den Städte» und Dör fern östlich Makedoniens von de» Bulgaren chngerich- tet wurde, indem es bestreitet, daß die bullgrrischeAr mee dafür verantwortlich ist Dle Haltung Ler Ver bündeten gegenüber Liefen Vorschlägen ist im vor aus klar. Und nun folgt noch eine tu ine Ueberraschung. Zu allem Ueberfluß sollen nun auch zwischen Serben und Griechen sich Unstiinmigkeiten breit machen, so daß vielleicht abermals neue Schwicrigleitsn entstehen kön nen: Bukarest, 23. Juli. Zwischen Griechenland und Serbien scheinen sich Mißhelligkeiten eingeschlichcn zu haben. Sollte sich dies bestätigen, und eine gemein same Behandlung des Friedens unmöglich erscheinen, trotz des guten Willens Bulgariens, Las sich Ler dies bezüglichen Forderung Rumäniens unterworfen hat, so dürste Rumänien mit Bulgarien auch eventuell »al lein Frieden schließen, wonach auch der serbisch-grie- chisch-bulgarische Frieden mit Beteiligung Rumäniens gleichfalls in Bukarest verhandelt werden müßte. Der Eindruck des Korrespondenten der „Frankfurter Zei tung" ist der, daß in diesem Falle die rumänische Ar mee in Bulgarien solange bleiben würde, bis der endgiltige Friede geschlossen ist. Dies liege auch im wohlverstandenen Interesse Bulgariens. Ungeheurer Jubel herrscht in Konstantinopel übm: die Wiederernnahme Adrianopels, die ja nun, wie wir schon gestern meldeten, amtliche Bestätigung ge funden hat: Konstantinopel, 23. Juli. In der türkis scheu Hauptstadt, die anläßlich der Vsrfussungsfsw: fest lich geschmückt tst, herrscht Jubel über dis Wiederbr- setzung von Adrianopel. Dis Leitartikel der Presse drücken stolze Freude aus. Der ,Tanin" erwartet, daß Europa das kait seeompli anerkennen werde; pur mit Gewalt könnten die Türken zum Verlassen Adrianopels gezwungen werden. Konstantinopel, 23. Juli. Der Sultan hat den, Generalissimus ein Telegramm übermnteln las sen. worin er seiner Freude über die Einnahme von Adrianopel und Kirkilisse Ausdruck gibt, der Armre seine Grüße sendet, und Billigkeit und Gerechtigkeit gegenüber allen Untertanen ohne Unterschied der Re ligion anempfiehlt. . Es sieht allerdings leineswegs oarnach aus, daß die Mächte dem „kait aooompii", Uso der vollsndcnten Tatsache, teilnahmslos gegenüber stehen werden. Im Ge genteil werden vor allem wohl Frankreich und Muß land dem Mann am goldnen Horn energisch auf die Finger klopfen. Ist doch bereits eine Meldung einge laufen, nach der Rußland wieder mobilisiert: London, 23. Juli. Aus Odessa wird ge meldet, daß die Verwaltung dsr bessarabischen Bahn und der Donaubahn von Ler russischen Re gierung die Weisung erhielt, Linien Und Materi al bis auf Weiteres zur 'ausschließlichen Verfüg ung der militärischen Behörden zu halten. Das Material soll für den Transport von Truppen verwendet werden. Weiter wird gemeldet, daß drei Divifioneu der Kaukasusarmee an der anätolischen Grenze zusammen gezogen feien. Wien, 23. Juli. Der „Neuen Freis» Pres se" telegraphiert man aus Sofia: Gestern un ternahmen sämtliche Großmächte energi sche Schritte in Konstantinopel. Be sonders der französische Botschafter waes mit Nach druck auf die Folgen hin, welche entstehen könn- I ten, wenn die Türkei auf ihrem Standpunkte be harre. Seine Worte waren fast ind'ro- hendem Tone gehalten. — Demsel ben Blatt telegraphiert man aus Bukarest: Wie ich erfahre, hat die türkische Regierung bei Ler Regierung Rumäniens interveniert, damit diese bei den Friedensverhandlungen in Bukarest für die Festsetzung einer Grenze zugunsten Ler Türker eintrete. Die rumänisch: Regierung gab eine entschieden ablehnende Antwort. Tagesgeschichte. Deutschland. — Thorn er Landesverrätsvrozsß. Tas Thorner Kriegsgericht verurteilte nach dreitägiger Verhandlung den Unteroffizier Otto Theodor Emil Tietz vom 21. Infanterieregiment wegen vollendeten und versuchten Verbrechens gegen das Reichszesstz, be treffend Verrat militärischer Geheimnisse, Fahnen flucht, militärischen Diebstahls, Betrugs, Preisgabe von Dienstgegenständen und vorschriftswidriger Be handlung Untergebener zu acht Jahren Zuchthaus, 6 Jahren Ehrverlust, Ausstoßung aus dem Heere, Zu lässigkeit der Polizeiaufsicht, Degradati >n und Ver setzung in die zweite Klasse des Soldatensiandes. — Der Diebstahl im Spandauer Artilleriedepot. Der Diebstahl un Spanbauer Artilleriedepot, wo, wie erinnerlich, vor einiger Zeit wichtige Konstruktionszeichnungen eines Geschützes ge stohlen wurden, hat die Militärbehörde veranlaßt, in den Militärwerkstätten und den anderen Instituten der Heeresverwaltung in Spandau verschärfte Maßregeln zur Sicherung der Fabrikgcheimniss' und zur Ver hinderung von Spionage za treffen- Tie entwende ten Gefchützzeichnungen si»d, wie man annimmt, ins Ausland geschafft worden. Als Täter kommt «ein ehe maliger Oberfeuerwerker in Spandau in Betracht, der sich schon seit mehreren Jahren in Zivilstellung be fand, aber seit dem Spionagesall aus Deutschland spurlos verschwunden ist. Er ist verheiratet und hat seine Familie zurückgelasseu. — Polnische Straßentundgsbang in Posen. Am letzten Sonntag sand in Posen wi der einmal em großer Polenkrawall statt. Am Mickiewicz- Denkmal wurde am Vormittag ein Kranz mit einer großen roten Schleife niedergelegt - aus welcher Ver anlassung ist noch nicht bekannt und als di- Po lizei die Entfernung dieser Schleife veranlaßte, kam es nach dem Gottesdienst zu großen Menschenansamm lungen var dem Mickiewicz-Denkmal. lieber zwanzig Schutzleute wurden in der Nähe postiert, uin Aus schreitungen zu verhindern. Die polnische Mengs be gleitete alle Maßnahmen oer Polizei mit ohrenbetäu- dem Gepfeife und Gejohls; eS fielen dis ärgsten pol- nlschen und deutschen Schimpfworts („Deutsches Schwein", „preußischer Polizeihund u. s. w.) gegen die Schutzleute. Rufe, wie „Es lebe Polen", s »schol len natürlich auch, ja es kam'sogar zu Tätlichkeiten. 12 Personen, die nach dem amtlichen Berich: „den Anoro- nungen der Polizeibeamteu nicht Folge leisteten, die sen vielmehr Widerstand entgegensetzte», sie zum Teil auch tätlich angriffen, und beleidigten", mußten fest- genommeu werden. — Ter Bund der Industriellen uns Las neue Patentgefetz. lieber die Stellungnahme des Bundes der Industriellen zu den vo» der Reichsrszie- rung veröffentlichten Entwürfen eines neuen Patevt- gesetzes, eines Gebrauchsmuster- und eines Warsnzej- chengesetzes wird zunächst der vom Bunde Ler'Jndustcir- ellen gebildete „Ausschuß für gewerblichen Rechtsschutz" in den nächsten Woche» beraten. Bor allein Werdern diese Beratungen sich aus die veränderten Bestimm ungen über die Erfindungen der Angestellten im neuen Patentgefetz, auf die Herabsetzung der Putcurgebühren, auf den Ausübungszwang, aus wcksentliche Aendernng.'w des Warenzcichengesetzes erstrecken. Voraussichtlich wird auch die in den Tagen vom 10. bis 12. September in Leipzig stattfindende Generalversammlung Les Bun des der Industriellen diese Fragen behandeln- Oesterreich-Ungarn. — Um das Redaktion sgeheimnis. In Ungarn hat ein Richter ein sehr bemerkenswertes «Ur teil über die Bedeutung des Redaktionsgeheimnissss ge fällt In Nagyzalota in Ungarn war i» einem Ehe- fcheidungsprozeß der Journalist Rudolf Farago als Zeuge geladen. Tiefer berief sich in der Verhandlung ans das Redaktionsgeheimnis. Ter Bezirksrichter von Artad, Vinnay, erklärte hierauf, das Redakrionsge- heimnis müsse genau so gewahrt werden, wie das Amtsgeheimnis und enthob den Journalist.'n von oer Pflicht der Zeugenaussage. Frankreich. — Eiue Rede Poincarös. Bei suiem Ban kett, das die Handelskammer in Le Havre dem Präsi denten Poincare gab, hielt der Präsident eine Rede, in der er die Fortschritte hervorhob, dis »durch Len Hasen vor» Havre gemacht worden seien. Tie Mnwoh- ner verkennen nicht, daß das Aufblühen ihrer Stadt, wie dasjenige des ganzen Lanoes von dem allgemei nen Frieden abhängt. Poincaöe fügte hinzu, wenn sie auch jede» kriegerischen Gedanken weit von sich weifen, setzen sie doch klar, daß bei der jetzigen Ver teilung der europäischen Machtverhältnisse ein star kes und gut bewaffnetes Frankreich ein weienkU'ches Ele ment des Gleichgewichts und dsr Stabilität ist (Bei fall.; — S o ld a te n a us s ch re itu n gen »m Ma növer. Bei dem gegenwärtig in der Umgebung von Poitiers unter Leitung des Generals Gallieni statt- sindenden Manöver kam es zu bedauerlichen Aus schreitungen einiger Soldaten, die unter deu Ermüdun gen besonders litten; sie murrtsn über dis ihnen zu- gemuteten Anstrengungen- Einer von ihnen versuch te seine Kompagnie zur Meuterei aufzuhetzen In einer Ruhepause wies er mit dec Hand aus daS Feld zeichen des Regimentes hin und ries aus: „Ist.es nicht schändlich, sich wegen dieses Lappens abzusch»»- den!" Dem Hauptmann läm diese Asußecung zu Oh ren Der Mann wurde oou bisc Soldaten testgeuom- men; er sieht seiner Verurteilung vor dem Kriegs gericht entgegen. Belgien. — Inte rnationa ler Kinder s ch utzkon - greß. An» Mittwoch vormittag ist in Brüssel durch den Jnstizminister der erste inisruationale Kindecschutz kongreß, auf dem 35 Staaren offiziell vsrtcskcu sind, eröffnet worden. Portugal. — Ernste Bedeutung der Vorgängsin Portugal? Von der portugwjischen Grenz? wird gemeldet, daß die neue revolutionär: Bewegung in Portugal von großer Bedeutung sei Di: Republika ner selbst betrachten die jetzige Lag- als äußerst kri tisch. Amerika. — Ermordete Amerikaner »'n Mexiko. Nach einer Meldung der „Eosning Tun" 'sind sechs Amerikaner in Mexiko ermordet und zwanzig gefan gen genommen worden.