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Fernsprecher Nr. 21V. Am 30. April 1S13 wird der erste Termin der diesjährigen Staatseinkommen- und der ErgSnznng-ftener sowie die Miet- und Pachtvertrag-ftempelfteuer fällig. ES wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß «ach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen dreiwöchiger» Frist gegen etwaige Restanten im Wege der ZwangSvoll- stre^ung vorzugehen ist Ortssteuereinnahme Schönheide. Amts- un- Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl des „IUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Drucker und Verlegeri «mil Hannebohu, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. -s-urr: — 6V. Jahrgang. --H l l ~ - »8. Mittwoch, dcu 30. Ahnt Der Ernst der Situation. Man hört nicht mehr Graf Berchtolds ,rua)tge Worte „Die Mächte sind einmütig, es ist nichts zu befürchten." Jäh ist nun auch die Stimmung in den Kabinetten umgeschlagen, und zwar ist sie jetzt aus den Ton gestimmt, den wir in unserem Leitartikel in der Sonntagnummer anschlugen. So wird aus Berlin gemeldet, daß man in den maßgebenden Ber liner politischen Kreisen die augenblickliche politische Lage als außerordentlich kritisch erachtet und nur noch schwache Hoffnungen auf eine rein friedliche Bei legung des Konfliktes hegt. In Oesterreich glaubt man wohl überhaupt nicht mehr an die Möglichkeit, einem Waffengange mit Montenegro und Serbien aus dem Wege gehen zu können, hält aber noch an der Hoffnung fest, daß aus einem solchen nicht notgedrun gen ein Weltkrieg zu entstehen brauche. Und diese Hoffnung scheint in der Tat Berechtigung zu haben; denn England bewahrt gegenwärtig eine so friedliche Haltung, daß die anderen Entente-Mächte wohl oder übel ebenfalls Gewehr bei Fuß d^n Ereignissen wer den zuschauen müssen. Leider sind zur Stunde noch keine genauen Nachrichten über den Verlaus der gestrigen Botschafterkonferenz eingelaufen. Bon einer Seite wird zwar gemeldet, sie sei um 48 Stunden ver tagt worden. Sollte das zutreffen, dürfte Oester reich schwerlich geneigt sein, diese Frist abermals ab zuwarten. Welcher Natnr die Vorschläge der einzel nen Mächte auf der gestrigen Konferenz gewesen sein dürften, geht aus nachstehendem ausführlichen Tele gramm hervor: Frankfurt am Main, 28. April. Von aus gezeichnet informierter Wiener Seite erfährt die „Frank furter Zeitung", daß Rußland und Frankreich heute aus der Botschafterkonferenz ihre Zustimmung zu di rekten Zwangsmaßregeln davon abhängig wachen woll ten, ob Oesterreich-Ungarn Lie nachträgliche Dis kussion von territorialen Konzessionen schon jetzt zugebe. Dies« Bedingung werde von Oesterreich-Ungarn in Uebereinstimmung mit der deut schen Diplomatie ab gelehnt werden. Die Instruk tionen des österreichischen Delegierten seien entschiedenster Natur. England wünscht de» österreich isch-ungarischen Schritten den Charakter Der Durchführ ung eines europäischen Beschlusses dadurch zu bewah ren, daß die heutige 'Botschafterkonferenz aus öster reichischen Antrag beschließe, die Blockade während der österreichisch-ungarischen Aktionen aufrecht zu eryaltsn. Es ist anzunehmcn, daß'Oesterreich-Ungarn dieser eng lischen Anregung Folge leisten wird, umsomehr, als Eng la nd, wie inan hier versichert, mehr und mehr ein rücksichtsloses Vorgehen Oesterreich- Ungarns als ein Gebot seiner staatlichen Existenz anerkennt. — Der österreichische Kaiser und der Thronsolger sind, wie an maßgebender Stelle be tont wird, für eine rasche energische Politik. Von höch ster Stelle sei das Wort gefallen, daß Oesterreich-Un garns Politik und militärische Ehre engagiert seren So sehr mit der Wahrscheinlich t e lt ei nes österreichisch-ungarischen Krieges gegen Serbien und Montenegro gerech net wird, so wenig glaubt man, daß sich daraus der Weltkrieg entwickeln könnte. Trotz der sorgenvolle» Vorstellungen, die Herr von 'Giers, der russische Bot schafter, in Wien unternommen hat und aus denen iu der französischen Presse schon eine Verbalnote gewor den ist, hält man es für ausgeschlossen, daß Rußland den Krieg wagen werde, da Eng land schlechterdings keine Neigung «zeigt, für eine rein Panslawistische Politik sich zu exponieren. Charakteri stisch ist, Laß auch der Frieden zwischen den Balkan staaten und der Türkei stricht geschlossen werden kann, weil der russische Botschafter in Konstantinopel wieder einmal ohne Instruktionen war. Rußland will den Abzug der bulgarischen Truppen von der Tschataldscha- linic verhüten. Was Oesterreich verlangt von der Botschafterkon ferenz ist knapp und klar in folgender Meldung aus gedrückt : > Köln, 28. ylpril. Der „Kölnischen Zer tung" wird aus Wien gemeldet: Der Londo ner Botschostervereinigung liegt ein Verlangen Oesterreichs vor, in Cetinje durch die dortigen Gesandten die sofortige Räumung Skutaris unge säumt und schroff zu verlangen und im Weiger ungsfälle ein militärisches Vorgehen der Mäch te zu beschließen. Sollte sich die Botschafterver- einigung gegen eine gemeinsame Aktion ausspre chen, so würde Oesterreich-Ungarn allein oder zu sammen mit den dazu bereiten Mächten dem Willen Europas Geltung verschaffen. Und Oesterreich wird seinen Willen durchsetzen, trifft es doch dazu bereits alle Vorbereitungen: Wien, 28. April. Von bestunterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß alle Ordres gegeben wor den sind, um für den Fall, daß heute die Botschas- terkonferenz wiederum nur platonische Beschlüs se saßt, und für den Fall, daß Montenegro -nicht Skutari freiwillig aufgibt, eine Räumung gewalt sam durcbzuführen. Das alles indessen scheint auf den König dec Mon tenegriner keinen Eindruck zu mache». Zwar berich tet eine weiter unten abgedruckte Depesche, daß die montenegrinischen Truppen Skutari verlassen, ob diese Meldung aber zutrifft, muß abgewartet werden, und schließlich könnte ein eventueller Abzug eines Tei les der montenegrinischen Truppen einen ganz an deren Zweck haben als den, Skutari den Mächten zu überlassen. An Nikitas Scheimnanöver ist man nun schon gewöhnt. Die Note der Mächte, Skutari zu räumen, hat er, wie immer, abgelehnt: London, 28. April. Wie das „Reuter- sche Bureau" erfährt, hat der montenegrinische De legierte Popowitsch ein Telegramm aus Cetinje erhalten, in welchem der Inhalt der Mitteilung, welche die Vertreter d^r Mächte der montenegrini schen Regierung gemacht haben, wie folgt wie- dergegeLen wird: Wir haben die Ehre, gemem- sam der Königlich montenegrinischen Regierung zu erklären, daß die Einnahme Skutaris in kemer Weise die Entschließung der Mächte in bezug auf die Nord- und Nordostgrenze Albaniens ändert, und daß daher die Stadt Skutari in möglichst kurzer Frist geräumt werden und den Mäch ten übergeben werden muß, welche durch die Kommandanten der internationale» Seestreltkräs- te vertreten sind. Die Königlich montenegrulstsche Regierung wird aufgefordert, eine schnelle Ant wort aus diese Mitteilung zu machen. Popowitsch fügt hinzu, er habe Befehl von seiner Regier ung bekommen, formell gegen diese ungerechte und grausame Forderung zu protestieren und von neu em die Mächte zu ersuchen, die Angelegenheit za prüfen Es sei eine Lebensfrage für Montenegro, daß Montenegro in gleicher Weise behandelt wer de, wie die anderen Verbündeten. Wien, 28. April. Bou diplomatischer Seite er fährt die „Neue Freie Presse", es seren Mel dungen eingegangen, daß Kronprinz Danilo heute mit dem Groß der montenegrinischen Truppen Skutari ver lassen habe und in der Richtung nach Norde» abge zogen sei. In Skutari befinden sich nur »och sünf montenegrinische Bataillone. Welch gefährliches Spiel mir dem Feuer oie Mon tcnegriner übrigens treiben, erhellt aus nachstehender Meldung: Wien, 28. April. In Cetinje ist es zu gro ben Beschimpfungen gegen die österreich ische Gesandtschaft gekommen. Am Montag behängten die Montenegriner ci»en Esel mit einem Krack und kündigten durch ein Plakat an, daß er einen Oe sterrcicher darstellen solle. Di,. Menge zog unter höh nischen Rufen mit dem Tier vor die österreichische Ge sandtschaft und veranstaltete dort Kundgebungen. König Nikolaus hat erklärt: Wir sind mit Skutari fer tig geworden, wir werden auch mit Cattaro fertig werden. Man soll es nur mit uns versuchen. Und nun noch einige Meldungen über den Verrat Essad-Paschas und den Fall Skutaris: Wien, 28. April. Der Verrat Essad Paschas wird bestätigt Skutari ist nicht erobert worden und war, wie schon gemeldet wurde, noch auf drei Mona te mit Proviant versehen. Die Festung ist von Essad Pascha übergeben worden gegen die Zusicherung, daß seine Ansprüche auf den albanischen Thro» von Mon tenegro und Serbien unterstützt würden, er hingegen die Abtretung von Skutari an Montenegro zugebe» müsse Wien, 28. April. Von unterrichteter Seite wird mitgetcilt, es sei vollkommen sicher, daß Skutari nicht im Kampf gefallen ist, sondern daß die Fe stung noch mit Lebensmitteln und Mu»ition für ö. Wochen versehen war und auch der Geist der Truppen nicht gelitten hatte und die Uebergabe das Resultat von Verhandlungen mit Essad Pascha war. Die Mel dungen verdichten sich immer mehr, wonach Essad Pa scha mit König Nikolaus einen Pakt abgeschlossen hat, demzufolge er mit dem albanischen Teil der Besatzung abzog, um sich zum Fürsten oder König Albaniens pro klamieren zu lassen. Essad Pascha soll sich verpflich tet haben, den Drin als Grenze zwischen Montenegro und Albanien, anzuerkennen, Skutari aber den Mon tenegrinern zu übergeben. Tagesgeschichte. Deutschland. Rückkehr des Kaisers nach Pots dam. Der Kaiser ist nach mehrwöchiger Abwesenheit wieder in Potsdam eingetroffen, und empfing am Montag mittag kürz vor 1 Uhr den Staatssekretär von Jagow zu einem längeren Vortrage. - Der Kaiser und der „Imperator" Der Kaiser hat in einem Telegramm an Generolcu- rektor Ballin seinem Bedauern darüber Ausdruck ge geben, daß seine Zeiteinteilung ihm leider für die näch sten Monate nicht gestatte, an ehner Einweihungsfahrt des „Imperator" teilzunehmen. Der Kaiser hofft aber, spater eine Fahrt auf dem stolzen Schiffe nnt- machen zu können. Die vorübergehende Betriebsstö rung der Maschinen bezeichnet das kaiserliche Tele gramm als eine bei so großen Turbinenanlagen übli chen Kinderkrankheiten, deryn Behebung der vortreff lichen Vulkanwerft sicher schnell gelingen werde- Auch der Kronprinz hat Herrn Ballin telegraphisch iec» Bedauern über die Verschiebung der Probefahrt aus gesprochen, sowie die Hoffnung, daß die Verschiebung nur von kürzer Dauer sein möge. «utzland. Zum russischen R c kr u t e n ko n ti n g e n t. Kaiser Nikolaus hat das vom Parlament angenomme ne Gesetz über das Rekrutcnkontingcnt für 1013, nach dem in Rußland 455000 Mann für Heer und Flott: ausgehoben 'werden, bestätigt. Frankreich. Der französische Ministerpräsident für die natronale Verteidigung. Minister präsident Barthou hielt vor seinen Wählern im Olö- ron eine Rede, in der er unter anderem sagte: Fran- reich hat immer und hauptsächlich unter den jüng sten Umständen bestimmte Wünsche zugunsten des Welt friedens zum Ausdruck gebracht, aber die Nation muß gleichwohl für olle Möglichkeiten bereit dasteheu Viel gefährlicher als der Krieg ist die Furcht vor dem Krie ge, und furchtbarer als die Furcht vor dem Kriege ist die Niederlage. Deshalb ist es unerläßlich für die na tionale Verteidigung, Opfer zu bringen. — Enthüllungen über die Opiumsucht. Infolge von EnthüllungM über die unter den Offi zieren der Kriegsflotte wachsende Opiumsucht bcauf tragte der Marineminister den Seepräfekten von Ton lon, ihm schleunigst eingehenden Bericht zu erstatten und Maßnahmen zur Bekämpfung des Opiumka- sters vorzun hmen. Das Justizministerium will eine besondere Kommission einsetzen, die ein besonders wirk sames Strafverfahren zur Verfolgung der Besitzer Helm - licher Opiumkneiven und Opiumschmuggler ausorbeiten soll. Man glaubt aber, daß vorläufig die bestehenden Gesetze eine hinreichende Waffe bilden. Auch der Mi nister des Innern beschäftigt sich mit dieser Angelegen-