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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschliehl. des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Drucker für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. und Verleger: Emil Hannrbohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. ^7 »P» — LV. Jahrgang. — Mittwoch, de» 2. Oktober Felgenbreite. Tie nachstehenden Vorschriften werden hiermit in Erinnerung gebracht. Die Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg am 28. September 1912. Vorschriften für den Verkehr deS Lastfuhrwerks auf den öffentlichen Wegen. I. Bei allen auf den öffentlichen Wegen des hiesigen Verwaltungsbezirks — mögen sie Staatsstraßen oder andere dem öffentlichen Verkehr dienende Fahrstraßen, Forst- und Ge meindewege sein — verkehrenden Last und Frachtfuhrwerken muß der Beschlag der Radfel gen (d. h. der auf die Felgen gelegte Metallreif) bei einem Ladegewicht a) bis 2000 kx mindestens 7 em b) von 2000 Kgl bis zu 4000 kss mindestens 10 ein breit sein Mehr als 4000 kx dürfen nicht geladen werden. Für unteilbare größere Lasten ist rechtzeitig und zwar mindestens 3 Tage vor dem Transport die Genehmigung der Königli chen Amtshauptmannschast einzuholen. m Zuwiderhandlungen gegen die vorstehenden Anordnungen werden an dem Eigentümer des Fuhrwerks, an demjenigen, für dessen Erwerbsgeschäft oder in dessen Auftrag es in Dienst gestellt worden ist, und an dem Geschirrführer nach tz 366 Ziffer 10 des Reichsstraf gesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Die Landesbrandverficherungsbeiträge auf 2. Termin 1912 — 1 Oklober — sind nach ein und einem halben — 1'/, — Pfennig für die Einheit nebst den fälligen Stückbeiträgen innerhalb der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung hierher zu entrichten. Ortssteuereinnahme Schönheide. Mrs nMt lit AMt.. . Verschiedene offiziöse Auslassungen der letzten Zeit, wie ja auch die Rede des Grasen Berchtold, lassen deut lich erkennen, daß die allgemeine Weltlage eine Überb aus gespannte ist, und daß es leicht zu ernsten Berwick lungen kommen kann. Besonders bedrohlich hat sie sich aber nach den neuesten vorliegenden Depeschen gestal tet, nach denen Bulgarien und Serbien bereits mobil gemacht haben. Die Telegramme lauten: Sofia, 1. Oktober. Die Bulgarische Telegra- Phen-Agentur meldet: Infolge der in den letzten 2 Tagen eingetroffenen alarmierenden Nachrichten, be treffend Konzentrierung beträchtlicher türkischer Streitkräfte in der Umgebung von Adrianvpel und an der bulgarischen Grenze, sah sich die bulgarische Regierung, um jeder Eventualität zu begegnen, genö tigt, gestern die Mobilisierung zu proklamieren. Belgrao, 1. Oktober. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korr.-Bur.). König Peter hat die all gemeine Mobilisierung der serbischen Armee ange ordnet. Die Skupschtina ist für oen 4. Oktober ein- berusen. Das sind knappe Nachrichten, die nichts und doch fo vieles sagen. Es braucht nicht gleich angenommen zu werden, daß in den nächsten Tagen „dort hinte-n, weit in der Türkei, die Völker auseinanderschlagen". Mög lich ist es wohl immer noch, daß das Schwert in der Scheide bleibt. Immerhin tut man gut, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß in kurzer Zeit der Krieg unabwendbare Tatsache geworden ist. Was ein solcher Balkankrieg zu bedeuten hat, darüber ist man sich über all klar; er birgt keine geringere Gefahr in sich, als daß durch ihn ganz Europa zum Kampsfeld werden kann. Man nimmt als sicher an, entgegen in letzter Zeit aufgetauchter beschwichtigender Dementis, daß auch die griechische Regierung ihre Armee aus Kriegsfuß setzt. In ganz Griechenland sollen ja bereits seit zwei Ta gen unter dem Vorwande von Truppenverschiebungen und Manövern die Kriegsvorbereitungen begonnen ha ben. Und König Nikita? Nun, der ersehnte ja schon seit langem mit heißer Inbrunst den Augenblick, in dem es endlich losgehen möchte, „aus die Türken, auf die Heiden"; also Montenegro wird aus keinem Aall zu rückstehen, wenn es gilt, zur Büchse zu greifen. Doch das alles wäre nur der Balkanbrano an sich. Weit leuchtender glänzen die Farbe», des Kriegsbilires, das ganz Europa im Rahinen hält. Durch die „Ententen", Bündnisse — gleichviel ob Devenfiv-, ob Osfensiv-Bünd- nisse, im Kriegsfälle verschmilzt sich derartiges doch stehen sich die Mächtekoalitionen in ihren Balkaninte- resscn so schroff gegenüber, daß ein Zusammenprall im Fall« eines Krieges der Balkanstaaten unter sich fast unvermeidlich ist. Und schon machen sich auch hierfür leider die stärksten Anzeichen merklich fühl bar; Rußland, das iinmer aus diplomatischen Beweg gründen den Erhalter des Friedens aus dem Balkan spielte — auch es mobilisiert! Freilich tut es das noch unter dem Deckmantel einer Probe- Mobilisation, doch sind die Ziele zu durchsichtig, als daß man nicht darauf schließen dürste, daß Rußland mit Oesterreich-Ungarn zugleich auf dem Plane erscheinen will. Hier sei zu nächst das neueste Telegramm aus Petersburg wieder gegeben: Petersburg, 1. Oktober. Ein kaiserlicher Ukas, an» 8. September gegengezeichnet, welcher ge stern veröffentlicht wurde, befiehlt die Einberufung zu den Fahnen zwecks Probe-Mobilisierung der Re servisten von 22 Kreisen in den Gouvernements War schau, Wolhynien, Grodno, Kalisch, Lomsha, Mos kau, Piotrkow, Plozk, Radom. Dies Vorgehen Rußlands verschärft naturgemäß die Lage. Rußland ist mit Frankreich verbündet, Eng land steht zu Frankreich Notabene: oie beiden letz ten gegen Deutschland. Oesterreich hat gleich Ruß land eminent große Balkauinteressen und steht in die ser Beziehung gegen Rußland. Italien liegt mit der Türkei im Kriege. Deutschland hat durch Marschall von Biebersteins Arbeit mit der Türkei sehr freund schaftliche Beziehungen gewonnen. Also ein Ratten könig fast an Gegensätzen iin Dreibünde selbst, vor allem aber in ganz Europa. Derr Wirrwarr zu lösen, setzt vor Ausbruch etwaiger Feindseligkeiten aus dem Bal kan allein wichtige diplomatische Arbeit voraus. Ernst ist also die Lage, und ernst wird sie auch anfgefaßt in allen Regierungskreisen. In Wien denkt man n„t?r diesen Umständen ebenfalls an eine Mobilisierung. Von dort wird gedrahtet: » Wien, 1. Oktober. Die aus Sofia und Belgrad hier vorliegenden Nachrichten haben allge meine große Beunruhigung hervorgerusen, da man an nimmt, daß auch Oesterreich Ungarn zur Mo bilisierung gezwungen sein werde. Nach ei ner Meldung aus Budapest gilt nach dem „Pester Lloyd" ein Krieg als unvermeidlich, da di; Balkansöderation: Serbien, Bulgarien, Montenegro, Griechenland die Einführung einer Autonomie für Ma zedonien und Alt-Serbien verlangen, was seitens der Türkei bestimmt abgelehnt werden dürfte. Da ande rerseits die Mächte leinen Einfluß besitzen, um die Tür kei zu einem Nachgeben nach oieser Richtung zu zwin gen, so hält der Sofioter Korrespondent des „Pester Lloyds" es für zweifellos, daß ein Krieg unabwendbar erscheine. Der private Tepes chcnverkchr mit Sofia ist unterbunden; auch die tele - sonische Verbindung zwischen Budapest und Sofia ist ausgeschaltet. Der Ernst dieser Meldungen läßt sich nicht mehr bestreiten. Immerhin aber darf, und das sei hier nochmals gesagt, die Hoffnung nicht aufgegeben wer den, daß es zu solch erschütternden Konflikten nicht kommt, daß auch auf dem Balkan selbst die Ruhe nicht gestört wird. Doch das eine steht fest: Mars ver sucht zu regieren. l^. Tagesgeschichte. Deatschlan». D ie K a iserm an öv e r solle»» im nächste»» Iah re zwischen dein 5. und 6. Armeekorps stattfinden, also zwischen den Schlesiern »nd Posenern. Wen,»» von der Zusammenziehung größerer Truppeunlassen Abstand ge nommen wnrde, so geschah das, »veil erst die Erfahrnng, die man bei den diesjährigen Kaifermanövern gemacht hat, wo vier Armeekorps in Aktion waren, nachprüfen will. Speziell sollen die neuen technischen Erfindungen, die diesmal in hervorragender Weise zur Anwendung gelangt sind, ganz genau daranshin einer Untersuchwng unterzogen werden, wie weit eine Verbesserung und Vervollkommnung für den Kriegsfall möglich ist. Sv viel ist sicher, daß bei den Kaifermanövern im nächsten Jahre die Flugzeuge noch mehr zur Verwendung kom men. Die Bataillone der Fußtruppen des 5. und 6. Ar meekorps sollen durch Einziehung von Reservisten auf eine Ausrückstärke von 700 Unteroffizieren und Ge meinen gebracht werden. Die Kommandierenden der beiden Armeekorps von Strantz und von Pritzelwitz ha den ja noch nicht Gelegenheit gehabt, in der Eigenschaft als Kommandierende sich vor dem Kaiser vorstellen zu können Beiden geht bekanntlich der Ruf als außer ordentlich umsichtige u. weitschauende Heerführer voran. Zur F l e i s ch l e u e r u n g. Die hier und da cmsgetauchte Annahme, daß zur Erledigung des dein Bundesrat vorliegenden Gesetzentwurfes, betr. die teil weise Rückvergütung des Eingangszolles für Fleisch, eine vorzeitige Einberufung des Reichstages nötig sei, wird in Berliner unterrichteten Kreise»» als irrig ange sehen. An der Annahme des in Rede stehenden Ge setzentwurfes durch den Reichstag wird in Regieruugs- kreisen nicht gezweifelt. Da den vorgeschlagenen Be stimmungen aber rückwirkende Kraft gegebei» werden soll, und zwar vom l. Oktober d. I. ab, so würde der Zweck des Gesetzentwurfes, die Erleichterung des Fleisch bczuges aus dem Auslande auch erreicht werden, wem» das zustimmende Votum des Reichstages erst in der re gelmäßigen Tagung des letztere»» erfolgt. Mandatsniederlegung des Abgeord nete»» Kämpf. Wie von gutunterrichteter Seite mit geteilt wird, hat sich der Vertreter des ersten Berliner Wahlkreises iin Reichstage und Präsident des letzteren, der freisinnige Abgeordnete Käinpf, nun doch entschlos sen, sein Mandat niederzulegen. Herr Käinpf hat be kanntlich ir» der Stichwahl mit nur !) Stimme»» Mehr heit gegen den Sozialdemokraten Düwell gesiegt. Aus einen sozialdemokratischen Protest hin beschloß der Reichstag, Erhebungen über die Wahl anzustellen. Die Mandatsniederlegung des Herrn Kämps würde außer der Nachwahl für den Reichstag die Notwendigkeit ei ner neuen Präsidentenwahl ergeben. — Der Gesundheitszustand des Prinz- re g c n t e n. Ueber den Gesundheitszustand des Prinz regenten Luitpold wird dem Hirsch'schen Telegr.-Bureau von gutunterrichteter Seite aus Berchtesgaden folgen des berichtet: Der Prinzregcnt sieht erstaunlich gut aus und ist überraschend lebhaft und aufgeräumt. Er raucht nach wie vor täglich sehr viel und starke Zigarren und unterhält sich angelegentlichst »nit seinen Hofcavalieren. Beim Gehen muß der Regent gestützt werden, die Trep pe wird er heruntergetragcn und in den Wagen geho ben, da die Füße häufig ihren Dienst versagen. Bei der» Ausfahrten zeigt er sich guter Dinge und winkt den Grüßenden stets lebh »st zu. Der Prinzregent liest noch selbst die Zeitung oder läßt sic sich voriejen und ist sehr ungehalten, wenn er in oen Zeitnngeu Alarmüach,rich ten über sein Befinden entdeckt. Der Gewährsmann des Hirsch'schen Telegr.-Bureau hatte Gelegenheit, sich selbst von dem glänzenden Aussehen des Regenten zu überzeugen. Es besteht jedenfalls für den Augenblick keinerlei Besorgnis für oas Leben desselben. Deutsche Kolonien. Eine deutsche Patrouille in Süowcst afrika ermordet. Wie aus Südwestasrika amtlich gemeldet wird, ist am 27. September auf einem Patrouillenritt am A»u>b, westlich Hunirob der Reiter- Müller von der 9. Kompagnie der Kaiserliche»» Schutz truppe erschossen worden. Der Gefreite Strauch wird seit demselben Tage vermißt Anscheinend handelt es sich um einen Zus »mmenstoß mit Eingeborenen. Nähere Nachrichten fehlen noch