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Amts- und Knzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung Bezugspreis Vierteljahrl. IN. 1.50 einschlietzl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Vellage .Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvo ten sowie bei allen Keichspostanstalten. sirr Eibenstock, Larlsfelb, Hundshübel, Neuhei-e, GbersMtzengrün, Zchönheide, 5chönheiderhammer,5osa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Tel^Kdru Amtsblatt Drucker und Verleger: Emil Hannedohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. —-—n -SS--------».«--—»-- - n.«— s». Iahv-avg. -^1 .-n- «8. Dmstaq, dc« 30. April ISLL. Die Arbeiterzählung hat in diesem Jahre am 1. Mai zu erfolgen. Alle Gewerbetreibenden und Unternehmer hier, denen Zählbogen zugestellt worden sind, werden aufgefordcrt, die Vordrucke bis zum - 4. Mai dieses Jayres vorschriftsmätztg ansgefüllt und reinlich an Natsstelle — Polizeiregistratur — wieder abzugeben. Bei Ausfüllung der Zählbogen find die aufgedruckten (»rlänterungen genau zu beachten. Stadtrat Eibenstock, am 17. April 1012. „Genossen" als Streikbrecher. Ein Schauspiel für Götter hat es in den sozial demokratischen Kreisen der thüringer Residenzstadt Go tha gegeben, über das in ganz Deutschland weidlich ge lacht worden ist. Im dortigen sozialdemokrati schen Volkshause haben am Ostersonnabend die Kellner wegen ungenügenoerEntlohuung, was sonst in der Sozialdemokratie mit „Hungerlöhner" be zeichnet wird, und wegen sonstiger Beschwerden die Ar beit niedergelegt. Um nun den Betrieb aufrechtzuerhal ten und die Ostereinnahme zu retten, nahmen die sozial demokratischen Arbeitgeber, die Mitglieder der das Bolkshaus leitenden Verwaltung, unter ihnen der Laud- tagsabgeordnete Hildebrand, selber tue Serviette unter den Arm und versahen Kellnerdienste, oder, um in der Sprache der Sozialdemokratie zu reden, sie or ganisierten den Streikbruch. Bei Streikausbrüchen lautete nun bisher die sozial demokratische Parole: Unbedingte Unterstützung der Streikenden, Ausstellung von Streikposten, Beschimp fung. Handgreiflichkeiten und sonstiger Terrorismus für „Streikbrecher". In Gotha aber haben die „Genossen" selbst sofort gegen die Streikenden Front gemacht und den Streik lahmgelegt. Nun sollte man meinen, daß das sozialdemokratischeOrganinGotha, das „Volksblatt", sich auf die Seite der streikenden Kellner gestellt und den Unternehmern, welche die Forderun gen ihrer Angestellten schroff zurückwiesen, gehörig den Text gelesen hätte. Aber das Gegenteil war der Fall. Das „Volksblatt" vertratganzosfenherzigden „brutalen Unternehmerstandpunkt" und kan zelte d'ie Kellner, die ebenfalls waschechte „Genossen" sind, wie folgt ab: „Eine kopflose Arbeitseinstellung der Kellner hätte das „Volkshaus zum Mohren" während des starken Besuchs der Feiertage bald in Verlegenheit gesetzt, wenn nicht die Genossenschaftler Solidarität gegenüber dem Volkshaus geübt und die Arbeit selbst gemacht hät ten Es ging auch so, und von sehr vielen Besuchern wurde sogar mit Genugtuung sestgestellt, daß sie noch nie so pünktlich und zuvorkommend bedient worden seien, als während dieser kellnerlosen Tage. Wir beabsichtigen nicht eine Geschichte dieses „Streiks" zu geben: denn in einer Versammlung soll eingehend die Ursacyc des Kon flikts dargelegt und ihre Meinung über dieBerechtig- ung resp. Sinnlosigkeit des ganzen Vorge hens eingeholt werden Wir haben schon ein gangs bemerkt, daß trotz der Despcradopolitik unserer Kellner die Bedienung nicht nur nichts zu wünschen übrig gelassen hat, sondern vorzüglich war." Und an einer anderen Stelle wird der Streikbruch „Ar beit aus Idealismus" genannt und den strei kenden Kellnern „Stank" und anderes, was sonst noch das sozialdemokratische Schimpflexikon bietet, vcrge- worfen. Das alles klingt wie ein Hohn aus die sonstigen sozialdemokratischen Lehren über den Streik. Das Schönste aber ist, daß die sozialdemokratischen Kellner sich als gelehrige Schüler der Sozialdem ikratie er- wiesen, die überall, wo cs gegen bürgerliche Betriebe geht, genau die von den Kellnern geübte Streiktal- tik verfolgt. Sie wählten nämlich zur Stellung ihrer Forderungen den Vorabend des Osterfestes, also nach gewerkschaftlichen Begriffen den Zeit punkt, der ihnen den meisten und raschesten Erfolg versprach. Das hätte das Gothaer Ge nossenblatt doch nur loben müssen Statt dessen aber schreibt es: „Es war nur natürlich, daß sich die Ver handlungen zerschlugen. Die Gesellschafter konnten sich mit dieser in der Arbeiterbewegung ganz neuen, aber in den Abruzzen seit Jahrhunderten geübten Taktik: „Die Börse oder das Leben" nicht befreunden. Was also bisher als Kampfmittel der Arbeiter bewegung heilig gehalten wurde, ist nun mehr „Abruzzen-Taktik", wer höheren Lohn fordert unter Androhung ivfortiger Arbeits niederlegung, handelt wie ein Räuber, der die Börse oder das Leben fordert? Ja, wenn es sich um einen bürgerlichen Arbeitgeber gehandelt hätte, oann hätte das edle „Volksblatt" die streikenden Kellner in den bekannten sozialdemokratischen Phrasen angefeucrt und zum Acußersten gehetzt; hier aber richtete sich der Streik gegen einen sozialdemokratischen Arbeitgeber ja, Genossen, dasistganz was anderes' Fürwahr, der Kellnerstreik im Gothaer Volkshrus mit den Genossen als Streikbrechern ist ein Schauspiel für Götter. Tagesgeschichte. De«tschla»d. — Der Zusammenstoß Erzberger-Hee- ringen in der Norddeutschen. In ihrer Wo chenschau kommt die Nordd. Allg. Ztg. mit folgenden Sätzen auf oen Zwischenfall Erzberger-Herringen zu rück: „Starke Erregung verursachte oie Auseinander setzung des Kriegsministers mit dem Abgeordneten Erz berger über die in der Duellaffärr des Oberarztes der Landwehr Sambeth ergangene Kabinettsorder. Die An gelegenheit wird, wie der Kricgsminister in seiner Er klärung im Reichstage mitteiltc, in der Kommission den Gegenstand weiterer Erörterungen bilden. Wir wollen diesen Erörterungen nicht vorgreifen, müssen aber schon jetzt Verwahrung gegen die heftigen, in der Form und in der Sache weit über das Ziel hinausichießenden Angriffe aus die Kabinettsorder uno auf die Person des Kriegsministers einlegen." Unternehmertanz nach sozialdemo kratischer Pfeife. Ein krasser Fall des gewerk schaftlichen Terrorismus ereignete sich, wie das Westpr. V.-Bl. meldet, aus den Danzig Rückfortcr Sägewerken iG. m. b. H.): „Dort herrscht der sozialdemokratische Transvortarbeitcrverband und hat schon früher nicht wenige christlich und national gesinnte Arbeiter in seine Organisation hineingcpreßt. Nunmehr glaubten die ro ten Helden, einen Hauptschlag führen zu müssen. Sie legten die Arbeit nieder, um von der Direktion die Ent lassung der christlich organisierten und der unor ganisierten Arbeiter zu erzwingen. Es han delte sich um etwa fünfzehn Mann. Auch 2 Ar beiter, die mit ihrem Beitrage an die rote Gewcrkschafts lasse im Rückstände waren, wurden aus die Proskrip- tionsliste gesetzt. Direktor Kircheis wollte sich den Be trieb nicht stillegen lassen, beugte sich vor oen sozialde mokratischen Machtmitteln und entließ die christlichen Arbeiter Darauf nahmen die roten Freiheitshelden die Arbeit wieder auf." Auch solche Vorkommnisse soll ten bei den Erwägungen über einen besseren Schutz der Arbeitswilligen berücksichtigt werden. — Unsere Marine im Auslanoe. Natur gemäß kommen von allen Teilen unserer bewaffneten Macht die Angehörigen der Flotte am meisten mit un seren deutschen Stammesgenossen jenseits des Ozeans in Berührung. Hier finden sie überall, wo sie die schwarz-weiß-rote Kriegsflagge vertreten, ow herzlich ste, vielfach begeisterte Aufnahme. In welchem Maße unsere wehrpflichtige, seetüchtige Jugend von dem Aus landsdienst angezogen wird, wie gern sie draußen ihren Gesichtskreis, ihre Welt und Menschenkenntnis erw?i- tert, erhellt daraus, daß sich im Jahre 19l i für die Motrosenartillerieabteilung Kiautsch u 72 Prozent und sür die Marineinfanterie in Tsingtau 46 Prozent aller- Eingestellten als Freiwillige gemeldet haben. Im Ok tober jedes Jahres erfolgt die Einstellung der Rekru ten sür die Stammabteilung der Matrosenartillerie abteilung Kiautschou in Cuxhaven und für das 3. Stammseebataillon der Marineinfanterie in Wil helmshafen. Nach der ersten infanteristischen Ausbil dung, die während der Wintermonate noch in der Hei mat vor sich geht, wird im Jann ir oie Ausreise nach Ostäkien angetreten. Ein großer Transpvrtdampfer führt die Mannschaft dann durch das Mittelmeer über Colombo, Hongkong und Shanghai nach dem ostasia tischen Schutzgebiet. In Tsingtau wird der Rest der Dienstzeit absolviert. Bei den dort bestehenden Teue rungsverhältnissen wird den dienkHsUchtigen Militär Personen außer Löhnung und Verpflegung eine Ta geszulage von 0,5k) Mark gewährt. Italien. Die D ard an ellen a kti o n. We der Tu riner Standard ersahren haben will, soll das italieni scbc Geschwader Sonnabend wieder den Hafen von Ta- rcnt verlassen haben, und nach dem Aegäischrn Meer abgegangen sein, um daselbst sofort bi? Operation-ui wieder auszunehmen. Frankreich. Die franco-spanische» Verhaiiolu» gen Im Ministerrat erklärte Poincare, daß die fran zösisch-spanischen Verhandlungen an einen, gefährlichen Wendepunkt angelangt seien, und daß man de« Abbruch der Verhandlungen in Aussicht nehme. Holland. -- Der italien isch-s r a nzö fisch e Zw i sch ett- selt vor dem Haager Schiedsgericht. Die französische und italienische Regierung haben nach ge genseitigem Einvernehmen die Mitglieder des Schieds gerichts bezeichnet, die den Konflikt wegen der Beschlag nahme der französischen Postdampfer „Ehartage" und „Manuba" zu schlichten haben. Das Schiedsgericht stellt sich zusammen: aus dem italienischen Abgeordneten Ku sinato, dem Gouverneur der Provinz Upsala, Hammer stieeld. dem Direktor des Auswärtigen Amtes in Berlin Kriege, Regnault-Paris und dem russischen Staatsraie Baron von Taube. Türkei. Ausweisung von Italienern aus oer Türkei. Ein kaiserlicher Erlaß verkündet die Entschei düng des letzten Ministerrates, wonach e'ne große An zahl von Italienern aus der Türkei ausgewiesen wer den Man bringt diese Ausweisungen mit de» Vorgän gen i» den Dardanellen in Zusammenhang. Afrika. WirdMulay H a f i d a b d a i, k c » ? Während der Protektorats-Vertrag an, 4. April veröffentlicht worden ist, hat man sich in Fez bemüht, ihn möglichst lange geheim zu halten. Am 30. März hatte der Sul tan seine Unterschrift gegeben, aber niemand außerhalb des engen Kreises der nächsten Mitwisser erfuhr, daß das Ereignis sich vollzogen hatte. Vom Sultan wur den alle Besucher außer der französischen Gesnwtschaft und seinen nächsten Vertrauten ferngchalte«. Erst als die „Depeche Marocaiue" mit dem Text des Vertrages in Fez cintras, war das Geheimnis nicht mehr zu wah re». Der Sultan soll seine Unterschrift nur mit der Absicht gegeben haben, abzuoanken. Es soll ihn, eine Pension von einer Million Francs uno einige» hundert tausend Francs für seine Hofhaltung zvgcsichert wor den sein. An, 17. sollte die Reise nach Rabat und von Ida nach Paris »»getreten werden. Eine reiche Sammlung von Geschenken für die französischen Minister im Werte von 59" 000 Peseten soll bereits abgcgangen sein. Nach zweimonatigem Aufenthalt in Paris gedachte der Sultan nach Marokko zurückzukehren und seinen Wohnsitz in Tanger zn nrbmcn, wo er Grund und Boden besitzt. Auf den Tb.ron wollte er zugunsten seines dreijährigen Soh ncs Mulay Dris verzichten, der unter der R'gentschaft von Mokri in Rabat installiert werden sollte. Mohammed der Einäugige. Mcldu:, gen aus Melilla bestätigen, daß einige Stämme dc» Bru der des Sultans Mulay Hasid, Mulay Mohammed den Einäugigen, zum Sultan ausgernsen haben. «»erika. Ein Deutscher ermordet. Die Nachricht ton der Ermordung eines deutschen Ingenieurs, v. Wahl, in Paraguay ist amtlich bestätigt. Ob die Bc glciter des Ingenieurs ebenfalls umgelommen sind, da rüber ist noch nichts bestimmtes zu erfahren. Das deut sche Auswärtige Amt hat sofort bei der Landesregie» rung die in solchen Fällen erforderliche« Schritt? eingr- leitet Ein Sieg Roosevelts. Nach erbittertem Kampf trug Roosevelt bei der Delegitrtenwahl im Staa