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Amts- und Änzeigeblatt Mr den klmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 «inschliehl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Vellage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Amtsblatt. Drucker kür Eibenstock, Larlsfeld, flundshübel, ^UUvvlUll Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, SchöMidertzammer,Sosa,UntersWtzengran,WUdenthalusw. Fernsprecher Nr 210. und Verleger: Sani Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. 8L 1»LS -n 5V. Jahrgang. — Mittwoch, dm 10. April Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommen- «nb ErgLninnassteuer- einschähung den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmungen in 8 46 des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juli 1900 bez. 8 28 deS Ergänzungssteuergesetzes vom 2. Juli 1902 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufge fordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme zu inelden. Carlsfeld, den 6. April 1912. Der Gemeindcvorstnnd. Die Handhabung des Jesuitengesetzes. Der Geheimerlaß der bayerischen Regierung über den Vollzug des Jesuitengesetzes wurde in dvn Blät tern aller Parteirichtungen lebhaft diskutiert und ver anlaßte den Reichskanzler noch vor seiner Abreise nach Korfu, in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung er klären zu lassen, daß diese Angelegenheit von der al lein dazu berufenen Stelle einer Prüfung unterzogen werden soll. Herr von Bethmann-Hollweg hat also die Absicht, sich mit dem Kaiser eingehend über die Sache zu unterhalten, sodaß man nach seiner Rückkehr wei teres erfahren wird. Inzwischen hat aber das offi ziöse Regierungsorgan sich auch eingehend Iber die Handhabung des Jesuitengesetzes ausgelassen, vermut lich gleichfalls noch nach Rücksprache mit dem Reichs kanzler, der sich an diesem Tage aus der Durchreise in München aufhielt und dort einige Stunden in der preußischen Gesandtschaft verweilte. Das Kanzlervr- gan stellt einen sehr wesentlichen Unterschied zwischen dem bayrischen Geheimerlaß und der preußischen münd lichen Weisung fest. Darnach ist den Oberpräsiden- ten nach Aufhebung des 8 2 oes Jesuitengesetzes, der den Behörden die Befugnis zur Ausweisung ausländischer und zur Internierung innländischer Jesuiten auf Grund ihrer Eigenschaft als Jesuiten erteilte, empfohlen wor den, jede Verschärfung des gegenwärtigen Standpunk tes nach Möglichkeit zu vermeiden. Weiter ist den Ober- Präsidenten erklärt worden: „Als verbotene Ordens tätigkeit sei auch weiterhin, entsprechend der Entschei dung des Obcrverwaltungsgerichtes vom 8. Mai 1900 das Halten von religiös wissenschaftlichen Vorträgen durch Jesuiten anzusehen. Unter die hiernach verbo tene Ordcnstätigkeit fallen selbstverständlich auch die so genannten Konfereuzvorträgc und alle priesterlichen Handlungen, die zum Zwecke vorübergehender Aushilfe in der Seelsorge vorgenommen werden. In Preußen ist stets daran fcstgehalten, daß zwischen der Ordens- tätigkeit der Jesuiten und anderen priesterlichen Funk tionen derselben ein Unterschied nicht zu machen fei." Diese Weisung ist bereits im Jahre 1904, als der § 2 des Jesuitengesetzes aufgehoben war, an die preußh scheu Oberpräsidenten ergangen. Ob sie lurz vor der? letzten Neichstagswahlen erneuert worden ist oder nicht, darüber gibt die Norddeutsche Allgemeine Zeitung keine Auskunft. Allerdings erklärt sic ausdrücklich, daß in der Anfsassung der preußische» Regierung keine Aendcrung eingetreten sei. Der preußische Minister präsident ist wlso nach wie vor der Ansicht, daß Kon ferenzvorträge der Jesuiten mit oem gegenwärtigen Rechtszustand sich nicht vereinbaren lassen. Demge mäß müßte eigentlich Herr von Bethmann-Hollweg, der nicht nur preußischer Ministerpräsident sondern auch Reichskanzler des Deutschen Reiches ist, sich in der letzte ren Eigenschaft mit iur bayrischen Regierung im Sinne der offiziösen Erklärung auseinandcrsctzen. Das wird er aber erst wohl dann tu», wenn 'er ''mit der berufe nen Stelle in Korfu Rücksprache genommen hat. Die „Gcrnrania", das Berliner Zentrumsorgan, vertritt die Ansicht, daß es sich hier um Ausführungsbestimmun gen der preußischen Regierung handelt, zu denen sie sich als Landespolizeibehörde berechtigt glaubt, daß aber die bayrische Regierung als Lanvespolizeibehörde in gleicher Weise berechtigt sei, für ihren Bezirk Aus fuhr ungsbestimmungen zu treffen, die bei Wahrung des materiellen Inhaltes des 8 l des Jesuitengesetzes eine andere Handhabung empfehle, die etwas mehr „milde und versöhnlich" erscheine, als die preußische Regier ung an die Oberpräsidenten. Der bayrische Jesuiten erlaß stehe durchaus nicht im Widerspruch znit den ge setzlichen Bestimmungen, die bayrische Regierung habe auch deshalb eine Nachprüfung nicht zu fürch ten Nichtsdestoweniger wird man allenthalben mit lebhaftem Interesse dem Resultat dieser Nachprüfun gen t utgegensehen können. Tagesgeschichte. Deatschla«». — Der Reichskanzler beim Kaiser. Der Kaiser begab sich Sonnabend nachmittags 5 Uhr HO Minuten vom Schloß Achilleion im Automobil zur Stadt Korfu, ging dann an Bord der „Hohenzollern", um dort das Einlaufen der „Kolberg" abzuwarten. Die „Kolberg" mit dem Reichskanzler an Bord lief nach schneidiger Fahrt von Brindisi nachmittags um 6 Uhr im Hafen von Korfu ein. Der Kaiser hat den Reichs kanzler eingeladen, mit ihm die Osterfeiertagclm Achil leion, das dieser noch nicht kennt, Fu verleben. Kaiser Wilhelm empfing den Reichskanzler auf der „Hohen- zollern", begab sich dann mit ihm im Automobil nach dem Achilleion, in der Stadt überall herzlichst begrüßt. Bei der Abendtafel saß der Kaiser zwischen Prinzessin August Wilhelm und dem Reichskanzler. Neben diesem saß Fürst zu Fürstenberg. — Besetzung der Ost grenze mit Flie ge r st ati o n c n. Es ist jetzt bestimmt worden, daß wie die Westgrenze auch die Ostgrenze nuferes Rei- es mit Fliegerstationen nach und nach besetzt werden soll. Augenblicklich sind folgende Städte dafür auser sehen. Breslau, Graudenz, Posen und Thorn. Be kanntlich befindet sich in Thorn auch ein großer Kriegs luftschiffhafen. Bon anderen Städten, die weder an der Ost- noch an der Westgrenze liegen, ist Koch Köln zu erwähnen, da auch hier eine Fliegerabteilung un- tergcbrachr werden soll. Es bestehen im allgemeinen über die neuaufznstcllende Fliegertruppe die Absich ten, sie so zu verteilen, oaß jedes Armeekorps und jede, größere Grenzfestung eine FUcgerabtcilung er halten wird. Infolge der fortlaufend für die Heeres verwaltung veranstalteten Städtesammlungen zur Beschaffung von Flugzeugen sowie infolge der sehr energischen und intensiv - wenn auch ohne jede Re klame — betriebenen Ausbildung einer großen Reihe von Offizieren zu Militärfliegern wird diese Flic gerzutcilung großen Stils nicht mehr lange auf sich warten lassen. Der deutsche Reichstag hat am 5. 'Dezem ber 19l l eine einschneidende Aenderung der Reichs gewerbeordnung beschlossen. Diese Aenderung tritt am 1 April 1912 bereits in Kraft. Darnach erhalten die Gemeinden das Recht, für alle erwerbstätigen weib lichen Personen unter 18 Jahren hauswirtschaftliche Pflichtfortbildungsschulen zu errichten. Die hiesige Orts gruppe des deutsch-nationalen Handlungsgehilfen Ver bandes hat daher eine Eingabe an die städtischen Bc Hörden gerichtet und gebeten, ausgrund der neuen Fas sung des 8 120, Abs. III, der R. G. O. verbindlichen Haushaltsunterricht für alle erwerbstätigen Mädchen unter achtzehn Jahren einzurichtcn. In der Eingabe ist darauf hingewiesen worden, daß die steigende An teilnahme der Mädchen an fast allen Erwerbsgebietcn eine gründliche hauswirtschastlichc Unterweisung aus Gründen der Volkswohlfahrt dringend erforderlich mache. Gerade dieser Mangel an häuslichen Kenntnissen sei es gewesen, der die verbündeten Regierungen und den Reichstag zur Erweitermng der gemeindli chen Befugnisse veranlaßt hätte. — Ein Parsavalkreuzer für Japan. Ein in letzter Woche fertiggestellter Luftkreuzer Parseval 13 wurde, wie der „Saale-Zeitung" gemeldet wird, von der japanischen Regierung angetauft. Oesterreich-XxOar*. — Khuen Hedervarys Rücktritt bevor stehend. Die Nachrichten aus Ungarn lauten an dauernd recht ungünstig. Allgemein gilt der Rücktritt des Grafen Khuen Hedervary als bevorstehend. Im Zusammenhang mit dieser Tatsache wird weiter be richtet, daß der Kriegsminister von Alffenberg in die sen Tagen seine Demission geben wird ^Esische Anleihe. Rußland hat ftch dem Vieimlächte-Konsortmm für die Ausgabe einer Anleihe zur Reorganifation Elnnas angefchlofsen und die Bedingung gestellt, daß die Anleihe in keiner Weise die Sonderinteressen Rußlands in der Mandschurei und Mongolei, sowie im westlichen China verletzt, und daß die Anleihebedingungen nach ihrer Ausarbeitung durch die Fmanzgruppen den interessierten Regierungen zur Begutachtung vorgelegt werden. England. Des Streikes Ende. Die Konferenz des Grubenarbeiterverbandes hat Sie Empfehlung des Exe kutivkomitees, daß die Arbeit zwecks Beendigung des Streiks wieder ausgenommen werden soll, mit 140 ge gen 125 Stimmen angenommen. Damit hat der eng lischt Kohle-nstreik sein Ende gesunden. Spanien. Beendigung der sranzöjisch spani schen Verhandlungen. Ministerpräsident Cana- lejas teilte im Ministerrate mit, oic Antwort Frank reichs werde Donnerstag »ach der Rückkehr des Bot schafters Geoffray der Regierung übermittelt werden Die Negierung hoffe, daß die Verhandlungen bis Ende dieses Monats noch vor oem Zusammentritt der Cortes zum Abschluß gelangen werde». Afrika. I t a li e n i s ch e T rn pp e u exp e d i t i o n. Die Italiener haben am Sonnabend eine Expedition nach Zuarn entsandt, um die Stadt zu besetze» und zu ver hindern, daß dort Kricgskcutcrbande an die Türken gesandt wird. Sturmzeichen in Marokko. Wie aus Fez gemeldet wird, hat die Nachricht von der Unterzeich nung des Protektoratsverirages bei der Bevölkerung eine kühle Ausnahme gefunden. Im Landesinncrn ist die Unterzeichnung noch nicht bekannt. Da die Gä rung unter den Stämmen schon jetzt eine allgemeine ist, so hält man es für möglich, daß die Ankündigung des Protektorats die Lage noch verschlimmert Die Mi litärbchördcn treffen bereits die erfordMichen Maß nahmen. General Ditte ist mit einer Kolonne von Suk el Arba nach dem Zcmmnrgebiet ausgcbrochen. Im Palast des Sultans hat die Unterzeichnung des Protektoratsvertrages einen ziemlich schlechten Ein druck hervorgerusen. Sehr auffällig klingt es auch, daß Sultan Aulay Hafid Vorbereitungen zur Abreise von Fes nach Rabat trifft, daß auch Gesandter Regnault seine Koffer Packt. Es heißt ferner, daß der Sultan w eiterhin eine Reise nach Paris machen werde Persien. Die Aufregung unter den Stämmen in der Gegend von Sefrn hat sich noch inchi gelegt. Die Führer der Stämme dürften sich binnen kurzem über etwaige neue Angriffe verständigen. Unter gewissen Stämmen ist das Gerücht verbreitet, Mul iy Hafid fei französischer Gefangener in Fez Dieses Gerücht gibt der Erregung neue Nahrung. Amerika. T r n p p e n e n t sen d u n g e n gegen die me xikanischen Rebellen. Wie der „New-Uork He- rald" meldet, ist ein Trupp von 1500 Mann Unter Be fehl des Generals Huerta von Torreon bis in die Ge gend von Esalon vorgcdrnngcn. Die Stadt Parral, die in die Hände der Rebellen' gesallen ist, .hat infol ge der Schlacht, welche zwei Tage andanerte, viel ge litten Die Glocke der Kathedrale wurde durch eine Granate zerstört; eine andere Granate traf das Haus des Amerikaners Long, in welches sich mehr ere Personen geflüchtet hatten Drei Personen wurden getötet. Niederlage der Sozialdemokraten in den Vereinigten Staaten. Die allgemeine Nie derlage der Sozialdemokratie in den Bereinigten Staa ten hat großes Aufsehen erregt. In Milwaukee, der Stadt, in der die Sozialdemokraten seit mehreren Jah ren am Ruder stehen, ist mit stber dreiviertel Stimmen mehrheit gegen die Sozialdemokratie gestimmt worden. Es ist dies die Folge der mangelhaften Verwaltung wäh rend dieser Jahre. Die Finanzen waren vollständig heruntergewirtschaftet Ein großer Teil der Bevöl