KAMENZ - KÖNIGSBRÜCK BEMERKUNGEN ZUM VERHÄLTNIS VON BURG, STADT UND STRASSE WÄHREND DES MITTELALTERS Von Steffen Herzog Problem Der Stand der Stadtgeschichtsforschung erfordert, in zunehmendem Maße das Augenmerk auf kleinere Städte zu richten und systematisch einen neuen bzw. präzi sierten Erkenntnisstand zu erarbeiten (vgl. Fritze 1986). 1 In der Oberlausitz beruht er zum heutigen Zeitpunkt in einer Reihe von Positionen auf den Ergebnissen von vor 1945, in der Zusammenfassung bereits ausformuliert von W. Jecht (1919). Jün gere Untersuchungen (Reuther 1961; Blaschke 1970 b; Geschichte der Sorben 1977; Czok 1982) stützten sich vorwiegend auf die städtische Entwicklung Bautzens, Görlitz’ und mit Einschränkung auf Zittau. Allerdings wurden auch hier nur be stimmte Probleme ausgewählt. Die Aufhellung regionaler Besonderheiten der Stadtgeschichte im Rahmen der allgemeinhistorischen Entwicklung kann künftig nur durch ein interdisziplinä res Herangehen erreicht werden, d. h., eine interdisziplinäre Zusammenschau der Erkenntnisse der verschiedenen an der Frühgeschichtsforschung beteiligten Wissen schaftsdisziplinen, verbunden mit der kritischen und zugleich konstruktiven Anwen dung historisch-topographischer Arbeitsmethoden. Mediävistik und Archäologie sollten die Hauptakzente setzen und durch die Disziplinen der Siedlungskunde und -geographie, Namenkunde, Kunst- und Baugeschichte, Numismatik und Patrozinien- künde ergänzt werden. Jede dieser Teildisziplinen hat ihren entsprechenden Ge genstand und spezifische Methoden, was dazu geführt hat, daß eine allgemeine Inter pretation, die alle Einzeldisziplinen erfaßt hat, bisher kaum zustande kam. Burg, Stadt und Straße und ihr jeweiliger Bezugsraum (Territorium) sind in ihrem Wesen aufs engste miteinander verknüpft, sie bildeten sich in gegenseitiger Bedingtheit heraus. Ihr Verhältnis zueinander wandelte sich mit der fortschreitenden sozial ökonomischen Entwicklung, wenn auch die feudalen Gegebenheiten über Jahrhun derte im wesentlichen noch erhalten blieben. Wir dürfen allerdings im Verhältnis von Burg-Stadt-Straße keine historische Kategorie sehen. Der Zusammenhang und das Spannungsfcld, die Wechselwirkung 1 Der vorliegende Beitrag entstand auf Grundlage der Dissertationsschrift des Verfassers über „Das Verhältnis von Burg - Stadt - Straße in Kamenz, Königsbrück und Weißenberg während des Mit- telalters" (Pädagogische Hochschule Dresden 1986). Aus Gründen der Seitenkapazität dieses Ban des mußte der Inhalt stark gekürzt werden, wobei auf die Darlegungen zu Weißenberg vollstän dig verzichtet wurde. Die angegebenen Quellen und die Literatur stellen nur eine Auswahl der wichtigsten Titel dar.