Volltext Seite (XML)
Einleitung 1. Lage von Groitzsch Die Stadt Groitzsch liegt annähernd 30 km südwest lich von Leipzig und jeweils etwa 15 km von Alten burg, Zeitz, Merseburg und Borna entfernt, gegen über der Stadt Pegau am Ostufer der Weißen Elster. Die Weiße Elster hat hier ein von Südsüdwest nach Nordnordost verlaufendes, über 1 km breites Tal ausgebildet, das durch holozäne Auelehmbildungen und entsprechende Flora geprägt wird (Abb. 1). Jahrhundertelang führten wichtige Verkehrsverbin dungen in West-Ost- und Nord-Süd-Richtung durch Groitzsch, so die Straßen Merseburg — Leipzig — Meißen oder Merseburg — Altenburg und Gera — Naumburg—Zeitz—Pegau—Groitzsch—Leipzig, um einige für Groitzsch in der Vergangenheit bedeutende Wege zu nennen. Spätestens durch die mit der Ent wicklung des Kapitalismus verbundenen Schwer punktverlagerungen infolge der sich neu entwickeln den Industrie in Sachsen wurden andere Verkehrs wege notwendig, so daß seit dieser Zeit die wichtig sten Verbindungsstraßen an Groitzsch vorbeiführen. Diese Tendenz verstärkten die großräumigen Ober flächenveränderungen, die die Erschließung der Braunkohlenvorkommen in den Altenburg-Bornaer Revieren mit sich brachten. Die gesamte Landschaft um Groitzsch erfuhr ihre wesentliche Oberflächengestaltung im Pleistozän (R. Gläsel 1955, S. 83), wobei die Talauen durch holozäne Auelehmablagerungen teilweise erst im Zu sammenhang mit der mittelalterlichen Rodungstätig keit im Rahmen des Landesausbaues ihre heutige Form erhielten. So kam es in der Umgebung von Pegau seit dem 13. Jh. zu bis 4 m Mächtigkeit er reichenden Auelehmbildungen (D. Händel 1967, S. 152 ff.), 1 und auch aus anderen Gebieten Sachsens (K. Tackenberg 1937, S. 16 ff.) und Thüringens (K.-D. Jäger 1962, S. 1 ff.) liegen ähnliche Beobach tungen vor, deren Beachtung für die archäologische Feldforschung von großer Bedeutung ist. Die pleistozänen Bildungen überlagern großflächige tertiäre Braunkohlevorkommen, die im Raum Alten- burg/Zeitz/Pegau/Borna/Zwenkau/Groitzsch sehr in tensiv abgebaut werden. So schieben sich in den 1 Von mir wurden 1962 bis 1966 in mehreren Aufschlüs sen in der Elsteraue in der Nähe Pegaus Kulturschichten des 13.—15. Jh. in 3—4 m Tiefe festgestellt, die die Be- obachtungen Händels unterstützen. nächsten Jahren die Tagebaukanten des Neuauf schlusses „Groitzscher Dreieck" bis auf wenige hun dert Meter an Stadt und Burg Groitzsch heran. Nur in wenigen Punkten treten ältere Formationen zutage, wie in Leipzigs westlichen Vororten und an einigen Stellen südwestlich Leipzigs Grauwacken des variskischen Grundgebirges (K. Pietsch 1951, S. 65). Die Wiprechtsburg Groitzsch liegt in unmittel barem Anschluß an die gleichnamige mittelalterliche Stadt etwa 250 m vom Stadtzentrum entfernt auf einem aus pleistozänen Schnauderschottern beste henden Sporn, der weit in das Tal der Weißen Elster hineinragt (Abb. 2). Er wird von der Schwen- nigke im Südwesten, Westen und Norden und der Schnauder im Osten umflossen (Abb. 2 u. Taf. 1). Die heutige Straße Groitzsch — Pegau zerschneidet diesen Sporn, dem Verlauf des mittelalterlichen Burggrabens folgend, in zwei unterschiedlich große Teile. Westlich der Straße, deren Niveau um 10 bis 12 m überragend, liegt die Hauptburg mit annähernd 8 000 m 2 Flächeninhalt. Nach allen Seiten steil bis zum Schwennigkeufer abfallend, trägt die Burg ledig lich im Osten einen etwa 4 m hohen Abschnittswall. Jenseits der Straße, also östlich der Hauptburg, schließt sich das Gelände der Vorburg mit etwa drei fachem Flächeninhalt an. Erhalten sind Reste einer Befestigung an der Ostseite, der ein tiefer, wenn auch nicht überall mehr nachzuweisender Graben vorge lagert ist. Das Areal wird gegenwärtig als Friedhof und Gärtnerei genutzt. Es trägt an seiner Südseite die in Teilen ihrer Bausubstanz noch romanische Frauenkirche, eine ursprüngliche Marienkirche. Süd lich an die Vorburg schließt sich der Bereich der mittelalterlichen Stadt Groitzsch an, der im Ostteil noch Überreste der alten Stadtbefestigung erkennen läßt. Prägend für das Bild der Stadt Groitzsch ist bis heute der „Stadtturm“. Hierbei handelt es sich um den kunstgeschichtlich wertvollen Baurest der ehemaligen Stadtkirche St. Ägidien, einen Bau aus der zweiten Hälfte des 12. Jh. (R. Steche 1891, S. 59 I.;Dehio 1965, S. 148). 2. Groitzsch in der Geschichte Die Quellenlage zur Geschichte der Burg Groitzsch gestaltet sich, im Gegensatz zur Mehrzahl mittel alterlicher Befestigungen Sachsens, relativ günstig.