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Zur Aussprache über unsere Aufgaben nach dem VII. Parteitag der SED Von der hohen Verantwortung des Wissenschaftlers Von Dr. Günter Heidel, Institut für gerichtliche Medizin Auseinandersetzung mit „Althergebrachtem" Es gibt viel Neues nach dem VII. Par teitag. Mit ihm treten wir in eine neue Entwicklungsetappe auf dem Wege zum Sozialismus. Das Ziel, dem in der Folgezeit alle unsere Bemühungen gel ten werden, ist das entwickelte sozia listische Gesellschaftssystem. Einer der wesentlichsten Fakten zur Erreichung dieses Zieles ist die sozialistische Öko nomie, ein Bereich, dessen umfassende Entwicklung heute wesentlich von der wissenschaftlich-technischen Revolution abhängt. In einem Ausmaß wie nie zu vor in der Geschichte der Menschheit wird die Wissenschaft heute zur Pro duktivkraft. Durch die uns aus diesem Prozeß erwachsende Aufgabe der Er höhung der Effektivität der Wissen schaft ergeben sich zahlreiche Fragen, die wir schon heute in unseren Berei chen in Angriff nehmen müssen. Die der Forschung zufliefsenden Mit tel werden erhöht. Aber ihr Einsatz wird vorrangig in Richtung der Haupt inhalte des ökonomischen Systems des Sozialismus erfolgen. Sie werden in erster Linie der Automatisierung und Mechanisierung, der vollständigen Aus nutzung der Chemie, der Anwendung neuer Formen der Energieerzeugung und der Ausnutzung neuer Werkstoffe und physikalisch-chemischer Effekte dienen. Wir werden uns äußerst kri tisch mit dem Heute, das so reich ist an .Althergebrachtem*, auseinanderset- zen müssen, um diesen Aufgaben ge recht werden zu können. Und wir wer den uns, sicher nicht ohne Schwierig keiten, von vielem in Lehre und For schung trennen müssen. Wissenschaft — ein Politikum ersten Ranges Aber die Wissenschaft ist heute wesentlich mehr als nur Produktivkraft. Sie ist ein Politikum ersten Ranges. Mangelnde Effektivität in der wissen schaftlichen Arbeit hat damit nicht nur ökonomische Auswirkungen, sondern sie wird heute mehr denn je zum poli tischen Fehler. Alles, was wir auf dem Gebiet der Forschung leisten oder nicht leisten, wird unseren Staat ökonomisch stärken oder schwächen. Jeder von uns beeinflußt auf diese Weise, man kann fast sagen direkt, das Kräfteverhältnis in der Welt. Man muß von einem Wis senschaftler heute mehr verlangen als nur Kenntnisse auf seinem Spezial gebiet. Die Einsicht in die Gesetzmäßig keiten der Gesellschaft, die Kenntnis der Dynamik gesellschaftlicher Pro zesse wird für den Naturwissenschaftler und erst recht für den alltäglich mit so zialen Belangen konfrontierten Medi ziner zu einer Notwendigkeit. Es muß die Aufgabe einer schon heute begin nenden beharrlichen Erziehung sein, jeden zum bewußten Erkennen und Be jahen der aus seiner Arbeit erwach senden politischen Verantwortlichkeit zu führen. Diese Verantwortlichkeit reicht weit über das Arbeitsgebiet des einzelnen hinaus. Keiner kann sich ihr entziehen. Sie wird dort zur entschei denden Triebkraft werden, wo der Wis senschaftler „das Geschehen in unserem Staat als Glied einer weltweiten Ent wicklung begreift" (Steenbeck). Kollektive Forschungsarbeit Das Gesetz über den Perspektivplan zur Entwicklung der Volkswirtschaft der DDR bis 1970 legt die vorrangigen Aufgaben auf dem Gebiet des Gesund heitswesens fest. Im Vordergrund ste hen die Aufgaben des vorbeugenden Gesundheitsschutzes, die Verbesserung der ambulanten Betreuung und die wei tere Entwicklung der Arbeitshygiene. Es wird notwendig sein, sich in allen Instituten und Kliniken auch unserer Akademie Gedanken zu machen, wie man aus der Sicht der verschiedenen Fachgebiete diesen Anforderungen lau fend und auf lange Sicht mit höchster Effektivität gerecht wird. Unsere volks wirtschaftliche Entwicklung hängt von der bestmöglichen Lösung dieser Fra gen entscheidend ab. Die Schwerpunkte für die medizini sche Forschung bis 1970 liegen auf dem Gebiet der Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten, Herz-Kreis lauf-Erkrankungen, Geschwulstkrank heiten und Stoffwechselstörungen. Wei tere vorrangige Forschungsgebiete sind klinische und hygienische Fragen der Entwicklungs- und Altemsprozessc und die weitere Vervollkommnung unseres Wissens auf dem Gebiet der Hygiene, der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Der Übergang zur Schwerpunktfor schung in der Medizin wird ohne Überwindung der Institutsschranken und ohne eine Änderung weitverbrei teter Auffassungen über .Zuständig keitsbereiche* des jeweiligen Faches nicht möglich sein. Die große Mehr zahl unserer Institute und Kliniken wird in der Folgezeit arbeits- und so zialmedizinischen Belangen in der For schung Rechnung tragen und sich auf die Forschungsschwerpunkte Medizin technik und Klinische Pharmakologie, wie sie für unsere Akademie bestimmt sind, konzentrieren müssen. Es wird auch nötig sein, daß sich Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen in weit größerem Maße als bisher zur Bewäl tigung dieser Aufgaben in kollektiver Arbeit zusammenfinden. Fragen der Lehre Auch zu Fragen der Lehre an unserer Akademie gibt es nach dem VII. Par teitag besonders im Hinblick auf die Neugestaltung des Medizinstudiums einiges zu sagen. Von der Form her haben wir eine ganze Reihe wesent licher Fragen der Studienneugestaltung gelöst. Vom Inhalt her ist noch vieles offen. Was bisher systematisch dafür getan wird, die Studierenden mit der Methodik der wissenschaftlichen Arbeit vertraut zu machen, ist sehr wenig. Es ist immer noch nicht gelungen, die Probleme der Spezialwissenschaft mit über das Fachgebiet hinausreichenden methodologischen Fragen innig zu ver binden. Eine Verschiebung der Relation zwischen theoretischer und praktischer Ausbildung bleibt in vielem nur eine Frage der Form, wenn wir es nicht ver stehen, die wesentlichen Inhalte quali tativ zu verändern. Wo bleibt die wissenschaftlich produktive Tätigkeit während des Studiums? In der Sowjetunion und in den Volks demokratien gehören sie zum Alltag jeder Hochschule und tragen Wesent liches zur Lösung wissenschaftlicher Fragen bei. Eine unübersehbare Fülle an positiven Erfahrungen stünde uns zur Verfügung, wenn wir den Mut hät ten, sie zu nutzen. Das macht natür lich ein Umdenken auf beiden Seiten - bei den Lehrenden und den Lernenden nötig. Für die Lösung der vom VII. Par teitag gestellten Aufgaben könnten sie von großem Wert sein. Es konnten in diesem Rahmen nur wenige Fragen kurz berührt werden. Doch war eine ausführliche Darstellung unserer Aufgaben nicht das Anliegen dieser Ausführungen. Sie sollen viel mehr Anregung sein zum Weiterden ken und zur Diskussion, Anregung zum Nachdenken jedes einzelnen von uns über seine Rolle in unserem Staat und in dieser Welt. „Akademie-Echo* Seite 3 Auch die Medizinische Akademie „Carl Gustav Carus" Dresden war auf der II. Zentralen Leistungsschau der Studenten und jungen Wissenschaftler in Berlin vertreten. Diese Leistungsschau gab einen umfassenden Einblick in die viel fältigen wissenschaftlichen Arbeiten der Studenten aus den Hochschulen und Universitäten unserer Republik. Foto: Willkommen