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Blatt Amts und des Stadtrathes -es Königs. Amtsgerichts Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. HescHäftsstelken: Buchdruckereieu von A. Pubst, Königsbrück, C. S. Krauscke, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf, Annoncen-Bureaus von Haasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. AlS Beiblätter: 0 JlluktrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 8. Landwirthfchaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr auszugeben. Preis für die einspaltige Cor. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Druck und Verlag von E. L. Förster'- Erben Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Wugmno^nn^rgflSV Nkyvgang. in Pulsnitz Mittwoch. Nk. M «. MSrz IWI Bei den jetzigen Witterungsverhältnifsen ist im Interesse des Verkehrs und in dem des Wegebaupflichtigen den Wegen besondere Sorgfalt zuzuwenden. Es wird deshalb Folgendes angeordnet: I ., Für guten Wasserabfluß nach den Gräben und in diesen selbst ist zu sorgen. Alle Schleusen und Durchlässe sind stets offen zu halten. 2 ., Der alte Schnee ist von der Wegekrone so bald als möglich zu entfernen, damit die Fahrbahn rasch abtrocknen kann und nicht bei plötzlich eintretendem Frostwetter der Verkehr durch Eisbildungen gefährdet wird. Zum Mindesten ist sosort die Fahrbahn in doppelter Gleisbreite frei zu machen. 3 ., Die Bestimmungen über das Ladegewicht und die Felgenbreite sind genau zu beachten, Zuwiderhandlungen aber unnachsichtlich zu bestrafen oder hier anzuzeigen K ö n i g l i ch e A m t s h a tt p t m a n ll s ch a f t K a m e n z , am 2. März 1901. von Erdmaunsdorff. Donnerstag, den März, nachmittags 3 Uhr sollen im Grundstück der Wirthschaftsbesitzerin Bertha mrehel. Kästner in Kleindittmannsdorf 2 Aufstallschweine und 1 kleines Stehschreibpult gegen Baarzahlung versteigert werden. Pulsnitz, den 4. März 1901. Wachtmeister Aremtz, Gerichtsvollzieher. EiseubahupolMsches Es kann keinem Zweif.I mehr unterliegen, daß die preußische Eisenbahnpolitik, seit Herr von Thielen an der Spitze des so hochwichtigen Ressorts der preußischen Staats bahnverwaltung steht, darauf hinarbeitct, der letzteren die übrigen noch in Deutschland bestehenden selbständigen Eisen- bahnverwaltungen anzugliedsrn und hierdurch eine einheitliche Leitung des Eisenbahnwesens für das gesammte Reich zu schaffen. Diese Tendenz hat sich mit der vor ein paar Jahren ins Leben gerufenen Eisenbahngemeinschaft zwischen Preußen und dem Großherzogthum Hessen zum ersten Male in der Praxis gezeigt, und wenn die vorsichtigen offiziösen Sondi- rungen von preußischer Seite bei den Negierungen von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden über eine even tuelle Eisenbahngemeinschast auch dieser Bundesstaaten nick Preußen einstweilen noch keinerlei greifbares Ergebniß ge zeitigt haben, so ist doch gewiß, daß man in Berlin dies Ziel unverrückbar im Auge behält. Es ist nun keine Frage, daß eine einheitlich geleitete und einheitlich organisirte Eisen bahnverwaltung für ganz Deutschland — die dann natü-lich dircct unter einem Reichseiscnbahnamt zu stehen hätte — an sich etwas durchaus Wünschenswerthes wäre, dies vom finanziellen, wirthschastlichen, militärischen wie verkehrspoli tischen, ja auch vom rein politischen Standpunkte aus. Wenn trotzdem der Gedanke eine- einheitlichen deutschen Eisenbahn netzes bei den mittleren und kleinen Bundesstaaten, soweit sie eben überhaupt noch eigene Eisenbahnen besitzen, nur auf geringe oder auch gar keine Sympathien stößt, so liegt die Erklärung für eine derartige eigentlich befremdliche Erschei nung offenbar darin, daß die Bestrebungen zur Verschmelzung der verschiedenen staatlichen Eisenbahnsysteme in Deutschland unter der Thielen'schen Aera nur von kleinlichen bureau- kratischen Gesichtspunkten aus betrieben werden, unter denen wiederuin die fiskalische Plusmacherei um jeden Preis die hervorragendste Rolle spielt. Davon, daß eine wirkliche Reichseisenbahnpolitik von wirklich großen Erwägungen ge tragen werden muß, denen gegenüber die in ihrer Bedeutung für ein gesundes Eisenbahnwesen selbstverständlich durchaus nicht zu unterschätzenden finanziellen Fragen gegebenen Falles zurückzutreten haben, scheinen die Träger der heutigen preu ßischen Eisenbahnpolitik nichts wissen zu wollen, sonst würden sie die Sache gewiß anders anfangen. Das Beispiel Sachsens und Badens zeigt, auf welche Weise den einer Eisenbahngemeinschaft mit Preußen wider strebende» Bundesstaaten der Standpunkt klar gemacht wer den soll Wo eS nur geht, läßt die preußische Verwaltung den Passagier- und Güterverkehr auf weiten Umwegen so leiten, daß er sächsisches oder badisches Gebiet so wenig als möglich berührt, läßt die Anschlüsse an den Grcnzorten ver schlechtern und spielt sich auch sonst noch auf den mächtigen Concurrenten der beiden mittelstaatlichen Eisenbahnverwal tungen hinaus. DaS Alles ist ja ein so öffentliches Ge- heimniß, daß die pathetischen Versicherungen der Berliner RegierungSpresse, es könne keine Rede von einer Vcrgewal- tigungSpolitik Preußens gegenüber den anderen Bundesgaaten in Eisenbahnsachcn sein, den wählen Thatbestand nicht ein mal nothdürflig zu verschleiern vermögen; in Preußen selbst beklagt man in unbefangenen Kreisen lebhaft dieses unwürdige System der Nadelstiche. Möglicherweise wird hierdurch aller dings noch erreicht, daß zunächst Baden und Sachsen, „der Noth gehorchend, nicht dem eignen Tr ebe", in die Eisin- bahngemcinschaft mit dem führenden Bundesstaate cintreten, dann würde auch Württemberg Nachfolgen müssen, während Bayern infolge seiner geograpbischen Lage und seiner ver- hältnißmäßigen territonalen Größe se ne Selbstständigkeit auch auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens immerhin wohl noch weiter würde zu behaupten vermögen. Aber nachher würde die hierdurch erzielte einheitlichere Gestaltung des deutschen Eisenbahnwesen« gewiß nur auf Kosten des Neichs- gcdankens verwirklicht werden, und ob eine weitere Schädi gung desselben heutzutage, wo augenscheinlich selbst in sonst ganz loyal und reichstreu gesinnten Volkskceisen Deutschlands eine grwisse „RrichSverdrossenheit" herrscht, so ohne Bedenken wäre, das möchte denn doch entschieden zu bezweifeln sein. Höchstens ein Moment erscheint geeignet, das engherzige Auftreten der Tbielen'schen Eisenbahnverwaltung gegen die mittelstaatlichen Effenbahnverwaltungen in ein niildes Licht zu setzen, nämlich die uniäugbaren finanziellen Vortherle, welche letztere von einem Anschlusse zunächst an die preußische Verwaltung haben würden, wie sie sich für Hessen infolge der Eisenbahngemeinschaft mit Preußen bereits zeigen. Frag lich bleibt indessen, ob man mittelstaatlicherseit« diese finan ziellen Voitheile als ein genügendes Entgelt für den Verzicht auf gewisse alte HoheitSrechte, für das nothwendige Zurück- steckrn lokaler Eisenbahnwünsche usw. im Falle einer Eisen bahngemeinschaft mit der Bundesvormacht erachten würde. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Bußtag — ein Tag der stillen Einkehr bei uns selbst. Er richtet die Mahnung zu Buße und Besserung und zu ernstem Jnsichgehen an uns. Ein rechter Bußtag will uns weiter fördern, er will uns ein Stück vorwärts bringen mit unserem Seelenleben, indem er uns auffordert, di« Blicke nach innen zu lenken und den Gründen nachzu- sorschen, warum es so und nicht anders um uns und in uns aussieht. In die Herzen dringe gleichzeitig aber auch die Mahnung der Bußtagspredigt, daß cs nicht blos Sünden der Einzelnen giebt, sondern auch Volkssünden und Zeitsün den, die wir erkennen und bekämpfen müssen, wenn die Ausgaben, die unser harren, ihre Lösung finden sollen. Buh rufe waren immer die Morgenruse einer neuen Zeit, Mangel an bußfertiger Gesinnung das Kennzeichen einer sinkenden. Wer hoch bauen will, muß tief gründen. Wer die freie Gottesluft reich und voll in sich ausnehmen will, muß tief Athem holen. „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir", so fängt der Psalm an, dem Luther in seinem gewaltigen Buß liede Ausdruck gegeben hat. Pulsnitz M. S. Nur ganz selten dürfte sich eine so große Menschenmenge im Menzcl'schen Saale versammelt haben, als am Freitag Abend, an welchem der hiesige Turn verein sein Fastnachtsvergnügen abhielt. Die Stühle waren lange vor Beginn des ConcerteS vergriffen und so mußten sehr Viele sich mit Stehplätzen begnügen. Besonderen An laß zu diesem zahlreichen Besuch gab wohl die Aufführung eines „internationalen" Gauturnfestes. Nach einigen gut vorgctragenen Concertstücken nahm das Fest seinen Anfang mit einem Zug, der die verschiedensten Nationen verkörperte (u. A. fehlte natürlich auch das tapfere Boernvolk nicht). Hierauf begann eine außerordentlich rege turnerische Arbeit Zunächst fanden allgemeine Freiübungen, sodann Geräthe- turne» der „Nationen" und Riegenturnen am Reck statt. Hierbei konnte man recht vorzügliche, von großem Eifer für die edle Turnsache zeugende Leistungen beobachten. Der Stabreigen, ausgesührt von einer größeren Anzahl Damen, bot einen imposanten Anblick. Nicht minder fand der Keulen reigen der Zöglinge vielen Beifall. All' diese abwechslungs reichen Darbietungen, welche den wackren Turnern, insbe sondere aber dem strebsamen, tüchtigen Turnwart, Herrn Wähner, bei der Einübung viele Mühen gekostet haben, reihte sich die Preisvertheilung an. So gelangte Alles, was zu einem Gauturnsest gehört, wenn auch in verkleinertem Maß stäbe, in bester Weise zur Aufführung. Die Freuden des TanzeS hielten die Festtheilnehmer noch lange Zeit vereinigt. — Der Turnverein aber gleicht jetzt einer kräftigen, gesunden Eiche, die nach kurzem Bestehen schon tiefe Wurzeln geschlagen hat. Möge dieser Baum sich immer mehr entwickeln, möge er seine Krone immer schöner wölben und ferne Neste immer weiter ausbreiten, möge das frische Leben, daß jetzt in feine:» Stamm pulsirt, andauern für alle Zukunft! Gut Heil! Weißbach bei Pulsnitz. (Eingesandt) Am ver gangenen Sonntag feierte der hiesige Naturheilverein sein Stiftungsfest, bestehend in einem Vortrag mit anschließendem Tanzvergnügen. Den Vortrag hielt ein Naturheilkundiger auS Kamenz. Eia eigentliches Thema stellte der Referent nicht an die Soitze, sondern sprach zu Anfang im Allge meinen über die Naturheilmethrde, die medicimsche Wissen schaft verwarf Referent gänzlich. Man hätte geglaubt, Refe rent würde über die gerade in unserm Orte ausgebrochene Masernepidemie eingehend reden. Nur in kurzen Worten legte er den Hausmüttern einige seiner Heilmittel ans Herz, nach deren Befolgung die Masern in 3—4 Tagen gänzlich geheilt würden. Das Baden und die Einpackungen mögen ja gut sein, aber ob es alle Kinder vertragen, das ist eine andre Frage. In Bezug auf das Krankenzimmer hatte Referent ganz recht, und es ist jeder Hausmutter ans Herz zu legen, daß im Krankenzimmer stets für gute Luft zu sorgen ist; nur mußte Referent den Hauptdruck darauf legen, daß die Kinder nicht im Zuge liegen dürfen, wovon doch so viele Augen- und Ohrenkrankheiten herrühren. Referent er laubte den Müttern, mit ihren Kleinen auf den Armen täglich einen Spaziergang im Freien zu machen; ob daS einem Masernkranken bekommen wird, ist woht sehr zu be zweifeln. Im zweiten Theil sprach Referent über Lungen tuberkulose. Referent sprach etwas zu hoch und gebrauchte Ausdrücke, die viele Anwesende wahrscheinlich nicht kapirt haben. Will sich Jemand eingehender über die Lungen schwindsucht orientiren, so empfehlen wir sehr Vas Tuberkulose- Merkblatt, welches vom Kaiserlichen GcsundheitSamte bear beitet ist und in jeder Schule und jedem Gemeindeamts zur Einsicht liegt. — Leider schloß sich an den Vortrag keine Debatte, sondern nur ein streng nach der Naturheilmethode veranstaltetes lustiges Tanzvergnügen. — Nach dem nunmehr feststehenden vorläufigen Er- aebniß der Volkszählung vom 1. December 1900 bezifferte sich die octsanw.'sende Bevölkerung der Königlichen ÄmtS- hauptmannschaft Kamenz auf 34,471 männliche und 35,077 weibliche, zusammen 69,548 Personen. Dies ist gegenüber der Einwohnerzahl von 64,454 Personen am 1. December 1895 eme Zunahme von 5094 Personen. Es betragen die Bevölkerungsziffern der Städte Kamenz: 9728 (1895: 7729), PulSnitz: 3742 (1895: 3436), Königsbrück: 3245 (1895: 3102), Elstra: 1474 (1895: 1453) Einwohner. Somit wiesen am 1. Decem ber 1900 gegenüber dem gleichen Tage des Jahres 1895 viese vier Stä'lc folgenden B:vöikrrungSzuwachS aus: Kamenz: 1999, PulSnitz: 306, Königsbrück: 143, Elstra: 21 Personen. Die Gesammtbevöikernng der König!. Kreis- hauptmnnnschaft Bautzen betrug bei der letzten Volkszäh lung 195,594 männliche und 209,498 weibliche, inSge- sammt 405,092 Personen (1895: 385,080). Der Zuwachs beziffert sich somit auf 20,012 Einwohner. — Alle Brikfmarten-Sammler werden die in den Schalter-Vorräumen der Postanstaltc» aushängende Be kanntmachung des ReichSpostamtS insofern freudig begrüßen, als ihnen Gelegenheit geboten wird, die für die deutschen Schutzgebiete und die deutschen Postanstalten im AuSlande