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Blatt Amts und des StadtraLhes des Königs. Amtsgerichts T>nLsnrh Als Beiblätter: !. Jllu striktes Sonntagsblatt (wöchentlich); . 2andwirthlchaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Bierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Preis für die einspaltige Cor. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KefcHLftsstelten: Buchdruckereien von N. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Hassen stein L Vogler, Jnqalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. EK Ü/F/H ^füt Pulsnitz, Fr «mugsbrück, Uadcberg, «adeluug, Meritzbmg uni Umgegend. MM Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Vvriundsnnfzigstev Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. 27. Mürz 1901 Mittwoch. Bekanntmachung, Es wird hiermit bekannt gemacht, daß Frau Theresie Bertha Kieper hier als Stellvertreterin der Leichenfrau lm 22ten, die Ortschaften Stadt Pulsmtz, Melßmsch.Pulsnitz und Böhmisch-Vollung umfassenden Leichenfraucndistrikt Heu e in Pflicht genommen worden ist Pulsnitz, am 23. März 1901. Der Stadtrat h. Or. Michael. Bürgermeister. AbonncMNts^Gnladung. Die unterzeichnete Expedition ladet hierdurch zu recht zahlreichem Bezug auf das mit dem 1. April beginnende II. Quartal des Pulsnitzer Wochenblattes (Amtsblatt für das König!. Amtsgericht und des Stadtrathes zu Pulsnitz) höflichst ein und bittet diejenigen, welche unser Blatt durch die Post be ziehen, ihre Bestellungen rechtzeitig bewirken zu wollen, da mit in der Zustellung keine Unterbrechung stattfindet. Der Preis beträgt incl. dar illustrirten Sonntags-, so wie landwirthschaftlichen Beilage, 1 Mk. 25 Pfg. pro Quartal. Bestellungen nehmen alle Briefträger und unsere Laud- und Stadt-ZeitungSboten bereitwilligst entgegen. Hochachtungsvoll Expedition des Pulsnitzer Amts- «ud Wochenblattes. G K. Försters G r b e ». Aus Ostasien und Südafrika. Immer und immer wieder droht die Entwirrung und befriedigende Lösung deS chinesischen Problems durch die fort dauernden gegenseitigen Eifersüchteleien und Ränke zwischen einzelnen Mächten beeinträchtigt zu werden. Das neueste in dieser Hinsicht sind die unerquicklichen Conflicte, welche in Tientsin zwischen den Russen und den Fianzosen einerseits, den Engländern anderseits stattgefunden haben und die nach den hierüber aus englischer und amerikanischer Quelle bislang verbreiteten Alarmnachrichten sogar ein sehr kritisches Aus sehen erlangt haben sollten. Glücklicher Weise hat sich daö Aufgebauschte in den besagten Sensationsmeldungen rasch genug herausgestellt, und werden demnach die Tienrstner Zwischenfälle keineswegs jenen Weltkrieg entfesseln, welchen ängstliche Gewüther bereits heranziehen sahen. Infolge des vermittelnden Eingreifens des Grafen Walversce hat der englisch-russische Streit um die ,Eisenbahnweiche" von Tient- sin seinen einstweiligen Austrag dahin gefunden, daß die beiderseitigen Truppen von dem streitigen Platz zurückge zogen worden sind, und daß da« Weitere den direkten Ver handlungen zwischen London und Petersburg überlasten blei ben soll; vermutlich werden letztere zur Bestätigung der rus sischen Landansprüche in Tientsin führen. Auch hinsichtlich deS englisch-französischen Zwischenfalles in Tientsin, der sich als eine Rausscene zwischen Angehörigen der beiderseitigen Contingente darstellt, sind kerne ernstlichen Weiterungen zu befürchten, die Sache wird zweifellos niedergeschlagen werden Bedauerlich bleiben aber derartige Vorgänge doch, schon des halb, weil sie geeignet sind, bei den Chrnesen erneut die Meinung zu erwecken, daß die Mächte vor lauter Uneinig keit unter einander nicht zu einer energischen Vertretung ihrer Forderungen gegenüber dem Reiche der Mitte gelangen würden. Da kann es denn immerhin imt Genugthuung be grüßt werden, daß wenigstens unter den Gesandten in Pe king volle Uebereinstimmung herrscht, wie „Neuter's Bureau" neuerdings aus Peking versichert; hoffentlich profitiren end lich auch die Cabinete selbst von dieser löblichen Einmüthig- keit ihrer Gesandten in der chinesischen Hauptstadt. Gleich der chinesischen Angelegenheit ziehen sich auch die kriegerischen Wirren in Südafrika noch immer unentschieden von Monat zu Monat hin. Das Scheitern der zwischen Lord Kitchener und LouiS Botha, dem obersten Befehlshaber aller im Felde stehenden Boeren, stattgesundenen Friedensverhand- lungen eröffnet den Ausblick auf eine fernere noch ganz un ¬ bestimmte Fortdauer des langen und blutigen südafrikanischen Krieges, bereits sind ja auch die Feindseligkeiten auf dem südafrikanischen Kriegsschauplätze wieder in vollem Gange. AuS den Schriftstücken, die vorige Woche dem englischen Parlamente betreffs der Verhandlungen zwischen Kitchener und Botha unterbreitet wurden, läßt sich ersehen, daß die seitens des britischen Generalissimus den Boeren im Namen der englischen Regierung angebotenen Friedensbedingungen ein ziemliches Entgegenkommen Englands gegenüber den Roerenrepubliken bedeuteten. Wenn jene trotzdem von Botha abgelehnt wurden, und somit die Verhandlungen ergebnißlos verliefen, so lag dies nach privaten Meldungen hauptsächlich daran, daß Botha auf der englischerseits verweigerten Amnestie für die Caprebellen bestand, und ferner auch hinsichtlich der Frage der Behandlung der Eingeborenen zu keiner Einigung mit ver bezüglichen Auffassung der englischen Regierung zu gelangen vermochte. Auch scheinen über den Umfang der den Boeren zu gewährenden Selbstverwaltung, über dis den Boeren von England zu leistenden finanziellen Unterstützungen und wohl noch über andere Punkte unüberwindliche Differen zen obgewaltet zu haben. Also wird die Kriegsfurie in Süd afrika weiter toben, die gehetzten Boern werden sich hierbei auch fernerhin verzweifelt ihrer Haut wehren, während es den Engländern immer schwieriger fallen dürfte, einen noch maligen Winterfeldzug in Transvaal und Oranje — bekannt lich tritt jetzt in jenen südafrikanischen Gebieten die unseren europäischen Winter ersetzende längere Regenperiode ein — endlich mit vollständigem Erfolg für sie durchzuführen. Aber freilick, das britische Riesenreich hat noch lange nicht seine mancherlei gewaltigen Hilfsquellen für den südafrikanischen Krieg erschöpft, während die Boeren sozusagen nur noch von der Hand in den Mund leben und dabei immer mehr zu- sammenschmclzen, so daß vielleicht doch ihr gesammter hero ischer Widerstand gegen die britische Uebermacht schließlich ein vergeblicher sein wird. Oertliche «uv sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Der nun schon über 27 Jahre bestehende hiesige Spar- und Vorschußverein hielt am vergangenen Sonnabend im Hotel „Grauer Wolf" seine diesjährige Generalversammlung ab. In derselben lag der gedruckte Bericht über daS verflossene Jahr vor und bringen wir d-e hauptsächliche Gejchästsbewegung des an Umfang stetig zunehmenden Vereins zur Kenniniß. Einer Einnahme von 1,720,435 Mk. 61 Pf. steht eine Ausgabe von 1,683,586 Mk. 34 Pf. gegenüber, somit baarcr Kassenbe- strnd 36,849 Mk. 27 Pf. Der Reservefond beträgt 12,705 Mk. 64 Pf., der Specialreseivefond 7603 Mk. 99 Pf. Umqelktzt wurden im verflossenen Jahr 2,021,865 Mk.39Ps. An 72,457 Mk. dividendeberechtigter Stammcapital gelangen 8 Prozent — 5796 Mk. 56 Pf. zur Verlheilung. Die Mitgliederzah! ist vom 1. Januar 1900 bis Ende desselben Jahres von 209 auf 223 Mitglieder gestiegen. Es ist dies der beste Bewers für das volle Vertrauen, welches der Spar- und Vorschuß. Verein in unserer Stadt und Umgegend genießt. PulSnitz. Infolge deS am gestrigen Montag hier stattgefundenen Viehmarkte», der als der bedeutendste im Jahre bezeichnet wird, machte sich ein recht lebhafter Verkehr in unserer Stadt bemerkbar. Zum Austriebe waren 131 Ochsen, 110 Kühe und 105 Schweine gekommen. An den vorhergegangenen Tagen waren schon 160 Kühe in den Ställen untergebracht. Pulsnitz. Mittwoch, den 27. d. M., vormittags 9 Uhr gelangt in RügerS Gasthof eine nicht bankwürdige Kuh, welche wegen Kalbfieber hat geschlachtet werden müssen, zur Verpfundung. Pulsnitz. Ein Künstlerconcert ersten Ranges wird uns heute, Mittwoch Abend im Saale deS Herrnhauses geboten und zwar von den rühmlichst bekannten Geschwistern Boucher. Aus den uns vorliegenden Rezensionen wollen wir nur die folgende hervolheben, die über das Concert der Künstlerinnen im Gewandhaus in Leipzig berichtet. Das „Leipziger Tageblatt" schreibt: „Gestern gaben die Pariserinnen, Geschwister Boucher, die sich auf ihrer zweiten Concertreise durch Deutschland befinden, bei voll ständig besetztem Hause ein Concert, welchem mit großen Erwartungen ent'gegengesehen wurde. Dieselben wurden jedoch weit übertroffen. Die eleganten Pariserinnen mit ihrem Chik begeisterten unser hiesiges Publikum aufS höchste, die Violimstm ist wirklich eine gottbegnadet« Künstlerin, die ganz in ihrer Kunst lebt. Sie brachte ein Biolincon- cert von Stunden Dauer zu Gehör, eine Elegie, ein Ständchen, eine Andaluse und darauf eines von den schwersten Stücken Paganinis; dabei hat man die Empfin dung, daß sie alle Feinheiten im Gefühle mit erlebt. Ihre Technik ist geradezu phänominal. Ihr Vortrag ist eine Macht, die das Publikum unwillkürlich hinreißt, sie ist eine wirklich routinierte Künstlerin. Auch ihre Schwester leistet Vorzügliches auf dem Klavier. Bei einem kraftvollen Anschlag überwindet sie die größten Schwierigkeiten mit einer geradezu unglaublichen Leichtigkeit. Besonders reizend waren die gestrigen Solonummern, in denen die französische Schule ganz zur Geltung kam, wie in den brillanten Trillern, Oktaven, Gängen rc. Lebhafter Beifall folgte auf jede Nummer, so daß sich die Künstlerinnen zu drei Zugaben entschlossen. Allgemein wurde die Ansicht aus gesprochen, daß an diesem Abend ein ungewöhnlicher Kunst genuß geboten war und wurde der Wunsch laut, daß sich die Künstlerinnen bald wieder zu einem Besuche der hiesigen Stadt entschließen möchten". — Die beiden Künstlerinnen haben bereits vor 7 Jahren ein Concert mit großem Er« folge in hiesiger Stadt gegeben und dürste dasselbe hiesigen Musikfreunden noch in Erinnerung sein. Pulsnitz. Der Deutsche Werkmeisterverband, der auch in in unserer Stadt einen Bezirksverein hat, veröffent licht soeben seinen Geschäftsbericht für die Jahre 1899 und 1900, nach welchem der Verband zur Zeit 662 Be> zirksvereine und 39 200 Mitglieder zählt. 3200 Witwen, 1000 Invaliden und 170 Ganzwaijen erhielten während dieser zwei Jahre 738 000 Mk. an freiwilligen Unter stützungen, die auS den Ueberschüssen bestritten wurden, ohne daß sich die Erhebung besonderer Beiträge erforder lich machte. In denselben Jahren wurden an Sterbe geldern 901 000 Mk. gezahlt. Insgesamt kamen während der 17 Jahre des Bestehens 5 422 000 Mk. an Unter stützungen und Sterbegeldern zur Auszahlung, außerdem vermach!« der Werkmeisterverband jedoch noch ein Vermö gen von 2 580 000 Mk. anzusammeln. Der Verband ist jetzt bestrebt, seine Sterbekasse insofern umzuwandeln, alS das seitherige Umlogeverfahren verlassen und die Kasse all mählich auf den weit sicheren versicherungStechnischen Grund sätzen aufgebaut werden soll. Außerdem plant der Ver band die Errichtung einer Jnvaliöenkosse, in der sich jeder eine seinen Vermögensv-thältnisien entsprechende Rrnte sichern kann. Anmeldungen zum Verband nehmen der Vorsitzende des hiesigen Bezirksvereins, Herr Ullrich, Groß röhrsdorf, sowie der Schriftführer Herr Julius Schäfer, PulSnitz entgegen. — Alles trägt wieder in ziemlicher Stärke das weiße Wintergewand, so daß die ständige Wintermahnung „Ge denket der hungernden Vögel!" jetzt erst recht angebracht ist und besondere Beherzigung verdient. — Als höchstes Strafmaß für unverbesserliche Schüler besitzt die Fortbildungsschule die Ausschließung der Be treffenden aus derselben. Nun mag es vielleicht für manche junge Leute eher ein angenehmer Gedanke sein, von dem lästigen Schulzwange befreit zu werden, als darin eine Strafe zu erblicken, und doch hat diese Ausschließung ganz erhebliche Folgen, indem die Ausgestoßenen bei ihrer späteren eventuellen Aushebung zum Mllitär in die zweite Classe des SoldatenftandeS üdergesührt werden. WaS oder eine solche Degration zu bedeuten hat, darauf mögen Eltern