Die Weißgerberei, Sämischgerberei und Pergament-Fabrikation
Titel
Die Weißgerberei, Sämischgerberei und Pergament-Fabrikation
Untertitel
ein Handbuch für Lederfabrikanten : enthaltend die ausführliche Darstellung der Fabrikation des weißgaren Leders nach allen Verfahrungsweisen, des Glacéleders, Seifenleders usw., der Sämischgerberei, der Fabrikation des Pergamentes und der Lederfärberei, mit besonderer Berücksichtigung der neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Lederindustrie
Das Färben in der Brut. 303 die Wärmkammer. In nicht zu großer Entfernung von der Decke desselben sind Querstangen angebracht, der Boden ist gedielt. Es ist von Vorteil, die Wärmkammer so einzurichten, daß sie erforderlichenfalles rasch abgekühlt werden kann, was man leicht dadurch bewirkt, daß man unmittelbar am Boden und unter der Decke Öffnungen anbringt, welche ins Freie führen und durch gut passende Schieber geschlossen sind. Will man rasch die Temperatur in der Wärmkammer erniedrigen, so öfsnet man diese Schieber und läßt hier durch oben die warme Lust entweichen, während von unten kalte nachdringt. Man beginnt das Färben in der Brut damit, daß man die Felle auf die Querstangen hängt und auf denselben so lange hängen läßt, bis sie durchwärmt oder angewärmt sind. Ist dieser Zustand eingetreten, so schichtet man die Felle auf dem Boden der Wärmkammer zu einem Haufen, den man, um Abkühlung zu verhindern, mit einem Leinen tuche bedeckt. Durch die Steigerung der Temperatur in den Fellen wird der chemische Prozeß in ihnen um so lebhafter, daß er sich bald durch eine Temperaturserhöhung zu erkennen gibt. Leider wissen wir noch nicht durch Versuche der Prak tiker, wie weit diese Temperaturserhöhung gehen darf, ohne daß die Felle hierunter leiden oder »verbrannt« werden. Es wäre nämlich für die Beschaffenheit des herzustellenden Leders von großem Nachteile, wenn die Wärme in dem Haufen eine zu hohe würde, das Leder würde hierdurch zu dunkelfarbig und zugleich in seiner Festigkeit und Ge schmeidigkeit geschwächt werden. Die Praktiker beurteilen das Fortschreiten des chemi schen Prozesses in dem Fellhaufen dadurch, daß sie die Hand in den Haufen stecken. Fühlt die Hand eine angenehme feuchte Wärme, so ist der Prozeß im richtigen Verlauf; ist aber das Wärmegefühl, welches die Hand empfindet, ein schon unangenehm hohes, so beweist dies, daß der Prozeß im Inneren des Haufens zu rasch verläuft, was mit Gefahr für das Leder verbunden ist.