Volltext Seite (XML)
6. Hartung (Januar) 1938 RAM 1W4 Don Sito Wilh. Stein, Lan-esfachwart Garten-, Park- u. Frie-Hofsgestaltuns Aus -LM Arbeitsgebiet -er Fachgruppe Garten , Mark UN- Feie-hofsgestaStuns An jeder Jahreswende neigt der denkende Mensch zurück- zublicken aus das zu Ende gehende Jahr, um sich selbst Rechen schaft abzulegen und über das Geschaffene und Geleistete Bilanz — eine moralische Bilanz — zu ziehen. Nicht immer stehen zwischen Soll und Haben Zahlen,- aber auch nicht der Geist soll gekettet sein an die Begriffe Soll und Haben. Eine moralische Bilanz ist kein Zahlenwerk, sondern ein Werk des Willens und der Tat. So soll Ihnen, lieber Berufskamerad, aus dem Arbeitsgebiet der Fachgruppe ein Rückblick über das im ersten Jahr seit der bernfsständischen Verankerung unserer Berussgruppe in den Reichsnährstand geschaffen werden. Den Mitarbeitern sei Dank, den ewigen Gestrigen sei es Mahnung: alle haben die Pflicht, mitznarbeiten am Wiederaufbau zum Wohle des Ganzen und damit des einzelnen. Znriickblickend auf eine liberaltstisch aufs eigene Ich ge richtete DenkungSweise mutz eine auf Gemeinschafts sinn stützende Arbeit besonders hervortreten, und wir haben es in erster Linie unserem Führer zu danken, der in zäher, unermüdlicher Arbeit den Gedanken der Gemeinschaft in das deutsche Volk gesät hat. Der Keim dieser Saat ent wickelt sich immer mehr zur Frucht, an der alle Volksgenossen teilhaben. Nur im Berussgemeinschaftssinn konnte der große Ausbau dieses Zusammenschluffes der Berufszusammen- gchörigcn erfolgen, die noch vor wenigen Jahren in vielerlei Interessengruppen zersplittert ihre eigenen Bestrebungen im „Kampfe aller gegen alle" nachgingen. Dank der großen Liebe und des Verständniffcs unseres Landesbauernführers für den gesamten Gartenbau und damit auch unserer Berufsgruppe fielen alle Anregungen aus fruchtbaren Boden. Als erstes galt es, innerhalb des großen berufsständischen Aufbaues des Reichsnährstandes unter dem großen Ziel des Gcsamtberufes auch für die Fachrichtung Garten-, Park- und Friedhofsgestaltung ein organisches Ganze zu fügen. Heute sind in allen Kreisbaucrnschaften in der Unterabteilung HL 3 Kreisfachwartc und Vertrauensmänner für die fachlichen Be lange eingesetzt. Dadurch ist die Gewähr geböte«, daß alle unsere Aus gaben und Ziele unter dem großen Gesichtspunkt des Berufs- «nd Bolksganzen geschaffen und durchgefiihrt werde«. Das Problem der Arbeitsbeschaffung ist gegen wärtig noch die wichtigste Aufgabe. Unter Lem Gesichtspunkt der Arbeitsbeschaffung galt es, in Tätigkeitsgebiete einzu dringen, die uns eine liberaliftisch-materialistische Zeit ent zogen hat. So ist gerade auf dem Gebiete der Gartenpflege und Gartenausführung die Schwarzarbeit und das Doppel- vcrdienertum eine ernste Sorge. Der Beschäftigungsrückgang hat einen Umfang angenommen, daß bereits nahezu 60 Pro zent der Betriebsgefolgschaft aus Mangel an Beschäftigungs- Möglichkeit arbeitslos wurde. Ein Aufruf unseres Landes bauernführers an alle Behörden des Wirtschaftsgebietes Sachsen, nicht nur gärtnerische Arbeiten, sondern Erdarbeiten, die dem Gartenausführenden nicht wesensfremd sind, an diese zu übetrragen, hat wesentlich zum Erfolg geführt. Bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen einiger großer Städte sind mit gutem Erfolg Gartenausführende mit der Durchführung von Erdarbeiten zum Wohl ihrer Vetriebs- gefolgschaft tätig. Aber noch heißt es, das Problem der Arbeitsbeschaffung weiter lösen, und nichts wird unversucht bleiben, auch den letzten gärtnerischen Gefolgsmann in de» Arbeitsprozeß einzugliedern. Durch Festlegung von Arbcits- und Zeitleistungen zur Grundlage und Bildung eines gerechten Preisangebotes wird in Zukunft für eine werkgerechte Arbeit ei« gerechter Preis Sitte werde«, und dem ewigen Preisschlenderer wird man sein verwerf liches, jeden Berussgemeinschaftssinn entbehrendes Handeln klar vor Augen halten können. Im nationalsozialistischen Ge meinschaftsstaat, der als obersten Grundsatz auch im Wirt schaftsleben den Satz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz" lehrt, ist der Pflichtbegriff im Zusammenhang mit der Gleichstellung von Recht und Moral schärfer herausgearbeitet worden. Für in gleicher Volksgemeinschaft lebende Men- fcheni st sittliche Pflicht gl eichrechtliche Pflicht. Grundlegende Richtlinien für Aufstellung von Kosteu- angeboten werden dafür Sorge tragen, daß alle Preis angebote in klarer, eindeutiger Form er folge». Der Auftraggeber muß ohne weiteres ans dem Angebot ersehen können, welche Leistungen es enthält, und wird dann leichter erwägen können, welche Hintertüren das Preisangebot des unsauberen und unlauteren Bewerbers anf- weist. Angebot und Leistung in der Grundlage einer anständi gen Gesinnung mutz nicht nur dem einzelnen Berufs- kameraben, londern dem Gesamtberuf Ehre machen. Aber auch durch Lieferungs- und AusführungS- beding ungen wird in rechtlicher Beziehung Klarheit ge schaffen über Vereinbarungen zwischen dem Auftraggeber und dem Auftragnehmer. Diese Vereinbarungen schützen aber nicht einseitig den Ausführenden, sondern geben ihm Pflichten für eine gute fachliche, werkgerechte Arbeit dem Auftraggeber gegenüber. Verantwortungsbewußt- fein muß wieder das Leistungsprinzip als Grundlage alles Schaffens werden. Durch die von der Fachgruppe Baumschulen heraus- gegebcnen Richtlinien für Baumschulerzeugniffe, die in Durch führung einer Verordnung des Neichsnährstandgesetzes ge setzliche Bindungen erhalten haben, ist auch dem Äerufs- zugchörigen unserer Fachgruppe eine außerordentliche Hilfe gegen Preisschleuderer geboten. Die Vorarbeiten für einen Berufs« nsweis sind ab geschlossen,- seine Ausgabe steht nach Zustimmung nicht mehr fern. Der Ausweis ist als Schutzmaßnahme gedacht und in zwei Richtungen wirksam: 1. als Schutz der Auftraggeber gegen Schäd linge und Ausnützung öurchBerufsfremüe und ungenügend Ausgebildete, 2. als Schutz der berufljchgemifsenhaft arbeitenden Gartenausführenden gegen unlauteren Wettbewerb. Zur Durchführung größerer behördlicher Aufträge,. ins besondere beim Bau der Reichsautobahncn, wurden Arbeits gemeinschaften gebildet, für deren Aufgaben grundlegende In den Nummern 50 bis 52 haben wir die Boden bearbeitung und die Fütterung (Broschüren 3 und 4 der Erzeugungsschlachl) behandelt. Wir bringen in dieser und der nächsten Nummer vorwiegend Arbeiten über Düngung, Grünland, Zwischenfrucht bau und Silierung. Der „Sächsische Bauer" ver-, öffentlich! jeweils in zwei Ausgaben vor den Sprech abenden Abhandlungen und Ratschläge über die Gebiete der Landwirtschaft, die dann in den Dorfsprechaben-en behandelt werden. Richtlinien ausgearbeitct wurden. Bis vor kurzem führten beim Bau der Reichsautobahnen Tiefbaununternehmnngen gärtnerische Arbeiten aus,- die Hinzuziehung von Garten- ausführcnden mußte förmlich erkämpft n«rden. Bei Schaffung von Thing Plätzen wird in Zukunft durch Zustimmung der Landesstelle Sachsen des Reichs- Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda -er Gärtengestalter und Gartenausführende hinzngezogeu. Daß auch von Gemeinschaftsgeist getragene Werbung Innerhalb der Berufszugehörigen wirkungsvoll Ausdruck geben kann, beweist die veranlaßte Gemeinschaftswcrbung, die durch die Kreisfachgruppe Dresden wiederholt durchgeführt wurde. Nachdem für das ganze Wirtschaftsgebiet Sachsen vom Treuhänder der Arbeit für die sächsische Landschafts- und Privatgärtnerci allgemeinverbindliche Löhne festgelegt wur den, konnte ein Minde st lohnsatz für Arbeits leistung festgelcgt werden. Die Friedhofsmonopolfrage ist zur einheitlichen Regelung dem Reichsnährstand übergeben. Mancherorts ist durch Ver handlung erreicht, daß der erwerbstätige Friedhofsgärtner zu Lieferungen oder Arbeiten auf Friedhöfen zugclaffen wurde. Durch Veröffentlichungen in Tageszeitungen und durch Vortrag im Rundfunk wurde ausklärend in gartenkulturellen Fragen gewirkt und werbend bei den Gartenbesitzern auf die Notwendigkeit der Mitarbeit des Gärtners hingewiesen. Noch ist nicht alles Erstrebte erreicht, was wir als Saldo vortragen, nur mit vor uns liegenden Zielen können wir weiter schaffen. Berufskamerad, aber noch eine andere Bilanz ist notwendig,- nur alle müssen Rechenschaft über uns selbst ablegen,- jeder soll er mitteln, ob er alles getan, was notwendig ist und war,- jede einzelne moralische Bilanz muß rechten innerlichen Wert haben. Und nun nicht zaghaft fragen, was wird das neue Jahr bringen,- mit Vertrauen auf unseren Führer laßt uns ins neue Jahr hinüberschreitcn, und mit Gottvertraueu freuen wir uns auf die neue Lebensseite, auf der die Ueberfchrift steht: „Leben heißt kämpfen!"