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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnenientspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr»niim«ranäo. Clymer für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Sorpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Donnerstag, den 23. September 1880. 5. Jahrg. Die für Donnerstag den 23. -. M. anberanmte öffentliche Sitz ung des Stadtgemeinderaths zn Zwonitz wird nicht abgehalten. Tagesgeschichte. Deutschland. Das Gerücht, Fürst Bismarck sei nicht abge lleigt, unter gewissen Voraussetzungen und Bedingungen eine freund lichere Fühlung mit Rußland zu gewinnen, tritt immer bestimmter auf, so daß es in der That den Anschein gewinnt, als ob dasselbe eines thatsächlichen Hintergrundes nicht entbehre, denn es sind Aeußer- ungen verbreitet, aus denen man sehr wohl den Schluß ziehen könnte, daß Fürst Bismarck gerne eine sich darbietende Gelegenheit benutzen würde, um diejenigen Wege für einen direkten Meinungsaustausch zwischen Petersburg und Wien zu ebnen, deren vorgestecktes Ziel eine Verständigung über die gegenseitige Interessensphäre auf der Balkan insel sein würde. Hegte der Fürst Bismarck wirklich eine solche durchaus in den Rahmen der deutschen Politik des Friedens passende Absicht und würde diese Absicht von Erfolg gekrönt, so könnte Glad stone vielleicht um eine „menschenfreundliche" Hoffnung ärmer und um eine Enttäuschung reicher geworden sein: den» österreichischen Ver bündeten und dein allgemeinen Frieden wäre aber ein unschätzbarer Dienst erwiesen und die Freunde des Friedens sehen sich einer schweren Sorge enthoben. So viel steht jedenfalls fest: thut der deutsche Reichskanzler einen solchen Schritt, so geschieht derselbe nicht ohne Vorwissen, auch nicht ohne Zustimmung Oesterreichs. Köln, 18. September. Die „Köln. Ztg." kann mittheilen, daß der historische Festzug zur Feier der Vollendung des Domes gesichert ist und unter allen Umständen stattfinden wird. Die Zeichnungen zu den Kosten des Zuges gehen in erfreulicher Weise fort. Nament lich bethciligt sich der alteingesessene Kölner Bürgerstand lebhaft auch an den Geldbeiträgen und beweist dadurch, daß er vollauf von der Bedeutung dieses Festes durchdrungen ist. In der That wird schwer lich Köln je wieder die Gelegenheit geboten werden, ein so groß artiges, weltgeschichtliches Fest in seinen Mauern gefeiert zu sehen; um so willkommener ist es, daß gerade der Bürgerstand es sich zur Ehrensache macht, alle Schwierigkeiten zu überwinden und zum präch tigen Gelingen kräftig mitzuwirken. Nunmehr ist auch die Kreuz blume des südlichen Domthurmes in ihrem obern Theile freigelegt. Die letzten Balken der dieselbe umschließenden Gerüstetagen sind beseitigt. Nürnberg, 18. September. Vom neuen Quartal an erscheint dahier wöchentlich einmal ein konservatives Blatt „Nürnberger Volksfreund". Für die Redaktion zeichnet Herr Max Hegewein. Karlsruhe, 17. September. In der heutigen Strafkammer- sitzung wurden der Polytechniker Schaaf und der Redakteur Lippe wegen einer Säbelmensur zu vier Monaten Festung verurtheilt. Oesterreich. Die galizische Kaiserreise naht ihrem Ende. Der Monarch hat die Grenze deS Landes bereits überschritten, um zu nächst nach Gödöllö, wo auch die Kaiserin bereits eingekroffen ist, und von da zu den Manöver» bei Fünskirchcn sich zu begeben. In einigen Tagen erfolgt die Rückkehr des Kaisers nach Wien. Dann dürfte die innere Politik wieder mehr in Fluß gerathen. Noch ist nichts weder über den Tag des Zusammentrittes der Delegationen, noch über den Termin für die Einberufung des Reichsraths erschienen, aber allem Anscheine nach wird der letztere so spät zusammentreten, daß es ihm Nicht möglich werden wird, das Budget pro 1881 noch vor dem 1. Januar 1881 fertig zu bringen, so daß wieder ein mehr monatliches Budgetprovisorium nöthig werden dürfte. Von der legis latorischen Thätigkeit des künftigen Reichsraths hegt man keine großen Erwartungen, man glaubt, daß weder auf dem religiösen noch auf dem wirthschaftlichen Gebiet irgend welche nennenswerthe Erfolge werden erreicht werden. Gleich zu Beginn der nächsten Reichstags session wird die leidige Sprachenfrage ein gut Theil der kostbaren Zeit in Anspruch nehmen. An Vorlagen wird es zwar dein Neichs- rathe nicht fehlen, alle Ministerialbureaux sind vollauf beschäftigt, dem Neichsrath Arbeitsmaterial zuzuführen, ohwohl ihm von der letzten Session noch genug übrig geblieben ist, auch ein Gesetz über eine strengere Sonntagsfeier wird angekündigt. Frankreich. Der Sturz des Ministerpräsidenten Freycinet durch Gambetta nimmt in diesem Augenblicke das Hauptinteresse im politischen Leben für sich in Anspruch und zwar deshalb, weil Niemand im Stande ist, die sich daran knüpfenden Folgen zu über sehen. Wird der Nachfolger Gambetta selbst sein, oder eines seiner Werkzeuge, das ist die Frage. Man hält dafür, daß Gambetta einen Fehler begangen hat, dessen nachtheilige Folgen ihn selbst treffen könnten. War er noch nicht in der Lage, die Herrschaft über Frank reich zu übernehmen, so mußte er Freycinet stützen und nicht stürzen, und hat er jetzt nicht den Muth, an die Spitze des Ministeriums zu treten, so wird er zwar seinen Ruf eines gewandten Jntriguanten befestigen, an Ansehen wird er aber schwerlich gewinnen. Der Sturz Freycinet's ist also nicht blos ein Unglück für Frankreich, sondern auch ein Nachtheil für Gambetta. — Die Enthüllung der Statue des „Landbefreiers" Thiers in St. Germain hat inzwischen stattge funden. Die höchsten Würdenträger der Republik glänzten durch ihre Abwesenheit, und man wird durch das schnelle Verbleichen dieses republikanischen Sternes erster Größe unwillkürlich an dessen letztes Wort erinnert: „Die Bohnen waren nicht gut." (Zum Verständniß dieser Worte muß bemerkt werden, daß weiße Bohnen das Lieblings gericht Thier's waren, und das dies Gericht bei seinem letzten Diner, bei welchem er vom Schlage gerührt wurde, mißrathen war, weshalb er seinem Koch einen ernsten Verweis ertheilte und bis zu seinem Abscheiden immer die Worte wiederholte: „Nein, waren die Bohnen schlecht.") Kolmles und Sächsisches. Zwönitz. Wie wir hören, wird in dem für nächsten Sonntag angekündigten Concerte der Geyer-Tannenberger-Lehrer'-Conferenz das Programm neben einigen Gesangssolis und Clavierpiecen haupt sächlich die Sängerfahrt am Rhein enthalten, welches Werk wegen seiner eigenartig originellen Weise, in welcher der Componist die dazu verwendeten Harmonien, feierlich und stark beim Anschauen der alten Ruinen im Bewußtsein der besseren Verhältnisse jetzt, fröhlich jauchzend bei Betrachtung der reizenden Reben, welche nach ihren Metamorphosen die Sänger zur Einkehr locken, soflsr^auäo und kräftig im Verkehr mit blühenden Dirndeln, wiederum auch elegisch und tief die Sänger ergreifend, wie sic erwägen, daß der Rhein ein Bild des Lebens ist, sprudelnd und flink als Kind dem Schooße des St. Gottbards entfliehend, als starker Strom, dem Maune gleichend, im Mittelläufe, dem Ende zu schwach und kraftlos im grünlichen Schimmer, ein Bild des Greises, dahin geht, genau deil Gefühlen einer Säugerschaar, welche in fröhlichem Chor den Rhein entlang zieht, angepasst hat, und infolge dessen stets nachhal tigen Eindruck bei den Zuhörern — was ja auch die allgemein günstige Aufnahme zur Genüge bezeugt — hinterläßt. Wir erlauben uns daher, alle Musikfreunde von Zwönitz und Umgegend ganz besonders darauf aufmerksam zu machen, zumal ja auch anzunehmcn ist, daß die Lehrer der betr. Conferenz bemüht-fein werden, ein cvcnt. Publi kum nicht unbefriedigt zu lassen.