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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 2V Pf. prssnumeranäa. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf-, unter „Eingesandt" mit 2« Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 1«8 Sonnabend, den II. September 1880. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Zur Ausführung der Grundsteuerreguliruug, welche nach Maßgabe des Gesetzes vom 9. September 1843 in Folge Baues der Chemnitz-Aue-Adorfcr Staatseisenbahn rc. in der Flur Stadt Zwönitz nothwendig geworden, ist auf Grund der stattgefundenen Local- erörtcrungen und Messungen eine tabellarische Anzeige über Steuereinheiten und Parzellen-Veränderungen angefertigt, welche die in dem Flächeninhalte und in der Besteuerung der betroffenen Parzellen eintretenden Veränderungen nachweist. Diese tabellarische Anzeige ist 14 Tage lind zwar bis zum 14. September u. o. an Nathsstelle für die betheiligten Grundstücksbesitzer zur Einsichtnahme ausgelegt. Etwaige Einwendungen gegen den Inhalt der tabellarischen Anzeige sind innerhalb 14tägiger Frist, vom Erscheinen dieser Bekannt machung ail gerechnet, bei Herrn Vermessungs-Ingenieur Haupt in Zwickau schriftlich anzubringen. Noch wird bemerkt, daß aber, wenn bis dahin mit Gründen unterstützte Neclamationen nicht angebracht werden, daß Einverständniß mit den in der Anzeige enthaltenen Ver änderungen angenommen wird. Zwönitz, am 30. August 1880. Bürgermeister Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Es war wohl kaum zu erwarten, daß die An sprache Kaiser Wilhelms am Sedantage, welche er an die Armee ge richtet hat, eine kriegerische Deutung erfahren würde. Um so über raschender erscheint ein alarmirender Komentar von italienischer Seite. Man schreibt dort: „Die Proklamation des deutschen Kaisers ist ein neues wichtiges Dokument, welches in seiner strengen und energischen Einfachheit nicht dazu dienen wird, die Sorge um die Erhaltung des Friedens zu beschwichtigen. Auch diese Proklamation ist eine Ant- wort auf die Rede Gambetta's. Möglich, daß der heutige Zustand der Dinge noch einige Monate anhült, aber immer deutlicher zeigt cs sich, daß Deutschland und Frankreich zu den Waffen greifen werden. Es genügt ein Funke, um einen Brand zu veranlassen und der alte Kaiser erklärt offen, daß sein Volk und sein Heer bereit sind, jeder Herausforderung Rede zu stehen. Jedoch sorgt heute, wie 1870, Deutschland dafür, Frankreich die Verantwortung für den ersten An griff zu überlassen. — Die unliebsamen Vorgänge in München, wo am Tage der Wittclsbach-Feier die deutschen Reichsfarben eine das deutsche Volk beschämende Behandlung erfahren haben, sowie der Streit, welcher sich darüber in der Presse erhoben, haben einer Reichs farben- und Fahnenfrage den Ursprung gegeben, welche bis in den höchsten Kreise hinauf unangenehm berührt hat und die nun zu einem Einvernehmen unter den Bundesregierungen über gemeinsame Maß regeln für die Beobachtung gewisser Vorschriften führen dürfte. Die deshalb stattzuhabenden Erörterungen sollen zu einem Beschlusse ge bracht werden, um der Behandlung der ganzen Angelegenheit iin Reichstage in Folge beabsichtigter, bezw. gestellter Anträge vorbeugen zu können, weil man es für möglich hält, daß sich die Berathung solcher Anträge zu einer politischen Debatte mit deutschfeindlichem Beigeschmack zuspitzt. — Daß fünf preußische Generalstabs-Offiziere in türkische Dienste treten werden, kann vor der Hand als falsche Nachricht bezeichnet werden, da bis jetzt noch mit keinen! deutschen Offizier seitens der Türkei ein Abkommen getroffen wurde. — Die zwischen Preußen und Oesterreich für die Oder-Negulirnng geführten Vorverhandlungen sind so günstig verlaufen, daß die dieser Tage beginnenden eigentlichen Konferenzen voraussichtlich zu einem schnellen Abschlusse gelangen werden. Man hat sich auch dahin geeinigt, die Negulirung auf den kleinen Nebenfluß Ostrowitza auszudehnen und die gesammten Arbeiten mit thunlichster Beschleunigung zu Ende zu führen. — Gegen den Statthalter der Neichslande, Freiherrn von Manteuffel, werden von der „Köln. Ztg." seit einiger Zeit Anschul digungen erhoben, wonach der Statthalter n. A. die katholische Geist lichkeit von Elsaß-Lothringen besonders bevorzuge und wodurch er alles das in einem Jahre verdorben habe, was in den früheren neun Jahren angestrebt und erreicht worden sei. Diese Anschuldigungen sind auch in der Berliner „Nordd. Allgem. Ztg." abgedruckt worden, weßhalb allgemein angenommen wird, daß dieselben dem Fürsten Bismarck nicht gerade unwillkommen waren. Nachträglich hat dann das Blatt ebenso, wie die Kreuzzeitung einen früheren Brief des Kaisers an den Feldmarschall abgedruckt, welcher wohl den festen Zu- - sammenhang des Kaisers mit dem Statthalter von Elsaß-Lothringen beweisen sollte. Man kann gespannt sein, wie diese Angelegenheit verlaufen wird. Frankreich. Neben der Ordensgesellschaftsfrage erregen die orientalischen Wirren und die Folgen, die sie haben können, große Besorgnisse. Der „Temps", das Organ Frepcinet's, weist auf die Zusammenkunft der Kaiser von Deutschland und Oesterreich in Ischl, auf die Reise des Generals Cialdini nach Italien, und namentlich auf die Zusammenkunft Haymerle's mit Bismarck in Friedrichsruh hin, und sagt dann: „Man kann sich nicht genug wundern über die Naivetät der russischen Negierung, welche die orientalische Frage wieder aufs Tapet brachte, obgleich Jedermann wußte, daß die ver schiedenartigen Interessen, welche Rußland und Oesterreich im Orient haben, leicht zu einem Krieg führen könnten. Da Rußland in der Unternehmungslust Gladstone's die unverhoffte Gelegenheit fand, auf den Friedensvertrag von San Stefano zurückzukommen, so fühlte sich Oesterreich in den Vortheilen bedroht, welche ihm der Berliner Friedensvertrag sicherte. Durch den Besitz der Herzegowina und Bosniens hoffte es, seinen Einfluß auf die übrigen Donaufürsten thümer zu sichern und so die Elemente zu finden, um Rußland den Uebergang über die Donau unmöglich zu machen. Die von Glad stone hervorgerufene europäische Aktion trat den Plänen entgegen, welche Oesterreich langsam ausführen wollte. Es ist heute genöthigt, diese Pläne zur Geltung zu bringen, auf die es Jahre verwenden wollte. Oesterreich muß in Folge dessen auf die Unterstützung Deutsch lands zurückgreifen, mit welchem es im letzten Jahre in Bezug auf diese Eventualitäten eine Allianz abgeschlossen hatte. England. Die Thronrede, mit welcher das Parlament vertagt wurde, bezeichnet die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten als sehr freundschaftliche, und weist sodann darauf hin, daß die Hohe Pforte mehrere der ihr obliegenden Verpflichtungen noch nicht zur Ausführung gebracht habe. Namentlich gelte dies von dem im April d. I. vereinbarten Plan, betreffend die Feststellung der ottomanisch- montenegrinischen Grenzlinie. Es seien hierbei beklagenswerthe Ver zögerungen eingetreten, und ebenso seien auch andere wichtige Be stimmungen des Berliner Vertrages noch nicht zur Ausführung ge langt. Es heißt dann weiter: „Ich hege das Vertrauen, daß diese Ziele erreicht werden, weil in Betreff der orientalischen Frage das europöische Concert in aller Festigkeit besteht, und weil die Mächte niit ihrer ganzen Autorität darauf dringen werden, daß die Pforte diejenigen Maßregeln ergreift, welche die Ruhe im Orient sichern." Die Thronrede spricht sodann die Hoffnung aus, daß der Sieg des Generals Robert's in Afghanistan zu einem baldigen und ehrenvollen Ende des Krieges in diesem Lande führen werde, und zählt schließlich die hauptsächlichsten während der Session zu Stande gekommenen Gesetzentwürfe auf.