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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pf. pr«num«ranäo. Mrcher für Inserate «erden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. LAS. Sonnabend, den 4. December 188V. 5. Jnhrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird in etwa acht Tageil in Berlin eintreffen. Dem Fürsten von Hohenlohe- Schillingssürst gegenüber soll er, nach Angabe gut Unterrichter Ab geordneten geäußert haben, er wolle an den Berathungen des Hauses der Abgeordneten sich betheiligen, überhaupt gedenke er vom nächsten Monat ab längere Zeit in Berlin zu verweilen, den Berathungen der deutschen Minister über die Bundesrathsvorlagen beizuwohnen und die ganze ReichstagSscssion mitzumachen. Es sei hierbei be merkt, daß oie neueste Nummer der „Prov. Corresp." sich gegen den von fortschrittlicher Seite gemachten Versuch wendet, dem Fürsten Bismarck die Nöthigung aufzuerlegen, als Handelsminister der Be- rathung des Handelsetats beizuwohnen. Fürst Bismarck habe zu viel Beweise der Achtung vor der Landesvertretuug gegeben, als daß er zu einer ähnlichen Verletzung kommen könnte. Obgleich der Kanzler müde, ja zuweilen todtmüde sei von den Anstrengungen seines öffentlichen Berufes, habe er doch noch die weiteren Schritte einer heilsamen Reform auf gewerblichem Gebiete unternommen. Die wichtigsten Projekte für die gewerblichen Kreise werden seitdem, wie Jedermann wisse, in Friedrichsruh erwogen, die demnächst den Reichstag beschäftigen sollen. Der Neichslanzler verdiene daher wegen Uebernahme des Handelsministeriums Dank, nicht Vorwürfe. Oesterreich-Ungarn. Die Kaiser-Josephfeier hat die Di mensionen einer großartigen Volkshuldigung für den unvergeßlichen Monarchen angenommen und des ersten in der Reihenfolge ihrer Fürsten, welcher den Staat auf die Basis der Ideen des öffentlichen Wohls und des Rechtes zu regeneriren versucht hat. Der Fackelzug zum Monument des Kaisers auf dem Josephsplatz gestaltete sich im posant und die Blätter haben vollauf Recht entzückt zu sein; eine riesige Feuersäule wälzte sich über den Ning, von brausenden Hoch rufen unendlicher Massen immer und immer wieder begrüßt. Die Scene vor dem Standbilde Josephs war eine ergreifende. — Im Anschluß an ein, dem officiöscn „W. Fr.-Bl." von hoher militärischer Seite zngegangenes Schreiben, in welchem die maßlose Hetze, welche von einer Sorte magyarischer Journalistik gegen die Officiere der gemeinsamen Armee betrieben wird, meldet jetzt die „Pol.-Corr.": „In Folge der Agitationen gegen das gemeinsame Heer, zu denen ein Theil der magyarifchen Tagespresse und einige Chauvinisten nun wieder den bekannten Vorfall in Klausenburg auszunützen bemüht sind, hat das Neichs-Kriegsministeriuni bei der ungarischen Negierung Neclamationen erhoben, an deren Erfolg nicht gezweifelt werden kann. Zunächst wird man wohl einer Reihe von Strafverhandlungen bei den ungarischen Schwurgerichten entgegensehen dürfen." Man wird diesen Schritt des Kriegsministeriums nur billigen können. Frankreich. Paris sieht wieder einer unruhigen Woche ent gegen: Am Dienstag kommt im Senat, am Donnerstag in der De- putirtenkammer die auswärtige Politik ins Treffen; dort wird Brogli den Sturm gegen Barthelmy Saint-Hilaire's Stellung anführen, hier haben sich bereits fünf Deputirte von der Linken nebst einem Mitglieds der Rechten zum Worte gemeldet. Zugleich bereitet Gar- vadie einen Antrag auf eine parlamentarische Untersuchung gegen Constants vor, und Bandry d'Asson wird seine Rückkehr in die Kammer durch einen Antrag auf Erlaubniß, den Präsidenten und die Quästoren wegen Entziehung persönlicher Freiheit auf Grund des Artikels 341 des Strafgesetzes zu belangen, feiern. Spanien. Die politische Situation in Spanien hat etwas Beängstigendes. Die im Augenblick herrschende Ruhe ist nicht der Ausdruck der Stimmung. Der Carlismus wird in den Provinzen des Nordens nur mit eiserner Hand so niedergehalten, daß er die Fahne nicht wieder entfalten kann. Die Anwesenheit des Herzogs von Parnia, eines Verwandten des Don Carlos in Spanien, ist genug, um der Regierung Sorge zu machen, und sie hat den Herzog ersuchen lassen, mit seiner Gemahlin den spanischen Boden zu meiden. — Die aus Frankreich vertriebenen Mönche werden ebenfalls zu einer Verlegenheit für die Regierung. Das Cabinet Conovas hat clericale Neigungen, aber will auch seine Beziehungen zu Frankreich nicht verderben; die eingemanderten Mönche mag man nicht gern ausweisen, wagt aber nicht, sie, noch dazu gegen das Gesetz, frei schalten und walten zu lassen. Man macht daher den fremden Mönchen allerlei Schwierigkeiten. Rußland. Nach aus Charkow eingegangenen Meldungen sind in einer von der Polizei entdeckten geheimen Druckerei mehrere Druck- maschiuen, eine große Anzahl Dolche und Revolver, Exemplare der revolutionären Zeitschrift „Selmja i Wolcho" und eine große Menge von falschen Pässen und Stempeln aufgefunden morden. Zwei der revolutionären Partei angehörige Personen wurden verhaftet. Montenegro. Die „Politische Correspondenz" meldet aus Cettinje: Der Minister des Aeußeren, Nodonic, zeigte den Vertretern der Großmächte in Cettinje an, daß Derwisch Pascha ungeachtet der Militärconventiou, wonach San Georgin zu dem an Montenegro abgetretenen Gebiet gehört, dessen Uebergabe unter Berufung auf die eventuelle entgildige Entscheidung dem DelimitationS-Coinmission ver weigert. Amerika. In Nordamerika ist strenger Frost so plötzlich ein getreten, daß in den nördlichen Seen, Flüssen und Kanälen 800 Boote mit 6^2 Millionen Bushel Getreide eingefroren sind. Lokales und Sächsisches. Zwönitz. Wie schon bemerkt, treten mit der 100. königl. sächs. Laudeslotterie verschiedene Aenderuugen in Kraft. Der Preis des ganzen Looses wird von 160 auf 200 M. und dadurch die Gesammt- eiuuahme aus den Loosen um 3,627,000 M. erhöht und diese Summe zu reicherer Ausstattung der bisher festgesetzten und bezw. Schaffung neuer Gewinne verwendet. In der ersten Klasse gab es bisher je einen Hauptgewinn von 30,000, 15,000 und 5000 M., 9 Gewinne zu 3000, 25 zu 1000 M. u. s. w. Mit der 100. Lotterie treten bei dieser Klasse hinzu je ein Gewinn von 25,000, 20,000 und 10,000 M. und außerdem werden die Gewinne von 5000 M. um zwei Stück vermehrt, den niedrigen Gewinnen aber einige hundert neue Gewinne eingefügt. In der zweiten Klaffe waren die Haupt gewinne 40,000, 20,000 und 10,000 M., 5 Gewinne von je 3000 M. u. s. w. Der neue Plan erhöbt die Chancen dieser Klaffe um weitere drei Hanptgewinne von 30,000, 25,000 und 15,000 M., um 5 Stück zu 5000 M., vermehrt auch die Gewinne von 3000 M. und 1000 M. um je fünf, die zu 500 M. um 10 und diejenigen zu 300 M. um 30 Stück und schafft endlich wieder einige hundert Ge winne unter 300 M. Die Hauptgewinne in der dritten Klaffe, bis her in vier Treffern von 50,000, 25,000, 15,000 und 5000 M. be stehend, erhalten noch Treffer von 40,000, 30,000, 20,000 und 10,000 M., während die Gewinne von 5000 M. um 9, die von 3000 M. und 1000 M. UNI je 5 Gewinne vermehrt werden. In der vierten Klaffe treten zu den bisherigen vier Haupttreffern von 60,000, 30,000, 15,000 und 5000 M. solche von 50,000, 40,000, 25,000, 20,000 und 10,000 M. hinzu, während die Hauptgewinne von 5000 M. um 14, die von 3000 M. um 10 und die von 1000 Ai. um 15 Stück vermehrt werden. Ganz bedeutend ändert sich aber das Gewinntableau für die fünfte und Hauptziehung lind hier tritt vor Allem die Einrichtung hervor, die sog. kleinen Haupttreffer von 3000 und 1000 M., danach aber diejenigen von 500 und 300 M. zu verstärken, und eine neue Art von 400-Mark-Gewinnen zu bilden. Die Hauptgewinne von 500,000 M. bis auf 5000 M. verbleiben in der bisherigen Ausstattung; dahingegen treten an Stelle der bis-