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Erscheint wöchentlich drei Mol und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. proennEranäo. Metzer für Inserate werden bi« spätesten« Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 12«. Dienstag, den 26. Oktober 1880. z. Jahrg. Oeffentliwe Sitzung -es Sta-tgemein-eraths zu Zwönitz Donnerstag, den 28. October c., Nachmittags 6 Uhr. Tagesordnung ist am Verhandlungstage in der Hausflur des Rathhauses öffentlich ausgehängt. Tagesgeschichte. Deutschland. Die vom Fürsten Bismarck in Aussicht ge nommene Wirthschafts-Neform beginnt jetzt mit dem ersten äußeren Zeichen hervorzutreten, die der Sache Form und Gestalt geben. Im Bundesrathe ist die Wahl der Ausschüsse erfolgt und zwar in einer Weise, welche Beachtung verdient. So wurde z. B. Mecklenburg- Schwerin weder in den Ausschuß für Zölle und Verbrauchssteuern, noch in den für Handel und Verkehr wieder gewählt, sondern statt seiner Sachsen-Weimar. Es gilt für unzweifelhaft, daß diese Neuerung sich gegen den sreihändlerischen bisherigen Vertreter Mecklenburg's richtet. Eine ähnliche Bewandniß hat es wohl mit der Wahl des Königreichs Sachsen in den Eisenbahn Ausschuß an Stelle Oldenburg's und ebenso die Wahl der Königreiche Bayern und Sachsen in den Ausschuß für Seewesen an Stelle von Oldenburg und Lübeck. — Der Entschluß des Hamburger Senats, bei der Reichsregierung den Antrag zu stellen, den „kleinen Belagerungszustand" auch über Hamburg und sein Gebiet zu verhängen, ist den Hamburgern ziemlich leicht gemacht worden, da die preußische Negierung erklärt hat, daß sie entschlossen sei, ihrerseits diese Maßregel für die auf preußischem Gebiet belegenen Vorstädte Hamburgs zu beantragen, er würde sich ja sonst der Gefahr ausgesetzt haben, daß die aus dem preußischen Gebiete ausgewiesenen Socialdemokraten auf dem hamburgischen Gebiete Zuflucht gesucht und von dort aus ihre Agitationen fortge setzt hätten. — Der preußische Cultusminister hat folgenden Erlaß an die Provinzial-Schulcollegien gerichtet: Unter denjenigen Kinden, welche im bevorstehenden Wintersemester ihr sechstes Lebensjahr vollenden und dadurch das schulpflichtige Alter erreichen, werden sich zum ersten Male solche befinden, welche nicht des Sacraments der Taufe theilhaftig geworden sind, obgleich ihre Eltern einer christlichen Religionsgemeinschaft angehören. Die Schule hat die Pflicht, soweit ihre gesetzliche Zuständigkeit reicht, den hieraus für die sittlich-religiöse Unterweisung der betreffenden Kinder zu besorgenden Nachtheilen nach Kräften entgegenzumirken. Das kgl. Provinzial-Schulcollegium rc. wolle darum Sorge dafür tragen, daß die bezüglichen Verhältnisse bei der Aufnahme der schulpflichtigen Kinder genau festgestellt und in Gemäßheit der bestehenden Bestimmungen ungetauste Kinder evan gelischer Eltern in Rücksicht auf die Zugehörigkeit der letzteren zur evangelischen, ungetaufte Kinder katholischer Eltern von dem ent sprechenden Gesichtspunkte aus den katholischen Schulen zugewiesen werden, und daß dieselben auch den Religionsunterricht in dem Be kenntnisse ihrer Eltern erhalten. Dortmund, 22. October. Gestern Nachmittag ist der 5 Uhr 23 Minuten von hier nach Berlin weitergegangene Kölner Zug un weit Courl entgleist. Der „Westphälischen Zeitung" zufolge ist die Maschine den Bahndamm hinuntergestürzt, mehrere Wagen sind auf einandergefahren und zertrümmert; der Locomotivsührer und ein Reisender todt, 26 Personen schwer oder leicht verwundet. Köln. Die Abrüstung der Domthürme wird sehr langsam fort gesetzt und mit dem Eintritt stürmischer Witterung überhaupt bis zum Frühjahre vertagt. Bis zur gänzlichen Freilegung der Thürme dürfte der Sommer herankommen. Es bleibt dann bis zur gänz lichen Vollendung des Domes noch ein Stück Arbeit zu thun, welches viele Jahre erfordern wird. Zunächst handelt es sich um Ausbesser ungen an den Fayaden; ferner soll ein neuer Fußboden in kunst voller Mosaikarbeit gelegt werden: Darstellungen aus der biblischen Geschichte sollen den Fußboden schmücken; sodann ist der Bau einer neuen großartigen Orgel herzustellen. Endlich soll der Dom kunst voll gearbeitete Pforten erhalten. Oesterreich-Ungarn. Alle Kronländer rüsten sich, um an läßlich der nahe bevorstehenden Vermählung des Kronprinzen ihre Liebe und Treue für das Kaiserhaus an den Tag zu legen. Jedes Land wird mit einem Hochzeitsgeschenke sich an der Vermählungs feier betheiligen. In Lemberg hat sich soeben ein Comitee gebildet, um dem Kronprinzen ein Album mit galizischen Ansichten und Scenen von dem letzten Kaiserempfange zu überreichen, die von hervorragenden polnischen Malern als Aquarelle ausgeführt werden sollen. — Der Gründer der mit so großem Erfolge in vielen Gegenden Deutschlands wirkenden ländlichen Dahrlehnskassenvereine, Herr Bürgermeister Raiffeisen von Neuwied in Rheinpreußen, weilt zur Zeit in Wien, uni über die Organisirung dieser für die Hebung des Bauernstandes so wohlthätigen Dahrlehnskassenvereine in Oesterreich sein Gutachten abzugeben. - Die österreichische Negierung fordert von den Volks- Vertretungen behufs besserer Verpflegung der Armee einige Millionen mehr. Diese Mehrbelastung des Budgets muß man aufrichtig will kommen heißen. Denn ist eine Herabminderung der Präsenzziffer nicht möglich, dann muß man eben die Mittel zur Ernährung und Erhaltung der Soldaten bewilligen. Spanien. Den neuesten Nachrichten aus Madrid zufolge haben die zur Feier der Geburt der Infantin abzuhaltenden drei nationalen Festtage am 23. d. ihren Anfang genommen. Am selben Tage fand in der Palastcapelle ein feierlicher Gottesdienst statt, bei dem der päpstliche Nuntius der Königin die vom Papste geweihten Wickelbänder überreicht hat. Hofdamen haben dann sogleich diese Bänder der kleinen Infantin angelegt. Am Tage darauf wird die Königin dem Gottesdienste in der Atochakirche anwohnen. Die Stadt Madrid veranstaltet an diesen Festtagen zwei Stiergefechte, und werden dabei jedesmal acht Stiere und vier Picadores auf dem Kampfplatze erscheinen. Der Zutritt zu diesem Schauspiele wird gänzlich frei sein. Rußland. An den sich einander widersprechenden Nachrichten über das Befinden des Kaisers scheint leider so viel wahr zu sein, daß derselbe von einem leichten Schlaganfall, jedoch ohne akute Folgen betroffen worden ist. — In Petersburg hat einmal wieder ein Studentenkrawall stattgefunden, dessen Urheber zumeist jüdisch polnischer Herkunft sind. Die Veranlassung war diesmal eine „nahr hafte", da es sich hauptsächlich um die Wiederherstellung der Uni« versitäts Garküche handelte- Türkei. Nicht umsonst hat sich Abdul Hamid gelegentlich der neulichen glänzenden Feier der Ernennung des Ober-Eunuchen des Harems gestärkt; seine alte moslemitische Diplomatie, mit welcher er ganz Europa schon so oft zum Besten gehabt, ist ihm wieder zu Hilfe gekommen und hat ihm vor der Hand sein Reich gerettet. Sein friedfertiges Vorgehen in der Dulcigno-Affaire hat ganz Europa entwaffnet und die Flotten-Demvnstration, welche möglicherweise dem Padischah hätte unangenehm werden können, ist in Folge dessen unterblieben. Der Bissen, welchen der Beherrscher aller Gläubigen Montenegro hingeworfen, befriedigte den Appetit des Fürsten der schwarzen Berge, und Europa ist im Grunde froh, daß es so wohl feilen Kaufes davongekommen. Nun aber zeigt sich von Neuem ein dunkler Punkt am europäischen Himmel. Am Donnerstag ist nämlich in Athen, der klassischen Hauptstadt von Hellas, die Deputirtenkammer eröffnet worden. Die Thronrede ist nun ein Kabinetsstück grimmigen Hohnes und heftiger Leidenschaft. Europa — spottet dieselbe —