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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prseiniwaranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzcile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit . 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Qrgan für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 78. Sonnabend, den 3. Juli 1880. 5. Jnhrq. Tagesgeschichte. Deutschland. Dcrs Zustandekommen der Kirchenvorlage ganz nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses ist jetzt, nachdem sich auch die Commijsion des Herrenhauses mit großer Majorität für den Entwurf ausgesprochen hat, gesichert. Am Montag wird der Schluß der preuß. Landtagssession stattfinden. — Die Berliner Conferenz hat ihre eigentliche Arbeit erledigt und sind jetzt nur noch einige Formalitäten nachzuholen; alsdann gehen die Berichte an die Negier ungen, welche die Conferenzbeschlüsse in einer gemeinschaftlichen Note der Pforte und Griechenland mittheilen werden. Und dann?— Trotz der Ablehnung des Art. 4 der Kirchenvorlage (Rückkehr der Bischöfe) meint man dennoch, ein kaiserlicher Gnadenerlaß werde den Wiedereintritt der rechtskräftig abgesetzten Kirchenfürsten herbeiführen. Berlin. Die von verschiedenen Blättern gebrachte Nachricht, daß die kaiserliche Tabakmanufactur in Straßburg, hier wie in anderen großen deutschen Städten Filialen für ihre Regietabake er richtet werde, bestätigt sich. Man hört, daß hier in Berlin nicht eine, sondern mehrere Verkaufsstellen der Tabakmanufactur in Aussicht genonimen sind, wodurch ohne Zweifel eine Schädigung der mit Privatcapital gegründeten Tabaks- und Cigarrengeschäfte herbeigeführt werden wird. Es wird jedenfalls im Reichstage auf diese neue Geschäftsthätigkeit der Straßburger Tabakmanufactur, die jetzt unter der Leitung eines anerkannten Vorkämpfers für das Tabaksmonopol, des Unterstaatssecretärs v. Mayr, steht, Hingeiviesen werden. — Zufolge einer Kaiserlichen Verordnung vom 25. v. M. ist die Einfuhr von gehacktem oder auf ähnliche Weise zerkleinertem oder sonst zubereitetcm Schweinefleisch und von Würsten aller Art aus Amerika bis auf Weiteres verboten, von diesem Verbote aber die Einfuhr ganzer Schinken und Speckseiten ausgeschlossen. Frankreich. Am Mittwoch sind auch die Märzdekrete wirk sam geworden. Die Jesuitenniederlassungen sind geschlossen worden. In Paris kam es dabei zu einer geringfügigen Demonstration, die aber durch einige Verhaftungen unterdrückt wurde. In Puy wurde ein Bataillon Soldaten requirirt, um die 85 Jesuiten zu entfernen. In Lille räumten sie freiwillig ihre Capelle, die dann unter Siegel gelegt wurde. Ebenso unterwerfen sich die Jesuiten in Douay ohne Widerstand. Der Jesuiten - Orden in Bordeaux überreichte einen Protest, in Lyon ließen sie ein Protokoll aufnehmen.. Ebenso liegen noch Berichte aus Angers, Grenoble, Marseille, Lyon und Nantes vor, welche übereinstimmend die Ausführung der Märzdekrete melden, ohne daß dabei ernstliche Ruhestörungen vorgekommen wären. Belgien. Die belgische Regierung hat ihre diplomatischen Beziehungen zum päpstlichen Stuhl in jäher Weise abgebrochen. Sie zog ihre Gesandtschaft beim Vatikan ein und erklärte dem päpst lichen Nuntius in Brüssel, daß die amtliche Verbindung mit ihm abgebrochen sei. Grund dieser schroffen Maßregel ist, daß der Papst angeblich das Verfahren der belgischen Bischöfe gegen die Staats fache öffentlich getadelt und insgeheim aber belobt hätte. „Negier ungen und Völker wissen nunmehr, mit wem sie es zu thun haben," schreibt das öfficiöse Organ der Negierung, „sie können das Vertrauen ermessen, welches eine Kirche verdient, die von Gott selbst die Huth der Wahrheit erhalten zu haben vorgiebt und deren unfehlbares Haupt sich durch eine vollständige Mißachtung des gegebenen Wortes aus zeichnet." Rußland. Man weiß noch nichts davon, daß der Krieg zwischen China und Rußland offiziell erklärt worden sei, und schon melden in London eingetroffene Depeschen, daß die Russen bei Tork passe geschlagen seien und bedeutende Verluste an Munition und Vorräthen erlitten haben sollen. Auch wären die Chinesen vorgerückt. — Zum Oberkomandirenden des russischen Geschwaders im Stillen Ocean ist der Marineverweser Gencraladjutant Lessowski bestimmt. Türkei. Also so ganz einfach hat der Großsultan die Harems frauen des Exkhedive, die um Gewährung des Gastrechts baten, doch nicht abfallen lassen. Er schlug zwar ihre Bitte ab, dagegen schickte er ihnen galanter Weise Erfrischungen und kostbare Speisen und außerdem einer Jeden von ihnen einen Blumenstrauß. Und während sich der Großherr einerseits mit solchen Tändeleien befassen muß, trägt er sich andererseits mit großartigen Ideen: Er geht, wie den „Times" versichert wird, mit dem Plane um, die Oberhoheit des Islam in Centralasien und Indien wieder in's Leben zu rufen, in dem er von der Annahme ausgeht, daß die europäischen Mächte die Zerstörung der Türkei und die Vertreibung der Muselmänner aus Europa bezwecken. Griechenland. Die Regierung hat sich bereit erklärt, den Theil der türkischen Staatsschuld, welcher nach der Annexion der verlangten Landstrecken ans Griechenland fällt, gleich nach der Besitz nahme der Länder auszuzahlen, wenn die Occupation ohne Blutver gießen verläuft. Darauf ist aber kaum zu hoffen, da die türkische Regierung jeden Bewohner der fraglichen Landstriche mit Todesstrafe bedroht, der sich öffentlich für den Anschluß an Griechenland aus spricht. Kostales und Sächsisches. Dresden, 30. Juni. Ein hiesiges Blatt hat jüngst die Meinung aufkommen lassen, daß wahrscheinlich die sächs. Negierung behufs Be willigung der Staatshttlfe für die Oberlausitz einen außerordentlichen Nothstands-Landtag einberufen werde, und zugleich dafür plaidirt, es möchten für diesen Landtag die nicht Dresdner Abgeordneten zn Gunsten der Oberlausitzer auf die Diäten verzichten. Wie verlautet, besteht derzeit eine solche Einberufungsabsicht nicht. Die Regierung wird zunächst alle nöthige Staatshülfe aus den Mehreinnahmen, die sich jetzt schon reichlich für 1880 ergeben haben, bestreiten, und daß diese Ausgaben die ständische Billigung einst finden werden, darüber existirt an maßgebender Stelle kein Zweifel. — Die neulich im „Dresd. Anz", „Chemn. Tagebl." u. s. w. gegebene Anregung eines Denkmals für weil. Se. Majestät den hochseligen König Johann hat zur Folge gehabt, daß aus angesehensten Männern der Residenz unter Zuziehung solcher aus der Provinz sich zunächst ein Komitee bilden wird, welches in Anbetracht der kürzlichen Zwickauer und jetzigen Oberlausitzer Sammlungen erst an die Oeffentlichkeit treten wird, wenn es einen Garantiefond xor so aufgebracht hat. Dann soll jedem Sachsen die Möglichkeit geboten werden, das Seinige noch bei zutragen. Auch gedenkt man, die beiden Herren Kammerpräsidenten zum Beitritt für das Komitee zu ersuchen und giebt sich der begrün deten Hoffnung hin, daß unsere Herren Stände, wie seinerseits zur Errichtung des Denkmals für weil. König Friedrich August, durch eine ständische Bewilligung die Sache zu einem richtigen Landesdank gestalten werden. Wir glauben, andeuten zn können, daß vor Oktober d. I. die Angelegenheit eine öffentliche nicht weiter werden wird. Dresden. Dem für den 11. deutschen Feuerwehrtag sestgestellten Programm zufolge wird Sonntag, den 18. Juli, Nachmittags 3 Uhr der große Festzug stattsinden. An der Spitze desselben wird eine Abtheilung berittener Dresdner Bürger als Fahnenwacht der in ihrer Mitte getragenen Standarten in den deutschen nnd sächsischen Farben den Feuerwehrmännern das Ehrengeleite geben. Um die erforder lichen Vorbereitungen ehebaldigst treffen zu können, hatte auf öffent liche Eindladung des Fest- und Empfangsausschusses sich am Dienstag Abend in „Bntish Hotel" eine Anzahl Herren eingefundcn, um zu nächst eine constituirende Versammlung abzuhalten, und die allge meinen Bedingungen festzustellen. Der Neiterzug ist sonach gesichert, nur dürsten diejenigen reitkundigen Herren, welche ihre Vetheiligung an demselben noch nicht zu erkennen gegeben haben, aber gewillt sind, ihrerseits beizutreten, gut thun, dies mit Rücksicht ans die nur noch kurze Frist ehebaldigst geschehen zu lassen. Anmeldungen sind