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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps. prisuumvranäo. ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 38. Sonnabend, den lS. Mai 188«. 5. Jahrg. Tagesgeschichte. Deutschland. Die aus Petersburg zurückgekehrten Officiere, welche dem Czaren zu seinem Geburtstage die Glückwünsche Kaiser Wilhelms überbrachten, wissen nicht genug die Aufnahme zu rühmen, die sie in Petersburg und namentlich beim Kaiser Alexander selbst gefunden haben. Sie waren während der kurzen Zeit ihres Aufent halts nicht weniger als viermal in das kaiserliche Palais geladen, und der Kaiser behandelte sie stets mit der gewinnendsten Liebens würdigkeit. Er streifte sogar die Politik. Er bemerkte z. B., man müsse gar kein Gewicht auf Gerede und Geklatsch legen, als ob sein Sohn, der Thronfolger, dereinst nach anderen Grundsätzen als er selbst regieren werde. Das innig freundschaftliche Verhältniß zu seinem Oheim Kaiser Wilhelm werde niemals einem Wandel unter liegen, und ebenso sei er überzeugt, es werde ihnen, den Herrschern, gelingen, zu bewirken, daß auch die beiden großen Reiche wie bisher in Frieden und Freundschaft mit einander lebten. — Die am Donnerstag stattgehabte Sitzung des Bundesraths war die erste, in welcher nach der neuen Geschäftsordnung verhandelt wurde. — Die Vorlegung eines Gesetzentwurfs bei dem preußischen Landtage, beziehungsweise einer Ermächtigung der Regierung zu einer dis- cretionären Handhabung der Maigesetze soll beschlossene Sache sein und sofort nach Beginn der Nachsession zu erwarten stehen. — Die deutsche Seehandelsgescllschaft soll nun in der Weise rekonstruirt werden, daß statt 10 Mill. Mark nur zunächst mit 3 Mill. Mark die Gesellschast ins Leben gerufen wird. Frankreich. Die radicalen Bestrebungen gewinnen an Aus dehnung. Im Norden, besonders in Roubaix, sind großartige Strikes ausgebrochen, die einen beunruhigenden Charakter annehmen. Man glaubt, daß die Sinkenden vom Auslande, insbesondere von Belgien her unterstützt werden. Gambetta läßt sogar die Nachricht verbreiten, daß die Strikes heimlich durch Agenten eines französischen Kron prätendenten geschürt würden. Ein Theil der republikanischen Presse ergreift Partei für die Arbeiter und warnt, dieselben nicht durch hartnäckige Ablehnung berechtigter Beschwerden in das Lager des sozialistischen Cäsarismus zu treiben. -- Dazu kommt, daß die Communards für den 23. und 30. d. als den Tagen der Nieder werfung der Commune, großartige Demostrationen vorbereiten, die die Regierung zu hindern beabsichtigt. Es sollen insgemein 200,000 Ko karden angefertigt worden sein, auf die die Polizei behufs Beschlag nahme derselben fahndet. Rußland. Der Generalgouverneur hat das Urtheil, welches das Moskauer Militärgericht gegen fünf wegen gesetzwidriger Pro paganda angcklagte Personen gefällt hatte, gemildert, indem er bei zweien derselben die Strafe der Zwangsarbeit in Verbannung und Zuchthaus umwandelte; die übrigen, welche zu Festungstrafen ver- urtheilt waren, wurden zu kürzerer Gesängnißstrafe und Einstellung in eine Strafcompagnie begnadigt. Rumänien. Zwischen den Negierungen von Rumänien und Bulgarien sind in Betreff der Rüuberfrage Differenzen hervorge treten, für welche trotz längerer Unterhaltungen noch kein Ausgleich gefunden wurde. Die bulgarische Regierung behauptete, daß türkische Räuberbanden aus der Dobrudscha nach Bulgarien einbrechen und sich auch in die Dobrudscha zurückziehen, wenn sie verfolgt werden. Sie forderte die Mitwirkung Rumäniens bei der Verfolgung dieser Banden. Nach Berichten des Gouverneurs der Dobrudscha ist die Behauptung der bulgarischen Negierung unbegründet, und Rumänien mußte demgemäß das Verlangen Bulgariens abweisen. Dieser Aus gang hat auch die Abberufung des rumänischen Gesandten in Sofia zur Folge gehabt. Türkei. Der albanesische Aufstand macht der Pforte viel zu schaffen. Mehrere Theile Albaniens sollten dem Berliner Vertrage gemäß an Montenegro abgetreten werden, womit die Bewohner der betr. Landestheile durchaus nicht einverstanden sind. Denn die Al banesen betrachten sich als ein besonders edles Volk, als Nachkömm linge Alexanders des Großen, sie verachten die räuberischen Montene griner, „welche theilweise durch die Almosen des Fürsten Europas leben". Die Pforte hat nun den Fehler gemacht, ihre Truppen aus den betr. Landestheilen früher zurückzuziehen, als die montenegrinische Besatzung eintraf. Das widersprach auch dem Sinne des Berliner Vertrages, welcher ausdrücklich festsetzt, daß die Districte „übergeben" werden sollen. So ist denn abermals aus der Balkanhalbinsel die Revolution inl Permanenz erklärt. Die Großmächte haben nur eine energische Note nach Konstantinopel geschickt; die Antwort wird wahr scheinlich wieder eine höflich ausweichende sein und man muß erst abwarten, wessen man sich von dem neuen englischen Cabinet zu ver sehen hat. Uskales und Sächsisches. Zwönitz. Die Generaldirection der sächsischen Staatsbahnen hat infolge der allgemeinen Anerkennung und über der überaus großen Frequenz, welche die im Vorjahre zum Pfingstfest arrangirten billigen Personenextrazüge gefunden haben, beschlossen, abermals der gleichen verkehren zu lassen. Es sei deshalb für Psingstreisende Fol gendes von allgemeinem Interesse mitgetheilt: Auf den sächs. Staats bahnen haben die vom 15. bis mit 19. Mai gelösten Tagesbillets eine Giltigkeit bis mit 21. Mai (Freitag). Am 16. Mai 4 Uhr 20 Min. Vorm, trifft ein Extrazug von Chemnitz, 4 Uhr 38 Min. ein Extrazug von Zwickau und Glauchau, 5 Uhr ein Extrazug von Reichenbach und Plauen auf dem böhmischen Bahnhof in Dresden ein. Auf den drei Dresdner Bahnhöfen verkehren nach allen Richt ungen Extrazüge nach Bedarf. Auf dem böhmischen allein sind 96 in Aussicht genommen. Zwönitz. Wiederum naht die Zeit, wo die einzelnen Vereine der Gustav-Adolf-Stiftung sich zu regen und zu tagen anfangen, um die in katholischen Ländern zerstreuten Glaubensgenossen zu Ge meinden zu sammeln und durch Beiträge zur Erbauung von Kirchen, Betsälen, Schulen und Confirmandenhäusern, sowie zur Unterhalt ung ihrer Geistlichen und Lehrer kräftig zu unterstützen. Der Ge- sanimtverein besteht seit beinahe 48 Jahren. Während bei der ersten Sammlung im Jahre 1832 50 Thlr. aufgebracht wurde, so hat er bis zum Jahre 1879 in Summa 14^ Millionen Marl an über 2600 bedürftige Gemeinden vertheilt. Der Verein gleicht einem hohen Gebäude: den breiten Unterbau bilden sämmtliche Zweig- und Hilfs zweigvereine, den Oberbau die verschiedenen Hauptvereine, unter denen diese stehen, das gewaltige Dach darüber bildet der Centralverein für das ganze evangelische Deutschland. Der hohe Protector, gleich sam die goldne Spitze des Gebäudes, ist Se. Majestät, unser hoch verehrter deutscher Kaiser Wilhelm, dessen regelmäßiger jährlicher Beitrag 3000 Mark beträgt. Sachsen hat 2 Hauptvereine, den Dresdner und den Leipziger, zu deren letzterem der Stollberger Zweigverein gehört, und dessen Vorstands-Mitglieder, lauter angesehene Männer aus allen Fakultäten und der großen Geschäftswelt, größtentheils in Leipzig wohnen. Ebenso hat der Vorstand des Centralvereins seinen Sitz in Leipzig, tagt aber mit seinen Abgeordneten ans den Hauptvereinen jährlich bald in der, bald in jener großen Stadt Deutschlands. Die Jahres sammlungen zerfallen in 3 gleiche Theile: den einen vertheilt der betreffende Zweigverein, den zweiten giebt er an den Hauptverein ab, den dritten an den Centralverein. Die vorjährige Sammlung des Stollberger Zweigvercins betrug 1511,gg Mark, wozu die Parochie Zwönitz 41,gg Mark lieferte und zwar 26,jz Mark ans Zwönitz, 3 Mark aus Dittersdorf, 9,z§ Mark aus Kühnhaide und 2,gg Mark aus Lenkersdorf. Auf der vorjährigen Hauptversammlung zu Annaberg vertheilte