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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark 20 Ps. prtsnnmvranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 69. Sonnabend, den 12. Zuni 1880. 5. Jahrg. Bekanntmachung, die Landtagswahlliste betreffend. Gemäß § 24 des Gesetzes vom 3. December 1868 und § 11 der Ausführungsverordnung hierzu vom 4. December 1868 ist die Landtagswahlliste revidirt und liegt von jetzt ab 14 Tage lang und zwar bis zum 25. d. M. an Rathsstelle zur Einsicht aus. Reklamationen gegen dieselbe sind bis dahin bei dem Unterzeichneten anzubringen. Zwönitz, am 11. Jnni 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Jahrmarkt wird Montag den 21. Juni v. abgehalten. Zwönitz, am 10. Juni 1880. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Cardinal Jacobini hat den Auftrag erhalten, der deutschen Regierung mitzuthcilen, daß die Cnrie bereit sei, neue Verhandlungen mit Deutschland anzuknüpfen. Diese Nachricht ent stammt der Kölnischen Zeitung, welche sich in dieser Hinsicht schon öfters als gut unterrichtet erwiesen hat. Weniger glaubhaft klingt eine Mittheilung der „Conservatore" in Nom, wonach eine aus Mit gliedern der Centrnmsfraction des deutschen Reichstages bestehende Deputation in Nam eingetroffen sei, um dem Papste zu rathen, alle Verhaudluugen mit dein Fürsten Bismarck abzubrechen, aber keine günstige Aufnahme bei Papst Leo gefunden habe. — Fürst Hohen lohe, der jetzt als Nachfolger des Herrn von Bülow fungirt, wird diesen Posten dauernd behalten. Sein Posten als Botschafter Deutsch lands in Paris, der gegenwärtig vom Grafen Nadowitz versehen wird, soll dein jetzigen deutschen Botschafter bei der Pforte, Grafen Hatzfeld zugedacht sein. — Der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Neuß, hat am Sonntag dem österreichischen Minister des Auswärtigen die formelle Einladung zur Botschafter - Eonferenz in Berlin über geben. Aehnliche Einladungen sind bei den übrigen Großmächten erfolgt. Berlin, 8. Juni. Der Kaiser reist voraussichtlich am 18. Juni nach Bad Ems ab. Oesterreich. Sämmtliche Landtage wurden am Dienstag in feierlicher Weise unter Hochrufen auf den Kaiser mit patriotische» Ansprachen der Vorsitzenden, welche in Prag, Innsbruck, Czernwitz und Zara in beiden Landessprachen gehalten wurden, eröffnet. In Salzburg erklärte die der verfassungstreuen Partei angehörige Mi norität, so lange die Ernennung des Landeshauptmanns und seines Stellvertreters nicht erfolgt sei, an der meritorischen Verhandlung nicht theilnehmcn zu können. In Lembnrg sprach der Landesmar schall die Hoffnung aus Gewährung der Decentralisation der Ver- waltung aus, welche nach der Verfassung zulässig sei. In Laibach gelangte eine Erklärung der nationalen Minorität zur Verlesung, worin dieselbe ihr Bedauern darüber ausspricht, daß die Regierung der vorjährigen Petition um Auflösung des angeblich illegalen Land tages theilnahm. Der Vorwurf der Jllegaltitüt wurde vom Landes hauptmann und vom Landespräsidenten zurückgewiesen. In Agram hielt der Banus (Statthalter) eine Ansprache, worin derselbe erklärte, daß er als Banus über den Parteien stehe und daß er mit der Unterstützung aller guten Patrioten den Wohlstand und die Zufrieden heit des Landes herbeizuführe-, hoffe. Frankreich. Der französische Senat hat den Entwurf eines Uebereinkommens mit Nordamerika angenommen, durch welches die Entschädigungen geregelt werden, welche die Franzosen für die Ver- luste durch den amerikanischen SondcrbundSkrieg und die Amerikaner durch den letzten deutsch - französischen Krieg beanspruchen. Diese Entschädigungen kommen etwas spät: Seit dem Sonderbundskriege sind 16, seit dem dentsch-französischen Kriege 9 Jahre verflossen. — In gleicher Weise ziemlich verspätet votirte die Deputirtenkammer eine Dankadresse an die belgische. Regierung für die den französischen Soldaten im Jahre 1870 erwiesene Gastfreundschaft. — Dem Pariser „Moniteur universel" wird angeblich aus sicherster Quelle gemeldet, der Sultan widerstände der europäischen Intervention, welche ihn zu inneren Reformen zwingen wolle, und die Pforte sei entschlossen, die Stadt Janina (die Griechenland für sich beansprucht) mit den Waffen zu vertheidigen. England. Herr Gladstoue ist bekanntlich ein sehr moralischer Mann, nichtsdestoweniger aber hält er jetzt seinen radikalen Freunden, welche mit der Moral und mit der Abschaffung des Opiumhandels in Indien ernst machen zu wollen scheinen, einen moralischen Vor trag darüber, daß ihr Vorgehen gegenwärtig sehr unzeitgemäß und unpassend sei, weil die indischen Finanzen die betreffende Einnahme in keinem Falle entbehren könnten. Es ist dies eine sehr ansprechende Probe der englischen politischen Moral, die bekanntlich schon einmal zmn Krieg mit China führte; England wird also im Interesse seiner Finanzen fortfahren, die Chinesen durch Opium zu vergiften. — Im Hinblick auf die etwas drohende Lage in Ostasien hat die Admira lität es für angemessen erachtet, einen Stabsoffizier der Marine-In fanterie nach China zu entsenden. Rußland. Der seit Langem drohende Krieg zwischen Ruß land und China scheint nnnmehr seinen Anfang genoinmen zu haben. In der vorigen Woche langte eine Anzahl Bewohner Khokands in Kabul ein. Sie berichteten, die Chinesen seien bereits von Kaschgar und dem chinesischen Turkestan in russisches Gebiet eingerückt; sie hätten einen großen Theil von Kuldscha besetzt, da sie das Gebiet aufwärts bis zum See Jssik Kul als ihre Grenze beanspruchen. Die Sendlinge selbst waren die Ucberbringer von Briefen von vielen angesehenen Bewohnern Khokands, worin der frühere Emir, Khudal- jar Khan, der sich jetzt in Indien befindet, zur Rückkehr eingeladen wird, da das ganze Land, das beinahe von russischen Truppen, die sich dem Vorrücken der Chinesen entgegenwerfen, entblößt ist, sich zu seinen Gunsten erheben würde. Es ist augenscheinlich, daß, wenn China ernstlich entschlossen ist, seine verlorenen Besitzungen wieder zu gewinnen, die politische Lage in Zentral-Asien bedeutend verändert werden dürfte. Türkei. Als eigentlicher Grund der Verzögerung des Em pfanges Göschens durch den Sultan wird die Absicht bezeichnet, gleich von Hause aus zu signalisiren, daß der englische Spezialge sandte in Konstantinopel durchaus kein freundliches Entgegenkommen zu gewärtigen habe. Man ist hier davon um so mehr überrascht, als Dir. Layard, der Vorgänger Göschens, bis zu seiner Abreise vom Sultan ganz besonders freundlich behandelt worden ist.