Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsonuweranäo. ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. »2. Sonnabend, den I. Mai I88V. 5. Jahrg. Bekanntmachung. Der hiesigen Schulgemeinde ist bekannt zu machen, daß das neu angefertigte Schulgeldcataster in dem Nathscassenzimmer bis znm LS. Mai ». v. zur Einsicht ausliegt, etwaige Reklamationen aber bis dahin an den Vorsitzenden des Schulvorstands abzugeben sind. Zwönitz, den 29. April 1880. Der Schulvorstand allda: Neidhardt, Pf. Tagcsgeschichte. Deutschland. Der Reichstag hat in seiner Sitzung vom 27. die Samoavorlage mit 128 gegen 112 Stimmen abaelehnt. Für solche, die dies bedauern, fügen wir hinzu, daß es erst die zweite Lesung war, und daß unter den Ablehnenden sich auch etwa 30 Na tionalliberale befanden. Da diese Letzteren sich, — vorausgesetzt, daß der Reichskanzler wirklich Gewicht ans die Annahme der Vorlage legt, — bis zur dritten Lesung selbstverständlich eines Bessereir be sinnen, so kann noch Alles gut werden. Wiesbaden, 28. April. Se. Majestät der Kaiser machte ge stern mehrere Besuche und erschien Abends mit Ihrer König!. Ho heit der Frau Großherzogin von Baden im Theater, woselbst er von dem dichtgefüllten Hause mit einer begeisterten Ovation empfangen wurde. Heute Vormittag nahm Se. Majestät die Vorträge des Hof- marschalls, Grafen Perponcher, und des Chefs des Civilkabinets, v. Wilnomski, entgegen. Zum Diner hat der frühere türkische Bot schafter, Aristarchi Bey, eine Einladung erhalten. Baden-Baden, 28. April. Ihre Majestät die Kaiserin ist heute Nachmittag 1 Uhr wohlbehalten hier eingetroffen. Hamburg. Die Socialdemokraten haben in Hamburg einen großen Reichstagswahlsieg errungen. Ihr Candidat Hartmann ist mit 13,155 Stimmen gewählt, während der nationalliberale Can didat Riege nur 3583 und der Fortschrittler Röe nur 6451 Stim men erhielt. Die socialdcmoiratische Mehrheit ist also eine colossale und beweist, was die Socialdemokraten auch unter dem Socialisten- gesetz vermögen. Gleichzeitig aber beweisen auch diese Zahlen, wie wenig man aus dieser Stimmenzahl auf die politische Richtung der Gesammtbevölkerung einen Schluß machen kann; denn es wird doch Niemand glauben, daß der weitaus größte Theil der Bevölkerung Hamburgs aus lauter Socialdemokraten besteht. Aber immerhin ist die Sache bedeutungsvoll. Braunschweig, den 27. April. Bracke ist heute 8 Uhr Abends am Blutsturz gestorben. Aus Thorn (Westpreußen) schreibt man dem „B. T.": Ein Opfer russischer Vcrwaltungsjustiz langte am 22., aus Rußland aus gewiesen, hier an. Cs war dies, wie der „Magd. Ztg." geschrieben wird, der Ingenieur Neumeister aus Sachsen, Sohn eines sächsischen Oberförsters, ein Mann, der auf dem Polytechnikum in Dresden studirt und bis vor Kurzem in Rußland in geachteter Lebensstellung sich befunden hatte. Er war Ingenieur bei der südrussischen Eisen bahn gewesen und hatte in Moskau gewohnt. Als am 1. December d. I. das bekannte Eisenbahn-Attentat bei Moskau erfolgte, und die russische Polizei bald darauf mit Hilfe einer Photographie ihre Nach forschungen nach dem Nihilisten Hartmann begann, wurde Neumeister auf Grund einer seltsamen Aehnlichkeit mit jenem photographischen Bilde als der gesuchte Nihilist verhaftet und schmachtete seitdem im Gefängnisse. Auch als später der wirkliche Hartmann in Paris er griffen worden war, erfolgte seine Freilassung nicht, denn nun sagte man, er sei schon deshalb verdächtig, weil er Ingenieur an der Bahn gewesen sei, auf welcher die Explosion erfolgte. Wohl noch Jahre lang hätte Neumeister bei dem in Rußland üblichen langsamen Gang der Untersuchungen in dem mit Ungeziefer angefüllten Gefängnisse zubringen können, Hütte er nicht an seinem Onkel, welcher Oberförster ! auf den Besitzungen des Warschauer Generalgouverneurs Grafen ! Kotzebue ist, eine Hilfe gehabt. Durch die Vermittelung des Letzteren gelang es, die Untersuchung aufzuheben, und die russische Behörde begnügte sich mit der Ausweisung des Verdächtigen. Von allen Mittem entblößt, gänzlich abgerissen, langte der Aermste hier an. Seine nicht unbedeutende Baarschaft, wie seine werthvollste Bibliothek hat er nach seiner Verhaftung nie wieder gesehen; nichts war ihm gelaßen worden, als was er im Augenblick der Verhaftung gerade bei sich hatte. Frankreich. Gambetta, der Präsident der Deputirtenkammer, ist wie die meisten liberalen Abgeordneten, nach Paris mit der Ueber- zeugung zurückgekehrt, daß das Land im Kampfe gegen die Clerikalen auf Seiten der Regierung stehe. Das Rundschreiben Freicinet's an die Vertreter Frankreichs im Auslande hat einen günstigen Eindruck hervorgebracht und dem Cabinet jedenfalls manche unerwünschte In» terpellation erspart. In der Kammer wurde über die zweite Abthei- lung der Zolltarife debattirt und zeigen die Freihändler das Bestre ben, den Zolltarif so rasch wie möglich durch das Parlament zu bringeil, um der Opposition der Schutzzöllner ein Ende zu machen. Nach dem Vertrag mit England, der durch den neuen französischen Botschafter in London, Herrn Leon Say, möglichst bald abgeschlossen werden soll, wird der Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungarn zur Perfektion gelangen. Spanien. Der päpstliche Nuntius in Madrid hat von der spanischen Regierung ein Asyl für die aus Frankreich vertriebenen Jesuiten verlangt. Das Ministerium Canovas soll versprochen haben, einer bestimmten Anzahl die aus Frankreich kommenden Jesuiten un gehinderten Aufenthalt in Spanien, mit Ausnahme der baskischen Provinzen, zu gestatten. Rußland. Nach übereinstimmenden Telegrammen ans Pe tersburg ist der Hauptattentäter der Explosion im Winterpalais am 17. Februar in der Nacht vom Montag auf Dienstag verhaftet. Er heißt Szewicz und ist ein Verwandter des Gouverneurs von Kalugu. Er beendete 1870 seine Studien an der Petersbnrger Universität nnd lebte längere Zeit als Tischler unter dem Namen Dmitrjeff. Als solcher wußte er sich in den Winterpalais Eingang zu verschaffen und war bekanntlich in der Verwirrung nach der Explosion plötzlich verschwunden. Fokales und Sächsisches. — Das achte Verzeichniß der beim Reichstage eingeganaenen Petitionen enthält nachstehende aus Sachsen: Kaufmann Wühalm in Gottleuba führt Beschwerde wegen verweigerter Gewährung derJn- validenwohlthaten, F. Mönch, Vorsteher der Leipziger Gartenbauge sellschaft u. Gen., bitten um Abänderung der internationalen Con vention gegen die Weiterverbreitung der Reblaus, und zwar hinsicht lich der Verpackung und Versendung von Blumen, Pflanzen, Strüu- chern rc., um Wiederherstellung des Ausfuhrzolles auf Lumpen petirt H. Rost, Pappenfabriksbesitzer zu Dippoldiswalde, um Abänderung der Gewerbeordnung, Jnnungswesen, Gesellen- und Meisterprüfung rc. bitten die Gewerbevereine zu Königsbrück, Nerchau, Grünhainichen, Wolkenstein, Penig, Nensalza, Geyer, Oschatz, Oederan, Bischofswerda, Colditz, Ehrenfriedersdorf, Geringswalde, Schandau und Ostritz, ferner der Handwerkerverein zu Schellenberg und der Bürgcrverein zu Nossen, endlich bitten der Vorstand des Lessingvereins zu Leipzig) nm Abänderung der Gewerbeordnung in Betreff der Theaterfreiheit und