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ÄMM für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prromluioiunäo. Zwönitz und Umgegend QrgaN für den Stadtgemeinderach, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Nedacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .4^ IO. Donnerstag, den 22. Januar 1880. 5. Jahrg. Tngesgeschichte. Deutschland. Das Interesse, welches die Reichsregierung an den Südseeinseln nimmt, hat der sächsische Minister von Nostiz-Wall- witz in der sächsischen zweiten Kammer hei Gelegenheit des Etats der Gefängnisse und Versorgungsanstalten damit erklärt, daß beab sichtigt wäre, überseeische Verbannungöstatioucn für Verbrecher ein zurichten. Jedenfalls ist dieser Gedanke ein sehr praktischer. Gerade diese kleinen Inseln in der Südsee eignen sich ganz besonders zur Deportation, außerdem aber würden durch die Einrichtung der De portation nicht blos vom Staate ganz enorme Summen erspart, es würde auch die so viel angefochtene Gefängnißarbeit aufhören und schließlich den Deportirten die Möglichkeit gegeben, ein neues Leben auf den Südseeinseln anzufangen. Man kann demnach diesen Plan des Reichskanzlers keineswegs mit der Redensart verwerfen, es fei dies System veraltet, weil es von allen Staaten, mit Ausnahme Frankreichs, aufgegeben ist. Vielmehr könnte gerade Deutschland es in einer Weise aufnehmen, durch welche der Strafe der Verbannung eine neue Bedeutung zu Theil würde. Oesterreich-Ungar». Die abendlichen Straßenkravalle in Pest haben aufgehört. Die Presse beschäftigt sich jetzt lebhaft mit den Gründen derselben. Richt der einzelne Vorfall, die schwere Ver wundung Verhovay's hat die Menge so leidenschaftlich erregt, son dern das ganze System TiSza's, welches fünf Jahre hindurch das Land korrumpirte. Von anderer Seite wird wieder gesagt, daß die skandalsüchtige Pester Presse an den Kravallen Schuld sei. — Die socialdemokratischen Führer haben in einer Versammlung erklärt, daß sie mit den Tumulten nichts zu thun Hütten, und sich wohl hüten werden, für gewisse Leute die Kastanien aus dem Feuer zu holen! — Das Befinden Verhovay's hat sich gebessert. — Der Reichsrath hat 630,000 Gulden für die bosnischen Flüchtlinge bewilligt, damit diese wieder in ihr Vaterland zurückkehren können. Frankreich. Am Sonntag ist der Herzog Gramont, der letzte Minister des Auswärtigen unter Napoleon III., und am 20. Januar Nachts Jules Favre, gestorben. — Die Botschafterfrage ist immer noch nicht erledigt; die Nachricht, daß der deutsche Botschafter dem Präsidenten erklärt habe, Challemel-Lacour wäre dem Kaiser keine genehme Persönlichkeit, wird von der „Post" entschieden bestritten. Der jetzige Botschafter in Berlin, St. Vallier, kommt nach Paris, um an den Sitzungen des Senats theilzunehmen. — Die Deputirten- kammer hat in ihrer Sitzung vom 18. d. M. die Militürgeistlichkeit abgeschafft; es ist allerdings noch fraglich, ob auch der Senat im gleichen Sinne stimmen wird. — Der Entwurf betr. den französischen Richterstand läßt den Grundsatz der Unabsetzbarkeit der Richter zivar bestehen, verringert jedoch die vorhandenen 4000 um 500. Mit diesem Mittel hofft die Regierung den Richlerstand hinreichend in ihrem Sinne zu säubern. Italien. Am 19. hat die Deputirtcnkammer ihre Sitzungen wieder aufgenommen. Anläßlich des Ablebens der Deputirten Avez- M zaua und Carini beschloß die Kammer eine achttägige Trauer; seitens mehrerer Deputirten wurden Interpellationen über die Vorgänge bei Gelegenheit des Begräbnisses AvezzanaS angekündigt. Der Niinisterpräsident Cairoli behielt sich die Erklärung, wann er die Interpretationen zu beantworten beabsichtige, vor. Angenehm wird ihm die Nothwendigkeit, Rede und Antwort zu stehen, nicht gerade sein; er muß „befriedigende Erklärungen" abgeben und muß zugleich Alles vermeiden, was Oesterreich verletzen könnte; dies läßt sich aber schwer vereinigen. England. Wenn Königin Victoria aus Besorgnis; vor einem Attentat das Parlament nicht in Person zu eröffnen beabsichtigte, so ist dieser Vorsatz neuerdings geändert, denn die „Morniugpost" meldet in positiver Form, die Monarchin selbst werde diesen Staats act vollziehen. Rian scheint also in Regierungskreiseu von der Wich tigkeit der bevorstehenden Session durchdrungen zu sein. Das Ca- binet Disraeli darf sich auf die schärfsten Angriffe seitens der libe ralen Unterhausmitglieder gefaßt machen. Dieselben warten mit Spannung auf den Moment, wo sie alle ihre Ausstellung wegen der auswärtigen Politik in Afghanistan, Südafrika und auf der Balkan halbinsel, wegen des Nothstandes in Irland und all' der anderen inneren politischen Fragen, mit denen sie in der letzten Zeit in ihren Parteiversammlungen das Cabinet überschüttet haben, im Parlament vorbringen können. Spanien. Die Zerwürfnisse zwischen den Anhängern des vorigen Minister Martinez Campos und des jetzigen Canovas del Castillo, sind beigelegt; der Bestand des jetzigen Cabinets gilt für ge sichert. — In einer Rede über das Attentat vom 30. December v. I. führte der Ministerpräsident aus, daß Attentate ebenso in dem absolutistischen Rußland, in dem parlamentarischen Deutschland, in dem ultraliberalen Italien und auch in Spanien vorgekommen seien, daß also nicht die politische Haltung der Regierung das Attentat Hervorrufe oder abzuwenden geeignet sei, daß nch vielmehr die Gut gesinnten aller Länder vereinigen müßten, das Princip der Autorität zu vertheidigen. Rußland. Der Zustand der Kaiserin, über den neuerdings wenig oder gar keine authentischen Nachrichten in die Oeffentlichkeit drangen, soll sich so sehr verschlimmert haben, daß der sehnlichste Wunsch der hohen Patientin, nach Rußland zurückzukehren, vor der Hand keine Erfüllung finden kann. — Schuwaloff soll an seinem Eintritt in das Ministerium die Bedingung geknüpft haben, daß die Censur beseitigt, und der Belagerungszustand in den damit bedachten Gouvernements spätestens am 2. März wieder aufgehoben werde. Lokales und Sächsisches. — Es kursiren augenblicklich neue srauzösische Zwanzigfrankstücke, welche bezüglich ihrer Größe unseren Zwanzigmarkstücken ähnlich sind, aber bekanntlich einen Minderwerth von vier Mark haben. Mehr fach schon ist der Versuch erfolglos gemacht worden, das französische für deutsches Geld anszugcben. Am leichtesten sind die Goldstücke zu unterscheiden, wenn man den Naud befühlt; der Rand des deutschen Goldes ist glatt, während derselbe beim französischen Gelde eine erhabene Umschrift zeigt, wovurch der Rand sich rauh anfühlen läßt. Dresden, 20. Januar. Die heutige Sitzung der Zweiten Kammer dauerte nur eine Viertelstunde. Zunächst berichtete namens der Gesetz gebungsdeputation Abg. Dv. Stephani über das k. Dekrer, betreffend die Jmmatrikulations. und Disciplinarordnung für die Universität Leipzig. Dem Deputationsantrage gemäß beschloß die Kammer ohne Debatte Beitritt zu dem Beschlusse der Ersten Kammer, welcher da hin geht, daß zur Zeit zu Anträgen bezüglich der mitgetheilten Jmmatrikulations- und Disciplinarordnung für die Universität Leipzig kein Anlaß gefunden werde. Ebenso debattenlos wurde der zweite Gegenstand erledigt, ein Bericht der Beschwerde- und Petitionsdepu tation (Referent: Abg. Käuffer) über die Petition von Jakob Han tusch um nachträgliche Gewährung der gesetzlichen Pension für dis im Kriege 1866 verletzten Krieger (Invaliden), sowie die hinterlassenen Wittwen und Waise» der nachweislich in Folge dieses Krieges später Verstorbenen. Dem Verlangen des Petenten ist bereits durch das Gesetz vom 24. Januar 1874 entsprochen und die Deputation bean tragte daher die Petition auf sich beruhen zu lassen. Nachdem der Regierungscommissar, geh. Kriegsrath Mann, mitgetheilt hatte, daß das Kriegsministerium von der ihm in H 2 des gedachten Gesetzes ertheilten Ermächtigung, auch die Pensionen der nicht verstümmelten Invaliden aus dem Kriege von 1866 auf den Betrag zu erhöhen, welchen die Invaliden aus dem Kriege von 1870/71 beziehen, den umfassendsten Gebrauch gemacht, der Petent aber für seine Person