Deutsche Gartenschau — Coburg 1930 (Vergl. Seite 91) Eingang zum Brunnenhos, Frühlingsflor Dienenweide auf öffentlichem Grundeigentum Don Diplom-Landwirt Or. O. Pfannemüller Die Bedeutung der Bienenzucht wird vielfach unterschätzt. Die volkswirtschaftliche Stellung der Imkerei im Vergleich mit anderen Betriebszweigen beweist, datz sie sehr wohl eine Berücksichtigung ihrer Belange beanspruchen kann. Vor dem Kriege hat die Biene in Deutschland jährlich Honig und Wachs im Werte von 38 Millionen Mark erzeugt. Dieser unmittelbare Nutzen wird aber weit übertroffen durch einen mittelbaren, nämlich den Wert der Bestäubungsarbeit der Biene an einer großen Zahl von Kulturpflanzen. Sie ist unersxtzlich im Obstbau (Baum-, Spalier- und Beerenobst) und auf allen Gebieten des eigentlichen Samenbaues: bei Oelfrüchten, Futter- und Gründüngungspflanzen in der Land wirtschaft, bei vielen Gemüsearten, Ziergewächsen, Gewürz- und Arzneikräutern im Gartenbau. Die Bienenzucht ist Voraussetzung für eine ganze Anzahl bedeutender Wirtschafts zweige. Unter Einbeziehung des mittelbaren Nutzens ist der Produktionswert der deutschen Imkerei nach dem Vor kriegsstände mit jährlich 280 — 480 Millionen RM. anzu setzen. Auch die soziale Bedeutung der Imkerei darf nicht unter schätzt werden. Wenn sie zwar nicht allerorts als Haupt beruf ihren Mann ernährt, so kann sie doch für viele einen lohnenden Nebenerwerb bilden. Die Beschäftigung mit Bienen ist bei mancher Berufstätigkeit ein wertvoller, anregender Ausgleich gegen die Kämpfe und Sorgen des Alltags, weil sie den Menschen mit der Natur wieder enger in Fühlung bringt. Sie weckt die Liebe zur Heimat und erzieht sie zu persönlicher Ausdauer und Gewissenhaftigkeit. Während der Kriegs- und Nachkriegsjahre hat leider ein derartiger Rückgang der Bienenzucht eingesetzt, datz das Fehlen der Bienen vielerorts deutlich fühlbar wurde. Ein Wiederaufbau der Bienenzucht verdient mit allem Nachdruck unterstützt zu werden. Die Erträge in der Bienenzucht sind im wesentlichen durch das Ausmatz und die Ergiebigkeit der Bienenweide bedingt. Unter „Bienenweide" fatzt man alle die Pflanzen zusammen, die den Bienen Sützsäste und Blüteu- staub, also das natürliche Futter, liescrn. Es gibt unter dem Heer von Pflanzenarten allerdings nur eine bestimmte Aus wahl, die sich in dieser Beziehung bewähren. Im Interesse der Bienenzucht ist es wünschenswert, das solche Pflanzen eine möglichst weite Verbreitung finden und datz sie ander seits da, wo sie bereits vorhanden sind, nicht wieder ver drängt werden. Diese Forderung verdient besondere Beachtung auch bei der Bewirtschaftung des öffentlichen Grundeigentums in Form von Oedländereien, Forsten, Straßenpslanzungen, Parks und Anlagen; denn es handelt sich dabei in der Regel um den Anbau ausdauernder Pflanzenbcstände, die bei entsprechender Auswahl aus lange Jahre hinaus hervorragende Trachten quellen bilden können. Neupflanzungen und Ausbesserung alter Bestände kommen nicht allzu häufig in Betracht. Aus diesem Grunde ist es doppelt wichtig, datz bei solchen Ge legenheiten auch stets das Interesse der Bienenzucht mahr genommen wird. Finanziell bedeutet die Berücksichtigung bienenwirtschaftlich wertvoller Pflanzen keinen Mehraufwand. Kleinere Ausfälle können höchstens im Forst durch weniger intensive Platzausnutzung entstehen; sie werden aber durch den Nutzen sür die Bienenzucht mehr als reichlich ausgewogen. Trachtspendende Bäume und Sträucher stehen auch an Zier wert den anderen nicht nach, sie können in reichlichem Aus matze Verwendung finden. Die Frage der vorteilhaften Zusammenstellung verschiedener Arten zu Gruppen sür Parks und Anlagen, die in der Verschönerung des Stadtbildes eine hervorragende Rolle spielen, mutz dem gestaltenden Land schaftsgärtner überlassen bleiben. Sie ist sür jeden Einzelfall besonders zu beantworten. Ganz allgemein bewähren sich diejenigen Bäume am besten als Trachtspender, die ihre Krone voll entfalten können