der Künste und Wissenschaften ists ein fortschrittliches, von Quacksalbereien und abergläubischen Dingen nahezu freies Buch, ein starkes Zeugnis von der tiesen Verbundenheit den nieder deutschen Menschen mit der Allmutter Natur und ihren Pflanzenkindern. Dem historisch eingestellten Gartensachmann werden die nachstehend abgedruckten Buchtitel und kurzen Abschnitte hochwillkommen sein. Der Niederlaendische Gaertner, Das ist/ Eine Beschreibung allerhand Fuerstlicher/ Herren Hoefen/ und Lust-gaerten/ und wie man dieselben mit vielen trefflichen Baeumen/ Blumen und Kraeutern Kan bepflanzen/ besaeen/ und zierlich anrichten. Durch JOHAN van der GROEN- bestalten Gaertner/ Ihrer Durch!, des Printzen von Orangien. Nebst einem Anhänge von 200. Modellen der Blumenfelder/ Irrgaengen/ Laeuben und Sonnenweisern. Das Lob des Land-lebens Er Gartenbaw und das Land-leben ist / nach aussage vieler gelehrter Maenner das Lustigste / Dortheiligste / Ge sundeste / ja mannichmal auch wol das seeligste Leben / daß der Mensch wuenschen Kan / jedoch denen der an keinen Be rufs oder Gewerbe in den Staedten verbunden ist. Das Lustigste Leben ist es / weil alles was Odem schoepfft/ im Fruehling , Sommer / ja auch wol im Anfang des Herbsts/ durch angenehme und frische Lufft auß den Staedten auss Land gelockt wird / da siehet man erst alle duerre in gruene Gewaechs veraendern / als erstorbene / wiederleben / das zahlte Gras / allerlei) Sproetzlein und Blumen autz der finstern Schoß der Erden an den Tag kommen / die mit ihrem lieblichen Geruch / und anmuhtigen Farben / Nase und Auge erquicken; Diesen folgen die wohlschmeckende Sommerfruechte / derer er frischender Schmack des Anschawers Zunge zur Pruefung reitzet / Kurtz darauff siehet man die Baeume mit Herbst- und Winter-obst geladen / welche neben den Erdfruechten / den Dorraht gegen unfruchtbaren Winter in die Kueche bringen. Das Bortheiligste Leben ist es / weil fast alles / was zur Nahrung und Unterhalt des Menschen nöthig / vom Felde/ autz dem Obst- und Mutz-Garten gehoben wird / und das darzu viel frischer und wohlfeiler / dan in den Staedten / so Kan man auch dabei) mit viel geringer Pracht und Kosten hinkommen / und sein Gesinde erhalten. Das Gesundeste ists / in dem die frische Lufft mit keinem boesen Dampfs oder Stanck / wie dan in den Staedten nicht ohne seyn kän / verderbt und gemengt wird / dadurch die Magen zehrung geschwaecht/viel Haupt-ween/Flüsse/Husten und Kelchen verursacht wird: welches alles im Lands-leben zum oefftern gebawt wird / weil man in rechter Zeit und Ordnung / im Essen / und Trinken / im Schlafen/Gehen und Auffstehen/nicht wird gehindert/ueber dem allen aber/so Kan man auch maessiger leben/als in den Staedten/da man durch Zusammenkunfften guter Freunde und Bekandten offtmahls verlockt wird / und das äisst durch Gaestereyen und ueber- fluessige Speisen / sauffen / zechen und zuerlen geschwaecht / da- rautz nachmahlen nicht geringe Ursachen der Menschlichen Ge brechen und Krankheiten / ja wol gar des Todes / entstehen. Das seeligste Leben auch Kans seyn / wan man sich dem gemaetz anstellet. Dan gewiß ist es / daß auffm Lande solche Falschheit und Gottlose Wesen im schwänge gehet als in den Staedten. Im Gegentheil hat man vielfaeltigen Anlaß den Nahmen des großen Gottes und Schöpffers aller daselbst gegenwaertigen Kraeuter / Blumen / Früchte / rc. zu erheben/ loben / preisen und danken / dahin auch folgende Reimen des berühmten Poeten P Lats weisen. Dem Menschen ward befohlen / das Paradeis zu kamen/ Und in der schönen Huette / den Schoepffer anzuschamen/ Und seinen weisen Raht / und beschraenckte Macht/ Und was er fuer den Mensch / ins Wesen hat gebracht. Das Feld ist voller Wunder / die Baeume voller Zungen/ Und wird zur Ehren Gottes / vom thummen Vieh gesungen / Kein Wuermlein ist so klein / kein zahrtes Kraut noch Blat/ Es lobt auch ohne Stim / dem / derserschaffen hat. Die alte Lateinische Posten haben schon laengst zuvorn das Lob des Land-lebens gesungen; jedoch aufs unsere Nieder- laender wieder zu kommen / so hat einer / Petrus klonäius, im Jahre 1621. ein Buch (die hluse Zcbantr* genannt) da von außgehen lassen / darinnen er das taegliche Werk und uebung des Landlebens ooneiner Zeit zur andern in Reymen beschreibt. Der Herr von ^u^Iicbem hat auch newlich seinen Meyerhoff Vilnulium, mit trefflichen Reymen Poetisch be schrieben. Diesem hat gefolgt der Herr ^Vesterbssn, in Poetischer Beschreibung seines Hoffs Ocksnbur^b, darnach hat auch der Herr ^acob Luts das Land-leben und Hoff- gedancken auff seinem Guthe ZorAvliet ans Licht gebracht/ und dieselbige als einen Todten-sarck den Lebendigen hinter lassen. Der fleissige Leser / deme das Lob und den Nutzen des Land-lebens weiter zu forschen nicht unangenehm / Kan die obgedachte Poetische Beschreibung durchblaettern. Einleitung Je unerschoepffliche Natur die durch Regierung Goett- licher Allmacht und Weißheit dem Menschen Nahrung und Nohtturfft mittäglich und ueberflüssig darreicht / hat die Zeit in Jahre / und das Jahr in 4. Theile abgetheilet. Der Winter (wiewol nicht ohne Nutzen) verursachet durch seine starrende Kälte / Feuchte / duerres Sausen / Hagel und Schnee/ die empfindliche Fuertrefflichkeit der anderen drey Theile: Der Frühling bringt seine Blumen / der Sommer seine Fruechte / und der Herbst sein Obst / und Winter-erndte an den tag. Jedoch / ob gleich alle diese Dinge / die Natur selbst zu rechter Zeit wircket / so koennen und muessen sie doch (wo man den rechten Gebrauch und Nutzen wil haben) durch Kunst geholffen und verbessert werden. Dan durch Kunst Kan die Erde / die an vielen Oertern von Natur un fruchtbar / fruchtbar gemacht werden. Durch Kunst Kan man die wilde / harte , ungeschmackte Fruechte / durch Pfropffen/ Tuengern / säubern / und warten / heimisch / lieblich / eßbar/ und schmackhafft machen. Diese und mehr andere sind gemein / und auch noehtig. Aber auff unser vornehmen zu kommen / sagen wir / daß die Natur / die sich manchmahl ungeschicklich erzeigt / durch Kunst Kan auffgerichtet / geleitet und in Ordnung gebracht werden. Darueber siehet man vielmahls Berge und Huegel schleissen und schlichten / und die Thäler erhöhen / man machet das Wasser zu Land / und das Land zu Wasser / rc. Alle diese Dinge werden in den Luftgaerten beobachtet / da man alles richtscheydig / oder zu beyden feiten gleichfoermig machet. Hie lehrt die Kunst / daß man die Obst- und Luftgaerten mit hohen Eychen / weissen Pappeln / oder Pbenbaeumen rund herumb besetze / auff daß durch deren Schutz die andere / so viel es mueglich / sür Kaelte und Winden / unbeschaedigt erhalten werden: daß man einen Wassergraben (wo es seyn Kan) umb den Hoff herumb leite / und dadurch den Zugang boeser Buben abhalte / und zugleich zu einem Meyer- oder Fischteich ordne auch wol mit der ausgegrabenen Erde den Garten erhoehe. Solche Graben / wan sie mit Zugang frischen Wassers koennen erfrischt werden / machen den Lustgarten anmuhrig / nicht weniger thun es die Qucllwasser oder Spring brunnen / die man von den naehestgelegenen hoehen unter der Erden in den Garten leitet daß sie daselbst durch schoene *) Schantz-Arbeit. 16