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vom Deutschen Dautag Leipzig 1930 Von Gartenbauinspektor Hans Gerlach, Leunawerke Wenn die mit der Leipziger Herbstmesse verbundene Bau messe dem Gartenfachmann nur wenig beruflich Wertvolles bot, so war doch der gleichzeitig stattfindende Deutsche Bau tag gerade für den Behördengartenbau außerordentlich wert voll. Schon der Dortrag: „Übergemeindliche Aufgaben und ihre Wege zu ihrer Lösung" von Or. Elsas- Berlin, Vizepräsident des deutschen Städtetages, bot mancher lei Anregungen. Don dem Gedanken ausgehend, daß nur mit klarem Blick in die Zukunst alle gemeindlichen Auf gaben richtig erfüllt werden können, und daß die der wirt schaftlich-räumlichen Art stets als gemeindliche Ausgaben mit örtlicher Verwurzelung und Zielsetzung zu betrachten sind, trat er mit verständnisvollen Worten für die Gründung kommunaler Zweckverbände ein. Bei der übergemeindlichen Arbeit ist das Raumproblem das Schwierigste, weshalb der Flächenaufteilungsplan eine unentbehrliche Voraussetzung sür die städtebauliche Planung ist. Mit besonderem Nachdruck forderte er mehr Beachtung der Grünflächenpolitik. Das Reichsgerichtsurteil über Festsetzung der Flucht linien vom 28. Februar 1930 veranlaßte Herrn Stadtbaurat Senator Prof. Elkart-Hannover zu inhaltsreichen Ausfüh rungen, die zu folgender Entschließung der Versammlung sührten: Das Reichsgericht hat in einem Sonderfall entschieden, daß gewisse Bestimmungen des preußischen Fluchtlinien gesetzes vom 2. Juli 1875 als durch die Reichsverfassung von 1919 aufgehoben anzusehen sind. Diese, 11 Jahre nach Inkrafttreten der Reichsverfassung ersolgte Ent scheidung bedingt ein Aufgeben der von den Gemeinden seit 55 Jahren im Fluchtlinienwesen geübten und bewähr ten Praxis; sie schafft eine Lage, die sür die Gemeinden nicht tragbar ist. Unter diesen Umständen erscheint eine gesetzliche Regelung zur Wiederherstellung des bisherigen 1. Oktober 1930 — »Der Behörden-Gartenbau" Zustandes ersorderlich. Da jedoch mit einer endgültigen gesetzlichen Regelung bei den sich entgegenstellenden Schwierigkeiten nicht so bald zu rechnen ist, den Gemein den aber schnell geholfen werden muß, so ist für eine be stimmte Übergangszeit der schleunige Erlaß eines vor läufigen Gesetzes nötig, durch das die gegenwärtigen landes gesetzlichen Regelungen von Reichs wegen mit rückwirkender Kraft vom 11. August 1919 anerkannt werden. „Über Baustoffe jetzt und in Zukunft!" sprach aus der Baumesse Regierungsbaurat Rudolf Stegemann. Die Be ziehungen zwischen Baustoffe und architektonischer Auffassung der verschiedenen Zeiten erörternd, stellte der Redner fest, daß man heute behaupte, von innen heraus zu bauen, und dabei oft den Baustoff der Form willen vergewaltige. Nicht das neue, sondern das sachgemäße Bauen stelle die höchste Form der Sachlichkeit dar, m. E. eine Schlußfolgerung, die auch wir betr. Gestaltung öffentlichen Grüns uns zu Herzen nehmen sollten. Ein besonderer Genuß war der anschließende Vortrag über: „Naturverbundenes Bauen!" von dem uns durch seine Schriften: Gartenkunst im Städtebau, Sächsische Garten kunst, der Garten, allbekannte Or. in§. Hugo Koch, Leipzig- Nerchau. Er führte folgendes aus: Die technischen Er rungenschaften der Neuzeit, und neue Baustoffe ermöglichen mehr denn je ein Zusammengehen und Verwachsen mit der umgebenden Natur. Ja, Garten und Haus können nun nicht nur miteinander verwachsen, sondern mehr noch können heute die vorhandenen Schönheiten der Natur sür das Wohnen ausgewertet werden. Mit einstigen Zielen boden ständiger Bauweise hat dies aber nichts zu tun, vielmehr stehe es im Gegensatz dazu. Licht, Lust, Sonne sind jetzt das Ziel alles Bauens. Betr. des Grünflächenproblems von heute, das mit den alten Plänen der Verschönerungsvereine 131 Blick vom Haupteingang auf die rechtsseitig in der Deutschen Dahlienschau gelegenen Dahlienquartiere Coburg 1930