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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. AlS Beiblätter: I Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu KrrLsnitz M >^flir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegeud. Ans-rat- V 0 sind biss Dienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KefcHästsstedten: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Hassen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Druck und Verlag von E. L. Für st er's Erben in Pulsnitz. Aweinndsünszigfler Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Mittwoch. m. L. «UM WO. Telegramme des Pulsnitzer Wochenblattes. (Bereits am Montag durch Extrablatt bekannt gegeben.) Berlin, 30. Juli, 9 Uhr 30 Minuten vormittag?. Rom. Ans Monza wird gemeldet: Auf König Hum bert feuerte gestern Abend anjcheinend ein Anarchist drei Revolverschiisse ab. Der König wurde tvdtlich verletzt und verstarb nach kurzer Zeit. Der Attentäter, Namens Brezzi, ist verhaftet. (Hirschbureau.) Berlin, 30. Juli, 10 Uhr 40 Min. vormittags. Rom. König Humbert wohnte gestern Abend bis 10 Uhr der Preisvertheilung des Turnfestes in Monza bei. Unter lebhaften Ovationen bestieg der König mit seinem Adju tanten den Wagen. In diesem Augenblicke drang ein junger Mann vor und feuerte drei Revolverschlisse auf den König ab. Der König wurde am Halse schwer verwundet, sank in das Kissen zurück und verschied kurz darauf. (Hirschbureau.) Berlin, 30. Juli, 10 Uhr 40 Min. vormittags. Rom. Der Ministerrath wurde nachts kingerufen. Prinz und Prinzessin von Neapel befinden sich aus einer Orient fahrt an Bord „Aela". (Hirschbureau.) König Humbert von Italien ermordet! Eine erschütternde Trauerbotschaft kommt aus Monza, der Sommervillegiatura der italienischen Majestäten. Dort fand am Sonntag ein Wettturnen statt. König Humbert wohnte demselben bei und nahm die Preisvertheilung vor. Als er nach derselben den Wagen zur Heimfahrt bestieg, feuerte ein meuchlerischer Schurke, Angelo Bressi, ein aus Prato in Toskana gebürtiges Individuum, drei Schüsse aus ihn ab, die sämmtlich trafen, der eine davon ins Herz. Der König starb kurz vor Mitternacht (II Uhr 30 Min.) Bressi gestand mit eynischem Lächeln seine That ein. Mit Mühe wurde verhindert, daß er gelyncht wurde. So ist König Humbert einem Schicksal erlegen, das ihn schon oft bedroht hat, denn er war dasjenige europäische Staatsoberhaupt, auf das schon am öftersten Attentate von Mordbubcn aus geführt worden sind. Das letzte Mal bedrohte den nun heimgegädgenen Fürsten der Dolch eines Neapolitaners, diesmal ist des Mörders Hand sicherer gewesen. Der Enkel Carlo Albertos und Sohn Viktor Emanuels, der Mitschöpser italienischer Freiheit, des appeninischcn Einhestsstaulee, jst todt. Mit ihm ist einer der gütigsten und konstitutionellsten Fürsten, ein ritterlicher Herr und ebenso kluger, wie zäher Verfechter der Interessen Italiens, verstorben. Nicht nur das italienische Volk in seinem bessern Theile, auch das deutsche und speciell sächsische Volk trauert mit an seiner Bahre. König Humbert, der, am 14. März 1844 geboren, im Januar deS Jahres 1878 seinen« Vater in der Regie rung folgte, «var ein Freund Deutschlands, ein treues und verläßliches Glied des Dreibundes. Er lebte in glücklichster Ehe mit Königin Margarethe, einer Enkelin König Johanns von Sachsen, einer Cousine König Alberts. Auch der säch sische Hof ist somit durch die Kunde von dem Mord in Monza in tiefe Trauer versetzt worden. König Humbert hinterläßt einen Sohn, ven mit der Prinzessin Helene von Montenegro vermählten Kronprinzen Viktor Emanuel, Prinz von Neapel, geboren 11. November 1869. Viktor Emanuel hat noch keine Kinder, und da er nur noch einen Vetter, den jüngeren Herzog von Aosta besitzt, der unvermählt ge blieben, so steht die ganze Dynastie Savoyen blos noch auf vier Augen. Der junge König von Italien übernimmt ein schweres Amt. Unter harten« Steuerdruck und verlotterten politischen Partei-Verhältnissen seufzt das italienische Volk, dessen erblicher Mordwahnsinn — Gift und Dolch u s. f. haben seit Brutus bis Caserio, den Mörder Carnots, des französischen Präsidenten, und Luccheni, den Mörder der unglücklichen Kaiserin Elisabeth von Oesterreich, stets ihre furchtbare Nolle gespielt — immer und immer wieder zum entsetzlichen Ausbruch kommt. Die Frage des internationale» Oberem»- mandos in China. Die bisherigen Landoperationen der Mächte in dein Kriege mit China haben bereits zur Genüge dargethan, daß in diesem Feldzuge eine einheitliche Oberleitung der verschie denen Truppencontingente dringend Noth thue. Das ist speciell durch die wochenlangen erbitterten Kämpfe in und um Tientsin nachgewiesen worden, denn weit weniger die numerische Schwäche der Streitkräfte der Mächte gegenüber den uni das Fünf- bis Sechsfache stärkeren Streitermafsen der Chinesen als vielmehr der Mangel eines einheitlichen obersten Commandos bewirkten den zunächst ziemlich bedenk lichen Verlauf dieser Reihe von Einzelgefechten für die Ver bündeten. Wenn das blutige Ringen von Tientsin schließlich mit einem entschiedenen Erfolge für die alliirten Truppen endete, so war dies wohl hauptsächlich dem Umstande zu verdanken, daß hierbei zuletzt ein japanischer und ein russischer General abwechselnd den wirklichen Oberbefehl führten, es wurde da also aus der Noth eine Tugend gemacht. Aber bei jeder weiteren größeren militärischen Action der Mächte würden sich zweifellos die empfindlichen Folgen des Fehlens einer aneikannten Zentralstelle für die Bewegung der ver bündeten Truppen aus's Neue geltend machen, und da, wie bestimmt verlautet, schon etwa um den 1. August herum der concentrische Vormarsch der Verbündeten auf Peking von Tientsin aus angetreten werden soll, so dürfte es allerdings die höchste Zeit sein, daß man sich auf Seiten der Mächte endlich entschließt, einen gemeinsamen Oberbefehlshaber für die Landt: uppen in China zu ernennen. Hie und da ist nun in der Presse bei Besprechung dieser wichtigen Frage darauf hingewiesen morden, daß die Franzosen und Engländer in ihrem gemeinsamen Feldzuge gegen China vor gerade vierzig Jahren ebenfalls keinen ge meinsamen Heeresführer gehabt hätten und daß der Krieg trotzdem von den Wcstmächten siegreich durchgeführt worden sei. Dieser Vergleich der Vorgänge von 1900 mit jenen von 1860 hinkt indessen in mehr als einer Beziehung, schon deshalb, weil damals das im Felde erschienene chinesische Heer viel weniger zahlreich, und außerdem weit schlechter bewaffnet und auch geführt war, als heute. Vor Allein muß aber berücksichtigt werden, daß 1860 eben nur zwei fremde Nationen mit den Chinesen im Kampfe lagen, während es diesmal gilt, Deutsche, Engländer, Franzosen, Russen, Japaner, Amerikaner und sogar auch Italiener unter einen militärischen Hut zu bekommen. Schon in dem französisch- englischen Feldzuge des Jahres 1860 in China fehlte es aber nicht an allerhand Mißverständnissen und Eifersüchte leien zwischen den beiderseitigen Oberbefehlshabern, wodurch wiederholt die Operationen der Verbündeten beeinträchtigt wurden; sicherlich würde sich jedoch diese bedenkliche Erschei nung in dem jetzigen Kriege in China, bei welchem sich die Ino» sionsarmee aus sieben sremdstaatlichen Truppencontin- genten zusammensetzen, in nur verstärktem Maße wiederholen, falls es nicht baldigst gelingen sollte, einen einzigen und selbstverständlich auch geeigneten Chef-General für die Land- streitkräste der Verbündeten zu ernennen. Ueber diesen bedeutsamen Punkt sind nun zweifellos Verhandlungen zwischen den einzelnen Cabineten eingeleitet worden, man weiß aber über deren Stand durchaus noch nichts Genaueres. Nur verlautete jüngst, die Entscheidung wegen des Oberkommandos über die vereinigten Truppen in China solle von den dortigen Admirälen getroffen werden, welche angeblich die nöthige Vollmacht hierzu besitzen. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieses Gerücht bestätigt, denn es ist immer mißlich, wenn Seeleute, selbst wenn sie die höchsten maritimen Commandoposten einnehmen, über die Berufung eines Generals an einen obersten Posten für Landoperationen entscheiden sollen, eine Verständigung zwischen den betheiligten Regierungen direct wäre da wohl noch vorzuziehen. Ander seits ist indessen nicht zu verkennen, daß Eile in dieser An gelegenheit Noth thut, und ehe da lange diplomatische Unterhandlungen unter den Cabineten stattfinden, erscheint es allerdings immer noch besser, daß die Entscheidung den an Ort und Stelle befindlichen Admiralen übertragen wird. Die eine Erwartung darf wenigstens jedoch gewiß ausge sprochen werden, daß die Admirale auf den Posten eines internationalen Oberfcldherrn in China eine Persönlichkeit berufen, deren bisherigen militärischen Leistungen und Er fahrungen eine Bürgschaft dafür gewähren, daß der weitere Feldzug gegen die Chinesen kräftig und zielbewußt geleitet wird und demnach auch schließlichen Erfolg verheißt. Diese Frage nach der militärischen Qualifieation des gemeinsamen Oberbefehlshabers der verbündeten Truppen muß offenbar auch allen anderen in dieses Problem hineinspielenden Fragen vorangehen, mögen dieselben betreffen was sie wollen. Oertliche «nv sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, 31. Juli. Die ersten zwei Tage des diesjährigen Marienschießens waren erfreulicher Weife vom prächtigsten Wetter begünstigt. Infolgedessen hatte sich auch eine große Menge von Besuchern in unserer Stadt und auf dem Festplatze eingesunden. Der Festplotz bistet hinreichend Gelegenheit zum Amüsement. Mit einem heute Mittag stattfindenden gemeinsamen Festmahl des Schützen-Jäger-Corps und dem heute Abend abzubrennen- den Feuerwerk wird das Fest sein Ende erreichen. — Mit dem August haben wir bezüglich der Tages- länge schon einen merklichen Schritt wieder rückwärts ge- than. Der längste Tag war 16 Stunden 29 Minuten, am 1. August ist aber der Tag nur noch 1b Stunden 16 Minuten lang, daS ist also ein Rückgang um 1 Stunde 13 Minuten. Der letzte Tag im August hat nur noch eine Tageslänge von 13 Stunden 32 Minuten, das ist dann ein Rückgang von 2 Stunden 54 Minuten. — Ein frischer Trunk zur heißen Jahreszeit ist ver- lockend, aber gefährlich, wenn er mehr kalt als frisch ist- Zwar «st es angenehm, das Getränk so frisch wie möglich dem Körper zuzuführen, allein die Folgen äußern sich in den verschiedensten Krankheiten, namentlich aber in chro nischem Magencatarrh. Von zehn Menschen leiden zur heißen Jahreszeit mindestens drei an dieser Krankheit, die bei guter Diät zwar wenig belästigt, aber doch den ganzen Organismus schädigt. Selten wird ein chronisch gewor dener Magencatarrh wieder gänzlich gehoben. — Feldpostkarten nach China. Die jetzt fertigge- stellten Feldpost karten, im Format den Reichspostkarten fast gleich, tragen folgenden (schwarzen) Ausdruck: Deutsche Reichspost Feldpostkarte An den Die Karten sind zu 5 Pfg. für je 10 Stück käuflich und Eskadron Batterie Kolonne an Bord S. M. Schiff . . . . . Ostasiat. . . Regt. Bataillon Compagnie werden portofrei befördert. Großnaundorf. Am 28. Juli, vormittags in der neunten Stunde hat hier die 53 Jahre alte Johanne Wilhelmine verw. Hoffmann selbst ihrem Leben ein Ende gemacht. Die Bedauernswerthe bildete sich ein, an einer ansteckenden Krankheit zu leiden und hat im schwermüthigen Zustande Hand an sich gelegt. — Die Besserung im Befinden Ihrer Majestät der Königin schreitet gut vorwärts. Die Kopfwunde sowie die durch den Fall erlittenen mehrfachen Contrsionen gehen ihrer Heilung entgegen und hat Ihre Majestät seit gestern bereits einige Stunden des TageS außer Bett bez. im Garten zugebracht. Gleichwohl wird Ihre Majestät auch weiterhin noch einer gewissen Schonung bedürftig sein. — Erster Sächsischer Grenadiertag in Dresden vom 18. bis 20. August 1900. Ein besonderes reichhal tiges Progromm ist für Sonntag, den 19. August aufge- stellt. Vormittags beabsichtigt man in fünf Abtheilungen den Besuch der Kasernen, der Arsenalsammlung, der Armee sammlung, deS historischen Museums und des Schlachten- Panoramas. Zugleich werden durch Abordnungen am Sie- geSdenkmal auf dem Altmarkte und an der Ruhestätte deS am 18. August 1870 bei St. Privat gefallenen Brigade kommandeurs der Grenadiere, Gerneral v. CrauShaar, Lor beerkränze niedergelegt, die Gedenktafeln der im Feldzuge 1870/71 gefallenen Brigadekameraden in der Grenadier- Exerzierhalle hingegen mit Eichenranken geschmückt. Nach mittags 4 Uhr beginnt dann im Zoologischen Garten daS Sommersest. Hierbei konzertiert die Kapelle des 1. (Leib)