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Blatt Amts und des SLadkalhes des Königs.Amtsgerichts Wutsnitz Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- PuSzeile (oder deren Raum) 10 Pennigc. AbonnementS-Preis Vierteljahr!. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. KefcHäftsstercen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Invalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: l JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftiiche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und SonnabenX Kömasbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Anserat- sind bis Dienstag und Freitag sweinudfüutzigster- Iahogaug. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Nc. 59. 25. Juli 190». Mittwoch. Das Tragen unverwahrter Sensen ans öffentlichen Wegen hat neuerdings wieder derart überhand genommen, daß die Königliche Amtshauptmannschaft Anlaß nimmt ihre Bekanntmachung vom 27. September 1893 in Erinnerung zu bringen. Zuwiderhandlungen gegen das darin ausgesprochene Verbot werden künftig unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Die Polizeiorgane haben dieser Bestimmung mit Strenge Geltung zu verschaffen. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t K a m e n z , am 20. Juli 1900. I. V.: Or. Streit, Regierungsassessor. Der Feldzug der Mächte in China. Mit der Einnahme der Chinesenstadt von Tientsin können die Truppen der Verbündsten zum ersten Ma^e einen anscheinend nachhaltigeren Erfolg in dem eigenthttmlichen chinesischen Feldzüge verzeichnen. Bis jetzt hatten sie sich gegenüber der ungeheur-n Uebermacht der Chinesen immer nur auf eine mühselige Defensive angewiesen gesehen, etwa die rasche Er oberung der Takuforts und den völlig mißglückten Vorstoß deS Admirals Seymour auf Peking ausgenommen. Und nach dem unglücklichen Ausgange des letzteren Unternehmens vermochten sich die europäisch-amerikanisch-japanischen Streit kräfte in Tientsin eben nur mit knapper Noth gegen die unablässig vordrängendcn gutbewaffneten, verhältnißmäßig gut geführten und namentlich durch eine zahlreiche Artillerie unterstützten Massen der Boxers und chinesischen Soldaten zu behaupten, in wochenlangen blutigen Kämpfen mußten sie die fast unablässigen Angriffe der fanatischen Streiter der gelben Raffe abwehren. Endlich kamen die nothwendigsten Verstärkungen für die Verbündeten von Taku her an, und nunmehr konnten dieselben angriffsweise vorgehen, bis ihnen schließlich durch den nochmaligen blutigen Kampf vom 14. Juli die völlige Eroberung der chinesischen Befestigungen von Tientsin gelang, aus denen sich die geschlagenen, jedoch nicht entmuthigten Schaaren der Chinesen in die Umgebung zurückzogen. Mit der definitiven Verdrängung der Chinesen aus Tientsin hat sich die militärische Lage der Verbündeten zweifellos einigermaßen gebessert, aber durchaus nicht derart, um denselben nunmehr eine weitere kräftige Offensive auf Peking zu gestatten. Sollen doch noch jetzt in der Umgebung von Tientsin 150 000 Chinesen mit starker Artillerie stehen, während außerdem die in und um Peking zusammengezogencn chinesischen Streitkräfte zum allermindestcn auch 100 000 Mann betragen dürften; ja, es wird sogar behauptet, Prinz Tuan habe insgesammt 950 000 Mann mobilisirt, welche Angabe man indessen wegen der Unmöglichkeit ihrer Contrvlle auf sich beruhen lassen muß. Jedenfalls ist aber die numerische Uebermgcht der Chinesen noch immer eine so große, daß die Verbündeten froh sein müssen, wenn sie sich einstweilen in Tientsin, dem Stützpunkt sür alle weiteren Operationen auf Peking, zu halten verwögen. Erst in der zweiten August hälfte, zu welchem Zeitpunkte die von den verschiedensten Seiten nach China abgcsendettn Verstärkungen sämmtlich in Taku gelandet sein werden, dürfte es möglich sein, den Vor marsch auf die chinesische Hauptstadt aufzunehmen; dann muß es sich auch zeigen, ob wirklich etwa 60 000 Mann internationaler Truppen zur Durchführung des Vorstoßes auf Peking und schließlich Einnahme der feindlichen Haupt stadt genügen werden. Allerdings, eine Voraussetzung ist unerläßlich zum Ge lingen des Feldzuges der Mächte mit Peking als Ziel, näm lich die einheidliche Oberleitung über alle verbündeten Truppen- contingente, das Fehlen eine- solchen hat schon in den bisherigen Kämpfen zu Tientsin sehr nachtheilig auf die Oper ationen der internationalen Streitkräfte eingewirkt. Bei den ledigen Eifersüchteleien zwischen den eizelnen Mächten ist nur die Frage der Ernennung eines Höchslcommandirenden für die verbündeten Truppen in China ein recht schwieriges Problem, bei welchem namentlich eine Unzahl Etikettenfragen in Betracht kommen. Es sollen zur Z-it lebhafte diploma tische Verhandlungen zwischen den Capneten wegen der Er nennung eines solchen Höchstcommandirenden in China schwe ben, hoffentlich ziehen sich dieselben nicht allzulange hin, die Sache hat entschieden Eile. Im Uebrigen ist es nicht unmöglich, daß sich neben den kriegerischen Operationen in der Provinz Petschili und den im Gange befindlichen Kämpfen speciell zwischen den Russen und den Chinesen in der Manschurei noch andere militärische Actionen sür die Mächte in China nothwendig machen werden. Besonders scheint sich in Shanghai, der grüßen Fremdenstadt Chinas, die Lage infolge deS herausfordernden Auftretens der Chinesen mehr und mehr zuzuspitzen, wenn vielleicht auch die Londoner Nachricht vom Anrücken einer Armee von 100,000 Mann modern bewaffneter Chinesen bezüglich dieser Zahl stark übertrieben sein mag. Auch in Canton droht die Lage schwierig zu werden, da die dortigen Flußbefestigungen der Chinesen eine ganz bedeutende Bemannung erhalten; sollte cs aber auch in Südchina zu kriegerischen Verwickelungen kommen, dann können die Mächte nur gleich eine größere Mobilisirung sür China anordnen. OerMche nnd sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Ww im Jnseratentheil dieser Nummer ersichtlich, hat sich auch der unter dem Allerhöchsten Prä sidium Ihrer Majestät der Königin stehende Landesaus- fchuß für die freiwillige Hüfsthätiakeit dec Vereine vom Rochen Kreuze im Königreich Sachsen dem Aufruf des deutschen HilsscomüsS für Ostasien mit dem Wunsche an geschlossen, daß er im ganzen Lande warmen Widerhall finde. „Gilt es doch, den Söhnen unseres Landes, die dem Ruse ihres Kriegsherrn begeistert gefolgt sind, zu beweisen, daß das ganze Land ihnen theilnchmend folgt und sür sie nach Kräften sorgen will, daß sie sich von heimischer Liebe umgeben wissen und fühlen." Samm;l- stcllm sind: die Raths-xpedition, Comptoir der Firma C. G. Hübner (Rud. OpH), Or. woä. Knyßig, sowie die Expedition des Wochenblattes. Pulsnitz. Der uns endlich »ach di lickend warmen Tagen bescheerte Regen hat der lechzenden Natur wieder eine angenehme Erfrischung gebracht. In den Abendstun den des Sonntags bildete sich ein Gewitter, welches jedoch glücklich vorüberging. Diesem folgte grgen 3 Uhr morgens ein äußerst starker, ziemlich lange anhaltender, wolkenluuch- artiger Regen. — Mittwoch, den 25. Juli d. I. tcrff.n vom König!. Generalkommando des XII. Armeecorps, von Bischofswerda kommend, 18 Offiziere, 2 Unterosfiziere und 21 Mann mit 33 Pferden in Pulsnitz ein, welche bis Freitag, den 27. Juli hier zu verqaartiren sind. — Die Hauptfrage bei Beginn der Ferien: „Wie ge staltet sich das Wetter?" beantwortet Falb dahin, daß eS bis zum 23. Juli trocken bleibt und die Temperatur sich nahe der normalen hält. Aber dann! Man höre: „24 bis 31. Juli: Der kritische Tag des 26. (3. Ordnung) leitet wieder eine längere Regen» und Gewitterpenode ein, die in den lttztcn Tagen des Monats, namentlich in Oester reich, ihr Maximum erreichen dürste. Zu dieser Zeit ist auch ein starker T-mperaturfoll zu erwarten. 1. bis 5. Au» gust: Zahlreiche Gewitter mit stellenweise beträchtlichen Nikderfchlägrn treten fast allgemein ein, namentlich aber in Oesterreich. Die Temperatur liegt meist unter dem Mittel." — Da heißr's also, das Parapluie in die Som merfrische oder aus die Alpentour mitnchmen! — Die Jagdzeit kommt näher, und deshalb dürfte es angezcigt fein, in Erinnerung zu bringen, daß die Mit nahme großer Hunde übel Haupt, insbesondere aber von Jagdhunden in die dritte Wagenklasse der Eifenbahnzüge nur dann ausnahm: weise nachgelassen ist, wenn die Be förderung dieser Thiere mit deren Begleitern 'n abgeson derten Adtheilungen erfolgt. Ist eine solche im Zuge nicht zu beschaffen, so ist die Mitsührung der Hunde in den Wo» genadtheilungcn unter keinen Umständen zulässig und daher verboten. Was kleine Hunde betrifft, welche von Reisen den auf dem Schooße getragen werden, so ist kuren Mit sührung in den Personenwagen nur dann statthaft, wenn die Mitreisenden hiergegen Einspruch nicht erheben. Das Einverständniß hat der Besitzer deS Hundes selbst hnbei- zusühren. — Welche Fahrregeln deS Radfahrers muß daS zu Fuß gehende Publikum wissen? Nachdem das Rad ein so wichtiges Vttkehikmillel geworden ist, daß tS einem zu j-der Tages- und Nachtzeit und auf jeder Straße begeg net, die die Polizei nicht verboten hat, erscheint es drin gend wünschenswerth, daß auch das nichtfahrende Publi kum Keuntniß von den Fahrregein hat, nach denen sich der Radfahrer richten muß damit diejenigen Unfälle, die durch Unachtsamkeit des nichtfahrenden Publikums entstehen, ver mieden werden können. Dis folgenden Regeln kommen sür das Publikum in Betracht. 1) Die Glocke des Radfahrer- bedeutet für den auf dem Fahrwege befindlichen Fußgänger nicht „Halt", sondern sie bedeutet: „Marschrichtung und Tempo innehalten, bis ich vorüber bin." Häufig genug sieht man Personen in solchem Falle stehen bleiben und unentschlossene Schritte vorwärts und rückwärts machen, wodurch alsdann die Gefahr eines Zusammenstoßes grö ßer wird. 2) Wer plötzlich vom Fußsteige auf den Fuß weg tritt, sollte sich stets vorher umsehen, ob ein Rad sich nicht naht, denn der Radfahrer kann niemanden ansehen, ob er nicht etwa plötzlich gerade da in den Weg treten will, wo der Radler an ihm vocüberfahren will (solche Unfälle paffsten häufig, wenn ein Radfahrer einen Fuß gänger von hinten überholt). 3) Es sollten alle Kinder von ihren Eltern angehalten werden, nicht dem berüchtig ten Vergnügen zu stöhnen, gerade im letzten Moment dem Radfahrer über den Weg zu laufen. Ein Befolgen dieser Regeln wird wenigstens diejenigen Unfälle vermindern, an denen das nichtiahrends Publikum schuld ist, und dies sind, wie erwiesen ist, zahlreiche Radsahrunsälle. — U.6. X. Von der Handels- und Gewerbekammer in Ziitau wird uns mitgetheilt, daß bei ihr eine ver- tiauUche Notiz über russische Kredit- und Rechtsverhältnisse eingegangen sei, welche von Interessenten an Kanzleistelle (Lessingstraße 2 c) eingesehcn Werden kann. — Am Sonnabend hat die sogenannte immerwährende Dämmerung, welche seit 8 bis 9 Wochen den Nachihimmel nie ganz dunkel werden ließ, ihr Ende erreicht. Daß sie uns sehlt, wird namentlich von dieser Woche an zu be merken sein, sobald Neumond gewesen und der Mond nur tagsüber am Himmel stehen wird. — Als vor nunmehr 25 Jahren die Erntezeit in unserer Lausitz zu Ende ging, da konnte man in den Kreisen der Landwirlhe eine gewisse Aufregung bemerken, die ci kennen ließ, daß irgend etwas in Vorbereitung war, das für die Landwirthschaft von Bedeutung sei. Und in der That ging in den Sommermonaten des Jahres 1875 der Landwirihschastliche KreiSverein für die Oberlausitz ernstlich ans Werk die schon geplante Schule für ältere und jüngere Landwirthe ins Leben zu rusen. Daß er da mit einem längst gefühlten Bedürfnisse entgegenkam, bewies nicht nur der Besuch einer größeren Anzahl älterer, theil weise schon verheirathcter Landwirlhe in den ersten Jahren, sondern ganz besonders die von Jahr zu Jahr immer stei gende Zahl Schüler, die die Anstalt aufweisen konnte. Es läßt sich aber auch nicht leugnen, daß aus der land- wirthschastlichen Schule jedem Schüler, fei er jung oder alt, komme er aus einer Dorfschule oder einer höheren Lehranstalt, Gelegenheit geboten ist, sich reiche Kenntnisse sür seinen Lebensderus zu erwerben, da in allen Zweigen der Landwirthschaft, sei es Ackerbau und Viehzucht, Dünger- lehre oder Buchführung, Wirthschaslslehre oder Chemie oder sonst eine der Hilfswissenschaften von erfahrenen und erprobten Lehrern der Unterricht ertheilt wird Will der Schüler sich Belehrung im Obstbau verschaffen, so bietet ihm hierzu die mit der landwirthschastlichen Lehranstalt verbundene Obst» und Gartenbauschule reiche Gelegenheit, denn diese nimmt nicht nur Gärtner, sondern auch Land wirlhe unter ihre Schüler aus. Wenn daher am 23. Ok tober die landwirthschaftiiche Schule zu Bautzen ihre Thore öffnen wird, um das 26. Winterhalbjahr zu beginnen, so wünschen wir, daß eine große Schaar von Zöglingen zu ihr strömen möchte, der Schule zur Ehre, den Schülern aber uud dem Valeriana zum Nutzen.