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Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts nutz des SLadtrathes Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. >reis für die einspaltige Cor. puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Als Beiblätter: 1 Jllustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthlchaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. HefcHäfisstetterr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moste und G. L. Daube L Comp. ZK Wutsnih ^chenü/^ ^fui Pulsinh, Löttigsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Riugegeud. snserai- X H sind bis Dienstag und Freitag (MM on Vorm. 9 Uhr auszugeben. Dmck uud B«I°« Srd.u sweiundMnfzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 53. 4. Juli IVO». Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden Areitag und Sonnabend, den 6. und 7. Juli 1900 bei der unterzeichneten Behörde nur dringliche, einen Aufschub nicht gestattende Geschäfte erledigt, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Pulsnitz, am 27. Juni 1900. Königliches Amtsgericht. v. Weber. Die Polengefahr in Deutschland. Der jüngst vor dem Reichsgericht zu Leipzig gegen drei Reichsangehörige polnischer Nationalität verhandelte Hoch- verrathsprozeß hat allerdings keine besonders sensationellen Wendungen und Erscheinungen gezeitigt, was sich auch in dem Urtheilsspruch des höchsten deutschen Gerichtshofes ausprägt. Denn laut demselben sind zwei der Angeklagten überhaupt freigesprochen worden, und nur der dritte Angeklagte, Leit geber, erfuhr eine Verurtheilung, die indessen auch noch ver- hältnißmäßig mild ausgefallen ist; bekanntlich wurde Leitgeber lediglich zu einem Jahre Festung verurtheilt, unter Abrechnung von drei Monaten Untersuchungshaft. Immerhin hat dieser Prozeß bezeichnende Schlaglichter auf die Entwickelung der großpolnischen Bewegung in Deutschland und auf die feste innere Organisation des Polenthums, durch welche es er möglicht wird, auch die mitten unter der Masse der deutschen Bevölkerung im Centrum und im Westen des Reiches zer streuten polnischen Elemente völlig ihrer Nationalität zu er halten, geworfen, während daneben im Prozesse die interessante Feststellung erfolgte, daß zu Rapperswegl in der Schweiz in äußerlich harmloser Form ein polnischer „Nationalschatz" an- gesammelt wird, der im geeigneten Augenblick Verwendung zur Wiederherstellung eines polnischen Reiches finden soll. Freilich soll dieser „Schatz" gegenwärtig erst runv 200 000 Francs betragen; selbst mit einer zehn- und zwanzigfach größeren Summe jedoch würden sich die Kosten einer eventuellen revolutionären Erhebung der Polen noch nicht bestreiten lassen, denn auch zum Reoolutionmachen gehört, wie zum Kriegführen, vor allen Dingen erst Geld, Gelv und noch mals Geld. Aber es ist schon bezeichnend genug, daß man sich polnischerseits überhaupt mit Sammlungen zu einem der artigen Fonds beschäftigt, der im Laufe der Jahre geeignet sein könnte, einem eventuellen Versuch zur gewaltsamen Proklamation eines neuen Polenreiches zur materiellen Unter lage zu dienen; das letzte Ziel selbst der anscheinend harm losesten nationalpolnischen Bestrebungen bleibt eben doch die Neuerrichtung des untergcgangenen Reiches der Jagellonen. Die politischen Führer der Polen in Deutsch and wissen freilich gut genug, daß für absehbare Frist die Chancen für eine erfolgversprechende polnische Jnsurrection noch nicht ge geben sind; eS wird darum der Plan einer Wiedersrichtung des zertrümmerten polnischen Staates der früheren Jahr hunderte auf gewaltsamen Wege von ihnen auch immer be stritten. Dafür arbeiten aber die Leiter der national polnischen Bewegung methodisch auf eine umfassende Kräfti gung des polnischen Bevölkerungselementes im deutschen Reiche hin, zu welchem Behufs schon seit Jahren eine ener gische Agitation ins Werk gefetzt wird, die erst in neuerer Zeit die ernste Aufmerksamkeit der Neichsregierung und der preußischen Negierung zu erregen begonnen hat. Diese Agi tation legt ihre Kraft vor Allem auf die wirthschastliche Stärkung des Polcnthums, und so zielbewußt und conseqaent ist man hierbei verfahren, daß in den gemischt - sprachigen Provinzen des Ostens der preußischen Monarchie ein förm licher polnischer Mittelstand entstanden ist, und letzterer hat sich rasch zu einer Hauptstütze der politischen Bestrebungen des Polenthums herausgebildet. Bereits macht sich denn auch in einem Theile der gemischt-sprachigen östlichen Landes theile des preußischen Staates ein ziemlich auffälliger Rück gang des Deutschthums bemerklich, so mancher frühere deutsche Ort ist mehr oder weniger dem Polenthum zugefallen, so manche wichtige deutsche Position in polnische Hände über gegangen. Dabei hat sich aber mit dem Vordringen der polnischen Arbeiter aus dem Osten nach dem Westen das polnische Element zugleich auch mehr und mehr in deutschen Landestheilen eingenistet, wo man dies früher für unmöglich gehalten haben würde. Im Königreich Sachsen und in Thü- ringen, in den Provinzen Brandenburg und Sachsen, in Westfalen, im Rheinland haben sich förmliche Colonien pol nischer Arbeiter herangebildet, die noch fortwährend eine Zu nahme aufweisen und welche sich gegen das sie umgebende Deutschthum möglichst streng abschließen, dafür aber mit der großen Menge ihrer Stammesgenossen im Osten engste Füh lung unterhalten. Ganz zweifellos bildet eine derartige Ausbreitung des polnischen Bevölkerungselementes über im » er größere Theile des Landes in Verbindung mit der unablässigen Arbeit zur wirth- schaftlichen Hebung des Polenthums eine ernste Gefahr für das Reich und das Deutschthum. So lange sich indessen diese Bestre bungen in gesetzmäßigen Bahnen bewegen, können sie regie rungsseitig auch nicht durch außerordentliche Maßnahmen bekämpft werden, sondern es muß dies durch eine Politik geschehen, welche endlich nachhaltig die deutschen Interessen in erster Linie im Osten fördert, ohne doch dabei den Stem pel der Gehässigkeit und Kleinlichkeit gegenüber den Reichs bürgern polnischer Nationalität aufzuweisen. In letzter Zeit sind neue kraftvolle Regierungsmaßnahmen hauptsächlich zur wirthschastliche,, Unterstützung des Deutschthums in Posen und Westpreußen angekündigt worden, hoffentlich hält die preußische Negierung mit den bezüglichen Plänen nicht lange mehr hinter dem Berge. OerMche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Seit Einführung der Fleischbeschau sind im Monat Juni d. IS. im hiesigen Schaubezirk — Stadt Pulsnitz mit Rittergut, Mtißm'ch-Pulsnitz und Böhmisch- Vollung — geschlachtet worden 27 Rinder, darunter 11 Ochsen und Bullen, 16 Kühe, 102 Schweine und 50 Käl ber. Beanstandet wurden 2 Schweine wegen Tuberkulose, 1 Kuh wegen Kalbenfieber und 17 Lungen wegen Tuberculose. Pulsnitz. Bei der Sparkasse zu Pulsnitz wurden im Monat Juni 424 Einzahlungen im Betrage von 32,580 M. 40 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 225 Rück zahlungen im Betrage von 37,831 M. 13 Pf. Der Ge- sammlumsatz betrug 157,750 M. 55 Pf. — Es ist auch in diesem Jahre wieder gestattet wor- den, im Hinblick auf den Mangel an Landarbeitern wäh rend der Erntezeit Soldaten zu den Landwirlhen abzu- commandiren. Es dürfen jedoch nur solche Leute abcom- mandirt werden, die im Exerciren und Felddienste, vornehm lich aber im Schießdi.nste, genügend ausgebildet sind und bei denen nicht die Gefahr vorliegt, daß sie durch das vier zehntägige bis dreiwöchige Commando an den erlangten Dienstfertigkeiten Einbuße erleiden. Gute Führung ist die Grundbedingung für einen Ernteurlaub. — Für den Monat Juli giebt Falb in seiner allge meinen Charakteristik des MonutS nachstehende Witterungs- Prognosen : Dieser Monat charakterisirt sich durch eine auf- fallende Unbeständigkeit des Welters. Jedoch in Bezug auf die Gewitter und die Temperatur läßt sich eine Unter- jcheidung dec ersten und zweiten Hälfte derselben ausstellen. Die Temperalur ist in der ersten Hälfte verhältnißmäßig tief, in der zweiten normal. Gewitter sind dementsprechend in der ersten Hälfte ziemlich selten, während sie sich durch die ganze zweite Hälfte gleichmäßig vertheilen, eine größere Häufigkeit jedoch nur in der Nähe der kritischen Termine aufweisen. Recht zahlreich aber dürsten sie in Oesterreich namentlich an diesen Terminen eintreten. Die Landregen sind besonders in der ersten und letzten Woche sehr aus gebreitet und ergiebig; ferner auch an den kritischen Ter minen. In den Zwischenzeiten folgen dann wieder einige schöne, trockene Tage, die sich jedoch niemals auf die Dauer einer Woche erstrecken. Der 12. ist em kritischer Termin 1. Ordnung, welcher sich durch ausgebreitete und theilweise sehr ergiebige mit Gewitterstürmen verbundene Regen gel tend macht, während der 26. einen solchen 3. Ordnung bringen soll, der wiederum eine längere Regen- und Ge- wit'ecpsriode einleiten dürfte, die zum Ende deS Monats und hauptsächlich in Oesterreich ihr Maximum erreichen soll. — Die Jagd ist auf! Mit dem 1. Juli ist sowohl nach sächsischem als auch nach preußischem Jagdgesetz die sogenannte „Hohe Jagd" auf männliches Edel- und Damm wild aufgegangen und außerdem dürfen von jetzt an in Sachsen auch die Wildenten sowie die Rehböcke abgeschossen werden, für welch' letztere die Schonzeit in Preußen und Oesterreich bereits mit dem 30. April zu Ende gegangen war. Außerdem dürfen vom 1. Juli an in Preußen die Trappen, wilden Schwäne rc., in Oesterreich aber Wild gänse und W ldenten erlegt werden, während das Edel- und Dammwild in den österreichischen Staaten noch inner halb der nächsten 14 Tags zu schonen ist. — Ein Rath für Hausfrauen. Unsere Hausfrauen mögen in Anbetracht der warmen Jahreszeit folgendes be herzigen. Durch Zersetzung der Nahrungsmittel bilden sich Gifte, die nicht nur schwere Erkrankungen, sondern auch sogar den Tod verursachen können, deshalb sollen Tisch reste, die von M'tiag übrig geblieben sind, noch am Abend desselben Tages verzehrt werden, desgleichen Krebse. Starke Neigung zum raschen Verderben zeigen auch die Büchsen- conserven, weshalb der Inhalt einer geöffneten Büchse nicht bis zum nächsten Tage aufgehoben werden darf. Dieses Verfahren gilt auch für den Hummer. Alle übrigen Spei senreste, wie solche von Fleisch, gleichviel ob gekocht oder gebraten, ferner Mehlspeisen usw-, müssen staubfrei ausbe wahrt und sobald wie möglich verzehrt werden, da sie sonst mindestens zu Verdauungsstörungen führen, die in der heißen Jahreszeit leicht bedenkliche Folgen haben können. Speisen oder Speisenreste, die verdächtig auSsehen oder sogar schon übel riechen, sind sofort zu vernichten. Leider herrscht vielfach die Unsitte, solche verdorbene NahrungS- mittel den Aufwärterinnen, armen Leuten oder Handwerks burschen und Bettlern zu überlassen, was eine gefährliche Art von Wohlthätigkeit ist und leicht die Bestrafung der Geberin nach sich ziehen kann, wenn diese Personen durch den Genuß solcher Speisen erkranken. Die Hausfrauen sollten im Sommer beim Einkäufen und Kochen stets daran denken, daß möglichst bei jeder Mahlzeit tabula rasa ge macht werden muß. — Zur Reisezeit kann nicht dringend genug empfohlen werden, das Eisenbahngebäck mit der vollen Angabe deS Reisezieles nebst dem Namen des Empfängers zu versehen. Man verhindert dadurch Verwechslungen, wie sie bei großem Gepäckverkehr leicht entstehen können. O b e r st e i n a. Die Vorturnerschaft drs zweiten Bezirks des nördlichen Oberlausitzturngaues hielt am ver gangenen Sonntage im hiesigen Turnverein ihre zweite dies jährige Vorturnerstunde ab. Dieselbe nahm mit dem Vor turnen der Meißener Keulenübungen durch den Bezirksturn- wart Fichte-Großröhrsdorf ihren Anfang. Sodann folgten Freiübungen, vorgeturnt vom Turnwart Prescher-Obersteina und nach dem vom Bczirksturnwart geleiteten Gerätheturnen der Großröhrsdorfer, Obersteinaer und Ohorner Vorturner fand die Versammlung statt. Der Bezirksturnwart Fichte eröffnete dieselbe, hieß die Erschienenen herzlich willkommen und verlas einen Kartengruß vom Kreisvertreter Woldemar Bier-Dresden, welcher später erwidert wurde. Nachdem der Turnwart Prescher-Obersteina den fremden Turnern im Na men des Vereins einen herzlichen Willkommengruß darge bracht hatte, wurde das Turnen der Vorturnerstunde im Allgemeinen besprochen. Eine vorgenommene Sammlung für die Kreisunterstützungskasse und der Gesang des Liedes: „O Deutschland hoch in Ehren" bildeten den Schluß der Versammlung. Die nächste Vorturnerstunde findet am 2. September in Lichtenberg statt. — Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie von Seeligstadt bei Arnsvorf Sa, nach