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Nr. 39. 1«. Mai IVO». Mittwoch. Montag, den 21. Mai 1900 Viehmarkt in Bischofswerda. svdvr NSN, nx, nöthigt, den realen Verhältnissen in der Politik Rechnung t Thum, Direktor Baldauf - Borstendorf und Aussichtsrathsvor- zu tragen. Es mag sein, daß man in London eine kräf» sitzender Raupach. Pulsnitz gewählt. Punkt 3: Feststellung er. von Rotterdam an die Amerikaner erließ, eine helltönende Saite im politischen Gemüth der Iankees geschickt anzuschla gen wußte, denn in der belegten Kundgebung wird darauf hingewiesen, daß ja auch die Union, gleich den Boernstaaten eine Republik sei, und es wird ferner daran erinnert, daß die Amerikaner sich ihre staatliche Unabhängigkeit gegenüber demselben England erkämpft hätten, welches heute die staat liche Freiheit der Boern bedrohe. Es ist gar nicht so un möglich, daß dieser Hinweis die Strömung im amerikanischen Volke, den bedrängten Boern irgendwelche thatkrästige Hilfe zu bringen, derartig verstärkt, daß sich die Kinley'sche Re gierung einem solchen einmüthigen Willen des Volkes nicht länger zu widersetzen vermag. Dann würde es an dem Cabinet von Washington sein, geschickt die richtige Linie in seiner Politik aufzufinden, aus welcher es den Boern seine Unterstützung zu leihen vermag, ohne doch zugleich in ein verhängnißvolles Zerwürfniß mit de n Londoner Cabinet zu gerathen hoch, edileur Stuhl mc. der Reihenfolge der Tagesordnung. Auf Antrag des Herrn Anwalt Or. Crüger - Berlin wurde beschlossen, die in der Einladung vorgeschlagene Tagesordnung abzuändern. Punkt 4: Die Behandlung der Prolongation s) als Creditgewährung, b) buchmäßig. Hierzu rcferirte Herr Or. Crüger über die Be handlung der Prolongation und gelangte zu folgenden Vorschlä gen : Die Zinsen sind, insbesondere bei Prolongationen, pränu- merando zu erheben; Vorschüsse sind zweckmäßig gegen Wechsel und zwar am Besten eigene Wechsel zu gewähren; der Bürge ist bei Eingehung der Bürgschaft aus mögliche Prolongationen aufmerksam zu machen, ohne ihn hieraus besonders zu ver pflichten und in gemessenen Zeiträumen vom Stande der Sache zu unterrichten; die Buchungen sind so einzurichten, daß zu übersehen ist, welche Credite neu und welche Prolon gationen sind, sowie daß das Alter der einzelnen Credite übersichtlich ist. Zweckdienlich sei, bezügliche statistische Auf stellungen den Geschäftsberichten einzuverleiben. Director Sauer - Leipzig bemerkte hierauf, daß die von ihm vertretene Gcnoffenschaft — und eS habe sich das in langer Praxis bewährt — Darlehnscredite gegen Schuld- und Bürgschafts- Urkunden (nicht gegen Wechsel) gewähre. Dagegen empfiehlt er dringend die übrigen Vorschläge des Herrn Anwalts Crüger zur Nachachtung. Direktor Or. Helm - Leipzig fand eS nicht für zweckdienlich die Prolongationen von vorn herein d» ztüvlc i oder ktlicher s mehm in bestimmte Aussicht zu nehmen und die Prolongationser klärung der Bürgen von vorn herein zu fordern. Dieselbe sei vielmehr von Fall zu Fall einzuholen. Anwalt Or. Crüger bemerkt, daß bei Creditgewährung an zerstreut wohnende Landwirthe die Einholung der Genehmigung der Bürgen von Fall zu Fall schwer durchzusetzen sei. Zu Punkt 5 : Die Post-Check-Ordnung, referirte Herr Anwalt Or. Crüger: Es sei zur Zeit noch nicht zu übersehen, ob und in welcher Fassung die von der Reichsregierung eingebrachte Post-Check- Ordnung zur Verabschiedung gelangen werde. Der Herr Anwalt giebt eine Anstellung der Gruvdzüge der Vorlage und der^Abänderungsvorschläge des Reichstags. WaS die Stellungnahme der Creditgenossenschaften zur Institution an belangt, so sei nicht ausgeschloffen, daß den Creditgenoflen- schaften gewisser Abbruch dadurch zugesügt werde; grundsätz lich sei die Einrichtung des Post-CheckverkehrS als eine den Interessen des Verkehrs dienende zu betrachten. Die Be fürchtung, daß sich aus derselben dis Postsparkaffe entwickele, sei zur Zmt noch eine ferner liegende. Sollte der Post- Checkverkehr in der vorgeschlagenen Weise zur Einführung gelangen, so sei für die Creditgenoffenschasten die Möglichkeit geboten, sich die Einrichtung dadurch zu Nutzen zu machen, daß sich diese Genoffenschaften der Einrichtung für ihren eigenen Geschäftsverkehr bedienen. Der Herr Referent knüpfte hieran die erneute Mahnung an die Verbandsgenoffenschaften, der Einführung und Entwickelung des Post-Checkverkehrs ernstliche Aufmerksamkeit zu widmen, dessen Vortheile er er läuterte. In, Anschluß hieran wurve an der Hand der Prä- enzliste festgestellt, daß 15 dem Verband angehörende Vereine vertreten waren und daß diese insgesammt 44 Mitglieder zur Versammlung entsendet hatten. Punkt 6: Bericht über die Verhandlungen des Allgemeinen Vereinstages deutscher Erwerbs- und WirthschaftSgenoffenschaften in Berlin 1899. Es berichtete Herr Baloauf - Borstendorf über den Verlauf der Verhandlungen und über die gefaßten Beschlüsse. Hierauf schloß der Herr Vorsitzende die Versammlung. Kurze Zeit daraus fand in demselben Saale ein fideler Kommers statt. Vorzüglich zu Gehör gebrachte Vorträge der hiesigen Stadt capelle und des Männergesangvereins „Sängerbund" wech selten mit einander ab und führten eine recht angenehme Unterhaltung herbei. Der am frühen Morgen deS 15. Mai geplante Spaziergang durch die Hufe nach dem Gasthof zu Böhmisch-Vollung mußte leider des schlechten Wetters wegen unterbleiben. Im Saale des Hotels „Grauer Wolf" wurde von morgens 8 Uhr an die Hauptversammlung abgehalten. Ueber diese Versammlung und über das sich anschließende Festmahl sind wir heute noch nicht in der Lage zu referiren, werden jedoch in einer der nächsten Nummern unseres Blattes möglichst eingehend darüber berichten. Nicht unerwähnt sei, daß viele Häuser unserer Stadt zu Ehren der Gäste am Montag Flaggenschmuck angelegt hatten. Pulsnitz. Der diesjährige zweite Viehmarkt, welcher am Sonnabend, den 12. Mai hier abgehalten wurde, kam im Auftrieb und im Umsatz dem ersten bei Weitem nicht gleich. Zum Auftrieb gelangten 140 Stück Kühe, 26 Ochsen und 105 Schweine. Im Vorverkauf waren 110 Kühe in den Ställen untergebracht. — Am Sonntag, den 13. Mai, nachm. 2 Uhr, fand im Gasthof zu S ch w e p n i tz die Bezirksversammlung der dem Kgl. Sachs. MilitärvereinSbunde angehörenden Militäivereine der Kgl. AmtShauptmannschast Kamenz statt. Der Kgl. Sächs. Militärverein zu PulSnitz hatte hierzu 3 Vertreter entsendet. Die Versammlung wurde durch Herrn Bezirksvorsteher Krausche, Kamenz mit einem ! begeistert anfgenommenen Hoch auf Sr. Moj. König Albert und Ee. Kgl. Hoheit Prinz Georg eröffnet und geleitet. Anwefend waren 53 Vertreter. Vom Bunde abgeordnet ! war das Präsidialmitglied Herr Bluhm-DreSden. Der stellvertretende Bezirksvorsteher Herr Apotheker Leiblin- - Kamenz verlas (den vom Bezirksvorsteher ausgearbeiteten i Jahresbericht und gab dieser ein klares Bild über die : BezirkSverwaltung und -Vertretung im verflossenen Jahre. Die vom Bunde ausgestellte neue Bundessatzung wurde i einstimmig genehmigt. Eine längere Debatte sand statt Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Zu dem am 14. und 15. Mai in unsrer Stadt abgehaltenen 41. Verbandstag der sächsischen Credit- genoffenschasten hatte sich eine stattliche Anzahl Abgeordnete eingefunden. Programmgemäß fand am ersten Tage nach einer Besichtigung des Raupach'schen Fabriketabliffements nachmittags 5 Uhr im Saale des Schützenhauses die erste Versammlung statt. Der Vorsitzende des Verbandes, Herr Director Hüfner-Chemnitz eröffnete dieselbe, begrüßte die Erschienenen, insbesondere den in Vertretung der Kgl Staats regierung anwesenden Herrn Regierungsrath vr. Demiani- Bautzen, sowie Herrn Amtsrichter v. Weber - Pulsnitz, Herrn Director Siebert von der Genossenschaftsbank - Berlin. Hierauf hieß Herr Director Borkhardt in Behinderung des Herrn Bürgermeister Schubert Namens der Stadt Pulsnitz die Ver sammlung willkommen. Sodann wurde in die Tagesordnung eingetreten. Punkt 1: Wahl deS Bureaus. Durch Accla- mation wurde Herr Director Borkhardt - Pulsnitz zum stell vertretenden Vorsitzenden, Herr Justizrath Liebe-Chemnitz zum Schriftführer, Herr Kaufmann Seifert-Pulsnitz zum stellvertretenden Schriftführer gewählt. Die Sprechzeit wurde auf 10 Minuten festgesetzt Punkt 2: Wahl einer Com mission zur Prüfung der Verbandsrechnung für das Jahr 1899/1900, des Voranschlages für das nächste Geschäftsjahr und zur Vorberathung über Punkt 11 a, b und e der Tages ordnung. Hierzu wurde beschlossen, die Commission aus drei Mitgliedern bestehen zu lassen und es wurden zu Mitgliedern derselben durch Acclamation die Herren Direktor Böttger- äe ssr-, riaelc, tige diplomatische Initiative der Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Beilegung des Boernkrieges weniger unan genehm empfinden würde, als ein gleiches Vorgehen von irgend einer europäischen Großmacht. Falls jedoch England auch dem „befreundeten" und „stammverwandten" Amerika gegenüber eine Fürsprache zu Gunsten wenigstens der beding ten ferneren Unabhängigkeit der Boernrepubliken entschieden zurückweisen sollte, so könnte dies unter Umständen lercht zu einem Conflikt zwischen den beiden angelsächsischen Mächten führen, den aber Nordamerika in Hinblick aus seine der Seekraft Englands noch immer ganz erheblich unterlegene Marine wohl mehr zu scheuen hätte, als Großblitannirn. Mac Kinley und seine Minister werden daher zweifellos ver suchen, die Sendboten der Boern in aller Höflichkeit mit leeren Redensarten abzuspeisen und sich zu nicht« in der Sache deS Boernvolkes zu verpflichten. Es ist nur fraglich, wie weit die Regierung Mac Kinlly's mit einer solchen diplomatischen Taktik bei der eigenen Nation angrsichts des wachsenden Enthusiasmus der Amerrkaner für die Boern durchdringen wird, zumal ja in den Vereinigten Staaten die öffentliche Meinung den Gang der Staatspolitik weit ent schiedener zu beeinflussen pflegt, als dies bei uns in Europa der Fall ist. Außerdem läßt sich nicht läugnen, daß die Boerndeputation in dem Manififi, da« sie bei rhrer^Abreise Amerika und die Boern. In den nächsten Tagen landet die außerordentliche Gesandtschaft der Boernrepubliken in New-Jork, um zu ver suchen, wenigstens die Regierung und die Diplomatie der mächtigen nordamerikanischen Union für die Sache der Boern in deren Verzweiflungskampfe mit dem britischen Weltreiche zu gewinnen. Bei den maßgebenden Negierungen und Ca- bineten des europäischen Continents sind die Abgesandten der Boernstaaten mit dieser ihrer Mission gescheitert, d. h. ei wurde ihnen von allen Seiten „abgewinkt", ihre beab sichtigte, Rundreise an den Residenzstädten der Großmächte anzutreten, und so sind sie denn schließlich, den Staub Eu ropas von den Füßen schüttelnd, über den atlantischen Ozean gezogen. Ganz sicherlich harrt den Vertretern des Boern- thums bei ihrem Erscheinen auf dem freiheitlichen Boven Amerikas eine glänzende und sympathische Aufnahme, wie dies schon au» den Empfangsvorbereitungen in New-Dork, Washington und anderen Städten erhellt. Der heldenmüthige Kampf deS kleinen BoernhäufleinS gegen da« übermächtige England hat eben bewirkt, daß die Gleichgiltigkeit, mit welcher die große Masse deS amerikanischen Volks anfangs solch ungleichem Ringen zusah, sich allmälich in lebhafte Sympathie für die Boern umwandelte, namentlich, da sich hervorragende unabhängige Persönlichkeiten der ja so gerech ten Sache der südafrikanischen Republikaner in Wort und Schrift kräftig annahmen. In zahlreichen Massenversamm lungen, die in den verschiedensten Städten der Union statt gefunden haben, sind denn auch schon erkannte Kundgebun gen für die Boern öffentlich ins Werk gesetzt worden, und selbst in den offiziellen Kreisen hat eS nicht an Sympathie demonstrationen zu Gunsten der tapferen südafrikanischen Unabhängigkeitsstreiter gefehlt. AuS der Mitte des Con- greffes zu Washington sind derartige boernfreundliche Kund gebungen wiederholt erfolgt, und letztere wiegen jedenfalls um so schwerer, als bekanntermaßen die UnionSregicrung bislang in ihrer auswärtigen Politik auf die Erhaltung freundschaftlichster Beziehungen zu England Bedacht genom men hat. Aber gerade diese bisherige Hinneigung des Präsidenten Mac Kinley und seines Ministeriums zu Englanv läßt es einstweilen noch als ,unsicher erscheinen, ob die Boerngesandt- schaft in Amerika auf ihre politische Rechnung kommen wird, mag sich gleich ihr ganzer Empfang im Lande des Sternen banners noch so herzlich und noch so großartig gestalten. Auch Mac Kinley und seine Berather sind gleichwie die europäischen Regierungen, soweit letztere überhaupt befähigt wären, sich in den südafrikanischen Streit einzumischen, ge ¬ kittet iuvd- n. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. . Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Als Beiblätter: 1 JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichaftliche Beilage (monatlich). Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu- jsendung. Arrserate sind bis Dienstag und Freitag Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. z« Wutsnih. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KescHästsstelken: Vuchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. D,»ck und Swmnndfülffffgflkv Jahrgang