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Blatt Amts find des Stadtrathes -es Königs. Amtsgerichts AbonnementS-Preis Vierteljährl. I Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Al« Beiblätter: l JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichaftliche Beilage (monatlich). zv Uutsnih. ' tschenü/»/ ' ^für Pulsnitz, - Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. KescHäfisstetten: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moste und G. L. Daube L Comp. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erden in Pulsnitz. SweimrdMrrfzigstev Jahrgang. Sonnabend. Nr. 74. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. 15. September 1W0. Anm GVntsdKnKfsst! Der Ernte Werk ging nun zu Ende, Es ist verstummt der Sensen Klang, Darum erhebet Herz und Hände, Bringt dem Allvater euren Dank! Es werden ja des Feldes Halmen, Die Aehre, die am Stengel reift, Zu unsres Gottes Preis bepsalmen, Der Segen ja auf Segen häuft. Es streut der Landmann seinen Samen In kühlen Schoß der Erde ein; That er es nur in Gottes Namen, So darf er hoffen aufs Gedeih'n. So keimten auch dies Jahr die Saaten, Und Gottes Huld, die ewig treu, Ließ alles wachsen und gerathen, Daß sich des Menschen Herz erfreu'. Er gab uns Sonnenschein und Regen Im reichsten Maß auch dieses Jahr. Nimm, Vater, unsern Dank entgegen, Du, der der Fluren Hüter mar. Wer kann in des Gewitters Stürmen — Wenn das besorgte Herz erbebt — Die Saaten vor Vernichtung schirmen? Der Gott nur, der dort oben lebt! So sind gefüllt nun unsre Scheuern. Du, der die Frucht bisher geschützt, Dll lassest uns dies Danksest feiern! Und wohl dem, der Vertrau'» besitzt, Daß du sie ferner wirst behüten, Der schaut mit stillergebnem Sinn, Mit einem Herzen, das zufrieden, Auf seine künft'gen Tage hin. Ob reich, ob arm, du gabst uns allen Der Ernte Segen dieses Jahr. O, laß dir unsern Dank gefallen, Den wir dir, Vater, bringen dar. Du giebst uns allen Brot hinieden, Und was, o Höchster, können wir Für alle deine Huld dir bieten? Nur schwache Dankeslieder hier. Vor allem sei es unser Streben, Für alles Gute, das du giebst, Nur dir und deinem Dienst zu leben, Wir wissen ja, daß du uns liebst! Daß wir nach dieses Lebens Tagen Dort in der ew'gen Erntezeit, Auch segensreiche Früchte tragen, Daß uns dann höh'rer Lohn erfreut! L. Kretzschmar. Gesuche «m Wegebaunnterstützungen sind spätestens bis zum 1. November dieses Jahres hier einzurcichen, wenn sie bei der nächsten Vertheilung der Unterstützungsgelder noch berücksichtigt werden sollen Später ein gehende Gesuche, oder solche, die nicht durch einen vom Amtsstraßenmeister aufgestellten Kostenanschlag begründet sind, finden keine Berücksichtigung. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t Kamenz, am n. Septbr. 1900. von Erdmannsdorff. Mittwoch, den 26. September, Viehmarkt Donnerstag, den 27. September, Krammarkt in Pulsnitz. Abonnements-EinlMilg. Indem wir unsere werthen Abonnenten höflichst ersuchen, die Erneuerung des Abonnements für das mit dem l.'October beginnende IV. Quartal des Pulsnitzer Wochenblattes (Amtsblatt für das Königs. Amtsgericht und den Stadtrath zu Pulsnitz) rechtzeitig zu erledigen, bemerken wir, daß feder eingetragene Abonnent nuferes Klattes Anfang Dezember einen lllustrirten, 64 Seilen umfassenden Kaus-Kalender für Pulsnitz und Mmgegend gratis erhält. Wir werden nach wie vor bemüht bleiben, unser „Wochenblatt" durch reichhaltigen wie interessanten Text auf seiner Höhe zu erhalten, sodaß wir hoffen, ihm zu den zahl reichen alten noch recht viele neue Freunde zu erwerben. Bestellungen nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, sowie unsere Stadt- und Landzeitungsboten be reitwilligst entgegen. Hochachtungsvoll Expedition des Pulsnitzer Amts und Wochenblattes. G. K. Försters Erben. Die innere Crisis in Oesterreich. Das Ministerium Körber in Oesterreich hat sich endlich entschlossen, durch die vom Kaiser Franz Josef genehmigte Auflösung des österreichischen Abgeordnetenhauses und Aus schreibung allgemeiner Neuwahlen einen Ausweg aus den nachgerade haltlos gewordenen zerfahrenen inneren politischen Zuständen des Kaiserstaates zu suchen. Es blieb allerdings der Körberschen Regierung kaum ein anderes Mittel übrig, um den Versuch zu machen, eine Wiedergesnndung der par lamentarischen und politischen Zustände in Oesterreich herbei zuführen, als die Auflösung des bisherigen Abgeordneten hauses, welches durch seine Obstruktionstaktik, die bald von der einen, bald von der anderen Partei ausgeübt wurde, vollständig aktionsunsähig geworden war. Unter den ob waltenden Umständen kann daher di<ser entschlossene Schritt der j-tzigen österreichischen Negierung nur als das einzig ge eignete Mittel bezeichnet werden, um den österreichischen Staatskarren aus dem tiefen Sumpfe, in welchen er durch die mehr als zweifelhafte Rcgicrungskunst vor Allem Ba- deni's und Thun's gerathen ist, allmählich wieder heraus- zubekommen. Aber freilich, erst der Ausfall der Neuwahlen wird zeigen, ob der unternommene Versuch, die schleichende inner« Crisis endlich zu beseitigen und durch ein arbeitslusti ges und seine Pflichten ernst nehmendes Parlament wieder eine ersprießliche und normale Entwickelung der Dinge in der westlichen Hälfte der habsburgischen Doppclmonarchie zu ermöglichen, Erfolg verspricht, erst die Zusammensetzung der neuen österreichischen Volksvertretung wird erkennen lasten, ob in der inneren Geschichte Oesterreichs ein neuer gede hli- cher Abschnitt kn ginnt, oder ob in der alten traurigen Weise „fortgcwurstelt* werden muß. Leider wird man wohl kaum b sonders große Hoffnun gen hegen dürfen, daß die angeordneten Neuwahlen endlich den so nothwendigen Umschwung zum Besseren jenseits der schwarz-gelben Grenzpsähle bewirken werden. Tort haben die Partei- und Nationalitätenkämpse zu lange gedauert und sie sind zu erbittert gesührt worden, als daß man bestimmt glauben könnte, es werde nun durch eine Auflösung des durch sich selbst zur Ohnmacht verdammt gewesenen Reichs- rathes sozusagen ein politisches Wunder bewirkt und in den Neuwahlen eine Volksvertretung geschaffen werden, die nichts Eiligeres zu thun haben werde, als im innigen Einverneh men mit der Negierung am Heile und an der Wohlfahrt des österreichischen GesammtstaateS und des österreichischen Volkes als solches zu bearbeiten. Eine derartige selbstlose Hingabe eines Parlamentes an seine obersten Pflichten ist sogar in Staaten, welche noch lange nicht in dem Maße von dem inneren Hader zerfleischt werden, wie eS bei Oester reich der Fall ist, schwerlich in vollem Umfange anzutreffcn, vv l weniger ist aber ein solches pflichtgetreucs, hingebendes Austreten von der Volksvertretung eines Staatswesens zu erwarten, das, wie Oesterreich, schon seit Jahren von einem erbitterten gegenseitigen politischen Kampfe zwischen einer Menge ganz verschiedener Parteien sowohl, als auch verschie dener Nationalitäten durchwühlt wird, und wo die jeweiligen Regierungen in diesen schweren inneren Wirren hin- und herschwanken, gleich dem schwachen Nohr im Winde. Jo, wenn in Oesterreich wirklich einmal eine fiste ziel bewußte Regierung mit einem praktischen scharfen BUck für das, was dem Lande in Wahrheit noth thut, ans Ruder käme, dann wäre es etwas anderes, dann würde diese Re gierung den ragenden Fels bilden, an welchem sich die bran denden Wogen des Nationalitäten- und Partcienkampses endlich einmal brechen müßten. Aber von den Tagen des „Versöhnungsministeriums" Taaffe ab bis heute sucht man vergebl.ch nach einer solchen österreichischen Negierung, und wenn ja einmal ein seine Aufgabe in-dem Völkergetümmel Oesterreichs begreifendes Cabinet auf der Bildfläche erschien, so verschwand cs alsbald wieder von derselben, hinwcggefegt von der stärkeren Macht der Verhältnisse. Auch das gegen wärtige Cabinet Körber erscheint trotz seiner Auflösungsthat kaum als berufen, dem Lande den inneren Frieden zu brin gen und drsten Verhältnisse zu consolidiren. Es zeigt gleich fast allen seinen Vorgängern während der letzten zehn Jahre bereits ebenfalls die unglückselige Neigung, mit dem groß sprecherischen Czcchenthum auf Kosten der Deutschen zu pac- tiren, überhaupt der slavischen, von gewiffen einflußreichen