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Amts Blatt unk des StadLrathes des Königl. Amtsgerichts AbonnementS-Preis Vierteljährl. 1 Mk. W Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Al« Beiblätter: l Jllultrirtes SonntagSblatt (Wöchentlich); 2. Landwirthfchastliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. ZS Wuksnih Köuiasbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. sns-rat- X sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erben in Pulsnitz. KweiuudMn^igstex Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 9L 28. Rovrmber Bekanntmachung, Kewerbeaufsicht betr. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die zur weiteren Förderung der Gewerbeaufsicht als Vertrauensperson für den Kreishauptmannschaftlichen Bezirk Bautzen bestellte und von der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Bautzen in Pflicht genommene, in Bautzen, Paulistrage Nr. 39 wohnhafte Frau Marie verw. Weröach, bei welcher Beschwerden, Wünsche, pp., welche gewerbliche Arbeiterinnen nicht direkt dem Gewerbeaufsichtsbeamten vortragen wollen, anzubringen sind, jeden Montag, Donnerstag und Sonnabend von 12 bis 1 Uhr mittags in ihrer Wohnung zu sprechen ist. Pulsnitz, den 23. November 1900. Der Stadtrat h. Or. Michael, Brgrmstr. Montag, Ven 3. Dezember 1900, nachmittags 3 Uhr öffentliche Sitzung des Wezirksnusschuffes. Die Tagesordnung hängt in der Amtshauptmannschaft aus. Königliche A m t s h a u p t m a n n s ch a f t K a m e n z , am 23. November 1900. von Crdmannsdorff. Präsident Krüger in Europa. Seit voriger Woche weilt Paul Krüger, der Präsident der TranSvaal-Republik, in Europa, und zwar zunächst auf französischem Boden, um persönlich einen letzten Versuch zur Rettung des Boernvolkes vor dem ihm drohenden politischen Untergang zu unternehmen. Die begeisterte Aufnahme, welche dem greisen Staatsoberhaupts der Transvaal-Boern gleich bei seiner Landung in Marseille, dann aus seiner Weiterreise nach Paris in Avignon, Lyon, Dijon u. s. w, und endlich in der französischen Hauptstadt selbst von Hunderttausenden bereitet worden ist, entspricht nur den sympathischen Ge fühlen, mit denen nicht nur die öffentliche Meinung Frank reichs, sondern auch des gesammten übrigen continentalen Europas — mit verschwindend geringen Ausnahmen — dem mannhaften Boernstamme wie der Person seines ersten Ver treters gegenübersteht, und die Franzosen dürfen sicher sein, daß sie durch ihren warmen Empfang Krügers den Dolmet scher der boernsreundlichen Gefühle der übrigen Völker Eu ropas, abgesehen natürlich von den Engländern, gemacht habrn. Diese von echt südländischer Lebhaftigkeit getragene Begrüßung Krüger» auf französischer Erde zeugt erneut da für, daß die Gesinnungen, mit denen die Völker Europas ihrer überwältigenden Mehrzahl nach in Uebereinstimmung mit den Nationen Amerika» den hcldenmülhigen Kampf des kleinen BoernvolkeS gegen das übermächtige England schon von seinem Anfang an begleiteten, noch nicht das Mindeste von ihrer ursprünglichen Herzlichkeit eingebüßt haben, daß nach wie vor die gesummte gesittete Welt in ihrer schier erdrückenden Mehrheit mit ihren besten Wünschen und Hoffnungen das bereits länger als ein Jahr dauernde verzweifelte Ringen der beiden schwachen Boernstaaten Süd afrikas mit der englischen Weltmacht begleitet. Aber trotz alledem kann es jetzt kaum noch einem Zweifel unterliegen, daß das Geschick der Boern doch so gut wie erfüllt ist, mögen die Neste ihrer verfügbaren Kämpfer auch noch einige Zeit lang den Kleinkrieg gegen die britischen Colonnen mit einem gewissen Erfolg fortführen, der britische Leopard wird die Tatze, welche er auf die Boernrepubliken gelegt, gewiß nicht mehr zurückziehen. Au« eigener Kraft vermögen die Boern ihrem Kampfe gegen die aufgebotenen Heeresmassen Englands keine durchgreifende Wendung mehr zu verleihen, daran ist nicht weiter zu denken, selbst wenn auch noch fernerhin manche kühne Waffenthaten von den ve- cimirten Boerncommandos verrichtet werden sollten, und nur eine entschlossene Hilfe von außen könnte ihnen noch Rettung bringen. Aber wo ist diese Hilfe? Der Aufstand durch welchen die Boern der Capcolonie ihren Brüdern jen seits des Orangeflusses und des Vaals Lust gegen die Eng länder machen wollten, ist infolge des Mangels an jeglicher Organisation und wegen der Bctheiligung nur eines kleinen Bruchtheiles der Capboern an der Erhebung gegen die bri tische Herrschaft kläglich in sich zusammengebrochen, so daß ein zweiter Aufstandsveisuch kaum noch gewagt werden dürfte. Es blieben dem nach die „neutralen" Mächte übrig, aber weder Amerika noch irgend eine europäische Macht denken daran, noch zu Gunsten der Boern zu interveniren, nachdem der erste und einzige diplomatische Jntreventionsversuch von dritter Seite in dieser Beziehung, derjenige der uordamcri- kanischen Union beim Beginne des Boernkrieges, seitens Englands eine so unzweideutige Zurückweisung erfahren hatte. Krüger hat also von dem „neutralen" offiziellen Europa gar nichts für die Sache seines Volke» zu erwarten, woran auch gewisse Aufmerksamkeiten von Seiten dies r und jener Re gierungskreise nichts ändern werden, und sollte der unent wegte Vorkämpfer des Boernthums trotzdem den Gedanken hegen, durch seine angetretene europäische Rundreise etwas für die Erhaltung der politischen Selbstständigkeit der Boern staaten thun zu können, welche Hoffnung z. B. die Reden Krügers in Marseille und Dijon widerspiegeln, so würde der greise Staatschef von Transvaal nur zu bald die trübe Erfahrung machen, daß er vergeblich an die Thüren der europäischen Cabinete pocht. Das ist nicht allein vom Standpunkte der Boern, son dern auch von jenem der Gerechtigkeit und politischen Mo ral im Völkerleben aus unstreitig tiefschmerzlich, aber es liegt nun leider einmal in den Verhältnissen, daß die Boern von auswärts keinerlei Unterstützung in ihrer gerechten und doch untergehenden Sache zu erwarten haben. Aber das Eine könnte man wohl noch erhoffen, daß nicht, wie Krüger es in Marseille ausgesprochen hat, das gesammte Boernvolk erst ausgerottet werden muß, ehe der südafrikanische Krieg sein tatsächliches Ende erreicht; vielleicht finden sich doch einflußreiche Stimmen, welche den Boern die Ueberzeugung beibringen, daß ihre etwaige Aufopferung bis auf den letzten Mann im Kampfe gegen England ein völlig nutzloses Opfer wäre, daß es vielmehr gelte, das Boerngeschlecht in Hinblick aus vielleicht doch noch kommende bessere politische Zeiten für dasselbe zu erhalten. Oertliche «ud sächsische Augelegeuheiteu. Pulsnitz, 26. November. Den letzten Sonntag im zu Enve gehenden Kirchenjahre haben wir gestern begangen und dieser Tag ist den Todten geweiht. In diese:, uns lieb gewordenen Sitte, alljährlich an einem bestimmten Tage Derer zu gedenken, die nach Vollendung ihrer irdischen Lauf bahn entschlafen sind, liegt ein tiefer, ja poetischer Sinn. Unser Gotteshaus war gestern zu beiden Gottesdiensten dicht gefüllt. Beim Vormittagsgottesdienste predigte Herr Diac. Schulze über Evang. Matthäus, 6, 9—13 und beim Nach mittagsgottesdienste Herr Vicar läo. Rietschel über Buch Hiob 1, 18—21. Die heilige Abendmahl-feier sand zahlreiche Be theiligung. November-Stimmung in der Natur; die dürren Blätter und kahlen Bäume, die sangesstummen Wälder reden eine ernste Sprache und mahnen an die Vergänglichkeit aller Erdenschönheit. Aber viel deutlicher vernehmen wir die Mahnung von jenen stillen Hügeln, zu denen gestern die Menge der Leidtragenden wandelte. In stiller Wehmuth lenkten sie gestern Alle, die ein Liebes da draußen zur Ruhe gebettet, ihre Schritte nach dem Friedhöfe, den Verstorbenen noch einmal vor Einbruch des rauhen Winters, der die Hügel verhüllt in sein weißes Linnen, ein Zeichen der Liebe und Trauer auf das Grab zu legen. Und so schmückten sich die Gräber mit den letzten Blumen, die das scheidende Jahr bietet, mit grünen Tannenkränzen und künstlichen Blüthen in mannigsachsten Farben. Bis zum Einbruch der Dunkelheit weilten Hunderte von Leidtragenden zwischen den stillen Hügeln, ganz der Erinnerung an die Dahingeschie denen lebend. Der Todtensonntag bildet den Schluß deS Kirchenjahres und so sind wir nun eingetreten in die Ad vents zeit, in die Weihnachtszeit, die weit voran ihre Boten sendet, die in alle Familienkreise hinein ihren freudevollen Ruf ertönen läßt. Es ist eine fröhliche, eine selige Zeit in der That, und wohl dem Haus, das in Frieden und Glück, in blühender Gesundheit all' der Seini« gen dem Feste entgegengeht. Pulsnitz. KauftamPlatze! Dieses Mahn wort gilt zwar das ganze Jahr, sehr angebracht ist eS aber zur bevorstehenden Weihnachtszeit, wo Jeder ein Ge schenk zu machen und also mehr oder weniger einzukaufen hat. Als Weihnachts-Geschenke sind bekanntlich besonder- Goldwaaren und Uhren beliebt und gerade bei diesen Ob jekten möchten wir unseren Lesern rathen: traut nicht allen Versprechungen der Versandtgeschäfte, die um diese Zeit massenhaft ihre Preislisten und Musterbücher versenden, denn diese Geschäfte können so wenig etwas verschenken wie die unseren, ja meist haben dieselben größere Spesen für Reklame rc. und die billigen Offerten sind nur Lock vögel. In den hiesigen Geschäften kann sich Jedermann die Waare auSsehen und erhält außerdem Garantie für jedes Stück, während beim auswärtigen Versandgeschäst die Wahl nach mangelhaften Abbildungen geschehen muß und eine Garantie nur zweiselhaften Wert besitzt. Warum sollten wir auch unsere Mitbürger nicht bevorzugen, wenn sie uns Gleiches oder Aehnliches in Preis und Güte der Waare zu bieten verstehen, wie die Auswärtigen, müssen sie doch mit uns die Lasten der Stadt tragen und liegt es doch im Interesse aller Glieder einer Gemeinde, jede Klasse der Bevölkerung so leistungsfähig als möglich zu erhalten. Mögen unsere Leser daS beherzigen und damit unseren Gewerbetreibenden auch zu ihrer WeihnachtSsreude verhelfen! Kauft am Platze, laßt hier anfertigen, was ihr nöthig habt. — Während bei uns in Sachsen zwei evangelische Konfessionen, die lutherische und die reformirte, nebenein ander bestehen, bilden diese in einem großen Theile Preu ßens und in einigen anderen Staaten eine evangelische Union. Es könnte nun die Frage entstehen, zu welcher Konfession ein aus der unirten Kirche eines solchen Lande- nach Sachsen Uebersiedelnder fortan zu rechnen sei, eine Frage, die besonders bei der bevorstehenden Volkzählung Bedeutung gewinnt. ES versteht sich eigentlich von selbst, daß ein solcher Unirter völlig freie Wahl hat, welcher der evangelischen Konfessionen er sich hier anschließen will; ein solcher Anschluß gilt durchaus nicht als Uebertritt aus seiner bisherigen Kirche und wenn der betreffende in seinen früheren Aufenthaltsort zurückkehrt, so gehört er damit ohne weiteres zur unirten Kirche. Danach möchten sich hierher neu zuziehende Unirte bei der Volkszählung am 1. Dezember richten. Die Angabe „unirt" beim Religions bekenntnisse ist unzulässig, weil es in Sachsen keine evan gelische Union giebt. Die Angabe „evangelisch" wird da gegen von der Behörde ohne weiteres „evangelisch-lutherisch" erachtet. Es bleibt sonach dem bisher Unirten nur die Wahl, sich als evangelisch-lutherisch oder evangelisch-refor- mirt zu bezeichnen, diese steht ihm aber auch, wie gesagt, je nach feiner Ueberzeugung vollständig frei. Kamenz, 26. November. Im Hotel zum goldnen Hirsch wurde am Sonntag von ca. 35 Herren, welche bei