Volltext Seite (XML)
Blatt Amts -es Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Abonnements-Preis Vicrteljährl. 1 Mk. SS Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1 JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. KescHäftsstekken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Wutsnitz sschenü/^ Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Inf-rai- sind bis Dienstag und Freitag swmundMnffigflkr Jahrgang L. Förster'S Erden Druck und Verlag von E. in Pulsnitz. Nr. vtt >8. August 18V« Sonnabend Die Entmündigung des Wirthschaftsgehülfen Friedrich Hermann Thomas in Großröhrsdorf wegen Verschwendung ist wieder aufgehoben worden. Pulsnitz, am 16. August 1900. Hofmann. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Königliches Amtsgericht, v. Weber. Die kritische Lage vor Peking. Der Wetteifer der verbündeten Truppen, sobald als möglich in Peking einzudringen und die Gesandten und son stigen Fremden aus den Händen der blutigen chinesischen Fa natiker zu retten, hat eine Lage in den chinesischen Wirren geschaffen, wie sie kritischer nicht gedacht werden kann. Nach den in London und Paris eingetroffenen Nachrichten haben dis Chinesen seit dem 1. August wiederum in Peking mit der Beschießung der Gesandtschaften begonnen, während diese nur noch für 10 bis 14 Tage Munition und Lebensmittel hatten, zugleich ist das EntsatzkorpS der fremden Truppen aber in Folge des Zurückweichens der Chinesen bei Yangtsun bis auf 24 Kilometer vor Peking vorgedrungen. Ein sieg reich vordringendes Heer kann in ein bis zwei Tagen einen weiteren Vormarsch von 25 Kilometern erzwingen, und die kritische Lage besteht nun darin, ob es dem nur circa 20,000 Mann starken Heere der verbündeten gelingen wird, Peking zu nehmen und auch nöthigenfalls noch eine Schlacht vor den Maueren von Peking siegreich zu schlagen. Von Süden her soll ein chinesisches Heer in der Richtung auf Peking anmarschiren, und diese Truppenmacht dürfte sich den fremden Truppen entgegenwerfen oder ihnen in den Rücken fallen. Auch ist es sehr wahrscheinlich, daß bei dem Herannahm der frem den Truppen der chinesische Fanatismus unter den Boxern und den mit den Boxern gemeinsame Sache machenden chine sischen Truppen noch einmal mächtig emporlodern und eine verzweifelte Anstrengung machen wird, Peking gegen die frem den Truppen zu vertheidigen. Vor allen Dingen dürfte der chinesische Oberbefehlshaber Li-Ping-Heng, der mit dem Prin zen Tuan und der Kaiserin Mutter die Seele des Aufstan des und des unversöhnlichen Fremdenhaffes zu sein scheint, Alles aufbieten, um das kleine Heer der Verbündeten zu schlagen, zumal da Li-Ping-Heng weiß, daß gleich nach dem Einzuge des fremden Heeres sein letztes Stündlein geschlagen hat, denn den unversöhnlichen, bösartigen Uhrhebsrn der Fremden und einheimischen Christenschlachtereien, den schur kischen chinesischen Staatslenkern, die mit einem Meere von Blut ihr finsteres Schreckensregiment aufrechterhalten und dem Menschenrechte und der Cultur Hohn sprechen, kann kein Pardon gegeben werden, das wäre Thorheit und Schwäche. In der furchtbar ernsten Lage vor Peking kommt cs dem kleinen Heere der verbündeten fremden Truppen sehr zu Statten, daß sie über verhältnißmäßig viele Kanonen, Schnell, feuergeschütze und Maschinengewehre verfügen, und daß es den prahlerischen chinesischen Generälen, die über ein Heer von 300,000 Mann zwischen Peking und Tientsin verfügen wollten, bis jetzt nicht gelungen ist, mehr als 40,000 bis 50,000 Truppen für die einzelnen Schlachten zusammenzu bringen. Freilich unter den Mauern von Peking kann das chinesische Heer durch die Boxer in der Hauptstadt und durch Zuzug von anderen aus dem Süden kommenden Truppen noch bedeutende Verstärkungen empfangen, dann stände in diesen Tagen ein furchtbarer Kampf auf Leben und Tod vor den Thoren Chinas und auch in dieser Stadt selbst bevor. Hoffen wir, daß eS dem Heere der verbündeten fremden Trup pen gelingen möge, die Chinesen noch einmal vollständig zu schlagen, Peking zu erobern und die Gesandtschaften nebst den fremden Colonien zu befreien Ein solcher Erfolg würde wahrscheinlich den chinesischen Wirren ein rasches Ende bereiten, zumal wenn die Generale der fremden Truppen auch aus strengste Bestrafung der chinesischen Rädelsführer und Mordbrenner dringen. Oertliche uud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Zur Abhaltung des aller zwei Jahre statt findenden Schulfestes ist, wie wir hören, der nächste Donnerstag bestimmt worden. Mit froher Begeisterung steht unsere Schuljugend diesem Freudentag entgegen. Hoffen wir, daß der Himmel sich freundlich zeigt, damit das schöne Fest einen günstigen Verlaus nehmen kann. PulSnitz. Lnbesgoben für die deutschen Truppen in Ost-Asien. Der Echutzverein der deutschen Seifenin- dustrie (ca. 200 der bedeutendsten Seifenfabriken) hat den deutschen Truppen in Ost-Asien sein einheitlich deutsches Fabrikat, die „deutsche Einheitsseife", in ca 600 Kisten gespendet. Daran belheiligt ist die hiesige Seifenfabrik von August Brückner, welche gestern an die Speditionsfirma Georg Hirsch in Mainz zur Weiterbeförderung an die Bahnhofskommandantur in Bremerhafen 3 Kisten abge sandt hat. — Die Milte des Monats August ist nunmehr er- reicht. So warm das Wetter um diese Zeit auch bei Tage ist, so empfindlich kühl werden doch schon die Nächte, und der früh hereinbrechende Avend erinnert immer nach- vrückiicher daran, daß die lang verschmähte Familienlampe in nicht mehr ferner Zeit in ihre Rechte treten wird. Ja, es geht mit schnellen Schatten abwärts! Die Felder stehen zum Theil schon kahl und bald geht wieder der Pflug darüber hin. Das Spätobst geht der Reife entgegen und die grünen Blätter beginnen sich zu entfärben. Das ist aber nun einmal der ewige Kreislauf dec Welt: Werden und Vergehen. Klingt Jubel durch jede fühlende Brust, wenn im Frühling die jungen Knospen schwellen und die grünen Blätter sprießen, so kann es nicht anders sein, als daß zum Herbst, wenn alle die Herrlichkeit vergeht, eine gewisse Melancholie Platz greift. Sind es aber auch nicht mehr die Tage der Rosen, so sind es doch gar schöne Sommertage, deren wir uns gegenwärtig erfreuen dürfen und die wir um so gründlicher genießen wollen, je schneller sie zur Neige gehen. Genieße den Tag und kümmere dich fo wenig wie möglich um den folgenden! Diese Weisheit des alten Horaz muß sich jeder Naturfreund zu eigen machen, der, wenn es herbstlich wird, sich draußen erfreuen will! — Der Hochsommer zeigt jetzt die Vegetation in ihrer höchsten Entfaltung. Wenn auch schon etliche Früchte abgeerntet sind, steuert doch eine beträchtliche Reihe anderer noch immer der Reife zu. Pfirsich und Aprikose blinken in den prächtigsten Farbentönen am Spalier, Aepfel und Birnen lachen im Schmuck der rothen Wangen aus dem Geäst herab auf den Menschen, nachbarlich gesellt zu der Frühpflaume, die, wie in Emaille getaucht, zwischen den Blättern hervorschaut. Morgens und Abends streift oft. mals schon ein kühler Lusthauch über die Erde; aber er verschwindet flugs, sobald die Sonne aufsteigt und ihre Strahlen herniedersendet. Bald beginnt von Neuem die Jagd, des Waidmanns liebste Lust und Zerstreuung, der kaum den Tag erwarten kann, wo er, das Rohr über die Schulter, wieder die grüne Trist adschreiten darf. Bereits werden die Vorbereitungen dazu in der Stille getroffen und die Patronen zurecht gemacht. Als erstes Opfer fällt das Rebhuhn. — Auch eine Liebesgabe für unsere Soldaten in China ist zweifellos die Nachsendung der heimathlichen Zei tung. Feldpostbriefe im Gewicht bis einschließlich 50 Gramm gehen portofrei nach dem Kriegsschauplätze. Welche Freude solch' ein Brief aus der Heimaih bei den Soldaten im fernen Feldlager erweckt, braucht nicht erst geschildert zu werden. Aber wie wenig läßt sich schließlich in solch' einem Briese sagen! Da wird das Eine und das Andere vergessen; die des Schreibens wenig gewohnte Hand müht sich stunden- lang ab, etwas zu schildern, was die Zeitung mühelos bietet. Diesem Umstand hat auch das Reichspostamt Rech- nung getragen; es wünscht den jungen Soldaten den Be zug der heimathlichen Zeitung möglichst billig zu stellen und erhebt deshalb auf den gewöhnlichen Bezugspreis die in Ansehung des weiten Transportes sehr kleine Zuschlags- gebühr von 1,20 Mk. vierteljährlich bei täglich erscheinen den Zeitungen. Wer also einem Angehörigen, einem Freunde draußen auf dem fernen Kriegsschauplätze eine große Freude bereiten will, dem ist die Möglichkeit hierzu mit geringen Kosten gegeben. Er braucht nur die Zeitung für ihn zu bestellen. — Fälschung von neuen 50 Mark-Scheinen. Bereits bei dem Erscheinen der neuen 50 Mark-Scheine wurde von fachmännischer Seite mitgeiheilt, daß die neuen Scheine, infolge ungenügender Anfertigung, wohl bald der Fälschung verfallen dürften und das Schicksal der ersten Emission «heilen würden. Kaum sind nun die neuen Scheine im Verkehr, so hat sich diese Voraussagung schneller als er wartet erfüllt. Berliner Blätter melden hierzu, daß in der letzten Zeit wiederholt Nachbildungen der neuen ReichS- kasscnscheine zu 50 Mark vorgekommen sind, welche sich von den echten Scheinen wie folgt unterscheiden: Die Falsch stücke sind durch sorgfältige Federzeichnung in etwas dunk lerer, mehr bläulicher und in Wasser löslicher Farbe her gestellt. Die echten zeigen eine grünlichere Färbung. Der bei den echten Scheinen auf der Vorderseite innerhalb der Umrahmung befindliche oliv - bräunliche Schutzdruck ist bei dem Falschstück durch eine leichte, gelbliche Tönung ersetzt. Statt des Guilloche-Unterdrucks auf der Rückseite zeigt das Falschstück eine grüne Tönung des Papiers; die Wilcox- Fasern sind durch bunte Strichelchen angedeutet. — Der im Jahre 1899 ausgeführte Versuch der Ein berufung der Rekruten zu ihren Truppentheilen ohne vor herige Sammlung bei den BezirkscommandoS soll nach einer aus Berlin vorliegenden Mittheilung in dem gleichen Umfange in diesem Jahre wiederholt werden. DeS Wei teren soll dieser Versuch auf alle Mehrjährig-Freiwilligen Ausdehnung finden. — Regelung der Steuerpflicht bei Beamtenversetzungen. Aus Anlaß eines zur Entscheidung vorliegenden Falles ist das sächsische Ministerium davon ausgegangen, daß, so weit nicht etwas Anderes ausdrücklich bestimmt oder nach gelassen wird, d-r Dienstort zugleich als wesentlicher Wohn sitz gilt und daß dieses Verhältniß mit dem Zeitpunkt in Wirksamkeit tritt, zu dem der Versetzte für seine Person dauernden Aufenthalt im neuen Dienstort genommen hat, weil die aus der dienstlichen Stellung sich ergebenden Ver hältnisse und Verpflichtungen gegenüber den häuslichen und wirthschaftlichen Beziehungen ausschlaggebend seien. Der Beamte kann also in seinem neuen Dienstorte von dem Tage an zu den Gemeindeabgaben herangezogen werden, an dem er für seine Person dort Wohnung genommen hat. Das hat aber zur natürlichen Folge, daß seine Steuer pflicht an dem früheren Dienstorte endet, sobald er für seine Person dort seinen Wohnsitz aufgegeben hat. Diese Ministerial-Entscheidung gilt jedoch nur für das Einkommen des Beamten selbst, nicht auch für das seiner Familien angehörigen. Kamenz. Im hiesigen Schulinspektions-Bezirke wurden im 2. Vierteljahre 1900 angestellt: Klara Helene Hasche, bisher Hilfslehrerin in Großröhrsdorf, als ständige Lehrerin daselbst; Richard Gneuß, bisher Hilfslehrer in Sohland a. Spree, als ständiger Lehrer in Weißbach b. P.; Paul Kröher, bisher Lehrer in Riesa, als Lehrer in Kamenz; Herrmann Max Geißler, bisher Hilfslehrer in Reinholdshain, als ständiger Lehrer in Kamenz; Ernst Conrad Pech, bisher Hilfslehrer in Bischheim, als stän diger Lehrer in Pulsnitz M. S.; Friedrich Hermann Wil helm, bisher Hilfslehrer in Brauna, als ständiger Lehrer in Biehla; Karl Willy Richter, bisher Hilfslehrer in Königs brück, als ständiger Lehrer daselbst. — Die große, zum Mühlengrundstück deS Herrn Schöne in Iesau gehörige Scheune stand am Montag Abend >/,9 Uhr plötzlich in Flammen. Mit der erst ein- gebrachten Ernte gefüllt, bildete dieselbe ein gewaltiges Feuermeer, das allen Inhalt vernichtete, darunter auch eine Dampfmaschine und ein erst gegen Abend eingebrachtes Fuder Hafer nebst dem Wagen. Schnell herzueilende Hilfe vermochte die Schneidemühle und einen großen Theil der Bretter- und Klötzervorräthe zu retten, wozu besonders wirksam die 1. Compagnie des Regiments Nr. 178, welche aus der benachbarten Kaserne schnell hcrbeieilte, beitrug. Von auswärts war die Deutschbaselitzer Spritze die erste am Platze. Immerhin ist großer Schaden an den Holz- vorräthen angerichtet, besonders ist ein großer Bretterhaufen des Holzhändlers Richter verbrannt. Mit ziemlicher Ge- wißheit wird Brundstistung angenommen und sollen auch Verdachtsmomente vorhanden sein, was dadurch noch ver stärkt wird, daß um Mitternacht an dem Scheunendache