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Blatt Amts und des Stadtrathes Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Als Beiblätter: 1 Jllustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthlchaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. KescHLftsstetterr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Z-nfer-ate V H sind bis Dienstag und Freitag zu WuLsniH «»-»»,des Königs.Amtsgerichts Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Kwmundsüuszigflev Nahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Nr. lv. Ät. Februar !!"><> Sonnabend. Die Weltlage. Rascher, als man allgemein wohl glaubte, scheint der südafrikanische Krieg- in seine entscheidenden Abschnitte ein treten zu wollen. Von dem geschickt und energisch bewirkten Entsätze Kimberleys durch Feldmarschall Roberts datirt eine erstmalige günstige Wendung dieses eigenartigen Feldzuges für die Engländer; im Westen des ausgedehnten Kriegsschau platzes ist Feldmarschall Roberts mit der verhältnißmäßig starken Streitmacht von 40—45000 Mann auf dem Vor marsch gegen Bloemfontein, die Hauptstadt des Oranjefrei staates, begriffen, im Osten, am Tugela, hat General Buller trotz seiner dreimaligen Niederlage erneut die Offensive er griffen, und selbst im Centrum, im nördlichen Capland, wo die Boern neuerdings im siegreichen Vordringen begriffen waren, gewinnen die Engländer wieder an Terrain. Fast möchte man aber bezweifeln, daß ein nochmaliger Umschlag des Kriegsglücks zu Gunsten der Bo-rn erfolgen sollte; es scheint doch, als ob in diesem Kriege das bedeutende nume rische Ucbergewicht, welches die Engländer jetzt entfalten, ihnen den schließlichen Sieg sichern werde, mag sich der Krieg vielleicht auch noch monatelang als ein Guerillakampf hin ziehen. Sollte jedoch England wirklich der Sieger in dem von dem englischen Golddurst und Länderhunger freventlich herausbeschworenen Kriege gegen das Farmervotk der Boern bleiben, so ist auch nicht im Mindesten daran zu zweifeln, daß es dann versuchen wird, Vie von den maßgebenden eng lischen Staatsmännern selber schon des Oesteren ganz unge scheut ausgesprochene Absicht auSzusühren, Transvaal und den Oranjefreistaat seinem Colonialbesitz in Südafrika ein zuverleiben, womit also die beiven Boernrepubliken aus der Reihe der selbstständigen Staaten verschwinden würden. Werden nun die neutralen Mächte diese geplante Annexion zulasscn oder aber Einspruch gegen sie erheben? Wohl, wenn man ihre bisherige Haltung gegenüber den kriegerischen Ereignissen in Südafrika erwägt, so muß man zu dem Schluffe gelangen, daß schwerlich von irgend einer Seite ein ernstlicher Protest oder gar ein bewaffnetes Ein schreiten gegen die muthmaßlichen englischen Pläne bezüglich der Boernstaaten zu erwarten fleht. Hat sich doch bislang noch keine einzige der neutralen Mächte gefunden, die eine Intervention wegen Beendigung des südafrikanischen Krieges ins Werk setzte, es wird wohl auch keine Macht geben, die gesonnen wäre, England gegenüber energisch für die Erhal tung der Unabhängigkeit der Boernrepubliken einzutreten I Und allerdings muß auch zugestanden werden, daß die poli tischen Verhältnisse England ungemein günstig sind, denn wer möchte dem seegewaltigen und siegesberauschten England gern in die Arme fallen? Deutschland darf hieran in Hin blick auf seine im Vergleich zu der gewaltigen englischen Kriegsflotte verhältnißmäßig geringen Machtmittel zur Ses im Ernst nicht denken, ebensowenig Frankreich, obwohl die französische Flotte gleich nach der englischen kommt, aber Faschoda hat bewiesen, wie sehr man sranzösischerseitS davor zurückscheut, mit den Engländern anzubinden. Die nord amerikanische Union wird schon durch ihr freundschaftliches Verhältniß zu England und durch die dementsprechend zuge schnittene auswärtige Politik des Washingtoner Cabinets davon abgehalten, Schritte für die Boern zu unternehmen, wenngleich in den Vereinigten Staaten die Stimmung der Bevölkerung unverkennbar mehr und mehr eine den Boern günstig gesinnte wird. Es bliebe noch Rußland, der alte Gegner Englands in der Weltpolitik; aber auch die russische Politik denkt offenbar nicht daran, sich für die Boern ins Zeug zu legen. Rußland ist trotz seines Vorstoßes nach Kuschk und ungeachtet seiner günstigen Stellung in Ostasien zweifellos mit seinen Vorbereitungeil zu einem entschlossenen activen Austreten gegen England noch lange nicht fertig, es braucht diese Vorbereitungen indessen auch nicht zu über stürzen, das Schwergewicht seiner ungeheueren Landmacht sichert dem Czarenreiche von selbst eine stetig fortschreitende Festigung seiner gesammten Position in Asien. So ist denn die ganze gegenwärtige Weltlage nicht dar nach angethan, die englischen Vernichtungspläne in Bezug auf die Boernstaaten seitens einer dritten Macht zu stören, und die tapferen Boern werden darum bei ihrem Kampfe gegen die britische Uebermacht auch fernerhin auf sich allein angewiesen sein. Vielleicht, daß ihnen aber das launische KriegSglück doch noch einmal lächelt, dann wäre wenigstens eine Gelegenheit für die neutralen Mächte gekommen, gemein sam auf eine Beilegung der kriegerischen Wirren in Süd afrika hinzuwirken ; einstweilen wollen sich jedoch die Anfänge einer solchen gemeinsamen diplomatischen Intervention noch nicht zeigen. Oertttche uud sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Zur Feier des 33. Stiftungsfestes ver- einigten sich am Donnerstag Abend im festlich geschmückten Saale des Schützenhauses die Mitglieder der hiesigen frei» w'll'gen Feuerwehr nebst ihren Angehörigen. Auch hatten sich viele Gäste dazu eingesunden. Das Stadtmusikchor eröffnete die Feier mit einigen vorzüglich gespielten Con» certstücken, woraus der Schwank: ,Jn tausend Aengsten" von R. Lehnhard in Scene ging. Ueberraschend flott und sicher gestaltete sich das Zusammenspiel und lebhaft-r Bei» fall folgte dieser wohlgelungenen Darbietung. Den Glanz punkt des Abends bildeten die Auszeichnung einiger lang gedienter Feuerwehrleute, sowie die Ernennung deS lang- jährigen Vorsitzenden deS städtischen FsuerlöschauSschusses, Herrn Siadtrath Richard Borkhardt zum Ehrenmitglied. Nachdem das Corps Ausstellung genommen hatte, über- reichte Herr Richard Borkhardt dem Spritzsnmann Herrn Bernhard Richter für 25jährige ununterbrochene Dienstzeit mit herzlichen Worten das von Sr. Moj König Albert gestiftete Ehrenzeichen nebst Urkunde. Ferner erhielt der dem Corps 30 Jahre angchörcnde Spritzenmann Herr Adolf Grübner das von der Stadt PulSnitz gestiftete Ge- schenk. Sodann wurde durch den Hauptmann, Herrn Bruno BorSdort der Beschluß der letzten Hauplversammlung, Herrn Richard Borkhardt für sein der Wehr jederzeit be wiesenes Wohlwollen zum Ehrenmilglied zu ernennen, zur Ausführung gebracht und demselben ein Ehrendiplom über reicht. Ein frohbelebter Ball, welcher später durch eine gemeinschaftliche, in vorzüglichster Weise traitirte Tafel unterbrochen wurde, gaben dem schön verlaufenen Feste einen willkommenen Abschluß. D ese Festlichkeit zeugte in allen ihren Theilen von bestem Gelingen und überbrachte von Neuem den Beweis, daß die in sietem Aufschwünge begriffene Feuerwehr echte Kameradschaft pflegt. Möge es immer so bleiben! Pulsnitz. Vor dichtgefülllem Saale concertirten am Donnerstag Abend Junghähnels humoristische Sänger im Gasthof zu Böhmisch-Vollung. Die zur Darstellung gekommenen Vorträge waren neu und das ganze Programm des Abends trug der Heile» keil und deS Humors, wie eS ja der Junghähnel nicht anders zu erwarten, in weitgehend» ster Weise Rechnung. Das Publikum amüsicte sich trefflich und spendete jedem Vortrag gern und freudig Beifall. PulSnitz. Nach einer Bekanntmachung der Kgl. Amts hauptmannschaft Kamenz vom 19. Februar 1900 findet die diesjährige Musterung für die Ortschaften Böh misch-Vollung, Bretnig, Friedersdorf mit Thiemendorf, Groß naundorf, Kleindittmannsdorf, Lichtenberg, Mittelbach, Nieder- lichtenau, Niedersteina, Oberlichtenau Montag, den 12. März von früh Uhr an im Schießhause zu Pulsnitz, für dis Ortschaften Großröhrsdorf, Hauswalde Dienstag, den 13. März von früh '/,8 Uhr an ebendaselbst und für die Ortschaften Obersteina, Ohorn, Stadt Pulsnitz, Pulsnitz M/S. und Weißbach bei PulSnitz Donnerstag, den 15. März von früh >/,8 Uhr an im Schießhause zu Pulsnitz statt. Dienstag, den 20. März von vormittags 9 Uhr an folgt im Schieß- Hause zu Kamenz die Loosung für sämmtliche im Jahre 1880 geborene Militärpflichtige aus dem ganzen Aushebungsbezirke. Die Militärpflichtigen, welche im Jahre 1880 geboren und diejenigen, welche zwar früher geboren, aber noch ohne end- giltige Entscheidung über ihre Militärpflicht geblieben sind, einschließlich der in den Vorjahren auSgehobenen, aber noch nicht zur Einstellung gelangten Mannschaften haben an den betreffenden Musterungsterminen im Musterungslokale zu erscheinen. Denjenigen Militärpflichtigen, welcye sich außer halb der MusterungS- und Aushebungstermine freiwillig und zwar vor dem 31. März d. I. auf Grund des bei der Amtshauptmannschaft auszustellenden Meldescheines zum zwei- bez. drei- und vierjäkrig freiwilligen Militärdienst anmelden, steht die Wahl der Truppe frei, während beim bloßen Ver zicht auf die Vortheile der Loosung im Musterungs- bez. Aushebungstermine selbst diese Vergünstigung nicht immer gewährt werden kann. Gleichzeitig und in unmittelbarem Anschluß an das MusterungSgeschäst findet das ZurückflellungS- verfahren statt. Diejenigen Mannschaften der Reserve, Land wehr und Ersatzreserve, sowie ausgebilvete Landsturmpflichtige deS zweiten Aufgebots, welche wegen häuslicher und gewerb licher Verhältnisse Anspruch auf Zurückstellung hinter den letzten Jahrgang ihrer Claffe machen, haben ihre Gesuche bei Verlust ihrer Ansprüche bis spätestens Mittwoch, den 28. Feb ruar ds. IS. bei den betreffenden Ortsbehörden unter Bei legung ihrer Militärpapiere anzubringen. Die Entscheidung der verstärkten Ersatz-Commission auf die eingegangenen Ge suche findet für den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz Donnerstag, den 15. März ds. Js. in Pulsnitz statt. — Frisch geweißt zeigten sich zur Abwechselung Donnerstag Morgen wieder einmal die Dächer, Straßen und Fluren, was man nach den vorhergegangenen schönen Früh- lingswstter wohl kaum erwartet hatte. Wie der Dieb in der Nacht stellte sich wieder der WinterSmann ein, um aber vor dem erneuten Lächeln der Frau Sonne, die schon ganz nachdrücklich ihre Frühlingsstimmung zeigt, bald wieder die Flucht zu ergreifen. So viel und so erhebend auch die schaffende und belebende Kraft des TageSgestirn be sungen und gerühmt wird, so verderbenbringend ist sein Strahl dem Winterschmuck der Erde. Mag es sein, die Menschheit ist wintermüde und sehnt sich nach schöneren Zeiten. — Wir nehmen mit Freuden wahr, daß die Tage merklich länger werden. Man ist herzlich froh, die Lampe später anzünden zu können, nicht blos, um sich des freund lichen Tageslichtes länger zu freuen, sondern die Haus frau merkt schon deutlich die Ersparnisse im Petroleum- Etat. Noch auffallender merkt man früh das zeitigere Erscheinen der weckenden Sonne. Ja, wenn man sich auch von ihr wecken ließe! Man irrt sich fast stets in der Zeit und merkt dann mit Vergnügen, daß man eine halbe Stunde zu weit gerechnet hat, die man natürlich zum Weiterschlnmmern anwendet, obwohl der Körper seine voll ständige Ruhe erhalten hat. Sonst wäre man nicht auf gewacht. Die Folge ist, daß man nachher noch unlieber aufst-ht, weil man im halbwachcnden Zustande die Bett- wärme erst recht empfindet, die aber dann erschlaffend statt stärkend wirkt. Dieje Halbs Stunde früheren Ausstehens hätte nicht nur geschäftlich, sondern auch gemüthlich genützt. Man hätte völlig mit Muße alle Vorarbeiten, wie das Ankleiden, sowie das Frühstück zu sich nehmen, aussühren können. Nun muß mau hasten. Das macht verdrossen und bringt gleich eine bittere Miene mit zum Lagergeschäft. Die meisten Menschen haben früh üble Laune. Sie müssen zeitiger aufstehen. Man lasse sich vom Tage Wecken. Atzt ist die Zeit dazu, sich daran zu gewöhnen. Dann wird man erfahren: Morgenstunde hat Golo im Munde! — Wer den Einzug der ersten Frühlingsboten aus der Vogelwelt, als welch- man vielfach den Meister Slaar- motz mit Familie ansieht, recht freudvoll gestalten will, der hole jtzt die Staarkästen von den Bäumen herab und nehme großes Reinemachen vor, damit die nun bald in größerer Zahl ankommenden Gäste ein sauberes und von den zurückgelassenen Ueberresten aus dem HauSrath der vorjährigen Bewohner befreites Sommerlogis vorfinden. Vielfach sind auch Reparaturen an den lustigen Wohnungen vorzunehmen, daS Dach fest anzunageln oder der Stengel, von dem Meister Staar den Morgengesang in die frische Luft hinausschmettert, zu erneuern u. s. w., Alles Vorrich tungen, die jetzt auSzusühren sind und wodurch man sich der ganz besonderen Anhänglichkeit dieser nützlichen und ob ihrer Freudenbotschaft vom kommenden Frühling ganz be sonders willkommen geheißenen Thierchen sichern kann. So kann man sich denn allmählich an Frühlingsgcdanken gewöhnen. — Welche- Licht greift d'e Augen am meisten an? Eine bei der heutigen Beleuchtungstechnik einerseits, bei der Nolhwendigkeit, viel bei Licht zu arbeiten, anderseits doppelt wichtige Frage, nämlich die: Welche Beleuchtnngs» art greift das menschliche Auge am meisten und welche greift eS am wenigsten an? hat ein russischer Arzt mit telst einer eigenartigen Methode beantwortet. Bekanntlich vollsühren unsere Augenlider unausgesetzt Bewegungen» und zwar um so häufiger, je mehr die Augen ermüdet sind. Unser Arzt sagte sich nun, bei welcher Beleuchtungsart in einer gewissen Zeil die meisten Lidbewegungen gemacht werden, diese ist die schädlichste. Er zählte nun die Lid» bewegungen derselben Versuchspersonen bei verschiedener