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chen L/s// Blatt Amts und des Stad Kathes des Aönigl. Amtsgerichts T'ulsnrh Abonnements -Preis Vierteljährl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Anserate sind biss Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthichaftiiche Beilage (monatlich). Preis für die einspaltige Cor. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KescHLstsstekken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. D-u- „.d Sweiundsünhigsttv Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Ne. LI. 14. März 1900 Mittwoch. Konkursverfahre «. Ueber das Vermögen des Töpfermeisters Edwin Alexander Ehrhardt Müller in Pulsnitz wird heute am 10. März 1900, nachmittags 5 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Dietrich in Pulsnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 21. April 1900 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in Z 129 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 5. April 1900, Vormittags 10 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 10. Mai 1900, Vormittags 10 Uhr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Korkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 31. März 1900 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Pulsnitz. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber. Aktuar Hofmann. Dünger-Werpachtung. Der Dünger von rund 260 DitNstpferbtN der Reitenden Abtheilung 1. Feldart.-Regts. Nr. 12 soll für die Zeit vom 1. April 1900 bis 31. März 1901 an den Meistbietenden, entweder im Ganzen oder in zwei gleichen Theilen, verpachtet werden. Angebote, aus welchen der für Pferd und Monat gebotene Betrag, sowie der gewünschte Theil ersichtlich sein muß, sind bis 15. März 1900 an die unterzeichnete Stelle zu richten. Die Vertragsbedingungen liegen im Abtheilungs-Geschäftszimmer — Kaserne Königsbrück — zur Einsichtnahme aus und können auch gegen Entrichtung von 30 Pfennigen Schreibgebühr von der Abtheilung bezogen werden. Königsbrück, den 27. Februar 1900. Weitende Abtheilung 1. Jelöartitrerie-Wegiments Wv. 12. Montag, den 19. März 1900 Viehmarkt in Bischofswerda. > > 1" u » " ' «« Der Kampf um das Fleischbeschaugesetz. Der Gesetzentwurf über die Einführung der obligatori schen Schlachtvieh- und Fleischbeschau im gesammten Reiche, welcher dem Reichstage seit länger denn Jahr und Tag vorliegt, ist in der letzten Hälfte voriger Woche vom Reichs- tagSplenum in zweiter Lesung endlich erledigt worden. Es sind hierbei die Commissionsbeschlüsse überwiegend zur An nahme gelangt, und zwar gerade in den wichtigsten Punkten. Die Commissionsvorschläge gehen bekanntlich im Wesentlichen dahin, daß die Einfuhr von Fleischconserven und von Würsten nach Deutschland sofort, diejenige von frischem Fleisch vom 1. Januar 1904 ab verboten sein soll; bis zu genanntem Zeitpunkt soll frisches Fleisch an der Grenze nach detaillirten Vorschriften untersucht werden. Die Regierungsvorlage hatte neben der Anordnung der Beschau des Viehes ror der Schlachtung im Jnlande und weiter des Fleisches der ge schlachteten Thiere bestimmt, daß eingesührteS frisches Fleisch an der Zollcinfuhrstelle einer amtlichen Untersuchung zu un terliegen habe, wogegen die Commission zu dem radicalen Beschlusse der Einfuhr von frischem Fleisch und Flcischcon- serven, mit Ausnahmen von Schweineschmalz und Speck, gelangt ist. Weiter hat die Commission bezüglich der HauS- schlachtungen im Gegensatz zur Regierungsvorlage beschlossen, daß bei Schlachtthieren, die nicht in öffentlichen Schlacht häusern geschlachtet werden, die Untersuchung der Thiere wie des Fleisches unterbleiben kann, wenn sich äußerlich an den Thieren und an dem Fleische keine gegen die Genuß» tanglichkeit der Fleisches sprechenden Merkmale zeigen. Letzterer CommissionSbeschluß, der also die Untersuchung bei HauS- schlachtungen vom freien Willen deS Haushaltungsvorstandes abhängig macht, läßt den hygienischen Charakter des gesammten Fleischbeschaugesetzes bedenklich zurücktreten, und doch ist das selbe nicht zum wenigsten mit in Rücksicht auf die Rothwen digkeit, auch die zum Schlachten im Haushalt bestimmten Thiere und deren Fleisch zu untersuchen, ausgearbeitet worden; die Fälle, daß das Fleisch von im Hause geschlachteten Thieren sich als für die menschliche Gesundheit gefährdend erweist, passiren noch alle Tage. Indessen hat sich zum eigentlichen Kernpunkt deS ganzen gesetzgeberischen Problems di« Frage der Fleischeinfuhr ge staltet, womit die wirthschafts- und handelspolitische Seite deS gesammten Gesetzes in den Vordergrund geschoben wor» den ist. Von der Commission ist es im Interesse eines kräftigeren Schutze- der inländischen Fleischproduktivn gegen ¬ über der ausländischen Concurrenz für nölhig gehalten wor den, in dem neugeschaffcnen Z 14 g., die Einfuhr von conservirten Fleisch und ähnlichen Fleeschprodukten, wie vom frischen Fleisch zu verbieten, und das Plenum des Reichstages hat diesem Commissionsbeschlusse mit bedeutender Mehrheit zugestimmt, obwohl die NegierungSvertretsr deutlich durch blicken ließen, daß die Negierung letzterem nicht zustimmen werde. Es ist indessen statistisch nachgewiesen, daß der Fleischbedarf Deutschlands durch die inländische Produktion entschieden nicht gedeckt wird, vielmehr müssen zu diesem Zwecke alljährlich bedeutende Fleischquantitäten aus dem Auslande, in erster Linie aus Amerika, bezogen werden, mithin würde ein Fleischcinfuhrverbot die Consumenten im Jnnlande mehr oder weniger empfindlich treffen, namentlich die weniger bemittelten Bevölkerungsklaffen. Sowohl letztere Erwägung, als auch die Gewißheit, daß Amerika ein deut sches Fleischcinfuhrverbot mit zollpvlitischen Gegenmaßregeln beantworten würde, haben die verbündeten Regierungen be stimmt, Stellung gegen eine eventuelle gänzlrche Unterbin dung der Versorgung Deutschlands mit ausländischem Fleisch zu nehmen, freilich ist nicht zu leugnen, daß Amerika eine solche Rücksichtnahme an sich kaum verdient hätte, beliebt doch die amerikanische Zollgesetzgebung schon seit Jahren allerhand Chicanen gegen Deutschland. Jedenfalls rückt aber die unter dem Widerspruche der Negierungsvertreter erfolgte Annahme der wichtigsten Com- mifsionsbcschlüfse zum Fleischbeschaugesctz seitens des Reichs tages die Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns des gesammten Gesetzes nahe. Es märe dies im Hinblick auf den Grund zweck desselben, die Einführung der obligatorischen Schlacht vieh und Fleischbeschau in ganz Deutschland, allerdings zu bedauern, bis jetzt ist diese so nothwendige Maßregel nur in einzelnen Bundesstaaten, wie im Königreiche Sachsen, in mehreren thüringischen Staaten und in den süddeutschen Staaten, eingeführt; sonst ist die Anordnung der Fleischbe schau meist nur Sache der Gemeindeverwaltungen. Ob nun in der dritten Lesung des Fleischbeschaugesetzentwurfes noch eine Verständigung zwischen Regierung und Reichstagemehr heit in den entstandenen Meinungsverschiedenheiten erfolgen wird, muß dahingestellt bleiben, sonderlich wahrscheinlich ist jedoch eine solche Verständigung nicht. Ein Tag stiller Einlehr l ist der heutige Bußtag. Man srogt sich: Ist dein Han deln stets geleitet gewesen von dem biblischen Wort „Liebe Deinen Nächsten als Dich selbst?" Und war es stets in Einklang zu bringen mit den Forderungen der Moral? Gerade in unserer modernen Zeit tritt der Egoismus krosser hervor wie jemals früher. Schon von Jugend auf muß man auf dem Platze sein, um sich einen Stand in der Gesellschaft zu erobern. Aber das Vorwärtsstreben soll nicht ausarten in eine rücksichtslose Streberei. Aller dings ist der Kamps ums Dasein ein erbitterter geworden, und der Materialismus ergreift immer weitere Schichten auch unseres deutschen Volkes. Da ist eS denn einmal von besonderem Nutzen, Einkehr bei sich selbst zu halten, sich zu überzeugen, daß der Splitter im eigenen Auge dem Balken im Auge deS Nächsten an Größe eigentlich nichts nachgiedt. Die Fehler, die man selbst besitzt, gesteht man sich ja nicht gar zu gern ein, und im Trudel des Lebens kommt man sehr leicht darüber hinweg. Nicht mit frommen Angenverdrehen soll man seinen Bußtag feiern, nicht mit dem Pharisäer an die Brust schlagen und sprechen: „Ich danke Dir, Gott, daß ich nicht bin wie jene Leute." Sieh nur recht zu, und Du wirst schon erkennen, daß auch bei Dir in Gedanken, Worten und Werken nicht alles so ge wesen ist, wie es sein sollte, daß Du manchmal nicht ge holfen hast, wo es Dir nur eine leichte Mühe kostete, daß Du manch böses Wort gesprochen hast, das Deinen Nächsten schmerzlich kränkte, daß Du manchen Gedanken gehegt hast, bei dem Du erröthen würdest, wenn die Menschen ihn wüßten. Wenn die Glocken zu Buße und Gebet in die Kirchen rufen, dann gehe hin, setze Dich still aus Deinen Platz und prüfe Dich, ob Tu vor Dir selbst bestehen kannst, und Du wirst schon erkennen, daß auch Du nur ein Mensch bist mit tausend menschlichen Schwächen und Gebrechen. Dann fasse den festen Vorsatz, in Zukunft an Dir selbst zu arbeiten, das Häßliche abzuthun und ein neuer Mensch zu werden. Täglich, stündlich bietet sich Dir die Gelegenheit, an Deinem Theile daran mitzuwirken, die sozialen Schäden unserer Zeit zu beseitigen, die Klassengegensätze zu mildern. Gar ost kostet es Dich nur ein freundliches Wort, eine theilnehmende Frage, aus der der Betreffende den wahren Herzenston heraus hört, und Du hast einem Menschen wohlgethan. Gerade der Mann, der gesellschaftlich unter Dir steht, hat ein sehr feines Ge- fühl dafür, ob Du iheilnimmst an seinem Schicksal, oder ob cs Dir gleichgültig ist, wie es ihm ergeht. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." Das Wort halte Dir vor Augen und im Herzen, ihm strebe und eifere nach, dieses