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svchenö/^ Blatt Amts des Aönigt. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnrtz Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor. puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Arrferate sind bis Dienstag und Freitag Abonnements-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: I. JlluitrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirtschaftliche Beilage (monatlich). KefcHästsstellerr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. m.b «<>.L E-d» VinundMnhigflev Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in PulSnitz. Nr. 97. 6. Tccember !88A. Mittwoch. Bekanntmachung, öen öieszäkrigen GHristrnarkL öetreffenö. Der diesjährige Khristmarkt wird in diesem Jahre Sonntag, den 1?. Dezember, von mittags 12 Uhr an abgehalten. Zu demselben werden nach 8 28 der hiesigen Marktordnung nur der sächsischen Oberlausitz angehörigen Händler zugelasseu. Pulsnitz, am 28. November 1899. Der Stadtrat h. Schubert, Bürgermstr. WieHzäHLunq. Die Pferde und Rinder sind am 18. Dezember dieses Jahres aufzuzeichnen. Die Herren Bürgermeister von Königsbrück und Elstra, sowie die Herren Gemeindevorstände haben hiernach eine genaue Zählung der in ihrem Bezirke vorhandenen Pferde und Rinder nach Maßgabe der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 4. März 1881 vorzunehmen und die ausgefüllten Zählungsformulare unmittelbar dar raus hier einzureichen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 29. November 1899. vou Erömannsdorff. Nachdem die Königliche Kreishauptmannschast zu Bautzen wegen der herrschenden Seuchengefahr die Abhaltung der Viehmärkte verboten hat, wird der auf den 11. Dezember dieses Jahres fassende WekmarkL aufgehoben. Bischofswerda, den 1. Dezember 1899. Der Stadtrat h. vr. Lange. Eine deutsch-englisch amerikanische Allianz 1 Für ein möglichst enges Zusammengehen Deutschlands, Englands und Amerikas haben sich in Banketreden, die sie letzter Tage hielten, sowohl der englische Colonialminister Chamberlain, als auch der amerikanische Botschafter in Lon don, Choate, erklärt. Ja, Mr. Chamberlain sprach sogar von einer förmlichen Tripelallianz zwischen der germanischen Rasse und den beiden großen Zweigen der Angelsachsen, wobei der Minister durchblicken ließ, es komme weniger darauf an, ob eine solche Allianz auf dem Papier vorhanden sei oder nicht, als vielmehr darauf, daß sie im Geiste der Staatsmänner der betreffenden Länder bestehe. Man wird dem genannten zur Zeit wohl einflußreichsten Mitglieds des Cabinets Salisbury mit seiner letzteren Bemerkung ge wiß Recht geben dürfen, nur fragt es sich, ob wirklich ein derartiges, ein förmliches Bündniß ersetzendes Einverständniß zwischen den leitenden politischen Persönlichkeiten Deutsch- - lands, Englands und Amerikas vorhanden ist, wie dies Mr. Chamberlain aller Welt offenbar gern glauben machen möchte. Da der englische Staatsmann seine Rede saft un mittelbar nach Beendigung des Kaiserbesuches in England gehalten hat, so liegt der Verdacht allerdings nahe genug, daß es ihm nur darum zu thun gewesen sei, letzteres Er- eigniß politisch möglichst auszubeuten und seine Bedeutung so darzustellen, als ob nun durch die in Windsor anläßlich der Anwesenheit des Kaisers stattgehabten diplomatischen Besprechungen und Begegnungen ein intimes Hand- in Handgehen Englands und Deutschlands unter Anschluß der amerikanischen Union gesichert worden sei. Gegen eine solche Darstellung der Sache, wie sie Mr. Chamberlain be liebt hat, muß aber denn doch vom deutschen Standpunkte aus energische Front gemacht werden, andernfalls hätte, wenn der englische Minister mit seinen ziemlich unverblümten Andeutungen Recht behalten sollte, die deutsche Politik eine radicale Schwenkung nach der englischen Seite hin gemacht, für welche im deutschen Volke weder Verständniß noch Nei gung vorhanden wäre. Sicherlich kann ohne Weiteres zu gegeben werden, daß ein freundschaftliches Einvernehmen des deutschen Reiches in rein colonialen Fragen wie in handelspolitischen Fragen mit Nordamerika und besonders mit England nur ganz wünschenswerth ist, aber eine Fest legung der deutschen Politik zu Gunsten der Gesammtpolitik beider angelsächsischen Mächte ist einfach undenkbar, Deutsch land kann nicht die Nolle des politischen Schleppenträgers derselben übernehmen. Glücklicher Weise hat niemand Geringerer, als Kaiser Wilhelm selbst dafür schon gesorgt, daß seinem Besuche in England nicht jene Bedeutung zukommt, welche Mr. Cham berlain so gern dem Ereignisse verliehen wissen möchte, durch die Kundgebungen, durch welche der erlauchte Monarch noch vor Antritt seiner englischen Reise derselben jeden hervor stechenderen politischen Charakter genommen zu sehen wünschte. Man kann darum auch den Empfang Chamberlain's und Balsour's und die Besprechungen der beiden Minister mit dem Botschafter Grafen Hatzfeldt und dem Grafen Bülow nur gelassen beurtheilen, zweifellos sind hierbei bindende wichtige Abmachungen nicht getroffen worden, eher dürfte lediglich eine allgemeine Aussprache colonialpolitischer Natur stattgefunden haben. Freilich, dem britischen Reiche wäre in seiner gegenwärtigen ziemlich bedenklichen politischen Lage, wie dieselbe besonders durch die südafrikanischen Verlegenheiten der Engländer charakterisirt wird, ein geheimer oder offener Bund mit dem waffengewaltigen Deutschland im höchsten Grade willkommen. Aber der Beruf der deutschen Politik ist es wahrlich nicht, den Engländern die Kastanien aus dem Feuer zu holen, oder sich dem stammverwandten Jnselreiche gegenüber irgendwie festzubinden, Deutschland muß sich viel mehr die Freiheit seiner Entschließungen in allen Fragen der Weltpolitik wahren, unbeschadet eines freundlichen Ein vernehmens mit den großen Mächten. Darum kann weder die Rede davon sein, die englische Politik deutscherseits etwa Rußland oder Frankreich gegenüber zu unterstützen, noch darf es Deutschland zugemuthet werden, in den Bahnen der imperialistischen Ausdrhnungspolitik der Vereinigten Staaten zu wandeln. Wohl aber steht einem herzlichen Verhältnisse Deutschlands ^u Nordamerika nicht das mindeste Hinderniß entgegen, haben sich doch zwischen den beiderseitigen Ländern und Völkern bereits seit langen Jahren die manichfachsten engen Beziehungen entspannen, wie dies der Botschafter Mr. Choate in seiner Londoner Banketrede ja auch hinlänglich angedeutet hat, an der Unions regierung ist es, diese Beziehungen weiter zu pflegen, und sie nicht durch das Geschrei jener Chauvinisten trüben zu lassen, die sich in neuerer Zeit in dem großen transatlan tischen Staatswesen leider mehr und mehr bemerklich machen. Ein förmlicher deutsch-englisch-amerikanischer Dreibund jedoch wäre, wenn nicht bedenklich, so doch mindestens überflüssig, Deutschland bedarf keiner zweiten Tripelallianz zur Steige rung seines Ansehens und seiner Interessen. Oertliche rmd sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am Montag Abend hatten die hiesigen Einwohner wiederum Gelegenheit, einem interessanten Vor trag über Theile des mit dem 1. Januar 1900 in Kraft tretenden Handels-, sowie Bürgerlichen Gesetzbuches beizu wohnen. Noch zahlreicher, als der am 6. November stattgefundene, war der zweite öffentliche Vo tragsabend des Kaufmännischen Vereins besucht, ein Beweis dafür, daß sich der Vortragende, Herr Assessor Gerlach, als ein sehr beliebter Redner in hiesiger Stabt eingesührt hat. Nachdem der Vorsitzende obengenannten Vereins, Herr Alfred Cunrabi, die Anwesenden begrüßt, gab derselbe Herrn Assessor Gerlach das Wort zu seinem Vortrag: „Der Waarenkauf nach neuem Rechte." Der Herr Vor tragende führte in einleitenden Worten auS, daß für die Geschäfte des Kaufmannsstandes außer dem Bürgerlichen Recht noch besondere Bestimmungen erlassen seien, nämlich die im Handelsgesetzbuch zusammengefaßten. Er erläuterte alsdann in gleicher Weife, wie bei dem vorigen Vortrage über die Miethe, an einer Reihe von Beispielen die ver schiedensten gesetzlichen Bestimmungen über den Kauf, wies insbesondere darauf hin, daß dem Waarenempfange eine so fortige Prüfung der Waare und bei Entdeckung eines Man gels dessen sofortige Anzeige an den Verkäufer erfolgen müsse. Nicht unerwähnt möge bleiben, daß dem Käufer die Möglichkeit gegeben ist, sich dadurch gegen die kurze — sechsmonatige — Verjährungsfrist der Mängelrüge zu schützen, daß er eine längere Frist ausdrücklich mit dem Lieferanten vereinbart. Auch auf die mannigfachen Neue rungen des künftigen Rechtes in den Bestimmungen über den Einkauf von bestimmten Thieren — Pferden, Eseln, Rindvieh, Schafen und Schweinen — kam der Redner zu sprechen und wies nach, wie künftig nur noch ein Sach verständiger solchen Einkauf ohne Schaden werde bewirken können, da das neue Gesetz die geschäftliche Unerfahrenheit des Einzelnen viel weniger schützt, als unser jetzt noch geltendes Recht. Schließlich blieben auch zwei wesentliche Neuerungen — die Herabsetzung der Verzugszinsen auf 5 Procent bezw. 4 Procent und die Verkürzung der Ver jährungsfrist von 3 auf 2 Jahre — nicht unerwähnt. Wie in seinem ersten Vortrag, so verstand es der geehrte Herr Redner auch diesmal wieder, durch Einflechten gesunden HumorS die Aufmerksamkeit aller Zuhörer rege zu halten und die Gesetzesparagraphen durch zahlreiche Bei spiele leicht verständlich zu machen. Nach Beendigung der vortresflichen Ausführungen zollte die Versammlung dem Herrn Redner lebhaften Beifall. Sodann richtete Herr Alfred Cunradi herzliche DankeSworte an den Herrn Vor- tragenden und schloß den Vortragsabend. Pulsnitz. Der Zug nordischer Wintergäste währt fort. Füttert die Vögel! Im Monat des Weihnachtsbau mes sei diese Bitte allen warmherzigen Menschen nahege- legt. Alle Meißen, die Drosseln, Goldammern, Zeisige, Kleiber, auch häufig die zurückgebliebenen Rothkehlchen be- suchen die Futterplätze; in vielen Städten beherrschen die Amseln dieselben, welche immer zahlreicher sich zu wirk- lichen Standvögeln ausbilden, wo immer große Gärten und Anlagen die Städte zieren. In den wohlig durch, wärmten Zimmern aber beginnen die als Stubengenossen gehaltenen Schwarzplättchen, Grasmücke, Rothkehlchen und Nachtigallen schon zu singen, ganz leise und gleichsam träu-