Volltext Seite (XML)
Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes Abonneinents-Preis Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: l. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. z» WrrLsnitz Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor» puszeile (oder deren Raum) 10 Pennige. KescHästsflellerr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mofse und G. L. Daube L Comp. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Inserate X sind bis Dienstag und Freitag Druck und Verlag «. Förster'- Erden WnUNdfÜN^igstbU AahugÄNg. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. 8. November Z8V9. Mittwoch. Wegen Reinigung der Geschäftsräume werden Freitag, und Sonnabend, den 10. und 11. November 1899, bei der unterzeichneten Behörde nur dringliche, einen Aufschub nicht gestattende Geschäfte erledigt, was hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Pulsnitz, am 3. November 1899, Königliches Amtsgericht. v. Weber. Zur Kaiserbegegnuug von Potsdam. Am jetzigen Mittwoch soll endlich am kaiserlichen Hose in Potsdam der schon immer angekündigte Besuch ves Kaisers und der Kaiserin von Rußland erfolgen, dessen äußerlichen Anlaß die nun zu Ende gehende längere Anwesenheit der russischen Majestäten am verwandten Hofe von Darmstadt bildet. Dieses äußerliche Motiv der hiermit in Sicht ge kommenen jüngsten Zusammenkunft des Kaisers Wilhelm mit dem Czaren Nicolaus erklärte es wohl, wenn bislang in den Aeußerungen der deutschen Presse über letzteres sig- nalisirteS Ereigniß demselben meist keine besondere politische Tragweite zugeschrieben, dasselbe vielmehr nur als eine un vermeidliche Consequenz der internationalen höfischen Etikette bezeichnet wurde. Unterdessen ist jedoch bekannt geworden, daß die vor der Thür stehende Kaiserbegegnung von Pots dam zeitlich keineswegs nur höchst flüchtiger Natur sein, sondern daß sie fast einen ganzen Tag ausfüllen und daß ferner Graf Murawiew, der russische Minister des Auswär tigen, hierbei zugegen sein wird. Beide Umstände, die un gewöhnliche Zeitdauer der Potsdamer Kaiserentrevue und die Theilnahme des verantwortlichen Leiters der auswärtigen Angelegenheiten Rußlands an derselben, verleihen dem Vor gänge seinen unverkennbaren politischen Charakter, was aller dings kaum erst der Bestätigung seilens der Berliner officiösen Presse bedurft hätte. Vollzieht sich doch auch die abermalige Zusammenkunft der zwei mächtigsten Herrscher Europas zu einem Zeitpunkte, da die allgemeine Weltlage nach einer verhältnismäßig recht ruhigen Periode unverkennbar wieder ein bewegteres Aussehen aufweist, besonders wenn man des Krieges in Südafrika gedenkt. Sicherlich werden der Boern- krieg und seine etwaigen Einwirkungen auf die gegenseitigen Beziehungen zwischen den großen Mächten mit im Vorder gründe der Erörterungen zwischen den beiden Monarchen und ihrer mitanwesenden Minister stehen, womit die Zu sammenkunft in Notsdam eine hervorstehende aktuelle Be deutung gewinnt. Welche Ergebnisse nun von dieser Mo narchen- und Diplomatenbegegnung in Hinblick auf die in Südafrika spielende kriegerische Auseinandersetzung zwischen England und den Boernstaaten etwa zu erwarten sind, das läßt sich natürlich nicht sofort beurtheilen, immerhin wird man aber vielleicht der Hoffnung Raum geben dürfen, daß die persönliche Aussprache Kaiser Wilhelms mit dem Czaren dazu dienen wird, eine den Weltfrieden bedrohende Zuspitzung des kriegerischen Conflicts im Süden des „dunkeln Conti- nents" mit verhindern zu helfen, trotz der Rußland mit Recht oder Unrecht nachgesagten Gelüste, irgend einen poli tischen Vortheil für sich aus den südafrikanischen Wirren herauLzuschlagen. Wenn etwas geeignet erscheint, die Ansicht von dem Friedenscharakter der Potsdamer Kaiserbegegnung zu unter stützen, so ist dies wohl die jetzt bestimmt beschlossene Reise Kaiser Wilhelms nach England. Dieselbe erhält durch die vorangegangene Begegnung des deutschen Herrschers mit dem Czaren einen nicht zu leugnenden politischen Hintergrund, woran auch der Umstand, daß, wie verlautet, kein Minister sich im Gefolge des kaiserlichen Herrn bei dessen Besuch jenseits des Canals befinden werde, nichts weiter geändert wird. Diese politische Umrahmung der bevorstehenden Kaiser begegnung läßt sich aber gerade in Erwägung des ihr voraus gegangenen Zusammenseins der Herrscher Deutschlands und Rußlands gewiß nur in friedekündendem Sinne deuten, vielleicht dahin, daß Kaiser Wilhelm der Königin Victoria in seinem und des Czaren Namen die Beendigung des Transvaalkrieges vorschlagen dürfte. Welche Aufnahme ein solcher Vorschlag in den Londoner Regierungskreisen wie bei der öffentlichen Meinung Englands finden würde, das muß natürlich noch dahingestellt bleiben, zweifellos wäre aber Mindestens das Eine, daß die in Deutschland so unpopulaire bevorstehende Englandreise des Kaisers ein etwas verändertes Aussehen gewönne, falls sich der erlauchte Herr wirklich zum Träger einer solchen Friedensmission machen sollte. Inwiefern sich nun die Potsdamer Kaiserbegegnuug, um wieder auf dies Ereigniß zurückzukommen, in ihren Resultaten bald im Gange der Weltpolitik zeigen wird, das bleibt selbstverständlich einstweilen abzuwarten. Jedenfalls lehrt aber der Vorgang schon das Eine, daß in den freund schaftlichen politischen Beziehungen des deutschen Reiches zu seinem mächtigen Nachbar im Osten, wie dieselben mit der Thronbesteigung des jetzigen russischen Herrschers eingeleitet worden sind, unverändert und unvermindert fortbestehen. Und das ist nur hocherfreulich, denn das deutsch-russische Verhältniß ist ein wesentlicher Factor im politischen Dasein Europas; wenn Deutschland und Rußland gute Nachbar schaft halten, dann bleibt auch eine Hauptbürgschaft für den europäischen Frieden bestehen. Mit Gcnugthuung können darum alle Friedensfreunde auf die erneute Z-sammenkunft Kaiser Wilhelms und des Czaren blicken, welch, beweist, daß in dem deutsch-russischen Freundschaftsverhältnis alles beim Alten ist, daß Deutschland und Rußland auch fe^.:°r- hin friedlich neben einander herwandeln werden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, 7. November. Am gestrigen Montag fand sich im Saale des G asthofs zum Herrnhaus eine zahl reiche Versammlung ein, um den vom Kaufmännischen Verein veranstalteten Vortrag des Herrn Assessor Gerlach über: „Die Wohnungsmiethe nach neuem Rechte" anzuhören. Der Vorsitzende des genannten Vereins, Herr Alfred Cunradi, be grüßte die Erschienenen, gab seiner Freude über den ge füllten Saal, sowie darüber Ausdruck, daß zu diesem ersten Vortrag ein hiesiger Herr gewonnen worden sei und ertheilte sodann Herrn Assessor Gerlach das Wort zu seinem Vor trag. Der Herr Vortragende wies zunächst darauf hin, daß durch die Einführung des neuen Gesetzbuches der geschäft liche Verkehr manche tief einschneidende Aenderung erfahren werde. Er gab alsdann an einer Reihe von Beispielen einen Ueberblick über die Rechtsverhältnisse zwischen Miether und Vermiether, wie sie sich nach dem neuen Rechte darstellen werden, und betonte besonders dessen Verschiedenheiten von dem jetzt geltenden. So gelte jetzt der Grundsatz: „Kauf bricht Miethe", künftig das Gegentheil; die Untermiethe sei künftig nicht mehr ohne besondere Erlaubniß des Vermiethers gestattet. Vor allem werde die zukünftig fast allgemein geltende '/4 jährige Kündigung eine wesentliche Aenderung herbei führen. Der Herr Vortragende verstand es ganz vortreff lich durch Gespräche zwischen Vermiether und Miether, scwie Miether und Rechtsanwalt jeden einzelnen, das Miethrecht betreffenden Gesetzesparagraphen klar darzulegen und fesselte damit die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Auch die zu dem Vortrag benutzten Bilder trugen so recht zur besseren Auffassung bei. Wir sehen davon ab, den Inhalt des Vortrages im Einzelnen wiederzugeben und verweisen auf unsere Artikel über den gleichen Stoff, deren Fort setzung heute beginnt. Wir; glauben, daß mancher un serer Leser diese Aufsätze nun mit größerem Interesse und größerem Nutzen lesen wird, eine Erwartung, die auch der gestrige Vortrag mehrmals zum Ausdruck brachte. Nach Beendigung des Vortrages wurde dem geehrten Herrn Red ner stürmischer Beifall zu theil. Herr Cunradi dankte hierauf dem Herrn Vortragenden für seine vorzüglichen Ausführun gen und forderte die Versammlung auf, den Dank durch Erheben von den Sitzen kund zu geben. Der zweite Vor trag, wiederum gehalten von Herrn Assessor Gerlach über den Waarenkauf im täglichen Geschäftsverkehr, soll am 4. December ar. stattfinden. Pulsnitz. Wie im Sommer, so schön wac's am vorigen Sonntag. An ihm war noch einmal die Wander lust der Städter erwacht, die sich schaarenweise ergingen in der milden Luft und sich erfreuten an den Wundern des bis jetzt so herrlichen Herbstes. Die schönen Tage werden von ihnen zu Spaziergängen in Feld und Wald ausgenutzt. Und das mit Recht! Denn gerade eine Partie in der im herbstlichen Schmucke prangenden Natur ist eine der schönsten und lohnendsten. Daß solch herrliches Wetter auch den an den kommenden Sonntagen stattfin denden Kirmessen beschicken sei, ist nur zu wünschen. Pulsnitz. Für Ansichtskartensammler dürfte fol gende Notiz von ganz besonderem Interesse sein. Zur Ecmnerung an die letzte heilige Christnacht des XIX. Jahrhunderts hat die Internationale Ansichtskarten-Gesell« schäft eine hervorragend schöne Meister-Postkarte (von Professor Plockhorst anfertigen lassen. Diese Karte wird zu Weihnachten d. IS. in Bethlehem mit Originalstempel und Adresse des Bestellers versehen zur Post gegeben und dürste dieselbe gerade besonders durch den Ortsstempel Bethlehem für spätere Zeiten eine werthvolle Reliquie werden. Bestellungen für diese Postkarte nimmt hier in Pulsnitz bis spätestens den 14. November Mittags Herr Kaufmann Bernhard Beyer, Cigarrenhandlung entgegen. Der.Vreis beträat vro Karte mit Porto nur 40 Pfennige. erschienen. — Einen traurigen Geburtstag haben die Postkarten- bnefe der Reichspostverwaltung am 1. November gehabt. Sie wurden an diesem Tage im Jahre 1897 eingeführt und dann in der ersten Zeit in Deutschland als Curiosität benutzt, aber sie lagern seitdem als Ladenhüter bei den Postanstalten, denen sie eine Masse Mühe bei der monat lichen Bestandsaufnahme verursachen. Der hohe Preis und die unpraktische Einrichtung der „Kartenbriefe" tragen die Schuld daran, daß eine so verschwindend unbedeutende Benutzung stattfand, während sie sich z. B. in Oesterreich wie die Postkarten eingebürgert haben. — Die von dem Stadtrathe einer sächsischen Stadt dem Ministerium des Innern zur Entscheidung anheimge- stsllte Frage, ob die Kontorarbeiten des Handelsgewerbes an Sonn- und Feiertagen erlaubt sind, ist vom Ministe rium des Innern nach Vernehmung mit den Ministerien des Cultus- und öffentlichen Unterrichts und der Justiz in einer jüngst erschienenen Verordnung dahin beantwortet worden, es lasse sich der Standpunkt rechtfertigen, daß die Contorarbeit in reinen Handelsbetrieben zur Zeit an Feier tagen dem Geschäftsinhaber gänzlich freistehe, für desfen Gehilfen aber in beschränktem Maße gemäß 8 105 b der Reichsgewerbeordnung zulässig sei. — Hütet das Augenlicht! Jetzt wo die Abende im mer kürzer werden, die Dämmerung immer früher herein, bricht, liegt für viele die Gefahr nahe, sich das Augenlicht zu verderben. Die Abende sind bereits zu kühl, als daß man sich im Freien aushalten könnte, so bleibt man im Zimmer und verkürzt sich die Zeit durch Handarbeit oder Lektüre. Um nun die Lampe anzustecken, ist es in diesen Dämmerstunden noch zu hell, zum Lesen und Arbeiten aber wieder zu dunkel Dessenungeachtet können sich aber, wie die zunehmende Kurzsichtigkeit beweist, doch io viele von ihrer Beschäftigung nicht trennen und lesen, nähen, häckeln oder stricken so lange noch fort, als es nur irgend angeht. Natürlich rächt sich solche Unvernunft. Die Folgen stellen sich in einer Weise ein, daß der Schaden nie mehr gut zu machen ist. Wem also sein Augenlicht lieb ist, der vermeide in Dämmerzeiten jede Beschäftigung, welche besonders die Sehkraft in Anspruch nimmt. Auch mit dem Anstecken der Lampe ist in der Zeit der Dämmerung durchaus mchlS gebessert; im Gegentheil, das Zwielicht schadet noch mehr. Das Vernünftigste ist eben, die Dämmerstunde als eine