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Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wucsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. sind biS Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor« puSzeile (oder deren Raum) 10 Pennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. AlS Beiblätter: I. Jlluürirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). AbonnementS-PreiS Vierteljährl. 1 Mk. 2ö Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. ch ch en >^sür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegcnd Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erden in Pulsnitz. Vinundsünffigster Aahugang. Verantwortlicher Redakteur Otto Dorn in Pulsnitz. Sonnabend. Mx. 88. 4. November 18V9 Nachdem am heutigen Tage der Gutsbesitzer Herr Robert Fürchtegott Boden in Großröhrsdorf, Oberdorf, an Stelle seines Vaters Fürchtegott Leberecht Boden, welcher sein Amt freiwillig niedergelegt Hal, als GerichtSfchüppe für G r 0 tz r ö h r s d 0 r f von dem unterzeichneten Amtsgerichte bestellt und in Pflicht genommen worden ist, wird Solches hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Pulsnitz, am 26. Oktober 1899. Königliches Amtsgericht. v. Weber. Auf Folium 252 des Handelsregisters für das unterzeichnete Amtsgericht sind heute die Firma Menzel L Sohu in Ohorn und als deren Inhaber Frau Amalie Therese verw. Menzel geb. Reinhardt in Ohorn und Herr Emil Bernhard Menzel daselbst eingetragen worden. Pulsnitz, am 30. Oktober 1899. Königliches Amtsgericht. v. Weber. Bekanntmachung. Der auf Sonnabend, den 11. November d. I. fallende Uiehwarkt darf nicht stattfinden. Stadtrath Pulsnitz. ScHuSevt, Brgrmstr. Eine englische Waffenkatastrophe in Südafrika. Die Engländer müssen auf dem südafrikanischen Kriegs schauplatz« einen überaus empfindlichen Schlag verzeichnen, der sie in dem mit den Boern um die englische Haupt stellung bei Ladysmith entbrannten Kampfe getroffen hat. Denn eine Colonne in Stärke von etwa 2000 Mann mit 42 Offizieren, welche von dem dortigen englischen Oberbe fehlshaber General Withe ausgeschickt worden, um der hart bedrängten Hauptmacht der Engländer Luft zu machen, ist, nachdem sie schwere Verluste erlitten, von den Boern ge fangen genommen worden, welch Thatsache Grneral White selber nach London gemeldet hat, mit dem Hinzufügen, er sei allein für diese Katastrophe verantwortlich, die englische Stellung sei unhaltbar gewesen Die Erscheinung, daß eine ganze große Colonne weißer Truppen von 2000 Mann vom Gegner gefangen genommen worden ist, und noch dazu mitten in der Schlacht, ist in den neueren Kriegen auf afrikanischem Boden wohl noch nicht dagewesen, dieser Vor gang wird darum sicherlich nicht verfehlen, in ganz Afrika den größten Eindruck zu machen und das Waffenprestige der Boeren ganz gewaltig zu verstärken. Aber auch die mili tärischen Folgen dieser Waffenkatastrophe der Engländer dürften nicht gering anzuschlagen sein, zumal in Anbetracht des Umstandes, daß die Gesammtzahl der unter White in Ladysmith vereinigten britischen Streitkräfte überhaupt kaum 12000 Mann betrug, die also um ein volles Sechstel durch die Gefangennahme der von General White vorgeschickten Colonne vermindert worden ist. Daneben ist durch den Ver lauf des ersten Schlachttages vor Ladysmith, des 30. Okto ber, überhaupt die dortige Stellung der Engländer aufs Ernsteste erschüttert worden, denn wenngleich die Boern hierbei Ladysmith noch nicht zu nehmen vermochten, so haben sie doch die englischen Linien nur noch enger umschlossen und ihre schweren Geschütze erneuerten am Abend des 30. Oktober das Feuer auf die Stadt. Eine Meldung aus Ladysmith giebt auch unumwunden zu, daß die Lage Besorg niß einflöße, offenbar sind die Truppen White's von den Boern völlig umstellt, und die Engländer werden noch von großem Glück sagen können, wenn sie sich aus der Mause falle von Ladysmith noch werden heranszuretten vermögen. Die Kunde von der Capitulation einer ganzen englischen Brigade bei Ladysmith hat natürlich vor Allem in London selbst und auch im sonstigen England die größte Erregung hervorgerufen, war man doch durch die anfänglichen eng lischen Siegesnachrichten von Gloncoe und ElandSlaagte in einen förmlichen SiegeStaumel versetzt worden, den selbst die Nachrichten von dem inzwischen stattgefundenen Rückzug der englischen Truppen auS Gloncoe und Dunder nicht gleich zu beseitigen vermochten. Nun aber folgt plötzlich und un vermittelt die Hiobspost von Ladysmith nach, und sie hat freilich rasch genug eine tiefgehende Ernüchterung im eng lischen Volke von dem bisherigen Freudensrausche anläßlich der vereinzelten britischen Waffenerfolge bei Glencoe und ElandSlaagte bewirkt. Jetzt wird man jenseits des Canals wohl auch in weiteren Kreisen einzusehen beginnen, daß der so leichtsinnig von der Partei der englischen Chauvinisten vom Zaune gebrochene Krieg in Südafrika denn doch nichts weniger als ein militärischer Spaziergang nach Pretoria ist, wie dem englischen Volke von Chamberlain und Genossen gewissenlos genug vorgeredet worden ist, daß vielmehr bis zu einer eventuellen Besiegung der Boern England noch große Opfer an Blut und Geld wird bringen müssen. Vorerst kann indessen von einer Besiegung der Boern noch keine Rede sein, sie drohen sich vielmehr zu Herren von ganz Natal zu machen, auf welche Möglichkeit eben die englische Waffenkatastrophe bei Ladysmith einen weiteren Ausblick eröffnet Um dieselbe schleunigst wieder autzuwetzen, dazu stehen den Engländern vorerst keine Mittel zu Gebote, denn die von England nach Süoafrika abgegangenen be deutenden Truppenverstärkungen können dort frühestens am 10 November landen, dann jedoch sind sie noch nicht gleich in Ladysmith. Zwar ist unterdessen der zum Höchstcomman- direnden in Südafrika ernannte General Sir Rendvers Buller in Capstadt gelandet, hiermit ist aber für den be drängten General White in Ladysmith selbstverständlich noch nichts weiter gewonnen. Sicherlich werden sich die Eng länder bei ihrer Zähigkeit und Energie von dem erlittenen Waffenunglück bei Ladysmith allerdings nicht entmuthigen lassen, stehen ihnen doch fast unerschöpfliche Hilfsquellen zu Gebote, und die Londoner Blätter haben gewiß Recht, wenn sie bei Besprechung der eben erlittenen schweren Niederlage meinen, der Verlust von 2000 Mann könne das Endergeb- niß des südafrikanischen Krieges nicht weiter beeinträchtigen. Die Voraussetzung für eine solche Erwartung ist nur die, daß den Engländern während des weiteren Verlaufes ihres Kampfes mit den Boern keine ernsteren Schwierigkeiten nach anderen Richtungen hin erwachsen, was aber noch sehr abzu warten bleibt. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am 31. vor. M. in den Abendstunden fand eine Besichtigung der hiesigen unter der Leitung des Herrn Or. msä. Kreyßig stehenven ohngefähr 20 Mann starken Sanitätscolonne vor einer aus Dresden hier erschie nenen Deputation deS Rothen Kreuzes, bestehend aus Sr. Exc. Herrn Generalleutnant von Zeschau, Herrn Graf Vitz thum von Eckstätt und dem als Sachverständigen zugezogenen Herrn Oberstabsarzt Or. Kreuzinger auS Kamenz im Saale des hiesigen Schützenhauses statt. Vorerst wurde eine münd liche Prüfung der Colonne durch Herrn vr. vasä. Kreyßig vorgenommen, welche sich auf den Bau und die verschiedenen Bestandtheil« des Körpers, auf die Todes- und VerwundungS- arten und deren Behandlung erstreckte. Die vorgelegten Fragen wurden prompt und richtig beantwortet und die sich daran durch und an Mitgliedern der Colonne vorgenommenen praktischen Uebungen rasch und sachgemäß ausgeführt. Die Commission spendete der Colonne für die dargebotenen Leistungen volles Lob. Der Uebung wohnten auch Herr Bürgermeister Schubert und mehrere Mitglieder der städtischen Collegien vom Anfang bis zum Schluß bei, Pulsnitz. Nächsten Montag veranstaltet der hie sige Kaufmännische Verein im Saale deS Gasthofs zum HerrnhauS einen öffentlichen Vortragsabend, an welchem Herr Assessor Gerlach, hier, über „Die Woh- nungSmlethe nach neuem Rechte" sprechen wird. Bei dem großen Interesse, welches jetzt in allen Kreisen für die mannigfachen Veränderungen herrscht, die durch das am 1. Januar nächsten Jahres in Kraft tretenden neuen bür gerlichen Gesetzbuches hervorgerufen werden, empfiehlt eS sich, diesen Vortrag recht zahlreich zu besuchen. — Für den November giebt Falb in seiner allgemeinen Charakteristik des Monats folgende Prognose: In der ers- ten Hälfte zeichnet sich dieser Monat durch abnorm hohe Temperaturen aus. Dagegen liegt in der zweiten Hälfte die Morgentemperatur meist unter dem Mittel. Eben solche Gegensätze zeigen auch die Niederschlagsmengen. In der ersten Hälfte sind sie bedeutend, in der zweiten spärlich. Schneefälle sind nur in der zweiten Hälfte und auch da nur in einer kurzen Zeitdauer zu erwarten. Der 3. No vember ist ein kritischer Tag 2. Ordnung, dec aber mit Verspätung erst zur Geltung kommen soll, ebenso ist der 17. auch ein solcher 2. Ordnung, derselbe soll sich aber nur schwach bemerkbar machen. — Unser trauter Stubengenosse. Je unwirscher der Novembersturm an unseren Fenstern rüttelt, desto behag licher fühlen wir uns im durchwärmten Zimmer, voraus gesetzt natürlich, daß die Zimmertemperatur den Anforde rungen der Gesundheitsregeln entspricht, denn in dieser Hin sicht wird in manchen Haushaltungen nicht immer richtig verfahren. — Sparsamkeit ist eine hervorragende Tugend vieler deutscher Hausfrauen, und doch wird diese Tugend bezüglich der Heizung von vielen derselben nicht immer richtig ausgeädt. Es sei hier vor allen Dingen hervorge hoben und möge von mancher Hausfrau beachtet werden, daß eS grundfalsch ist, wenn sie, einen Wärmeverlust be fürchtend, das zeitweilige Lüften geheizter Räume auS Sparsamkeit vermeidet. Ein solches Verhalten ist keines wegs zu empfehlen, denn die verdorbene Luft ist ein viel schlechterer Wärmeleiter, als die reine, frische, gesunde Luft. Ein Zimmer wird also — wohl gemerkt! — viel rascher und billiger erwärmt wenn vorher tüchtig gelüftet wurde, als ein Raum, in dem sich sauerstofflose, verbrauchte Luft befindet. Es ist also völlig verkehrt und gesundheitswidrig,