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Blatt Amts und des StadtraLhes des Königs. Amtsgerichts Abonnements - Preis Bierteljahrl. 1 M. 28 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1, Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Geweint: Mittwoch und Soiinadenü. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KefcHästssteHen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kanien-, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoucen-Bureaus vonHaasen» stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube t Comp. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. > s sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor Druck und Verlag von E. L. Förster's Erden in Pulsnitz. MntziBrx Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Nr. 9b 30. November 18S8 Mittwoch Bekanntmachung, Grabstellen bete. Der Kirchenvorstand hat beschlossen, von jetzt ab reservirte Grabstellen auf dem 3. Quartier des Friedhofs hinter der Kapelle rechts vom Mittelwege zu verkaufen. Diejenigen, welche auf diesem Quartier gelegene Gräber erhalten wissen wollen, haben bis zum 1. Februar 1899 beim Kirchkassenrechnungsführer Herrn Kaufmann Eunrabi, hier 20 Mark für eine Grabstelle zu erlegen. Bis dahin sind auch Denksteine neu zu lösen oder von den hierzu Berechtigten zu entfernen, widrigenfalls sie durch den Kirchenvorstand beseitigt werden. Pulsnitz, den 26. November 1898. Der Kirchenvorstand. k. Prof. Kanig. Zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joses. Fünfzig Jahre vollenden sich am kommenden Freitag, daß der Kaiser-König Franz Josef I. den Thron der habsbur gischen Dovpelmonarchie bestieg, auf welchem er der Nach folger seines Oheims, des Kaisers Ferdinand, nach dessen freiwilliger Abdankung am 2. Dezember 1848 wurde. In mitten schwerster Wirren gelangte der damals 18 jährige Herrscher zur Regierung über Oesterreich - Ungarn, blutiger Aufruhr darchtobte sein Königreich Ungarn und die italieni schen Provinzen Oesterreichs, während in seiner Hauptstadt Wien selber der Oktoberaufstand vom Feldmarschall Fürsten Windischgraetz kaum erst niedergeworfen worden war. Und wie dieser Beginn der Regierung Franz Josefs durch die gedachten Wirren sein charakteristisches Gepräge erhielt, so wurde auch seine weitere Regierungszeit durch eine Reihe innerer und auch äußerer ernster Crisen für den Kaiserstaat gekennzeichnet. In letzter Beziehung waren es namentlich die beiden für Oesterreich so unglücklichen Kriege von 1859 und 1866, welche dem alten Reiche der Habsburger schwere Erschütterungen brachten, und wie die entscheidende Nieder lage der österreichischen Waffen bei Solferino für dasselbe den Verlust seiner traditionellen Vorherrschaft in Italien und der Lombardei nach sich zog, so kostete die unglückliche Schlacht von Königsgrätz Oesterreich seine Vormachtsstellung in Deutschland und dazu noch Venetien. Und sieht es nicht auch gegenwärtig wieder kritisch im Donaukaiserreiche aus? Wohl hat seine äußere Machtstellung in Folge des Dreibundes und ver schon seit Andrassy's Zeiten unläugbar geschickt ge leiteten auswärtigen Politik des Wiener Cabinets eine zweifellose Verstärkung erfahren, aber dafür haben sich seine inneren Schwierigkelten in bedenklichster Weise verschärft, Cisleithanien nurd vom grimmigsten Nationalitätenhader durchwühlt, in Ungarn machen sich immer neue Parteiungen breit und daneben erscheint der Ausgleich zwischen beiden Reichshälften, diese Grundlage für die Gesammtpolitik des österreichisch-ungarischen Staalengebildes, mehr denn je in Frage gestellt. Wahrlich, daß ist kein erquicklicher Rückblick für den greisen Herrscher Oesterreich-Ungarns an seinem seltenen Ehrentage, wie anderseits auch der Ausblick in die nächste Zukunft seines Reiches kein allzutröstlicher ist. Aber die Verantwortung für diese Entwickelung kommt in erster Linie den berufenen Rathgebern des Kaisers zu, die namentlich in der mneren Politik durchaus nicht immer das richtige trafen, während daneben allerdings auch die Eigenartigkeit der Verhältnisse in der habsburgischen Monarchie in Betracht gezogen werden muß. Kaiser Franz Josef persönlich jedoch ist immerdar bemüht gewesen, der so wechselvollen inneren und äußeren Lage seines Reiches Rechnung zu tragen und besonders in den schwierigen Entscheidungen in den inneren Streitigkeiten, Fragen und Wirrungen sich nur von seinem scharf ausgeprägten Pflichtbewußtsein leiten zu lassen. Dank dieser erprobten Pflichttreue seines Herrschers ist Oesterreich- Ungarn selbst in hochkritischen Lagen schließlich doch immer vor dem Schlimmsten bewahrt geblieben, und man darf darum die feste Zuversicht hegen, daß der kaiserliche Herr auch fernerhin zur rechten Zeit eingreifen wird, um das Einlenken des Staatsschiffes in die gefährlichsten Strömungen zu verhüten. Schon dieses von ihm allzeit bekundete Pflichtgefühl sichert dem erlauchten Jubilar auf dem Throne der Habs burger die warmen Sympathien der Zeitgenoffen, welche Gefühle aber nur eine Verstärkung durch die Erinnerung an all' das herbe Familienleid empfangen können, das dem Kaiser Franz Josef im Laufe der Jahre widerfahren ist. Die schwersten Schläge, welche ihn da trafen, waren der tragische Tod seines hoffnungsvollen einzigen Sohnes, tus Kronprinzen Rudolf, und seiner edlen Gemahlin, ver Kaiserin Elisabetb, welche ihm gerade in seinem Jubiläumsjahre durch verruchte Mörderhand entrissen wurde; tief erschütterte den schon vielgeprüften Monarchen besonders diese letztere Schick salsfügung, die er aber doch mit echt christlicher Ergebung hinnahm, bei allein Seelenschmerz tapfer auf seinem oerant- wortungsreichen Herrscherposten aushaltend. Diese Seelen größe rief in den Tagen der Genfer Katastrophe die allge meinste Bewunderung seiner Völker wie des Auslandes für den greisen Herrscher hervor und konnte nur dazu dienen, die persönliche Hochachtung der Mitwelt vor ihm noch zu steigern. Wenn aber die Völker Oesterreich - Ungarns mit vollster Liebe und Verehrung auf ihren Jubelkaiser blicken, so verdient er solchen Tribut des Volksempfindens hinläng lich schon durch seine gesegneten Bestrebungen zur culturellen Entwickelung des öffentlichen Lebens seines Reiches, der Wissenschaften und Künste, des Handels und der gewerblichen Thätigkeit, auf welchen Gebieten Oesterreich-Ungarn während der Regierungszeit Kaiser Franz Josefs I. ganz beträchtliche Fortschritte gemacht hat. Zusammen jedoch mit den Völkern Oesterreich - Ungarns dürfen die übrigen Nationen Europas in Oesterreichs Kaiser den erprobten Hort des europäischen Friedens verehren, als welcher er in Gemeinschaft mit seinen erlauchten Verbündeten und zugleich Freunden, dem Kaiser Wilhelm und dem König Humbert, fort und fort erfolgreich wirkt. Möge es dem kaiserlichen Jubilar auch fernerhin in seiner hoffentlich noch langen Negententhätigkeit vergönnt sein, als Friedensschützer zu walten, und möge es ihm weiter noch beschieden sein, seinem Reiche auch den inneren Frieden endlich wiederzugeben! Deutliche «ud sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. In einer am Montag Abend stattgefunde nen und von Fräulein Margarethe v. Posern cinberufenen Versammlung von Bürgern hiesiger Stadt wurde die Gründung einer Gemeindediakonie für Pulsnitz beschlossen. Die Versammlung wurde von Herrn Bürgermeister Schubert geleitet. Zum Vorsitzenden wurde Herr Amtsrichter v. Weder, zum Schriftführer Herr Or. weck. Kreyßig, zum Cassirer Herr Kaufmann Cunradi, sowie als Vorstandsmitglieder Fräulein Margarethe v. Posern, Herr Oberpfarrer Pro fessor Kanig und Herr Diaconus Schulze gewählt. Dem Verein kann ein jeder Unbescholtene, der einen jähr- lichen Beitrag und sei er auch noch so gering, zahlt, beitreten, und wäre eS im Interesse der guten Sache dringend zu wünschen, daß recht Viele die Mitgliedschaft erwerben möchten. Der Verein ist, um segensreich wirken zu können, auf die Unterstützung aller Kreise der Bevölkerung an gewiesen. Pulsnitz. Der hiesige Kaufmännische Verein hat sich in der kurzen Zeit seines Bestehens in allen Kreisen unserer Bevölkerung in Folge der in jedem Winter gebo tenen äußerst interessanten und öffentlich gehaltenen Vorträge viele Freunde erworben. Heute liegt uns das diesjährige Winterprogramm vor, und wollen wir nicht unterlassen, auf die überaus lehrreichen Vorträge, zu welchen außerdem auch Nichtmitgliedern gegen ein geringes Eintrittsgeld Zu tritt gewährt ist, aufmerksam zu machen. Am 13. Dezem ber 1898 spricht Herr Professor Or. Fritz Schulze über „Das Seelenleben des Weibes", am 14. Januar 1899 Herr Handelsschullehrer Otto Hahn über die „Ausfuhr des Deutschen Reiches und die deutsche Handelspolitik", am 21. Februar, Herr Sanitätsrath Or. Leppmann über „Nervenkrankheiten und Berus" und im März Herr Han- delskammersecretär Rollfuß, Thema noch unbestimmt. Sämmtliche Vorträge werden in dem für kleinere Vereine sehr gut geeigneten Saale des Gasthofs zum Herrnhaus abgehalten und finden nach den Vorträgen noch in gesell schaftlicher Form Aussprachen mit den betreffenden Red nern statt. — Am vorigen Sonntag veranstaltete der köngl. sächs. Militär-Verein zu Lichtenberg im Gasthof zum Schwan eine Feier zn Ehren der dem Vereine ange hörenden Veteranen von 1864, 1866 und 1870/71. Nach mittags 6 Uhr versammelten sich die Theilnehmer im Restaurant zur Post und marschirten im festlichen Zuge nach dem Gasthof zum Schwan. Daselbst wurde die Feier durch entsprechende Gesangsvorträge des Militär-Gesang- Vereins emgeleitet, worauf der Vorsteher des Militär- Gesang - Vereins ein begeistert ausgenommenes Hoch auf Se. Majestät unsern allverehrten König Albert ausbrachte. Hierauf ehrte Herr Vorstand Mägel in einer längeren Ansprache die Veteranen des Vereins, sowie auch mehrere von auswärts erschienene Veteranen. Zwei Veteranen überreichten dem Verein zwei Gedenktafeln, welche im Gasthof zum Schwan und in der Post ihren Platz finden sollen. Ein solenner Ball beschloß diese erhebende Gedenk feier, die allen Betheiligten in froher Erinnerung blei ben wird. — Auf der Strecke zwischen Arnsdorf und Groß röhrsdorf wurde heule, Dienstag früh von einer zurück kehrenden Vorspannmaschine ein Arbeiter überfahren und sofort getödtet. Derselbe war in Brettnig wohnhaft und hinterläßt Frau und 7 Kinder. — Wie an maßgebender Stelle verlautet, steht die Einführung einer mittleren Zone im Fernsprechverkehr, innerhalb der man auf Entfernung bis 150 Kilometer für eine Gebühr von 50 Kilometer sprechen kann, sehr nahe bevor. Großröhrsdorf. Der dortige Anzeiger schreibt: Dem Hangen und Bangen in der Elektricitätsfrage, die nun seit Jahren unseren Ort beschäftigt, ist am Mittwoch dadurch ein Ende bereitet worden, daß der Gemeinderath nahezu einstimmig der Errichtung eims Elektricitätswerkes für den hiesigen Ort zustimmte und gleichzeitig den vor liegenden Vertragsentwurf der Großröhrsdorfer Elektrici täts-Gesellschaft gut hieß. An dieser Gesellschaft sind, die hiesige Gemeind' mit 70 000 Mark, hiesige In teressenten mit 100 000 Mark und das Werk, welches den Bau übertragen bekommt, mit 40000 Mark betheiligt, so daß das Anlagekapital 210000 Mark beträgt, das voll gezeichnet ist. Der Bau des Elektricitätswerkes wird bis spätestens zum Herbst nächsten Jahres fertiggestellt sein, ebenso die Leitungen und Anschlüsse an die Hausleitungen, sodaß mit Beginn der Wintersaison die elektrische Beleuch tung allenthalben in Wirksamkeit treten kann. Dresden, 28. November. Se. Majestät der König ist am Sonnabend mit dem Prinzen Georg und dem Prinzen Friedrich von Hohenzollern nach beendeten Jagden von Moritzburg nach Dresden-Strehlen zurückgekehrt. — Mittwoch, den 30. November findet im Reviere der jungen Haide (zwischen Dresden und Baumwiese) die diesjährige König!. Hofjagd statt. — Herr Geh. Hofrath Or. Ackermann in Dresden hat sein Amt als Stadtverordneter und Vorsitzender des Collegiums niedergelegl und wird am 31. Dezember d. I. freiwillig ausscheiden. Er hat demselben 34 Jahre lang angehört und werden feine großen Verdienste gebührend anerkannt. — Große Freude wurde dieser Tage einigen Straßen arbeitern in Dresden-Plauen dadurch bereitet, daß der 100,000-Markgewinn der königl. sächs. Klassenlotterie auf ein Loos fiel, von denen ein Zehntel die betreffenden Arbeiter spielten. — Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird am 2. Dezember, dem JubiläumStag des Kaiser Franz Josef, im königl. Opernhause zu Dresden das 3. Sinfonie- Concert der königl. Kapelle (Serie ^.) mit der Haydn'schen Variation über die Hymne „Gott erhalte Franz den Kaiser" eröffnet. — Wegen Sittlichkeits-Verbrechen im Sinne des § 176 Absatz 3 des Reichsstrafgesetzbuchs wurde von der 5. Strafkammer des Kgl. Landgerichts Dresden am 24. d. M. der Rittmeister a. D. von Schwer dtner, früher auf Glauschnitz bei Königsbrück, zuletzt in Dresden, zu 3 Jahren Gefängnis und 5jährigen Ehrenrechtsverlust verurtheilt.