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>^für Pulsnitz, Königsbrück, Kadeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Amts Matt des Kömgl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Aulsnih Abonnements - Preis «iertel hrl. I M. 25 Pf. Auf Äun'b unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. «IS Beiblätter: 1 JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2 . ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Inserat« sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr austugeben. Preis für die einspaltige Cor« puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennig«. KescHäftsstelren: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow.Grotz- röhrSdorf. Bnnoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. S. L. Daube L Tomp. D-u« und V-riu, UM E. L Fö-ft-d'« L-d-u Neunundvievffgstsn Jahr-gang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Mittwoch. 20. Oktober 1897. Wegen Reinigung der Amtsräumlichkeiten werden nächsten Freitag und Sonnabend, de« 22. und 23. Oktober 1897 bei der unterzeichneten Behörde nur dringliche, einen Aufschub nicht gestattende Geschäfte erledigt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Pulsnitz, den 16. Oktober 1897. Königliches Amtsgericht. v. Weber. Bekanntmachung, Stadtverordnetenwahlliste betr. Für die diesjährige Stadtverordnetenergänzungswahl sind in Gemäßheit Z 50 der revidirten Städteordnung die Listen der stimmberechtigten, sowie der wählbaren Bürger angefertigt worden und liegen von heute an 14 Tage lang in hiesiger Rathsschreiberei sowie bei dem Stadtverordnetenvorsteher Herrn Fabrikbesitzer Hugo Häufst zur Einsicht der Betheiligten aus. Bis Ende des siebenten Tages von heute an gerechnet steht es jedem Betheiligten frei, gegen die Wahlliste beim Stadtrath Einspruch zu erheben. Pulsnitz, am 14. Oktober 1897. Der Stadtrath. . —— Schubert, Brgrmstr. Bekannt m a ch u n g, Bordsteinlieferung betreffend. Die Lieferung von 700 laufende Meter Bordsteine, 30 om breit, soll im Ganzen oder auch in einzelnen Posten an den Mindestfordernden vergeben werden. Wegen der Anfuhre beziehentlich Lieferzeit wollen die Bewerber mit dem Bauausschußvorsitzenden, Herrn Stadtrath Sperling, Rücksprache nehmen und ihre Offerte versiegelt mit der Aufschrift »Bordsteinlieferung- bis zum , . 27. Oltober dss. Is. beim unterzeichneten Stadtrath emreichen. Pulsnitz, am 19. Oktober 1897. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Der wirthschaftliche Hoch- und Niedergang im deutschen Reiche. Die in den letzten Monaten immer stärker hervortretende Nachfrage nach Goldgeld in den deutschen Bankinstituten und die daraus folgende Verminderung der Goldvorräthe hat die Reichsbank veranlaßt den Disconto- wie den Lombardzinsfuß auf fünf Prozent zu erhöhen. Diese Maßregel hat in der öffentlichen Meinung über die Gestaltung des wirthschaftlichen Lebens in Deutschland eine gewisse Unruhe und Besorgniß erweckt, und da eine Anzahl sozialdemokratischer Blätter aus dem Umstande der Goldvertheuerung in Deutschland sogar kühn auf eine zü erwartende Periode des wirthschaftlichen Niederganges in Deutschland schließen, so muß einer solchen Auffassung der Dinge scharf entgegengetreten werden, denn für alles wirthschaftliche Leben und Streben ist jede Schwarz seherei schädlich und thöricht. In einem finanziell so wohl geordneten Staatswesen, wie es das deutsche Reich ist, dessen Besitzstand und Vermögen mehrere hundert Milliarden Mark beträgt und dessen jährliche Gütererzeugung in der Industrie und Landwirthschaft, Kunst und Gewerbe einen Werth von 45 bis 50 Milliarden Mark besitzt, darf man nicht gleich von einem wirthschaftlichen Niedergange reden, wenn in Folge größerer Ansprüche an den Geldmarkt und der Gestaltung der internationalen Finanzlage der Disconto- und Lombard zinsfuß um einen Prozent erhöht wird. Derartige Urtheile zeugen nur von Unkenntniß in volkswirthschaftlichen Dingen oder von böswilligen Absichten, Unzufriedenheit zu säen. Der erfahrene Nationalökonom, wie auch jeder kundige Ge schäftsmann weiß, daß, wenn größere Mengen baaren Geldes von den Bänken in Anspruch genommen werden, dieser Um stand ohne Zweifel auf einen Hochgang des wirthschaftlichen Lebens hindeutet, und dies ist in den letzten achtzehn Monaten auf dem Gebiete der deutschen Industrie auch der Fall ge wesen. Keineswegs ist daher etwa das deutsche Gold massenhaft in das Ausland geflossen, sondern es ist in Unternehmungen der deutschen Fabrikanten, Kaufleute, Landwirthe und Ge werbetreibenden gesteckt worden. Diese Thatsache deckt sich auch mit den Erklärungen des Präsidenten der Reichsbank Geheimralh Or. Koch über die Ursachen der Erhöhungen des Disconto- und Lombardzinzfußes. Im Anschluß an die vor getragenen Zahlen des neuen Wochenausweises führte der Präsident I)r. Koch auS, „daß nach der weit über das gewöhn liche Maß hinausgehenden Anspannung zu Ende des letzten Vierteljahres der Rückfluß an Gold zur Bank ein ungenügender gewesen sei. Noch immer sei die Anlage sehr hoch, viel höher als jemals um diese Zeit; der Metallvorrath und die fremden Gelder seien erheblich niedriger als in den letzten drei Jahren; der Notenumlauf überschreite die Steuergrenze noch um 171 Millionen, d. i. um 92'/, Millionen mehr als 1896, um 150 Millionen mehr als 1895. Dieser Zu stand sei die Folge der gesteigerten Thätigkeit von Industrie und Handel wie des größeren Bedarfs der Landwirthschaft, aber auch zahlreicher Emissionen und einer größere Barmittel als sonst in Anspruch nehmenden Speculation. Die zur Discontirung eingereichten Wechsel ließen zum Theil auf eine gewisse Knappheit der vorhandenen Mittel schließen, welche durch die dem Bankdiscont gleichkommende Höhe des Börsen- disconts bestätigt werde. In das Ausland sei zwar kein Gold abgeflossen; indessen habe doch die Goldbewegung von England nach Amerika wieder begonnen, und die Verhältnisse am Londoner Geldmarkt zeigten einige Versteifung. Ange sichts der eigenen geschwächten Position und im Hinblick für die gegen Ende des Quartals zu erwartende weitere Inan spruchnahme dürfe die Reichsbank jetzt eine Erhöhung der Bankrate um ein volles Procent nicht unterlassen." — Der Centralausschuß, um sein Gutachten über diese von der Neichs- bankverwaltung beabsichtigte Maßregel befragt, stimmte der selben ohne Widerspruch zu. Bei der erwähnten Zinsfußer höhung, der Neichsbank, welcher natürlich auch die anderen Bankinstitute gefolgt sind, handelt es sich also in der Haupt sache um eine Maßregel finanzieller Vorsicht, wie solche nach den Verhältnissen geboten ist, und keineswegs um ein Zeichen des wirthschaftlichen Rückganges und des Verfalles. Wohl muß aber erwähnt werden, daß naturgesetzlich auf Perioden des wirthschaftlichen Hochganges auch solche des Rückganges folgen, und daß wir den Rückgang in einigen Industrien, zumal in der Textilindustrie, in Deutschland sehr bald fühlen werden. Dann wird aber keineswegs verzagt, sondern es gilt durch umsichtige, unermüdlich Arbeit wieder eine neue Blüthe der betreffenden Zweige der Industrie und des wirth schaftlichen Lebens zu erlangen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Bei der am Sonnabend auf der Sächsisch- Thüringischen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung zu Leipzig vollzogenen Prämiirung erhielten die Firmen I. G. Hauffe, mechanische Fabrik für Gummigurte und Hosenträger und die Pfefferküchlerei von Gottlieb Bubnick hier die silberne Medaille der Ausstellung. Beide Firmen haben auf dieser großen Ausstellung unsere Pulsnitzer Industrie auf das Glänzendste vertreten und stellen diese Auszeichnungen der In dustrie und dem Gewerbefleiße unserer Stadt das beste Zeugniß aus. Der Erfolg ist ein um so größerer, als nur 40 Prozent der Aussteller prämiirt wurden. Pulsnitz. Wie uns von zuverlässiger Seite mitge- theilt wird, veranstaltet der Verein der Geflügelfreunde für Pulsnitz M. S. und Umgegend zu Anfang Januar 1898 im Menzel'schen Gasthofe eine Geflügelausstellung, verbunden mit Prämiirung und Verloosung. Pulsnitz. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag, am Vorabend der Kirmes, brannte die dem Mühlen besitzer Fischer in Ohorn gehörige Scheune bis auf die Um fassungsmauern nieder; der schnell herbeigeeilten Freiwilligen Feuerwehr gelang es, das Feuer auf seinen Herd zu beschrän ken. Kurz zuvor war in Folge Herunterfallens einer Petro leumlampe in der Stange'schen Restauration ein kleiner Stubenbrand entstanden, der jedoch von den Bewohnern und den anwesenden Güsten gelöscht werden konnte. Verunglückt ist durch die Explosion Niemand. — In derselben Nacht gegen 12 Uhr wurden auch die Bewohner von Oberlich tenau durch Feuerlärm erschreckt, es brannte die dem Gutsbesitzer Hermann Haase daselbst gehörige, mit Erntevor- räthen reich gefüllte Scheune und ein Seitengebäude nieder. Pulsnitz. Am Kirmessonntag Nachmittag gegen 4 Uhr bot sich den Besuchern des neuerbauten Weitzmann'schen Gasthofes in Ohorn ein entsetzlicher Anblick. Aus einer Höhe von 9 Metern stürzte der 13jährige Alwin Bürger vom Boden aus durch die Gypsdecke auf das Parquett des mit Menschen dicht gefüllten Saales nieder. Der bedauerns- werthe Junge hat außer einem Oberschenkelbruch viele Haut abschürfungen erlitten. Pulsnitz. Am Freitag Vormittag >^11 Uhr fiel das 1'/, Jahr alte Töchterchen des Mühlenbesitzers Schöne in Niederlichtenau in den Mühlgraben und ertrank. Die Mutier, welche das Kind nur wenige Augenblicke ohne Auf sicht gelassen hatte, fand das Kind selbst auf. — Herbsttage, wie diejenigen, welche uns am Sonntag und in jüngster Zeit überhaupt beschieden waren, giebt es im Oktober nicht allzuhäufig. Sie sind so schön, die Sonne strahlt so klar und warm vom wolkenlosen Himmel, daß man Zweifel darüber erheben könnte, ob wir uns wirklich in der kalendermäßigen Zeit befinden, daß man sich fast in die Zeit des Sommers zurück versetzt glauben könnte. In dessen die Zeichen des Herbstes haben sich sehr gemehrt, die trotz seiner sommerlichen Einfälle über seinen wahren Charakter nicht mehr täuschen lassen. Es war darum kein Wunder, wenn am Sonntag Alt und Jung noch einmal auszog, sich 'N Gottes herrlicher Natur zu ergehen. Die größte Anziehungskraft übten die in der Umgebung stattfindenden Kirmesfeste aus. — Eine Ausstellung sächsischer Braugerste mit Wettbe werb beabsichtigt die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen am 10. Dezember d. I. ebenso wie im Vorjahre zu veranstalten. Diese Ausstellung hat den Zweck als Vor ausstellung für die vom Landesculturrathe gelegentlich der im Juni 1898 in Dresden abzuhaltenden Wanderausstellung der deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft geplanten Sonder ausstellung zu dienen, um den Nachweis zu liefern, daß die sächsischen Gerstenböden bei richtiger Fruchtstellung, Düngung und Bearbeitung fähig sind, ein für die Mälzereien ebenso werthvolles Produkt zu liefern als das Ausland. Diejenigen sächsischen Landwirthe, welche selbstgebaute Braugerste aus zustellen gedenken, werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Geschäftsstelle der Oekonomischen Gesellschaft im König-