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Blatt Amts und des StadLraLhes des Königl. Amtsgerichts ReunundvieVzigstßV Jahrgang 70 1. September 1897 Mittwoch Druck und Verlag von E. L. Für st er's Erben in PulSnitz. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in PulSnitz. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, E. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1 JllustrirteS Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 tandwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis «ierteli chrl. 1 M. 25 Pf. stuf Wunscb unentgeltliche Zu sendung. Z« Kulsnih Lönizsbnick, tiadeberg, Nadeburs, Moritzburg und Umgegend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Es Mälzt das Rad der Zeit sich immer Im raschen Wechsel ehern fort, Es bleicht der Glanz zu mattem Schimmer, Zur Sage werden That und Wort. Doch was der Dichtermund besungen, Was sich ein Volk,mit Blut errungen, Was seiner Chronik Zierde ist: Das welkt und bleichet keine Frist. G e dan! So steigt an jedem Sedantage Wie Sturmgebraus und Skaldenklang, Aus der Erinnrung Sarkophage, Was Deutschland Großes sich errang Durch seinen Heldenmuth, den kühnen! Der welke Lorbeer scheint zu grünen, Ins Ohr des Knaben raunt's der Greis, Was er von diesem Tage weiß. Doch heißen Dank dem Herrn der Welten, Der mild den Frieden uns bewahrt; Nun soll's den Kampf der Geister gelten, Zu dem sich Kunst und Wissen schart; Die Wohlfahrt liegt in solchem Ringen, Die Völkereintracht kann es bringen, Wenn auch die Vorsicht mahnend spricht: Vergeßt den Tag von Sedan nicht. Bekanntmachung, die Alarmirung der Feuerwehren betreffend, Im Laufe der nächsten Tage findet eine Alarmirung der hiesigen freiwilligen und der gejammten Pflichtfeuerwehr statt. Jede« Mitglied derselben hat sich nach erfolgter Alarmirung mit angelegter Müde auf dem Hauptmarkt einzafinden, und zwar die Spritzenmannschaften mit Zuführung derjenigen Spritze, welcher sie zugetheilt sind, die übrigen mit denjenigen Geräthschaften, deren Herbeischaffung und Bedienung ihnen obliegt. Die Dtenstkarte ist mttzubriugen. Richt Erschienene werden in Gemäßheit der Bestimmung in § 15 Absatz 2 der hiesigen Feuerlöschordnung von 1891 mit einer Geldstrafe bis zu 10 Mark bestraft, dafern sie ihr Fehlen nicht durch eine genügende, beim Stadtrath anzubringende Entschuldigung zu rechtfertigen vermögen. Den bei der Uebung aufgestellten Absperrmannschaften ist ohnweigerlich Folge zu leisten. Diejenigen Personen, welche das 23. Lebensjahr erfüllt haben und bei der Pflichtfeuerwehr noch nicht eingestellt worden sind, haben sich sofort, behufs ihrer Einstellung in derselben beim Stadtrath anzumelden. Pulsnitz, am 24. August 1897. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Bekannt m a ch u n die Neubesetzung der städtischen Wasseraufseherstelle betr. Die Stelle des Aussehers der städtischen Wasserleitungen soll vom 1. Oktober dss. Js neu besetzt werden. Der mit dieser Stelle verbundene, in monatlichen Raten zahlbare Gehalt beträgt jährlich 700 Mark. Pensionsberechtigung steht dem Inhaber derselbe», welcher eine Caution von 700 Mark zu stellen hat, nicht zu. Bewerber um diese Stelle wollen ihre selbst geschriebenen Gesuche bis ZUM 11. September bss. Js. bei dem unterzeichneten Stadtrath einreichen. Pulsnitz, am 30. August 1897. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Wegen Aufbringung von Vorlagersteinen und Masfenschutt wird die Pulsnitzer Stratze in Flur Grotzröhrsdorf (sog Biereuweg) vom W. bss. Mts. au bis aus Weiteres gesperrt. Der Verkehr wird aus den Lichtenberger oder Bretniger Eommuuicationsweg verwiesen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 26. August 1897. I. V.: Or. Rotzberg. Zum Sedan feste. Wiederum ist im Kreislauf des Jahres jener so be deutungsvolle Septembertag herangenaht, an welchem vor nun siebenundzwanzig Jahren aus den blutgetränkten Fluren von Sedan das napoleonische Kaiserthum seinen Untergang land und dafür daS erste Morgenroth des neuen deutschen Kaiserreiches verheißungsvoll erglänzte. Und wiederum ist man in weiten Kreisen unsere- Volkes gerüstet, gebührend das Gedenken jener gewaltigen weltgeschichtlichen Entschei- dungSschlacht zu begehen, welche in ihren Folgen so Herr- licheS für daS deutsche Vaterland zeitigen sollte und die selber ja für alle Zeiten eine unvergleichliche deutsche Waffen- >hot darstellt, wie sie in solcher Weise noch kein anderes Volk in seinen GeschichtSannalen verzeichnen durfte. Gewiß aber ist es darum ein unveräußerliches geheiligtes Recht des deutschen Volkes, seinen Sedantag immer und immer wieder dessen bleibender hoher Bedeutung gemäß festlich zu begehen, wahr! ch nicht den damals besiegten Feinden zum Trutz und Hohn, nein, sondern zur stolzen, freudigen Erinnerung für die noch lebenden Zeuge» auS jener einzig- großen Zeit, w e als patriotische Mahnung für das Heran wachsende Geschlecht und für kommende Generationen. ES fehlt nicht an Bestrebungen, die volksthümliche Feier deS SedantageS möglichst zu verkleinern, sie als etwas Ueber- flüssigeS, längst UeberlebteS hinzustellen, manche Eiferer wider daS Sedanfest gehen sogar soweit, daß sie daraus Hinweisen, wie die Feier desselben die alte Wunde bei unserem großen westlichen Nachbarvolke immer wieder aus reißen und eine Verständigung zwischen unS und ihnen erschweren müsse! Ueber letzeren Standpunkt nur ein Wort zu verlieren, dies wäre schon zu viel, waS aber die Be- Häuptling anbelangt, daß das Sedanfest sich überlebt Hobe, so beweist daS Haltlose derselben wohl am besten die That- sache, daß die Wiederkehr des SedantageS in den patriotischen Kreisen unseres Volkes noch immer mit freudiger Begeiste- rung begangen worden ist, und so wird eS sicherlich dies mal sein. Gerade aber in der jetzigen Zeit, da eS manchmal scheinen will, als glänze der Reichsgedanke nicht mehr so hell im Bewußtsein deS deutschen Volkes, und da nationale Lauheit und Verdrossenheit sich leider schärfer bemerkbar machen wollen, brauchen wir das Sedanfest doppelt noth- wendig, um mit seiner Hilse den RcichSgedanken wieder zu stärken und inmitten wallender Nebel die unvergäng lichen Errungenschaften, die uns der EntscheidungSkamps von Sedan brachte, um so hellererstrahlen zu lassen. Darum wird der große Gedenktag deS 1. September auch diesmal im deutschen Vaterlande wieder freudig und würdig be- gangen werden und in seinem Weyen erschalle von Neuem der brausende Ruf von dem Memel bis zum Bodensee: Hoch Kaiser und Reich! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. DaS am Montag Abend von Herrn SchützenhauSpachter Schäfer veranstaltete, von den vereinig ten Musikkapellen von Kamenz und PulSnitz gegebene Monstre-Concert zum Besten der Wassergeschädigten hatte sich eines sehr guten Besuches zu erfreuen. Bei günstigem Wetter tonnte dasselbe im Lindengarten seinen Anfang neh- men, mußte jedoch infolge eines Gewitterregens nach Been digung deS ersten TheileS im Saale fortgesetzt werden, waS von Allen sehr bedauert wurde, da die für Vortrag im Freien berechneten Pisten für Blasmusik sich im Garten freilich vortheilhafter ausgenommen hätten. DaS gut gewählte Programm enthielt drei Theile, von welchen der erste Theil von der hiesigen, der zweite von der Kamenzer Stadtkapelle, der dritte Theil von den vereinigten Kapellen gespielt wurde. Ein guter Gedanke und hier vollständig neu war die Vereinigung der beiden Kapellen. Das Zusam menspiel war ohne vorherige lange Proben ein überraschend schönes und auch in den Einzelvorträgen war jedes der beiden Chöre bemüht, sein Bestes zu geben, nament lich das gastirende Stadtorchester von Kamenz bot vor zügliche Leistungen. An Abwechslung bereichert und ver schönt wurde auch das Concert durch einige wohlgelun gene Vorträge deS Mannergesangvereins „Sängerbund". Hoffentlich bleiben auch fernerhin die beiden benachbarten Kapellen zu edleni Wetteifer und gegenseitiger Unterstützung in bestem Einvernehmen. — Trotz deS vorangegangenen Regenwetters hielt der Turnverein für PulSnitz M. S. und Böhm.-Vollung am vergangenen Sonntag, Nachmittag, auf seinem Turn plätze das angesetzte Schauturnen nach eim m Zug durch die beiden Orte ab. Dasselbe bestand in Freiübungen, Ge- räthe- und Kürturnen. Abends vereinigten sich die Tur ner mit ihren Angehörigen zur Feier des fünften Stif tungsfestes. Einigen gut gespielten Concertstücken folgten Freiübungen, welche dem Verein und seinem Turnwart Herrn Wittig viel Beifall brachten. Ball und Tafel be schlossen das schöne Fest. Pulsnitz. Der hiesige Kgl. Sächs. Militär-Verein begeht nächsten Donnerstag, den 2. September a. o. Abends