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Amts Blatt des Königs Amtsgerichts und des Stndtrathes H>ulsnih Abonnement« - Preis Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltlich» Zu? sendung. KescHAftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kmvevz, EnrlDab»rkow,Krob- röhrSdorf. Annoncen-BureauSvonHaasen- stein L Bögler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp. AlS Beiblätter: 1 JllustrirteS SonntagSblatt (wöchentlich); 2. ^andwirthschastliche Beilage (monatlich). Änfercrte sind biS Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. (schenü// ^sür Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Druck und Beck», «d«. L fförsir,-- Lrdr» Neunundviexfigstsr Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Mittwoch. Ur. 62. 4. August -897. Bekanntmachung. Die Einlage-Quittungsbücher hiesiger Sparkasse Nr. 1195, auf den Namen Friedrich Emil Huhle, hier und Nr. 1196, auf den Namen Alma Huhle, hier lautend, sind nach Anzeige der Eigenthümer denselben abhanden gekommen. Die etwaigen Inhaber dieser Bücher werden unter Hinweis auf Z 15 des hiesigen Sparkassenregulativs vom 20. September 1885 aufgefordert, ihre Ansprüche bei deren Verlust binnen 3 Monaten von heute ab hier anzumelden. Gemeindeamt Großröhrsdorf, am 28. Juli 1897. Die Spar lassen -Verwaltung. Bauer, V. Eine entsetzliche Wasserkatastrophe ist in den letzten Tagen voriger Woche über einen großen Theil unseres engeren Heimathlandes Sachsen, wie unseres weiteren Vaterlandes Deutschland hereingebrochen. Sachsen ist seit 1854 von einer solch' schrecklichen Katastrophe nicht wieder betroffen worden. Elementares Unglück schwerwiegend ster Art hat die sächsisch-preußische Oberlausitz, das sächsische Elbcgebiet, Böhmen, Deutsch - Oesterreich bis hinunter nach Tirol und dem Zipser Comitat in Ungarn betroffen. Auch vom Rheingebiet liegen Nachrichten von großer HochwasserS- Noth vor. Rechnet man dazu das kürzlich über einen großen Theil Württembergs niedergegangcne entsetzliche Unwetter, so muß man zu dem Schluffe kommen, daß das Jahr 1897 ein rechtes Unglücksjahr geworden. Namentlich ist die Ernte allenthalben so gut wie vernichtet. Wir kaffen die Berichte, soweit es uns der Raum gestattet, aus den uns vorliegenden Zeitungen folgen. Im Gebiete der Röder hat das ununterbrochene Regen wetter einen nicht unerheblichen Schaden verursacht und be deutende Ueberschwemmungen im Gefolge gehabt. In G r o ß - röhrsdorf wurde am meisten das Mittel- und Nieder dorf betroffen. Die Röder umspülte dort die Hauptstraße gleich unterhalb der Post von Großmanns Brücke bis nahe zum Gasthof zur Krone, weiter stand die Straßenstrecke vom Bäckermeister Schnauder bis Guhr'S Restauration unter Wasser, ebenso die Strecke von Joh. Gottfr. Schöne's Fabrik bis zum Niedergasthof, sowie ober- und unterhalb der Nie derschule. An einzelnen Stellen glichen die überschwemmten Flächen fast einem See und reichte das Wasser auf der Straße bis Kniehöhe. Aus verschiedenen Ställen mußte das Vieh der drohenden Gefahr halber entfernt werden, gleich wohl ist bei einem Wirthschastsbesitzer eine Ziege ertrunken. Bäume sind durch die Fluten entwurzelt worden. Auch im weiteren Laufe der Röder, wie in Kleinröhrsdorf und Wall roda, haben die Wassermengen in ähnlicher Weise gewirth- schaftet. In Radeberg stieg am Freitag Mittag das Wasser der Röder. In der 1. Stunde stand dasselbe bereits so hoch, daß es die Wasserstraße berührte und in einige Häuser dort- selbst eindrang. Schlimm daran waren auch die an der Röder gelegenen Mühlenbesitzer, die fast gänzlich von der Außenwelt abgeschlossen waren. Auch in Radeburg stiegen die Promnitz und die Röder in solch' rapider Weise, daß Freitag Abend beide Flüsse an verschiedenen Stellen aus ihren Ufern traten und die anliegenden Wege und Gärten unter Wasser setzten. In Großenhain war am Sonnabend das Wasser der Röder so hoch, wie noch nicht dagewesen. Dasselbe zeigte einen Zuwachs von 4 Metern über den normalen Stand. Die Brückenbögen an der Dresdner Straße ver mochten kaum den ungeheuren Waffermaffen genügenden Durchfluß zu gewähren. Ortrand. Von hier wird dem „Großenhainer Tage blatt* unterm 31. v. M. geschrieben: Das Hochwasser ist hier so groß, wie es seit vielen Jahren noch nicht dagewesen ist; als wäre ein großer Wolkenbruch niedergegangen. Herr Bürgermeister Korb ließ sofort die Feuerwehr alarmiren, um Hilfe für unsere an der Pulsnitz wohnenden Bewohner zu schaffen. Das Wasser steigt von Stunde zu Stunde Ein Telegramm aus Pulsnitz meldet weiteres Hochwasser an. Das Wasser steht heran bis an die Mühlenstraße, sodaß die Bewohner von der Lehnsmühle, Schloß und Mühle vom Wasser abgeschnitten wurden. Schweine im Stall sind zum Theil umgekommen, junge Enten und Gänse vom Wasser fortgerissen morden. Der Anblick des verwüsteten Getreides ist ein jammervoller. Ununterbrochen ertönte das Nebelhorn, um Hilfe für die an dem Pulsnitzdamm Wohnenden herbei zurufen. Die Feuerwehr arbeitete tüchtig, um den Damm zu erhalten, der nahe daran ist, durchzubrechen. Schleunigst wurde Sand und Stroh geholt. Alles steht unter Wasser. Das Hochwasser in Bautzen erreichte am 31. Juli gegen 2 Uhr Nachts die größte Höhe, 3,30 Meter über den normalen Wasserstand, der höchste seit 1804. Die Pioniere retteten mit 6 Pontons 80 Personen aus den von Wasser umgebenen Gebäuden. Verluste von Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklagen, jedoch ist der Verlust an Hab und Gut ein unbeschreiblicher. Aus der Vclocipedfabrik von Thiele, unterhalb des Eisenbahnviadukts, wurden, da das Haus einzustürzen drohte, 12 Personen dadurch gerettet, daß man sie mittels Seilen in Säcken auf die hohe Eisen bahnbrücke hinaufzog. Schreckliche Spuren der Verheerung zeigen sich überall. In Löbau haben die Fluten die tief liegenden Gär ten total vernichtet. In der Putzwollfabrik des Herrn Greifenhagen entstand ein Schaden von mehreren Tausend Mark, da ihm zum Theil ein 16 Meter langer Holzschuppen mit verschiedenen Ballen Wolle und über 200 Centner Koh len durch das Wasser fortgeführt wurden. In Wünschendorf befand sich das Tschirner- sche Ehepaar in Lebensgefahr. Stundenlang mußten die alt n Leute, welche schon die goldene Hochzeit gefeiert haben, auf dem Dache ihres Häuschens zubringen, ehe sie gerettet werden konnten. — In Thielitz, in und um Lauban, in Holzkirch sind Menschen ums Leben gekommen. Noch in vielen anderen Orten der Oberlausitz ist Elend und Noth eingetreten. In Dresden war das Wafserunglück namentlich in der Südvorstadt groß. Außer auf der Löbtauer Straße wälzten sich die Fluten auch hinter dem Siechenhause und auf dem Areale des Kohlenbahnhofs fort, sodaß plötzlich alle Straßen, die von der Löbtauer Straße abzweigen, eben falls unter Wasser standen. Löbtau. Die Weißeritz hat einen Stand erreicht, wie man sich noch niemals erinnern kann. Die große massive Ufermauer am NathhauS, sowie ein in nächster Nähe befindlicher Neubau sind zum Theil eingestüizt; von dem Hause stehen nur noch wenige Mauern. In Plauen bei Dresden ist die Weißeritz, ein sonst harmloses Bächlein, in wenigen Stunden zum reißenden Strome geworden und wüthete fürchterlich, auf ihren Wellen Bäume und Stämme, Balken und Möbel, Thier- und Menschenleichen mit sich führend. Die Straße gleicht einem Gang über ein Schlachtfeld und hinterläßt einen unaus löschlich tiefen Eindruck. Von der Bienertmühle aus, in welcher speciell die Oelmühle und die Küchenräume über schwemmt sind, sieht man die Einsturz drohende Stüber'sche Steinschlägerei und den seines Inventars entblößten Raths- steinbruch. An der steinernen Brücke unterhalb des Felsen kellers stürzte die wilde Fluth pfeilschnell das abgeschrägte Wehr hinab, schäumte mehrere Meter in die Höhe und gur gelte und sprudelte schaumbedeckt weiter, immer noch Holztheile mit sich führend. An derselben Brücke stand gegen Abend eine große Menschenmenge. Plötzlich bildete sich infolge von Unterwaschungen im Erdboden ein Loch, mehrere Meter im Umfange. Die Menge mußte flüchten, leider ist aber ein etwa 10jähriger Knabe in dem Loch versunken und ertrunken. Von der Gewalt des Wassers konnte man sich einen Begriff machen, wenn man sah, wie die alten Kastanienbäume des schönen Gartens der Villa Böhme von den Wellen wie Grashalme gebogen und entwurzelt wurden, die Bestandtheile der eingemauerten Badeeinrichtung dagegen wie Zunder zer rissen. Beim Bergen des werthvollen Möbelments dieser Villa ist übrigens ein Arbeiter, der trotz wiederholter War nungen in allzu großem Pflichteifer nicht von den Rettungs- grbeiten ablaffen wollte, jählings in die Fluthen geriffen worden. Einen herben Verlust hat auch die Freiwillige Feuerwehr Plauens zu beklagen. Unter den Eifrigsten be fand sich auch der freiwillige Feuerwehrmann, Uhrmacher Steglich, der sich am Freitag Abend in einer kurzen Muße stunde zu seinem alten Vater, einen Weichensteller an der Eisenbahnhaltestelle Plauen, begeben wollte, um nach demselben zu sehen. Kurz hinter dem Forsthaus wankte der vom Waffer unterwühlte Boden unter seinen Füßen und ehe der brave Sohn nur den Versuch machen konnte, sesteres Land zu gewinnen, hatten ihn schon die Fluthen fortgerissen. An der ersten Dölzschener Brücke ist ein Pfeiler ganz weg- gerissen, die zweite bietet einen hochromantischen Anblick, den der Griffel des Malers verewigen sollte. Das eine Brückenjoch ist hinweggeschwemmt. Auf dem Brückenkörper liegen, vom eisernen Geländer aufgehalten, Betten, zerbrochene Stühle, Bettstellen, Küchengeräthe, seitwärts eine halbgeöffnete Kommode und vor den Brückenpfeilern ein grotesker Aufbau von Balken und Brettern, zwischen denen Grasbüschel, Stroh und Feldfrüchte hervorragen. Den Hintergrund bilden Ka tarakte, in welche halbentwurzelte und umgebeugte Bäume ihre trauernden Zweige tauchen. Die Fahrstraße ist theils verschlämmt, theils bis auf das Packlager abgehoben. In Potschappel stand der untere nach Coschütz gelegene Theil unter Waffer. Die Gärtnerei von Braune erleidet durch die Hochfluten an Pflanzen und Gewächshäu sern einen Verlust von ca. 25—30 000 Mark. Ferner ist die dem Baumeister Thümmel gehörige Villa mit sämmt- lichem Inventar fortgeschwemmt worden. Auch die Tifcher- sche Schmiede ist ein Raub des Wassers geworden. Es sollen 14 darin befindliche Personen mit ums Leben ge kommen sein. Tischer, welcher den Hausbewohnern vom AuSräunien abgerathen hatte, wurde Sonnabend Nachmittag als Leiche geborgen. Gerettet wurde nur eine Frau, die man, ihr ertrunkenes Kind krampfhaft im Arme haltend, an der Thürklinke angeklammert fand. Ein Feuerwehrmann, Vater von 5 Kindern, ist bei den Nettungsarbeiten ums Leben gekommen. Ein weiteres ausgedehntes Centrum fürchterlichster Zer störung bildet die Gegend nach Cotta beim Schusterhause. Dort hat sich die Weißeritz unmittelbar nach ihrem Durch fließen des Nangirberges bez. der Bahngleise einen Weg gebahnt, der zwei schöne Brücken und vier Häuser als Opfer forderte. Wie fast überall, haben auch dort die Fluthen das neben den Brücken liegende Erdreich nach und nach ausgewaschen und die Strebepfeiler sreigelegt, die nun der Bogenspannung nicht mehr Widerstand boten, sodan unter dem Andrange der gewaltigen Waffermaffen die Brücken zum Einsturz kamen. Von den Ufcrmauern sah man gar nichts mehr, von den beiden Wehren daselbst nur noch einige Reste, während das Waffer jetzt in einem fast 100 Meter breiten Bette dahinstürzt. Nachdem einmal die Ufermauern beseitigt waren, konnte das Element mit voller Gewalt sein Zerstörungswerk fortsetzen und that dies auch mit solch ver derblichem Erfolge, daß es bald alles Erdreich bis zum Schusterhause und den gegenüber gelegenen drei Gebäuden weggespült hatte und mit unwiderstehlicher Macht auch an den Grundmauern der Häuser selbst rüttelte. Das erste Haus, welches theilweise in Trümmer ging, war das gegen über dem Schusterhause gestandene kleinere Haus, das bald nach 7 Uhr verschwand, worauf später das danebenstehende schöne 4stöckige Gebäude zu stürzen begann und endlich auch das dritte anstehende Haus folgte. Von allen drei Gebäuden war nichts mehr zu sehen, an ihrer Stelle wälzten die Weißeritzfluthen sich dem Elbstrome zu. Vom Schusterhause befürchtete man nach Lage der Sache nun auch das Schlimmste, da der Strom immer näher an das Gebäude drang. Schon um 10 Uhr Abends trat denn auch das Unabwendbare ein, indem die erste Ecke nach der Straße zu zusq-Menbrach,