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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts WuLsnrh Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: l . Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 LandwirthschaftlicheBeilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend puszeile (oder deren Raum), 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von R. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annvncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. T. L. Daube t Eomp. sschenü/E Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Inserat- sind bis Dienstag und Freitag Vorm.?9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspalnge Cor- D-Uck Md «dZ. L. Fs-st--'« T-b-n Nkunnudvirrfigstex Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Mittwoch. Rr. 44. 2. Juni 18S7. Auf Antrag der Erben des ain 4. Mai 1897 verstorbenen Herrn l)r. moä. Karl Oswald Minckwitz in Großröhrsdorf wird allen denen, welche zu dessen Nachlasse etwas schulden, ausgegeben, zur Vermeidung von Weiterungen bis I. Juli 1897 an die Kasse des unterzeichneten Gerichts Zahlung zu leisten oder Gestundung zu erwirken. Ebenso werden alle die, welchen Ansprüche an den Nachlaß des Verstorbenen zustehen, aufgefordert, binnen gleicher Frist ihre Forderungen bei dem unterzeichneten Gerichte schriftlich oder mündlich anzumelden. Pulsnitz, den 25. Mai 1897. Königliches Amtsgericht. von Weber. Em Sensatious-Prozetz, der ganz ungewöhnlich nach Art und Umfang, ist die schon viele Tage währende Gerichtsverhandlung gegen den früher so einschlußreichen Kommissar der politischen Polizei Herrn v. Tausch in Berlin. Ein Bild der abscheulichen Skandal vorgänge, auf denen die Anklage fußt, erhält man besonders durch die Zeugenaussage des Herrn Staatssekretärs Frei herr v. Marschall. Auf die Worte des Gerichtspräsidenten: „Exzellens, es handelt sich um die Frage, ob der Ange klagte von Tausch seine Zeugenpflicht im Prozesse Leckert- Lützow wissentlich verletzt hat. Wollen Sie mir wohl ein Bild geben und Thatsachcn darüber anführen, in welchen Beziehungen Herr von Tausch zum Auswärtigen Amt stand und in welcher Weise er thätig war in der in Frage kommenden Angegelegenheit", antwortete Staatssekretär von Marschall: „Ich kann wohl beginnen mit dem Erscheinen einer Anzahl Artikel, welche in der „Saale Ztg." abgedruckt waren und bald die Verhältnisse bei der Regierung nach stattgehabtem Ministerwechsel unter heftigen Angriffen gegen das Auswärtige Amt schilderten, bald sich in Betrachtungen und Vermutungen über den Gesundsheitszustand des Kaisers ergingen. Der Verfasser der Artikel mußte gut informirt sein, wenn er auch Vieles falsch und wahrheitswidrig dar stellte. Herr von Mauderode wurde beauftragt den Ver- fasser zu ermitteln, und ich glaube, ich hörte damals zum ersten Male von Herrn von Tausch als Kriminalkommissar bei der Politischen Polizei, welcher mit dieser Angelegenheit von Herrn v. Mauderode betraut wurde. Wir erfuhren bald, daß ein Or. Schumann der Verfasser sei. Bald darauf erschienen in Pariser Blättern Artikel skandalösen Inhalts über hochgestellte Personen. Die Sache wurde so arg, daß die französische Regierung ihre Verwunderung darüber aussprach und uns darauf hinwies, daß die Artikel von Berlin aus in die Pariser Blätter gebracht wurden. Es schien nach den Artikeln, als sei Alles bei uns zerrüttet und zerroltet. Wir wandten uns wieder an die Politische Polizei, ium den Verfasser zu ermitteln. Die Ermittelungen schienen resultatlos zu verlaufen. Da kam der Zwischen fall mit dem Redakteur Brentano. Er theilte dem Reich kanzler Caprivi mit, daß er bereit sei, den Verfasser zu nennen. Brentano wurde vom Hauptmann Ebmeier em pfangen und erklärte diesem, daß die ganze Sache auf einen Beamten der Politischen Polizei zurückzuführen sei. Ich hielt dies für einen unglaublichen Skandal. Als wir den Brief des Herrn Brentano erhielten, gaben wir ihn der Politischen Polizei zur Ermittelung des Verfassers der Skandal-Artikel. Wenige Tage später theilte uns Brentano mit, daß ihm von Normann-Schumann der Brief gezeigt worden sei. Dieser sei selbst der Verfasser und werde nun damit beauftragt, den Thäter zu ermitteln. Das war doch eine höchst auffällige Thatsache. Wir beschlossen, jeden Verkehr mit der Politischen Polizei abzubrechen, da ja doch nichts dabei heraus kam. Wenn es sich um Normann- Schumann handelte, versagte der Apparat. Nach dem letzten Strafprozeß habe ich die Sache selbst in die Hand genommen und einen Haftbefehl gegen den flüchtigen Nor- mann-Schumann erlassen. Daß v. Tausch selbst intriguirt hat, dafür habe ich keine Anhaltspunkte. Dieser Normann- Schumann wird überall als Schwindler und Hochstapler gekennzeichnet, der in Deutschland, Griechenland, Italien übe, all Spuren von Verbrechen hinterlassen hat. Es ist außerdem einer der verlogensten Menschen, die es geben kann. Einen solchen Mann als Vertrauensmann der Politischen Polizei zu haben, ist an sich eine Ungeheuerlichkeit. Der Mann hatte die Eigentümlichkeit, daß er selbst Maje- stätsbeleidigungen verübte und dann ganz unschuldige Perso nen anklagte, diese Majestätsbeleidigungen begangen zu haben. So stellte es sich bei einem Prozeß in Leipzig heraus, daß er ganz unschuldig Leute der Majestätsbeleidigung geziehen, die er wahrscheinlich selbst begangen. Nach einer Mitteilung des Herrn v. Mauderode aus dem Jahre 1893 ist der Normann-Schumann dann aus dem Dienste der Politischen Polizei entlassen worden. Was Herrn von Tausch betrifft, so ist es eine ganz grundlose Verdächtigung, wenn er behauptet, daß das Auswärtige Amt gegen ihn von Anfang an animos war. Wir haben von Herrn von Tausch eigentlich nichts gewußt, als daß er bei den Reisen Sr. Majestät für die persönliche Sicherheit des Monarchen zu sorgen hatte, also ein besonderes Vertrauen genoß. Nun kam das Jahr 1895. Da theilte mir einmal der Kriegs- Minister Bronsart von Schellendorf, der mich deswegen aufgesucht hatte, mit, daß in den „Münchener Neuesten Nachrichten" die später viel besprochene Depesche über die Staatsministeralsitzung, in welcher die Militärstrafprozeß. Novelle zur Beratung stand, erschienen sei, und nur auf einer Indiskretion beruhen könne. Herr v. Bronsart theilte mir gleichzeitig mit, daß nach den ihm gewordenen An deutungen hier eine Jntrigue des Ministers v. Koeller gegen ihn vorliege und die Sache im Litterarischen Bureau gemacht worden sei. Ich sagte sofort dieser Verdacht erscheine mir vollständig grundlos. Kurze Zeit darauf erfolgte die Entlassung des Herrn von Koeller und es gelang festzu stellen, daß meine ursprüngliche Ansicht durchaus berechtigt war: Der Verdacht gegen Herrn von Köller war absolut grundlos und Herr vr. Hirth in München hatte die Nach richt auf ganz unverfängliche Art erhalten. Nach der Ent- lassung des Herrn v. Koeller entstand in der Presse ein förmlicher Hexentanz, es wurden olle möglichen Verdächti gungen gegen mich veröffentlicht, in dem Organ des Herrn l)r. Liman und der „Staatsbürger Zeitung" wurde ange- deutet, daß eigentlich die ganze Sache aus der Wilhelms- straße stamme, wo man das Bestreben habe, die maßgebenden Personen gegen einander zu verhetzen und mißtrauisch gegen einander zu machen. Der Artikel, der dann in der „Köln. Ztg " erschienen war, hatte ganz bedeutendes Aufsehen er regt, und als nun Herr von Tausch mit seiner Mittheilung kam, daß der Artikel von Herrn von Huhn, der im Aus wärtigen Amt empfangen wurde, herrühre, wurde ich von Herrn v. Boetticher u. A. gefragt, ob mir dies nicht sehr unangenehm sei. Ich verneinte dies, denn ich hatte ein gutes Gewissen. Als dann in der „Welt am Montag" die Artikel erschienen, die das Auswärtige Amt und meine Person auf das Allerschwerste verdächtigten und als fest- gestellt worden war, daß diese Artikel von Herrn v. Lützow herrührten, hielt ich es für ganz unerhört, daß ein Agent der Politischen Polizei solche Infamien in die Zeitungen bringen und der Polizeckommiffar seinen Vorgesetzten ruhig mit- theilen konnte, daß dies von den Agenten herrühre. Ich faßte die Absicht, nunmehr rücksichtslos vorzugehen. Herr Normann-Schumann kritisirte und beschimpfte das Aus wärtige Amt in unerhörter Weise, aber was hier Herr v. Lützow und der Polizeikommissar that, war das Hane büchenste, was es geben kann; denn ich wäre vollständig wehrlos gewesen, wenn nicht Herr vr. Ploetz mir reinen Wein eingeschänkt hätte. Ich hielt Rücksprache mit dem Polizeipräsidenten und dieser sagte, Lützow sei durch Herrn von Tausch aufgefordert worden, Bericht über die ganze Angelegenheit zu erstatten. Der Bericht ging dann auch ein. Ich hielt es angesichts all' dieser Vorkommnisse für meine Pflicht, die Dinge rücksichtslos zur gerichtlichen Ver handlung zu bringen, sonst ist kein Mensch mehr seiner Ehre sicher, am allerwenigsten ein Minister. Als ich dies dem Herrn Polizei-Präsidenten mittheilte, rief dieser Herrn von Tausch zu sich heran und beauftragte ihn, bei Leckert und Lützow Haussuchungen zu halten. Bei dieser Gelegen- hett fragte ich Herrn vvn Tausch, was er denn von der Sache halte und da fiel es mir auf, daß er Herrn von Lützow in Schutz nahm und immer dabei blieb, daß dieser einen Hintermann haben müsse. Die Behauptung, daß Leckert und Lützwo einen Hintermann hat, hat mich sehr aufgeregt und ich war entschlossen, einmal die ganzen Preß treibereien tot zu machen und vor Gericht klarzulegen, daß das Auswärtige Amt keinerlei illegitime Preßtreibereien beginge.,, Oertttche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am vorigen Sonntag empfing auf hiesigem Schlosse unsere nunmehrige Kirchenpatronin, Fräu lein Margarethe von Posern, eine Deputation des Kirchen vorstandes, bestehend aus den Herren Schuldirektor Dreher, Ortsrichter Weitzmann, Fabrikant Otto Rammer, unter Führung deS Herrn Oberpfarrer Prof. König, welche der geehrten Patronin die aufrichtigsten und ergebensten Glück- und Segenswünsche des Kirchenvorstandes für ihr hoch wichtiges Amt auszusprechen die Ehre hatte, und in einer Mappe das Protokoll der ersten unter ihrem Patronat gehaltenen Kirchenvorstandssitzung mit dem Wunsche über reichte, daß es der Kircheupatronin beschieden sein möge, in dieser Mappe recht viele wichtige Protokolle zu sammeln, die alle davon Zeugnis ablegen möchten, wie unter ihrem Patronat und unter ihrer gütigen Mitwirkung viel Segens reiches zur Belebung und Erhaltung des christlichen Sinnes in unserer Gemeinde geschaffen worden. In ihrer Ant- wort betonte die geehrte Patronin, wie es ihr eine Freude sein werde, das Band, das Kircheiivorstand und Kirchen patronin zu gemeinsamer Arbeit im heiligen Dienst an unsrer lieben Gemeinde verbände, immer fester zu knüpfen, und wie sie Gott bitte, ihr Kraft zu geben, den hohen Pflichten ihres Amtes immer gerecht zu werden. Sie rechne auf die Unterstützung des Kirchenvorstandes. Lassen Sie uns, meine hochgeehrten Herren, — so schloß die ge ehrte Patronin — ein rechtes Vertrauen zu einander fas sen, und im Frieden das Werk des Friedens treiben. Das kommt unsrer Gemeinde zu Gute. Und wenn auch die Patronatsrechte nicht mehr ganz dieselben sind, die Pa tronatspflichten erachte ich für dieselben geblieben, und in der einen größten Pflicht, meine Herren, reichen wir uns die Hand zu gemeinsamer Arbeit, dafür Sorge zu tragen, daß unsre liebe Kirchgemeinde immer mehr zu einer Pflanz stätte evangelisch-christlichen Glaubens, Sinnes und Lebens werde! — Der Herr der Kirche mache durch seinen Geist diese tieferfaßten Worte zur That und lasse unsre hochver ehrte Kirchenpatronin in Segen und Freude recht lange unter uns zum Segen unsrer Gemeinde wirken! Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Mai 1897 432 Einzahlungen im Betrage von 27,947 M. 81 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 174 Rück zahlungen im Betrage von 34,643 M. 61 Pfg. Der baare Umsatz bezifferte sich auf 64,924 M. Pulsnitz. Am vergangenen Sonntage, den 30. Mai a. o. fand in Königsbrück, im Saale des Hotels zum schwarzen Adler, die diesjährige Bezirksversammlung der K. S. Militär - Vereine deS amtshauptmannschaftlichen Bezirks Kamenz statt. Die zahlreiche Versammlung wurde gegen 3 Uhr vom Bezirksvorsteher Krausche - Kamenz be- grüßt und durch ein dreifaches Hoch auf Se. Maj. den König eröffnet. Der Gesangschor der Unteroffiziere der reitenden Artillerie leitete dieselbe durch Vortrag zweier Gesänge ein. Alsdann erfolgte die Vorlesung des Jahres- und des Rechnungsberichtes, dem sich die einzelnen Punkte der Tagesordnung anreihten und welche zu längeren und kür zeren Debatten und Ansprachen führten, so z. B. über den Arbeitsnachweis, über zwei Anträge des Vereins Königsbrück u. s. w. Bei der Ergänzungswahl des Be zirksvorstandes wurden die ausscheidenden Kameraden Lochmann-Schwepnitz und Nestler - Großröhrsdorf wieder, auf Antrag des Bezirksvorstehers, als Bezirksschriftführer Kamerad Leiblin-Komenz neuhinzugewählt. AIS Ort der nächstjährigen Bezirksversammlung ging durch Loos Gers dorf als Sieger hervor. Vertreter der Staats- und Stadt behörden wohnten, wie sonst üblich, diesmal der Versamm lung nicht bei. Die Versammlung, die nach 5 Uhr ihr Ende erreichte, schloß der Vorsitzende mit einem Hoch auf die Kameradschaft, nachdem ihm vorher der Dank der an wesenden Kameraden für die vorzügliche Geschäftsleitung zu Theil geworden war. — Am Himmelfahrtsfeste beging der Pulsnitzer Zweig verein der Gustav - Adolf - Stiftung seine Jahresfeier in Frankenthal. Es hatten sich aus den umliegenden Ortschaften viele Freunde und Freundinnen der Gustav Adolf Sache eingefunden, auch die Stadt und Parochie