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Blatt Amts und des SLadLrathes des Königl. Amtsgerichts Wursnrh Abonnements - Preis Viertelj chrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A Pabst, König--brück, C. S Krausch«, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L, Daube öi Comp Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor, puSzeile (oder deren Raum) 10 Mennige. Als Beiblätter: l . Illustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2 tnmdwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mi twoch und Sonnabend. ischen ö/E Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Kmgegcnd. Inserate sind bis Dienstag "nd FreitaS Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Neunuudvisxzig^k Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Sonnabend. 10 April 1897. Auf Antrag der Erben des Wirthschaftsbesitzers Karl Gottlieb Oswald in Obersteina sollen die zu dessen Nachlasse gehörigen Grundstücke als: 1 ., Fol. 8 des Grundbuchs für Obersteina, Brd.-Cat. Nr. 9, Flurbuchsnummern 18, 343 und 391, bestehend aus Gebäuden, Hofraum, Garten und Feld, mit einem Flächenraum von 2 Ackern 287 Ruthen, belegt mit 63,45 Steuereinheiten, taxiert auf 6000 Mark, 2 ., Fol. 152 desselben Grundbuchs, Flurbuchsnummern 341 und 342, Wiese und Feld, mir einem Flächenraum von 1 Acker 7 O Ruthen, belegt mit 12,49 Steuereinheiten, taxiert auf 1200 Mark, 3 ., Fol. 237 desselben Grundbuchs, Flurbuchsnummer 300 n, Wiese, mit einem Flächenraum von 85 (D Ruthen, belegt mit 1,71 Steuereinheiten, taxiert auf 340 Mark, Montag, den 12. April 1897, 9 Uhr Vormittags, im oberen Gasthofe zu Obersteina freiwillig öffentlich zur Versteigerung gelangen. Die Versteigerungsbedingungen werden vor der Versteigerung bekannt gegeben werden. Pulsnitz, den 3. April 1897. Königliches Amtsgericht. ' I. A. Stautz, Ass. Bekanntmachung, das Schlafstellenwesen betreffend. Anher erstatteter Anzeige zukolge haben einige Logiswirthe hiesiger Stadt Schlafstellen an ledige Personen vermiethet, ohne die in dem Regulativ vom 23. Juli 1888 in einer vorgeschriebenen Anzeige bei dem Stadtrath hierüber erstattet und um die hierzu erfordeiliche polizeiliche Genehmigung nachgesacht zu haben. Die betreffenden Logiswirthe werden hiermit veranlaßt, dies sofort nachzuholen und zwar bei Vermeidung der in H 10 des gedachten Regulativs angedrohten Strafe bis 150 Mark oder entsprechender Haft. Pulsnitz, am 6. April 1897. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Vom He er Mesen. Niemals zuvor hat die zivilisirte Welt so in Waffen gestarrt wie jetzt, und was sind die Heere der Perser, die Heere der Römer und Karthager gegen die kriegerischen Machtfaktoren, die heutzutage eine Großmacht ins Feld zu stellen vermag. Selbst die Mittelstaaten unterhalten wohl- ausgerüstete Armeen von einer Stärke, wie sie früher selbst die Großstaaten nicht gekannt haben. Und ist man nun auch in Hinsicht auf das MannschaftSaufgebot fast an der Grenze des Möglichen angelangt, so sucht man sich in der Vollkommenheit der Waffen weiter zu überbieten. Mag für die Jnsturie im allgemeinen eine schlechte Zeit herein- brechcn, die Gcschützgießer, die Militärgewehrfabrikcn und die Säbelschmiede werden sobald keine Noth leiden. Mag man's beklagen, mag man's gut heißen, die Thatsache ist einmal gegeben. Die furchtbaren Niederlagen Frankreichs im Jahre 1870 bis 1871 haben bewirkt, daß dieses Land in militari, scher Hinsicht eine Spannkraft und einen Opsermuth offen barte, der Bewunderung verdient. Obgleich mit seiner Bevölkerungszahl erst an fünfter Stelle in der Reihe der europäischen Staaten stehend, nimmt es in Bezug auf den Stand seiner FriedenSarmee (650 OM Mann) die zweite Sielle ein und wird nur von Rußland übertroffen, ist diesem aber beträchtlich über, wenn seine Armee auf dem Kriegsfüße steht. Dann zählt es vier Millionen militärisch ausgebildete Mannschaften, während beispielsweise die KriegS- arm« des deutschen Reiches nur 2 600 OM Mann zäplt. Bei diesen Verhältnissen sind Landsturm, Territorial-Miliz und ähnliche Formationen außer Betracht gelassen, denn eS ist nicht wohl anzunehmen, daß diese handelnd eingreifen müssen. Wenn eS freilich dazu kommen sollte, waS Gott verhüten möge, dann ist Deutschland mächtiger als alle andere, denn mit Landsturm und Ersatzreserve zusammen vermag es fünf Millionen ausgebildete Krieger aufzubringen, während die Ersatz-Milizen anderer Länder meist keinerlei Ausbildung erhielten und deshalb wenig zu bedeuten haben. Betrachten wir die Heeresstärken der Zwei- und Drei- bundstaaten, so ergiebt sich, daß Rußland und Frankreich zusammen eine Friedensarmee von 1580 OM und eine Kriegsarmee von 7 400000 Mann besitzen, während der Dreibund 1272000 Mann im Frieden und 5730000 Mann im Kriege ousstellt. Das numerische Uebergewicht ist also auf Seiten des Zweibundes, aber das Mißverhältniß gleicht sich aus durch die große Ausdehnung Rußlands und seinen Mangel an Verkehrsweg«». ES ist ihm unmöglich, seine Macht schnell zu entwickeln und überdies kann eS seine Grenzen in Asien nicht ganz von Truppen entblößen. ES kommen überhaupt noch viele Faktoren dazu, die eS mehr als zweifelhaft machen, ob der Zwcibund im Falle eines Kriege- mit dem Dreibund reüssieren würde, und schließlich dürste solch ein entsetzlicher Massenkrieg sür die betreffenden Länder nichts bedeuten, als einen grauenvollen Aderlaß, wobei wohl keiner so viel gewinnt, als daß eS solchen Schreckens Werth wäre. Nun, man betheuert ja hüben wie drüben stels seine ungewöhnliche Friedensliebe — und läßt sich dabei von der Rüstung wundscheuern. Frankreich, trotzdem es von Rußland au Gesammt- heereSkosten Überboten wird, hat doch am schwersten an seiner Rüstung zu tragen. Fast den vierten The I seiner JahreSauSgaben srißt daS Münch wesen, da» macht im Durch schnitt mehr als 10 Mark im Jahr sür jeden einzelnen Franzosen. Nicht uninteressant ist, daß alsdann im Militär aufwand zwei Länder folgen, die nur Söldnerheere unter halten. Der Brite muß 18, der Niederländer annähernd 13 Mk. sür den Unterhalt seiner geworbenen Truppen beitra- gen. Auch Deutschland ist mit etwas mehr als durchschnittlich 12 Mk. pro Kopf unter den vier Staaten, welche auf den ein zelnen gerechnet am theuersten „arbeiten." DerJtaliener braucht schon einen Thaler weniger auszubringen, der Russe trägt nur 7 Mark 60 Pfennig im Jahr für seine Soldaten bei und am wenigsten der Serbe, nämlich 4 Mark 40 Pfennig. Daraus sieht man zugleich, welch großer Theil der Staatssteuern von Militärzwecken verschlungen wird. Und doch ists nöthig, so lange noch nicht der Wunsch „Friede auf Erden!" in Erfüllung gegangen, sondern immer noch der alte heidnische Grundsatz der Römmer gilt: „Wer den Frieden will, der sei gerüstet zum Krieg!" Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Für nächsten Montag, 12. April, Abends 8 Uhr, ist zu einer Besprechung über die eventuelle Ein richtung einer Gemeindediaconie (Berufung einer Gemeinde- diaconissin für Krankenpflege) in unserer Stadt durch Circular eingeladen worden. Alle, Vie sich für diese wichtige An gelegenheit interessiren, werden hierdurch gebeten, sich auch ohne besondere Einladung, an dieser Besprechung zu be- theiligen. Pulsnitz. Wie wir hören, veranstaltet der hier so beliebt gewordene Violin-Virtuos Steglich auS Dresden am dritten Osterseiertag im Saale deS Schützenhauses ein Concert, worauf wir schon jetzt aufinerksam machen. — Ostern naht und mit ihm der Tag der Schulent lassung. Es ist sür Viele ein wichtiger Tag und ein Tag ernsten Charakters, da eS gilt, Abschied zu nehmen. Abschied nehmen die Kinder, dieihrergesetzlichenSchulpflichtsgenügt ha- den, von derSchule, von den Mitschülern und Mitschülerinnen, zum Theil auch vom Elternhause. Während sie sich acht Jahre lang fast täglich sahen, gehen nun bald ihre Wege auseinander, sodaß sür viele der Abschied zu einem solchen auf Nimmerwiedersehen wird. In unserer Stadtschule findet die feierliche Entlassung der Konfirmanden, bei der alle Eltern derselben und Freunde der Schule willkommen sind, Sonnabend Vormittag 11 Uhr statt. — Die schönen Fi ühlingStage sind angebrochen, wenn's auch dazwischen schon wieder ein paar mal geschneit hat. Man wird ihrer nicht ganz froh. Husten und Schnupfen, Influenza und Rheumatismus bezeichnen daS Ende deS Winters und überall hört man Klagen über den allgemeinen Gesundheitszustand in den Familien. Die mannigfachen Gesundhensschädlichkeilen des Winterlebens häufen sich all mählich und kommen endlich zum AuSbruch, die Leute werden studensiech infolge winterlicher Stubengefangenschaft. W e leben denn aber auch die meisten Beamten, Gelehrten, Schriftsteller, Komptoristen und Bureaumenfchen? Den größten Theil des Tages verbrachte man in einer heißen, dumpfen Atmosphäre, die nach außen fast lustdicht abge schlossen war. Menschen, Oefen und Beleuchtung tragen das ihrige zur Verschlechterung der Luft bei und wie selten wurde diese verpestete Luft durch weit geöffnete Fenster hinauSgelossen und durch frische ersetzt. Nach des Tages Last und Mühe ging man dann nicht längere Zeit spazieren. Dann kam die Nachtruhe in einem kleinen, mit Schläfern stark besetzten und nicht gelüsteten Zimmer. Auch regel- rechte Hautpflege, bestehend wöchentlich in einem Vollbade und möglichst täglicher kalter Ganzabspülung ist wohl nur von sehr Wenigen durchgeführt worden. Was war die Folge davon ? Die vernachlässigte Haut und der verweich- lichte Körper wurden immer empfindlicher gegen Tempe- raturwechjel, eS entstand eine Erkältung nach der anderen, Schnupfen, Husten, Reißen, Rheumatismus usw. waren häufige, freilich keineswegs gern gesehene Gäste. Auch der Stoffwechsel wurde durch Manzel an Bewegung be deutend vermindert, immer mehr Schlacken und Abfallstoffe häuften sich im Blute an, man bekam einen heißen Kopf und kalte Füße, Mattigkeit und Schwere in den Gliedern. Die Stockung des Blutes führte auch nicht selten zu Hämorrhoiden und Krampfadern. Da bringen auch Sali- cilpulver, Dampfbäder, Einwickelungen oder Einreibungen nur vorübergehende Besserung. Denn wirkliche Heilung erreicht man einzig und allein durch vollständige Aenderuug der Lebensweise, d. h. der ungesunden in eine gesunde. Wie diese beschaffen sein muß, wird Jeder aus dem bis herigen Geschilderten schon herausgefühlt haben; die beiden Hauptfaktoren derselben sind frische Luft und energische Bewegung. Hierzu bietet gerade die jetzige Jahreszeit in reichem Maaße Gelegenheit, welche man seinem Ich zuliebe recht auSgiebig benützen möge. Darum auf, ihr Frauen, stärkt wieder eure Lungen, geht mit eueren Männern täglich spazieren dem Frühlingssonnenschein ent gegen! Aber nicht erst morgen oder übermorgen, weil heute gerade in der Wirthschaft so viel zu thun ist. Nein, gleich heute und morgen und übermorgen. — Das Einfangen und Töten nachgenannter Vogel arten ist bei Strafe bis zu 150 M. verboten: Blaukehlchen, Rotkehlchen, Nachtigall, Grasmücke, Rotschwänzchen, Stein schmätzer, Wiesenschmätzer, Bachstelze, Pieper, Zaunkönig, Pirol, Goldhähnchen, Meise, Ammer, Finke, Hänfling, Zei sig, Stieglitz, Baumläufer, Wiedehopf, Lerche, Tagschlaf, Staar, Dohle, Rabe, Fliegenschnepper, Kuckuck, Specht, Wen dehals, Bussart und Eule, mit Ausschluß des Uhu. Bei der bevorstehenden Rückkunft dieser meist den Zugvögeln angehörenden gefiederten Frühlingsboten dürfte ein Hinweis auf die oben zitierte Strafbestimmung nicht unangebracht