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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Blatt Amts und des Stadtraihes des Königs. Amtsgerichts Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. AIS Beiblätter: 1 . JllustrirteS Sonntagsblatl (wöchentlich); 2 ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennig«. KescHästsstelrerr: Buchdruckereien von A. Pabst' Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moste und. G. L. Daube t Tomp ^u 'RuLsnih »ienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Druck und FiNst«-- T-b.- MuUlMdVi«rjigKei- U-hvgaUg. B.r°u>w°-Mch-, Sonnabend. Mx I / 27. Februar 18S7. Bor Kreta haben die Kanonen gesprochen. Aber auch diese Kanonen, spräche, so sehr sie scheinbar von der ungestörten zielbe wußten Einigkeit der Mächte gegenüber dem griechischen Friedensstörer redet, wirkte thatsächlich noch nicht viel. Gewiß, die großmächtlichen Schiffe haben das Lager der sogenannten Aufständischen von Kreta bombardiert. In diesem Lager waren natürlich griechische Truppen, die griechische Fahne war über dem Lager gehißt worden und sie wurde zum Niedergeholtwerden gezwungen. Die Nle- derholung der Fahne hat auch stattgesunden, d. h. solange die großmächtlichen Kanonen thätig waren. Als aber der letzte der „70 Schüsse" verklungen war, siehe da stieg auch das griechische Fähnlein wieder empor und es flattert heute noch lustig in den Lüften. Das Bombardement vor Kreta hat uljo einen praktischen Nutzen nicht gehabt. Aber ein ideeller ist wohl vorhanden. Das beweisen die erneut auf- genomllienen diplomatischen Veihandlungen zwischen den Kabinetten. Man scheint an maßgebenden Stellen auch in England doch gewillt zu sein, den kretischen Kriegsbrand unbedingt zum Verlöschen zu bringen, damit er nicht um sich greife und einen Knegsweltbrand verursache. Das energische Vorgehen Kaiser Wilhelms ist ohne einen ge wissen Eindruck doch nicht geblieben. Seinem strikten Be fehle nachkommend, hat ja auch der deutsche Schiffskom mandant vor Kanea den Anstoß zur Eiöffnung des berühm ten Bombardements vom Montag gegeben. Wenn, wie gesagt, inzwischen die diplomatischen Verhand ungen von Kabinet zu Kabinet ihren Fortgang nehmen und in und zwischen den Staatskanzleien eine rege Thätigkeit herrscht so steht im Vordergründe dieser Verhandlungen augenblick lich die Frage, wie der bekannte Standpunkt Deutschlands mit dem nicht minder bekannten Standpunkte Englands in Einklang zu bringen sei. Deutschland will das Zurück weichen Gnechenlands, England wünscht eine vorherige Entscheidung über die künftige Gestaltung Kretas. Die Differenz dreht sich daher vorläufig um den woäuo pro- eoäouäi, die Art des Vorgehens. So wären denn glücklich die Dinge vor Kreta soweit gediehen, daß England die Maske plötzlich fallen läßt. Das englische Protektorat über Kreta würde natürlich Kompensationen für Rußland bedingen. In maßgebenden Kreisen dürfte man sich bereits über die Auftheilung des Besitzes der Großlürken längst einig sein. Unter der Flagge der Friedenserhaltung, die aus ehrlicher Ueberzeugung nur Deutschland flattern läßt, wird mitten im Frieden Kreta din Großlürken weggenommen und kein Mensch Hilst dem armen Padischah zur Wiedergewinnung deS ihm Geraubten. Während die Kanonen vor Kreta donnern, lassen Londoner Nachrichten keinen Zweifel, daß der König von Griechen land in seiner jetzigen Lage die thatkrästige Unterstützung seiner Königlichen Geschwister, der Prinzessin von Wales und der Königin Mutter von Rußland, findet. Dazu gesellt sich der dänische Hof mit seinen weitverzweigten Beziehungen. Es werden außerdem auch n.ch andere höchste Persönlichkeiten dieses großen englisch - dänischen Familienkreises als in gleicher Richtung thätig bezeichnet. So soll die Kaiserin Friedrich sogar mehrere Milliönchen zur Disposition gestellt haben und König Georgios und die Seinen sammt dein edlen schuldenfrohen Volk der Neugriechen dürften somit in Bälde ihr kretisches Geschäft gut abgeschlossen haben. Schließlich ist ja auch gleichgiltig, wer auf Kreta herrscht. Für Deutschland ist die kretische Affaire je länger je mehr recht unerquicklich. Wenn auch im Reichstage eine von seiten des Herrn Staatssekretär Frhr. von Marschall sehr geschickt beantwortete Interpel lation des R.-A. Prof. Hasse-Leipzig stattgefunden hat und somit ein analoges Vorgehen mit den Parlamenten Englands und Frankreich am gleichen Tage erzielt ward, so kann man sich doch ehrlicherweise nicht dem Eindrücke verschließen, daß es sehr fraglich erscheint, ob gerade Deutsch land Veranlassung hat, in der kretischen Sache in der vordersten Reihe zu fechten. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nach einer Verordnung des Königlichen Justizministeriums wird Herr Amtsrichter Weise, seit 1. Oktober 1892 Vorstand des hiesigen König!. Amtsgerichts, vom 1. April ab an das Amtsgericht Dresden versetzt. Herr Amtsrichter Weise erfreute sich allgemeiner Beliebt heit und Wird sein Weggang namentlich von dem ihm unterstellten Beamtenpersonale aufrichtig bedauert, wie auch die ganzen Gerichtsemgeffssenen, die mit ihm in Verbindung gestanden haben, ihn höchst ungern scheiden sehen. Als Nachfolger des Herrn Amtsrichter Weise ist Herr von Weber, bisher Amtsrichter beim Amtsgericht Schwarzenberg, be stimmt. — ÜL6. Auf der Kanzlei der Handels- und Ge- werbekammer zu Zittau können Interessenten Miltheilung über die Wirkungen des deutsch-russischen Handelsvertrages auf den Einfuhrhandel Deutschlands nach Transkaukasien erhalten. — Der stetige Rückgang der Vagabondage in Sach sen ist ein erfreuliches Zeichen für die erhebliche und an haltende Besserung unserer wirthschaftlichen Verhältnisse. Daß von Jahr zu Jahr eine vermehrte Arbeitsgelegenheit geboten wird, ersieht man auch aus dem Rückgänge der Frequenz der Herbergen. In den 57 sächsischen Herbergen zur Heimat haben im Jahre 1893 noch 417 307, 1894 338 299, 1895 207 084 und 1896 nur 184 216 Durch- reisende um Nachtquartier nachgesucht und solches erhalten. — DaS Amtsblatt des Stadtraths zu Dresden, der „Dresdner Anzeiger", bringt von zuständiger Seite nachstehende Richtigstellung: Mehrfach in verschiedenen Tagesblättern anläßlich der Berichterstattung über den Kreuzkirchenbrand wiedergegebene falsche Nachrichten be- dürfen der Berichtigung. Die Frage, ob für die hiesige städtische Feuerwehr Dampfspritzen anzuschaffen seien, ist schon früher eingehend erwogen worden. Man hat aber davon abgesehen mit Rücksicht auf die vorhandene Anlage zahlreicher über die ganze Stadt vertheilter Hydranten und den hohen Druck unserer Wasserleitung (4,6 Atmosphären), welche bisher bei Bränden völlig ausreichende Dienste ge leistet hat. Sparsamkeitsrücksichten sind dabei in keiner Weise ausschlaggebend gewesen. Gleichwohl ist mit Rück sicht aus die jüngsten Erfahrungen angeordnet worden, daß die Frage der Anschaffung von Dampfspritzen, die aller- dings bis zu 8 Atmosphären Druck zu arbeiten vermögen, erneut in Erwägung gezogen werde. Beispiele, daß die Dampfspritze nicht immer das leistet, was der Schlauch bei den Druckverhältnissen unserer Wasserleitung leisten kann, haben sich wiederholt ergeben. So hat beispielsweise auch bei dem Kreuzkirchenbrande an der Lhurmuhr noch mit 5 Meter Strahl gespritzt werden können: daß der Druck im Schlauche dort versagt habe und das Feuer mit Eimern habe gelöicht werden müssen, ist thatsächlich falsch. Auch die vielfach verbreitete Behauptung ist irrig, daß der Brand direktor dem Thürmer untersagt habe, den Thurm zu ver lassen. Vielmehr ist die Hitze im Thurme bereits zu der Zeit, als die Feuerwehr ankam, so groß gewesen, daß daS Verlassen deS Thurmes mit Hilfe der Thurmtreppe nicht mehr möglich war. Rauchmasken sind selbstverständlich bei der Feuerwehrmannschast, welche bei dem Brande auf dem Dache der Kreuzkirche im Dienst stand, in ausreichender Menge vorhanden gewesen. Es ist auch versucht worden, mit Hilfe solcher Rauchmasken den Thürmer auf der Treppe und, nachdem dies als unmöglich erkannt worden, auf Le tern herunterzuholen. Erst als auch dieser Versuch ge- scheitert war, ist dem Thürmer geralhen worden, an dem Blitzableiter, so, wie geschehen, herabzuklettern. — „Der Brand der Kreuzkirche zu Dresden" be titelt sich eine im Verlage Hertwig in Meißen erschienene I6seitige Broschüre, welche eine ausführliche Beschreibung vom Verlaufe der furchtbaren Brandkatastiophe giebt. Der Preis der Broschüre beträgt 15 Pf., ein Theil des Rein ertrages ist für den Kirchenbautonds bestimmt und sind für den Verleger bereits 50 Mk. als erste Rate zur Ab- lieserung gelangt. — Die von Herrn Konsistorialrath l)r. Dibelius am letzien Sonntag im Vereinshaussaale gehultene Predigt ist auf allgemeines Verlangen im Druck erschienen und durch die Buchhandlung von Justus Naumann, Wallstraße 6, zu beziehen. Der Predigt sind die Bilder des Aeußeren, des Inneren und des Altarbildes der ausgebrannten Kreuz kirche beigegebcn. — Die Bahnhofsumbauten nehmen nun auch in Dresden-Neustadt ihren Anfang, und zwar wird zu nächst der Schlesische Bahnhof in Angriff genommen. Vor einigen Tagen hat man bereits mit dem Fällen der Bäume im sogenannten Birker Wäldchen, gegenüber dem geminnten Bahnhof, begonnen, an welcher Stelle der Interim sbahn- hof errichtet werden soll. Nach Inbetriebnahme des letzte ren kann dann erst die Niederlegung des jetzigen Schlesi ¬ schen Bahnhofs ^nd der Ban des neuen Hauptbahnhofs erfolgen. Dresden, 22. Februar. Die heute Vormittag vor dem Schwurgerichte Dresden gegen die ArbeiterS-Wittwe Ernestine Pauline Kunze geborene Strohm auS Kötzschen- broda und den Sattlergehilfcn Kurt Johannes Berthold auS Plauen im Voigtlande wegen gemeinschaftlichen Mordes begonnene Verhandlung, wurde erst abends gegen 8 Uhr zu Ende geführt. Während des größten Theiles der Be- weisaufnochme war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. Bert hold arbeitete bei dem Sattlermeister Jentzsch in Ober lößnitz und lernte daselbst die verehelichte Kunze kennen, als diese im Garten beschäftigt .war. Zwischen Berthold und der verehelichten Kunze bestand ein sehr intimes Ver- hältniß. Kunze erhielt hiervon Kenntniß und verbat des halb dem jungen Manne die Wohnung. Nachdem Bert hold während der Nacht zum 10. November v. I. trotz dem wiederum bei der verehelichten Kunze geblieben war und Berthold früh in der Hausflur von Kunze bemerkt wurde, packte er den 73 Jahre alten Mann, würgte den selben, warf ihn zu Boden, und rief die verehelichte Kunze hinzu. Beide mißhandelten den bedauerswerthen GreiS dann solange bis er tot war. Um den Verdacht des MordeS von sich abzulenken, legte sie den T«dten an eine Treppe und verbreitete daS Gerücht, Kunze sei die Treppe herunlergestürzt und habe sich tödtlich verletzt. Nach dem Gutachten der Aerzte ist der Tod bei dem Manne durch Erstickung herbeigeführt worden. Dem Wahrspruche der Geschworenen gemäß wurden die Angeklagten zum Tode verurtheilt. Leipzig, 26. Februar. Die Leipziger Kunstaus stellung, welche mit der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung verbunden ist, wird von 650 Künstlern mit über 1000, zum Theil großartigen Schöpf ungen beschickt sein. Der Schwerpunkt dieser Kunstaus stellung soll in einer durch geschicktes Anordnen und Grup- piren der Bilder, durch geschmackvolles Zurichlen und Ausschmücken der Räume auSzeichnenden Vorführung der bedeutendsten Künstler liegen, welche das Ausstellungsgebiet die Seinen nennen darf. Klinger allein wird in einem eigenen großen L-aale der Kunsthalle eine SonderauSstellung veranstalten, wie sie von gleich hohem künstlerischen Werthe wohl selten nur zu sehen ist. Den Glanzpunkt dieser Sonder auSstellung und mit ihr der ganzen Kunstausstellung wird sein machtvolles Werk „Chlistus im Olymp" bilden, au dem der Künstler seit sechs Jahren geschaffen hat. Be kanntlich war vom Festausschuß der Leipziger Ausstellung ein Preisausschreiben erlassen für einen Ausstellungsmarsch; darauf waren 84 Kompositionen eingegangen. Von diesen waren von den Preisrichtern Pros. Carl Reinecke, Kapell meister Hans Sitt und Musikdirektor C. Walther sechs Ausstellungsmälsche zur engeren Wahl empfohlen worden. Kürzlich fand auf dem Ausstellungsplatze im großen Saale der Hauptgastwirthschaft unter Leitung des Kgl. Sächs. Musikdirektors C. Walther mit der Kapelle des Kgl. Sächs. Infanterie-Regiments Nr. 107 eine Probeaufführung dieser sechs Märsche statt. Der erste Preis im Betrage von 300 Mk. wurde Herrn Adam Hahn, Harfenspieler in Wien zuerkannt. D-n zweiten Preis in Höhe von 200 Mk. er hielt der Einsender von Nr. 53 mit dem Motto „Sachsen- Thüringen", über dessen Persönlichkeit sonst bisher jede weitere Angabe fehlt. Den dritten Preis erwarb sich der Herzog!, sächs. Musikdirektor Herr A. Trommer in Friedrich roda. Trotz der großgedachten Anlage der Jndustrie- und der Maschinenhalle auf den Leipziger AuSstellungs- platz, hat sich eine bedeutende Vergrößerung dieser Bauten nöihig gemacht. Auch der bisher freie, 20 m breite Gang zwischen beiden mächtigen Hallen wurde überbaut, wodurch die nunmehr zusammenhängenden Hallen eine Bodenfläche von über 40000 4m bedecken. Leipzig, 22. Februar. Die Einweihung der er weiterten und renovirten Gebäude der Landesuniversität wird am 14. Juni d. I. in Anwesenheit des Königs er folgen ; auch wird eine Anzahl von Fürstlichkeiten, welche hier studirten, erwartet. Am Abend des Festtages findet großer Fackelzug und am 15. Juni Kommers statt. — Der Altdeutsche Verband plant in Sachen der Polenfrage eine Petition an den Reichskanzler, deren Wortlaut in einer Versammlung sestgestellt werden soll. — Die 100 jährige Feier des Geburtstags Kaiser Wilhelms I. wird am 22. März in der sächsischen Armee in folgender Weife begangen: Der Tag ist dienstfrei, die