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Neckartal bei Heidelberg. Karl Diebolder: Heidelberg und seine Gartenanlagen. Wohl kaum eine Stadt innerhalb der deutschen Grenze kann sich eines älteren Gartenbaues und einer älteren Gartenkunst rühmen, als die berühmte Fremden- und Nedcarstadt Heidelberg und dessen Umgebung. Schreibt doch Goethe im Jahre 1797 schon: „Die Stadt Heidelberg in ihrer Lage und mit ihrer ganzen Umgebung hat, man darf sagen, etwas Ideales." Die Geschichte Heidelbergs reicht, wie die vielen Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte reichlich genug erwiesen, bis in die jüngere Steinzeit zurück. Wo sich heute das Neuenheimer= und Bergviertel ausdehnen, lagen ja schon in der jüngeren Steinzeit blühende Dörfer, die durch die Bronzezeit, die ältere und jüngere Eisenzeit, durch die Römerzeit und die frühgermanische Zeit bis in das späte Mittelalter resp. bis in die Gegenwart fortbestanden haben. Zur Römerzeit <1. bis 3. Jahrhundert nach Christus) bildete die Heidelberger Gemarkung einen Teil der civitas Sueborum Nicretum, eines Verwaltungsbezirks der römischen Provinz Germania Superior. Man braucht nur die Schönheit der Heidelberger Landschaft zu betrachten, man braucht nur an den regen Fremden» verkehr zu denken, der heute in Heidelberg vorherrscht, dann braucht man sich gar nicht verwundern, daß die Gartenkunst und der Gartenbau hier so alt sind, wie die Ansiedlung selbst. Hier war nicht nur in frühesten Zeiten eine sog. „Alte Burg" mit Gartenanlagen, hier waren auch Klöster mit schmucken Gärten, die bis zurück zur ältesten Zeit der christlichen Zeitrechnung reichen. Heute ist weltberühmt die Heidelberger Schloßruine, die als größte und wuchtigste Ruine der Welt gilt und unter der Bezeichnung „Heidelberger Schloß" in aller Welt bekannt ist. Abertausende kommen jedes Jahr, um diese Schönheiten voll genießen zu können. Uns Fachleute und Gartenfreunde interessiert vor allem der berühmte Schloßgarten, eine Anlage, wie sie in damaliger Zeit in Deutschland wohl einzig war. Um die Heidelberger Gartenkunst aber haben sich zwei Männer einen Weltruhm geschaffen, das ist der vor 300 Jahren lebende Gartenarchitekt Salomon de Caus und der vor 100 Jahren hier tätige Gartendirektor Johann Metzger, dem in den städtischen Gartenanlagen ein Denkmal gesetzt ist. Beide haben nun den Schloßgarten bearbeitet, ersterer hat ihn zum prächtigen Hortus pafatinus gestaltet, letzterer hat den seit 150 Jahren zerstörten Park wieder umgestaltet. In seinen Uranfängen ist der Schloßgarten, wenn auch im kleinen Stile, so alt wie das Schloß selber. Gleich nach Vollendung des ersten Baues wurde ein Garten geschaffen, der mehrere Jahrhunderte lang im kleinen Rahmen verblieb, bis sich das Bild zu Beginn des 17. Jahrhunderts änderte und der Garten nunmehr Weltruhm erlangen sollte. Kurfürst Friedrich von der Pfalz, mit dessen Erwählung zum böhmischen König bekanntlich der Dreißigjährige Krieg ausbrach, ließ den Garten nach den von Caus vorgelegten Plänen in den Jahren 1614—1620 neugestalten. Da nun bekanntlich das Heidelberger Schloß erhöht liegt und dieser Berg noch mehrere hundert Meter ansteigt, mußte eine Riesenarbeit bewältigt werden, um den in