Künstliche Düngung. Von Prof. E. Heine. Höhere Gärtnerlehranstalt zu Berlin-Dahlem. In Deutschland dürfte es keinen groben landwirtschaft- lichen Betrieb mehr geben, welcher nicht mit sogenanntem Handelsdünger arbeitet. In gärtnerischen Kreisen dagegen besteht vielfach noch immer ein Vorurteil gegen die künst liche Düngung. Das ist bedauerlich ! Denn gewisse Zweige der Gärtnerei, besonders Gemüsebau und Topfpflanzen- zucht, könnten dabei nur gewinnen; auch könnte die Obst erzeugung dadurch vielerorts noch gehoben werden. Will man damit Erfolg haben, so muß man aller dings die vom Anfänger häufig gemachten Fehler ver meiden, welche die künstliche Düngung hier und da in Mißkredit gebracht haben. Vor allem muß man wissen, daß die Pflanze zu ihrem Aufbau vieler Stoffe bedarf. Keiner von ihnen kann den anderen ersetzen ; und so wie ein Hausbau still stehen muß, sobald auch nur ein wichtiges Baumaterial, z. B. der Kalk fehlt, so vermag auch das Pflanzenwachstum nicht fortzuschreiten, wenn auch nur an einem Nährstoff Mangel eintriff. Den Beweis dafür konnte die Wissenschaft dadurch erbringen, daß man viele Pflanzenarten in reinem Wasser oder auch in sterilem Quarzsand kultivierte und entweder alle Nährstoffe in Form von Salzen zu- fügte oder absichflich einen derselben weglieb. Auf Grund solcher schon in der Mitte des vorigen Jahr hunderts gemachten Beobachtungen stellte die Pflanzen physiologie das Gesetz des Minimums auf. Dies be sagt, daß derjenige Nährstoff, oder allgemein derjenige Wachstumsfaktor, an welchem zuerst Mangel eintrift, die Entwickelung beherrscht. Ist z. B. der Stickstoff der Nahrung aufgebraucht, so kümmert die Pflanze, wenn auch an allen anderen Stoffen Überfluß herrscht. Stallmist, der ja aus der im tierischen Futter ent haltenen Pflanzensubstanz hervorgegangen ist, enthält natürlich sämtliche erforderlichen Nährstoffe, noch dazu im richtigen Verhältnis zueinander. Indem er langsam verwest, entstehen daraus wasserlösliche Salze, welche erst die eigentliche Pflanzennahrung bilden. Seine Anwendung gestaltet sich dadurch sehr einfach und