245 Der gegenwärtige Stand der W ettervorhersage Von Professor Dr. Eugen Alt, Direktor der sächsischen Landeswetterwarte Daß eine verläßliche Wettervorhersage ein für das wirtschaftliche Leben hochwichtiges Problem ist, leuchtet jedem ohne wettere Ausführungen ein, daß es ein noch ungelöstes Problem ist, das wissen alle, deren Tätig keit von Wind und Wetter in hohem Maße abhängig ist. Denn eine in allen Fällen zuverlässige Vorhersage steht heute dem Gärtner, dem Land- und Forstwirte und wer sonst noch stark interessiert ist, leider noch nicht zur Verfügung. Nur einige Unentwegte schwören trotz vielfacher Enttäuschung auf den Hundertjährigen und ähnliche abergläubische Machwerke. Glauben ist eben bequemer als Forschen und Denken und wer nicht den ernsten Drang in sich fühlt, die reine Wahrheit zu suchen, der geht gerne die bequemen Wege, unbe kümmert darum, wohin sie führen. Damit sind wir schon zu einer wichtigen Zwei teilung des ganzen Problemes gekommen, indem wir wissenschaftliche und unwissenschaftliche Methoden unter scheiden. Die ersteren sind die, welche mit der Auf deckung der inneren, physikalischen Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung die reine Wahrheit suchen, die letzteren jene, welche auf Grund unbe wiesener Annahmen die Lösung des Problemes ver- suchen. Sie stellen die Bedeutung einer vorgefaßten Idee höher als die kümmerlichen Teilerfolge einer ziel- bewußten und langwierigen Forscherarbeit. Und doch wird nur diese zum endlichen Erfolge führen. Wir wollen mit den vorliegenden Ausführungen die wissenschaftlichen Methoden der Wettervorhersage beleuchten, die allein einen folgerichtigen Aufbau der Darstellung, frei von Sprüngen und Lücken gewähr leisten. Tausendfache Erfahrung sagt uns, daß zwischen Wind und Wetter ein inniger Zusammenhang besteht. Westwinde bringen im Sommer kühles, regnerisches Wetter, im Winter mildes, niederschlagsreiches Weiter, Ostwinde bedingen im Sommer trockenes, heiteres und