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MockcMM für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Geschäftsstellen Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der ^^7^- städtischen Behörden zu Iulsnih und Königsbrück. b« Herm K^m Tschersich Dresden: Vierunddreitzigster Jahrgang. ' Leipzig: Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Rudolph Mosse. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Panl Wetzer in Pulsnitz. von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpkMvN ÜK8 ^Mt8blatt68. ^Mittwoch. 27. S April 1882. Mittwochs und Sonnabends. Abonnementspreis: ^ixIchließUch de« jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblatte«) , Vierteljährlich I Mk. SS Pfg. Inserate werden mit M Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. Pulsnitz, am 7. Februar 1882. dreißig Millionen Polen, Finnen, Letten, Deutsche in den Ostseeprovinzen, Tataren, Kirgisen, Kaisaken, Tun- gusen und wie die interessanten kleineren Völker alle heißen, über welche Rußland sein Scepter schwingt, auf eiire glimpfliche Art für die russische Nationalidee zu ge winnen, aber alle außerhalb Rußland wohnenden Slawen ebenfalls in der großen russischen Nationalidee vereinigen zu wollen, das ist keine nationale Frage mehr, daß ist eine Rafsenfrage, deren Verwirklichung an äußeren-und inneren Gegensätzen scheitern muß. Um das Ungeheuer liche in hieser Rafsenfrage deutlich zu machen, müssen wir dem Panslavismns den glücklicherweise nicht existi- renden Pangermanismus und Panromanismus entgegen stellen. Denn mit größerem Rechte als die Russen die Polen, die Czechen, die Slowenen, die Serben, die Bulgaren n. s. w. unter ihr Scepter bringen wollen, dürste das deutsche Reich, Holland, das halbe Belgien, die deutsche Schweiz, das halbe Oesterreich, Dänemark, Schweden und Norwegen und die russischen Ostseepro vinzen zu einem germanischen Reiche vereinigen, und Frankreich könnte zu Gunsten eines romanischen Reiches dasselbe mit der französischen und welschen Schweiz, dem wallonischen Belgien, Spanien, Portugal und Italien unternehmen, denn die Germanen und Romanen siehen unter einander weit eher auf gleicher Culturstufe als die Slawen, die unter sich noch die größten Unterschiede repräsentiren. Der PanslaviSmus repräsentirt daher ein Unding, welches alsbald an seiner äußeren wie inneren Ungeheuerlichkeit zu Grunde gehen muß, sobald es in Scene gesetzt werden sollte. Unsere Polizeiorsfane sind eifrigst bemüht, den Spitzbuben ausfindig zu machen, um ihn seiner gerechten Bestraf ung entgegenzuführen. — Die Woche vor Ostern am häuslichen Herd. Ostern, liebliches Fest, Erwachen des Lenzes, Vogelsang und Blüthenduft, linde Lüste und knospende Sträucher, neue Liebe, neues Leben! Dürfen sich wohl in die holden Frühlingsstimmen einige leise Seufzer einer geplagten Hausmutter mischen, die sich jetzt grade mit der Kehrseite des Bildes beschäftigt? Ja, kehren, scheuern, bürsten klopfen, darin besteht vor dem gepriesenen Feste so ziem lich die einzige Unterhaltung am häuslichen Herd. Da wohnt das bekannte Grauen in den öden Fensterhöhlen, denn die Gardinen sind in der Wäsche, die Polster möbel und Teppiche ausgeklopft; die einzige Staffage in diesem Bilde sind eine riesige Stehleiter, ein unend licher Besen, Scheuertücher nebst Wannen, Bürsten und Pinsel. Diesen sinnreichen Apparat lenkt ein weibliches Wesen, Scheuerfrau genannt; hier ist sie die unum schränkte Gebieterin. Trotz alledem muß immer ein Zimmer, eine Oase in dieser Wafferwüste, dasjenige des Hausherrn, hoch über dem Parteigetriebe, friedlich und ruhig daliegen ; hier findet sich die Schaar der Bedrängten zufluchtsuchend beisammen. Doch der gestrenge Gebieter verlangt nicht nur ein von den Scheuerfluthen verschontes Asyl, er beansprucht auch bei seiner Heimkehr eine lächelnde wohlgekleidete Gattin. Also schnell Toilette gemacht, fort mit Haube und Morgenrock, etwas Eau de Cologne, um die Seifen-Atmosphäre zu vertreiben — „horch, der Wilde tobt schon an den Mauern, auf, ihm entgegen mit Gruß und Kuß." — Sind erst die Zimmer fertig, prangen die selbstgeplätteten Gardinen in tadelloser Weise an den blanken Scheiben, dann athmet man erleichtert auf und überläßt nerdloS die Gcsilde der Küche nebst Zubehör den terroristischen Bestrebungen des Mädchens. Hat man glücklich die Scylla des Reinmachens umschifft, so harrt eine Charibdis in Gestalt der Schneiderin be reits der bedrängten Hausmutter. Denn natürlich hat man wieder nichts anzuziehen und „eine Reihe von Schneidertagcn" folgt jetzt nach. Ist dann die letzte, große Wäsche vorüber, tritt eine erquickende Stille ein. Der Stadtrath. Schubert. Königliches Amtsgericht, vr. Krenkel. Die zu Legung einer 260 m. langen, 0,42 m. weiten Hauptröhrenleitung, sowie zur Schleusenherstellung aus der Albertstraße erforderlichen Erdarbeiten sollen in Gemäßheit des auf hiesiger Nathsexpedition ausliegenden Kostenanschlags an den Mindestsordernden vergeben werden, es werden daher hierauf Reflectirende andurch auf- gefordert, sich in dem auf Di-nftag, den 11. April 188S, Vormittags 1O Uhr anberaumten Submissionstermine im Sessionszimmer des hiesigen Rathhauses, 1 Treppe, einzusinden und ihre Gebote zu eröffnen. Pulsnitz, am 4. April 1882. Der Stadtrath. Schubert. Bekanntmachung, das Schießen zu den Osterfeiertagen betr. Das bisher beim Anbruch der Osterfeiertage üblich gewesene Schießen im Innern oder in der Umgebung hiesiger Stadt, sowie die Erregung ruhestörenden Lärms und Verübung sonstigen Unfugs wird hiermit auf Grund Z 360,und 367,« des Reichsstrasgesetzbuchs bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 150 oder Haft bis zu 6 Wochen aus das Nachdrücklichste untersagt. Pulsnitz, am 4. April 1882. Der Panslavismns «nv das Völkerrecht. Obwohl selbst an maßgebender Stelle in Rußland dafür Sorge getragen wird, daß die panslavistischen Wogen das moSkowitische Reich nicht in ein tollkühne« Unternehmen treiben, also eine akute Kriegsgefahr von russischer Seite nicht droht, so sind die gigantischen Pläne und ZukunstSträume des PanslaviSmus durch seine Moskauer Apostel doch bereits so fest in die Köpfe einflußreicher politischer Kreise eingewurzelt, daß mit den panslavistischen Neigungen als mit einer chronischen Gefahr für Europa gerechnet werden muß, es gilt da her, den PanslaviSmus «»dauernd in der Presse West europas und besonders Deutschlands und Oesterreichs zu bekämpfen, zumal sich der PanslaviSmus in einem schreienden Gegensätze zum Völkerrecht befindet. — Wenn wir hier von Völkerrecht reden, so meinen wir allerdings nicht das geschriebene Recht, wie es zwischen den Völ kern in den bestehenden Friedensverträgm und in der Genfer und Brüsseler Convention niedergelegt ist, sondern wir reden hier von dem natürlichen Rechte, wonach sich Völker bilden und entwickeln müssen, wenn sie ein dauern des, einheitliches Ganze repräsentiren sollen. Das natür lichste Recht jedes Volkes ist nun offenbar dasjenige, seine «tammesgenossen zu einer Nation zu vereinigen, um 1° um vereinten Kräften höhere Culturen hervorzubringen cm Gefahren zu widerstehen. Ein Blick aus die Weltgeschichte lehrt uns, daß von diesem Rechte alle großen Nationen, die Engländer, die Franzosen, die Spanier zuletzt die Italiener Gebrauch machten, Ü""" m"" uun aber daraus folgert, daß der Pansla- VtSMUs dieselben natürlichen Bestrebungen für Rußland darstelle, fit dies der Grundirrthum, den bisher nur ehrgeizige Oberer sehr z^ begangen haben. Die sm'fzlg Millionen Russen, welche in Rußland wohnen, bilden wohl e»re Natwn und sie thäten gut, die unter ihren drei Hauptstämmen, den Grobrussen, den Kleinruffen und den Weißrussen, besehenden Gegensätze ö« mildern und mit HUfe dieser Erfahrungen. Die Zeitereignisse. Pulsnitz, 4. April. Ein höchst frecher Einbruchs diebstahl, bei welchem dem Diebe, nach Aufbrechung eines Secretairs, ca. 10 bis 12 Kupfergeld, selbiges in Rollen verpackt, zur Beute fielen, wurde in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag in einer Restauration hiesiger Stadt verübt. Der Dieb scheint ein Neuling in diesem Fache zu sein, denn er hat andere Werthsachen, welche sich bei dem Gelde befanden, ruhig liegen gelassen. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll den 17. Aprü 1882 das dem Ernst Tulins Sauer in Großröhrsdorf zugehörige Hausgrundstück Nr. 57k und 576 des Katasters, Nr. 4850 des Flurbuchs, Nr. 898 des Grund- und Hypothekenbuchs für Großröhrsdorf, welches Grundstück am 6. Februar 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 7800 Mark gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird.