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Wackrublatt für Pulsnitz, Königsbrück, Naörbrrg, Radeburg, Moritzburg und Uingrgcnd. Erscheint: Mittwoch« und Sonnabends. Abonnementspreis: Niuschließlich des jeder Sonnabend-Nummer beNieaenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich i Mk. 25 Pfg. Infercrte werden mit »0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden zu Aulsnib und Königsbrück und des Ktadtrathes zu Wutsniß. Mernnddreitzigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pnlsnitz. Geschäftsstelle« jür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annonccn-Bureaus Haasenstrin L Vogler u. Jnvalidendank, Leipzig: Rudolph Moss» von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPkMiON ÜK8 ^Ml8dl2Uk8. Mittwoch 8. November 1882. Das zu dem Nachlaß des Bandwebers Carl Gottlieb Gebler in Großröhrsdorf gehörige Hausgrundstück Nr. 329 des Brand-Katasters, 8ub Fol. 151 des Grund- und Hypothekenbuchs für Großröhrsdorf soll auf Antrag der Erben den 10 November 1882, Vormittags 11 Uhr, im Nachlaßg»u»dftücke selbst freiwillig meistbietend versteigert werden. Das Hausgrundstück sammt Garten umfaßt 8,2 Ar und ist mit 20,Steuer-Einheiten belastet. Erstehungslustige werden geladen, zu gedachtem Tag und Stunde in dem zu versteigernden Grundstücke sich einzufinden, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszu- weisen und des Weiteren gewärtig zu sein. Die Verstcigerungsbedingungen sind aus der Beifuge der im niederen und Mittel-Gasthof zu Großröhrsdorf aushängenden Anschläge zu ersehen. Pulsnitz, am 28. Oktober 1882. Königliches Amtsgericht. Dl. Krenkel. W. Freitag, de« I«. November I88S, Nachmittags 3 Uhr, gelangen in Guhr's Restauration in Meißnisch-Friedersdorf, 3 Zuchtkühe, 1 Kalbe und 2 Wirthschaftswagen gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Pulsnitz, den 2. Novbr. 1882. Kunath, Gerichtsvollzieher. Konkursverfahren. lieber das Vermögen des Bauunternehmers Carl Traufe allhier wird, heute, am 3. November 1882, Nachmittags 5 Uhr, das Konkursverfahren '"eröffne^ Der Kürschnermeister und Standesbeamte Herr Louis Hänßcl, allhier, Direktor des hiesigen Vorschußvereins, wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 8. Deccmber 1882 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerauöschusses und eintretenden Falls über die in 8 >20 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf Donnerstag, den 2S November 1882, Vormittags IO Uhr, / — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf Montag, den 18. Deeemver 1882, Vormittags IO Uhr, — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Ge meinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abge sonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 8. Deccmber 1882 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Königsbrück, am 3. November 1882. Sommerlatte, Amtsrichter. Veröffentlicht: Müller, Gerichtsschreiber. Deutschlands innere Lage. Seit dem Bekanntwerden der näheren Resultate der preußischen Landtagswahlen wirbelt ein wahres Kreuz feuer in der Presse aller Parteien, Erfolge und Nieder lagen werden einer scharfen Discussion unterzogen und zuweilen Ursachen und Wirkungen in recht seltsame Wechselbeziehungen zu einander gebracht. Doch die Hitze des Kampfes und die Ueberschwänglichkeit der Illusionen ist schon auf allen Linien im Zurückweichen begriffen und klar wird vor unseren Augen das Bild unserer inneren Lage, wie es durch die jüngsten Landtagswahlen in Preußen beeinflußt wird. Keinem Zweifel unterliegt es, daß der von den Fortschrittlern und Demokraten in Scene gesetzte radikale Ansturm gegen die Regierung und die Politik des Fürsten Bismarck eine schwere Niederlage erlitten hat, denn Eugen Richter, der mit seinen Getreuen in den Wahlkampf ge zogen war, um, wie er selbst prophezeiht hatte, hundert Abgeordnetenmandate zu gewinnen, sieht sein Häuflein immer noch so klein, wie früher und die konservativen Fraktionen haben achtzehn bis zwanzig Mandate gewon- Nrn. Seltsamer Weise haben die Nationalliberalen die Verluste des Wahlkampfes zu tragen, doch weniger im Kampfe gegen die Konservativen, sondern im Ringen mit der Fortschrittspartei, die mehrere gemäßigt liberale Wahlkreise zum Radikalismus hinüberriß und dadurch >v ziemlich die Verluste deckte, die ihnen von den' Kon- lervativen beigebracht wurden. Man kann daher nur konservativen Wahlerfolge in Preußen reden, »«^.. Verluste und Verschiebungen innerhalb der . s .Karteien können nicht vom Standpunkte eines S>eges veuriheilt werden. Daß indessen der Erfolg der Konservanven direkt als ein Sieg derselben anzusehen ist, mochten wir dahin ergänzen, daß der an der Spitze der gemäßigten Konservativen stehende Reichskanzler und preußische Ministerpräsident Fürst Bismarck für seine Politik einen neuen Erfolg erzielt hat, denn in Wahrheit handelte cs sich um das Für und Wider bezüglich der Bismarck'schen Politik und besondere konservative Wahl programme existirten kaum und wurden auch im Beginn der Wahlbewegung von den Regierungsorganen mehrfach bekämpft, denn Fürst Bismarck hatte als einziges, unge schriebenes Wahlprogramm die Parole ausgegeben: Gegen den Radikalismus, aber ohne Reaktion! Was nun die Handhabung der parlamentarischen Ge schäfte im preußischen Abgeordnetenhause anbetrifft, so liegt die Sache eigentlich immer noch schwierig, denn eine kon servative Regierungsmehrheit existirt trotz der Siege der Konservativen noch immer nicht. Um eine Mehrheit zu bilden, müssen die Konservativen entweder mit den Na- tionalliberalen, die immer noch die respektable Stärke von 70 Mandaten haben, zusammengehen oder mit der circa 100 Mandate besitzenden Cenlrumspartei paktiren. Die konservativ-klericale Mehrheit, die man so lange für vorhanden hielt, ist also wieder da, aber allem Anscheine nach fehlen ihr die inneren Bedingungen auch jetzt noch, denn in den kirchlichen Fragen geht das Entgegenkommen der Konservativen nicht so weit, wie es das Centrum wünscht und hinsichtlich der socialen und wirthschaftlichen Neformpolitik des Fürsten Bismarck zeigt sich wiederum häufig das Centrum als Gegner. Das näherliegende wäre daher eine konservativ-nationalliberale Mehrheit im preußischen Abgeordnetenhause und wird man ab warten müssen, ob eine derartig zusammengesetzte Majo rität für das Regierungsprogramm des Fürsten Bismarck zu gewinnen ist, oder ob ein unheilvoller Antagonismus sich in Preußens und Deutschlands innerer Politik geltend machen wird. Zeitereignisse. Kamenz, 3. Novbr. Gestern Vormittag w Uhr fand im Prüfungssaale der hiesigen Bürgerschule die diesjährige Hauptconserenz der Lehrer des Bezirks Kamenz statt, au welcher Herr Geh. Schulrath Kockel aus Dresden Herr Bürgermeister Oertel von h:er, eine Anzahl Geist liche und Schulvorstände, sowie gegen 100 Lehrer theil nahmen. Vor der Eröffnung der Versammlung wurde der zuerst genannte hohe Gast durch Erheben von den Sitzen freudigst begrüßt. Nach dem Gesänge der beiden ersten Strophe» des Liedes 456 hielt Herr Bezirksschul- inspector Schütze eine schwungvolle Ansprache, in welcher er die vielfachen Vorurtheile gegen die Lehrer und ihre Arbeit, und ihren Beruf als einen hohen und erhabenen schilderte, aber auch in der einaehendsten Weise die An forderungen kennzeichnete, welche an sie gestellt werden. Hierauf folgte eine Mottete für gemischten Chor: Mache dich auf,* werde Licht! von O. Rieschel, Lehrer an hiesiger Bürgerschule, gesungen von dem Kirchenchor und dem Lehrercollegium von Kamenz. Den Hauptvortrag: „Die äußere Schulordnung im Dienste der Schulerziehung" hatte Herr Schuldirector Hörig von hier übernommen. Demselben lagen folgende Thesen zu Grunde: 1) Die äußere Schulordnung ist die äußerlich wahrnehmbare gesetzlich geregelte Erscheinungs- und Handlungsweise der Dinge und Personen innerhalb des Schullebens. 2) Eine gute äußere Schulordnung hat hohen Werth: sie hält Störungen vom gesammten Schulleben ab; sie fördert die Pflege der leiblichen Gesundheit, das Gedeihen des Unterrichts, die Bildung guter Gewohnheiten und Sitten und die Entfaltung charaktervoller Persönlichkeit in einer sittlichen Gemeinschaft. Sie ist demnach eine unentbehr liche Dienerin der Schulerziehung. 3) Geschaffen und er halten wird die äußere Schulordnung durch Gewöhnung, Gebot und vor allem durch das Vorbild des Lehrers. Unterstützend wirken dabei zweckentsprechende Einrichtung und Ausstattung der Schullokale, Hülfe der Behörde gegenüber Widerstrebenden und besonders rege Antheil- nahme der Familie und Gemeinde. Dem Vortragenden, welcher ohne Pause 11/2 Stunde frei gesprochen, wurde für seine fleißige, auf tiefem Studium ruhende Arbeit durch Herrn Bezirksschulinspector Schütze herzlich gedankt. — In der nun folgenden, nicht sehr belebten Debatte