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NUlenblutt siir Pnlsnitz, Königsbrück, Radrbkrg, Nsdrbnrg, Marikburg und Umgegend. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabends. Abonnementspreis: (einschlietzlich des jeder Sonnabend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich I Mk. 85 Pfg. Inserate werden mit »0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- -eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und der städtischen Aehörden zu Auksnitz und Königsbrück. Geschäftsstelle« st» Königsbrück: bei Herrn Kausm. M. Tschersich. Menmddreistlgstcr Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pulsnitz. Dresden: Annoncen-Bureaus Haasen stein L Vogler u. Jnvalidendqnl. Leipzig: Rudolph Moss,. uns unbekannten Firmen und Personen nehmen nur nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegcn oder nicht. ^XPkäiiivN Ü68 ^Ml8blLHk8. Sonnabend. 72. 9 September 1882. Bekanntmachung. Behufs Revision und Vervollständigung des hiesigen Marktstellen-Negisters, werden sämmtliche, die Pulsnitzer Jahrmärkte besuchenden Marktfiranien hiermit auf gefordert, ihre Lösescheine zu dem am 28. September dies. Js. hierorts stattsindenden Jahrmarkt mitzubringen und anRathSexpeditionSstelle vor- zuzeige«. > Pulsnitz, am 29. August 1882. — /I F D e r S t a d t r a t h. / K Schubert, Brgrmstr. / V Beist nntmachunm Mittwoch, -en 13. SeptewLe» -ieseS JahreM Vormittags N Uhr, öffentliche Sitzung>es BeMsansschuffes. Die Tagesordnung ist aus dem im amtshauptmannschaftlichen Gebäude befinokichM Anschläge zu ersehen. Kamenz, am 5. September 1882. Königliche A m t S-^h a n p t mw^N^tz s ch a s t. non Zezschwitz. Zur wirthschaftlichen Cntwicklnug Deutschlands. Wie sich gegenwärtig an der Hand der Handels statistik und der wirthschaftlichen Erfahrungen in den verschiedenen Berufszweigen übersehen läßt, hat das deutsche Reich eine in wirtschaftlicher Beziehung höchst merkwürdige Epoche, die gerade zehn Jahre brauchte, um sich naturgemäß in ihrer einen Hälfte abzuschließen, hinter sich. Vom Jahre 1872 ab wiesen bekanntlich die deutschen Haudelstabellen die ungeheuerliche Thatsache nach, daß Deutschland in einem Jahre für eine ganze Milliarde Mark mehr ausländische Waarcn einführte, als es in ländische Waaren nach dem Auslande verkaufte, im Jahre 1873 und 1874 überwog die Einfuhr die Ausfuhr sogar um l»/i Milliarde Mark, 1875 bis 1877 betrug die Mehreinsuhr auch noch über eine Milliarde, 1878 sank sie allerdings ganz plötzlich auf V» Milliarden herab, 1879 schnellte sic aber wieder auf eine Milliarde in die Höhe und 1880 stieg die Einfuhr gar auf 4>/» Milliar den, aber auch Deutschlands Ausfuhr schnellte plötzlich zu derselben Höhe empor, und 1881 wuchs die Einfuhr des deutschen Reiches auf nahezu 4^2 Milliarden und die Ausfuhr übertraf diese riesige Summe noch um einige Millionen. Da nun auch die bis in die zweite Hälste des Jahres 1882 hereinragenden Ausweise über Deutsch lands Ausfuhr außerordentlich günstig sind, so können wir aus den Angaben der Handelsstatistik über die letzten zehn, resp. elf Jahre den Schluß ziehen, daß der Handel des deutschen Reiches nach einer scheinbar anormalen Entwickelung wieder in Proportionale Verhältnisse zurück- gekehrt ist und wir, wenn nicht etwa Mißernten oder Kriegsgefahr hemmend dazwischen treten, einen wirth- fchaftlichen Hochgang durch eine Vermehrung des deut schen Exports für Jahre hinaus zu erwarten haben, wo durch dann auch die scheinbaren Abnormitäten bezüglich des deutschen Imports aus den Jahren 1872—1877 hin länglich wieder ausgeglichen werden dürften, also von wirklichen Abnormitäten im deutschen Handel gar keine Rede sein könnte, wohl aber von der Entwickelung einer größeren wirthschaftlichen Epoche, die uns erst ihre Schatten seiten zeigte, ehe ihre Lichtseiten an die Reihe kamen. Hochinteressant ist es nun, nach den Ursachen zu forschen, welchen diese neue wirtschaftliche Epoche des deutschen Reiches das Dasein verdankt. Freihandel oder Schutzzoll können es nicht .sein, denn vom Schutzzoll ver langt man, daß er die Einfuhr, die ausländische Con- currenz herabdrücke, dieselbe ist aber seit Vermehrung der Schutzzölle noch von Jahr zu Jahr um Hunderte von Millionen gewachsen, und der Freihandel kann nicht sonderlich in Frage kommen, weil das, was seine An hänger von ihm erwarteten, in den Jahren 1872—1877 (ob faktisch, oder nur scheinbar, lasten wir hier unnnter- jucht), nicht zutras, aber gerade seit dem Beginn der Schutzzollüra ist der deutsche Ausfuhrhandel ungemein gestiegen, was man aber wieder nicht deni Schutzzoll zu schreiben kann, da, wie schon erwähnt, die Schutzzölle in erster Linie den Handel im Jnlande schützen und die Einfuhr beschränken sollen, jedoch auf die Hebung der Ausfuhr einen sehr zweifelhaften Einfluß haben. Wir assen daher die Einwirkung von Freihandel oder Schutz zoll hinsichtlich der neuen wirthschaftlichen Epoche, die Deutschland seit elf Jahren begonnen hat, ganz außer Rtracht und erklären uns dieselbe einfach aus den fünf Milliarden französischer Kriegsentschädigung, die wie ein elementares Ereigniß auf den deutschen Handel und Wandel wirken mußten. Mit den fünf Milliarden wur den fast sämmtliche Schulden der deutschen Staaten, so weit sie nicht durch Staatseisenbahnen gedeckt sind, zu- rüäbezahlt, es wurden von den fünf Milliarden Fest ungen und Kriegsschiffe gebaut und neue Kanonen und Gewehre angeschafft, kurzum, die fünf Milliarden wan derten aus den Staatskassen zunächst in die Hände der deutschen Kapitalisten, Industriellen, Kaufleute und Grund besitzer. Die erste elementare Einwirkung dieses finan ziellen Ereignisses war die berühmte und berüchtigte Grüu- zerperiode, die Mehrheit der Milliarden kam aber doch m die Hände solider deutscher Kaufleute und Industri ellen und nichts war natürlicher, als daß diese nun ihre Spekulationen erweiterten und infolge dessen auch eine Unmenge ausländische Waaren, davon meistentheils Roh produkte, kauften, wodurch jahrelang die bedeutende Mehreinfuhr Deutschlands entstand. Seit zwei oder drei Jahren wird das früher erworbene Plus in der Speku lation mit ausländischen Waaren aber allmälig stärker und stärker realisirt und deshalb ist die deutsche Ausfuhr plötzlich um mehr als eine Milliarde in die Höhe ge schnellt. Zeitereignisse. Pulsnitz. Wie wohl den meisten unserer Mitbürger schon bekannt, wird am 2. und 3. Oktober der Kantoren- und Organistenverein der Kreishauptmannschast Dresden in unserer Stadt tagen, und haben viele hiesige Familien den ca. 80 Gästen in entgegenkommender Weise Quartier zugesagt. Für die ungestörte Durchsührung des vom Vereine ausgestellten Programmes Sorge zu tragen, hat sich bereits ein Festausschuß constituirt. An dieser Stelle sei nur noch besonders darauf hingewiesen, daß in dem von Vereinsmitgliedern Diontags gegebenen Kirchenkon zerte sowie in dem am Dienstag folgenden weltlichen Konzert für alle Musikverständigcn und Musikfreunde unserer Stadt an edler Musik so vieles und bedeutendes wird geboten werden, wie in unserer nächsten Nähe ge wiß selten. Pulsnitz. In der Deputirten-Versammlung des Oberlausitzer Sängerbundes, welche am Sonntag, den 3. d. M., hier stattfand, hat die Zittauer Liedertafel tue Vorortschaft des Bundes niedergelegt, obschon sie mit Einhelligkeit wieder gewählt worden war. Als Motiv der Ablehnung wurde hauptsächlich hervorgehoben, daß, da Bautzen sür 1884 ein Bundesgesangsest plant, die Geschäftsführung erleichtert würde, wenn der Festort gleichzeitig der Sitz des Bundesvorstandes sei. Danach wurde auch Bautzen (Sängerbund) zum Vorort gewählt. Der Bund zählt gegenwärtig 68 Ver eine mit über 2000 Sängern. Zum ersten Male seit Bestehen des Bundes wurden zwei Mitglieder, die sich jervorragend nm die Gründung und Entwickelung des selben verdient gemacht haben, zu Ehrenmitgliedern er hoben, nämlich Hr. Cantor Schaarschmidt in Bautzen und der zeitherige Vorsitzende, Hr. Kaufmann Kaiser in Zittau. Im nächsten Jahre soll die Deputirten-Ver sammlung in Neugersdorf abgehalten werden. Ohorn, 7. September. Die Schulgemeinde Ohorn feierte heute einen für sie denkwürdigen Tag. ES voll endeten heute ihren Lauf 25 Jahre, während denen Herr Lehrer Beckel als „ständiger" Lehrer an der Schule zu Ohorn segensreich fein Amt verwaltete. Vor mittags 10 Uhr versammelten sich im festlich geschmückten Wohnzimmer des geehrten Jubilars Herr Landesälteste, Comthur Hempel auf Ohorn, der vor 25 Jahren als Collator der Schule Herrn Beckel sein Lehramt über tragen hatte, Herr Ortsschulinspektor, Oberpfarrer Di. Richter zu Pulsnitz, der Schulvorstand, die Herren Collegen des Jubilars, der Gemeinderath, frühere Schul vorstandsmitglieder, sowie die Schüler und Schülerinnen der ersten Classe. Nach einem Gesänge der Kinder er griff Herr Oberpfarrer vr. Richter das Wort, um im Rückblick auf die vergangenen Jahre warm und herzlich der Erlebnisse im verantwortungsvollen Lchrerberufe mit seinen Sorgen und Arbeiten, Freuden und Leiden, wie der berusstüchtigen und gewissenhaften Amtswirksamkeit Herrn Beckel's zu gedenken, der an der Schule zu Ohorn am 17. Oktober 1856 als Hilfslehrer, am 7. September 1857 als zweiter ständiger Lehrer, am 21. April 1873 als erster ständiger Lehrer eingewiesen worden war. Mit dem Danke der Schulgemeinde verband Red ner den Dank gegen Gott und schloß seine Ansprache mit der Bitte zu Gott, er wolle den Jubilar noch lange in frischer Kraft zum Segen der Schulgemeinde Ohorn erhalten. Hieraus überreichte derselbe dem Jubilar in feierlicher Weise im Auftrage der König!. Bezirksschul inspektion zu Kamenz das Dekret des König!. Ministerium des Cultus, in welchem diese oberste Schulbehörde Herrn Beckel seine treue, gewissenhafte und segensreiche Amts führung anerkennend zum „Oberlehrer" ernennt. Tief bewegt erwiderte Herr Oberlehrer Beckel seinen Dank. Dann trug der Primus der ersten Klaffe im Namen der Schulkinder ein Gedicht vor und nun erfolgte durch Herrn Lehrer Hartmann namens des Schulvorstandes, der Collegen und des Gemeinderathes die Uebergabe einer in anerkennendsten Worten anSgesührten Gedenktafel.