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Mackenblntt für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Rabeburg, Moritzburg und Umgegend der Bierunddreitzigster Jahrgang Amtsblatt der Königlichen Gerichtsbehörden und städtiliben Behörden zu Uulsniß und Königsbrück Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Paul Weber in Pnlsnitz. Geschäftsstellen sür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden: Annoncen-Bureaus Ha äsen st ein L Vogler u. Jnvalidendank. Leipzig: Rudolph Mosse. von ""s unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarken oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPKÜiiivN ÜK8 ^Ml8blLll68. Erscheint: Mittwoch« und Sonnabend». Abonnementspreis: tekschließUch des jeder Sonn-bend-Nummer beiliegenden Sonntagsblattes) Vierteljährlich l Mk. SS Pfg. Inserate werden mit W Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- »eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hier aufzugeben. Mittwoch.29.12- Atzril 1883. Freiwillige Versteigerung, Auf Antrag der Erben Gruft Loui» Frauke'» in Oberlichtenau sollen die zu dessen Nachlaß gehörigen in Oberlichtenauer Flur gelegenen Waldgrund stücke Nr. 373m und 373u des Flurbuchs, 8ud Fol. 184 und 185 des Grund- und Hypothekenbuchs für Oberlichtenau Meißner-SeitS, 18. Mp-il 1882 Nachmittags 3 Uhr an Ort und Stelle freiwillig meistbietend versteigert werden. Erstehungslustige werden daher geladen, gedachten Tags und zur angegebenen Zeit sich auf dem Grundstück Nr. 373 m einzufinden, über ihre Zahlungsfähigkeit sich auszuweisen und hierauf des Weiteren sich zu gewärtigen. Die Versteigerungsbedingungen und die aushaftenden Oblasten sind aus den Beifugen der im Gasthofe zu Oberlichtenau und an hiesiger Amtsstelle aushängenden Anschläge zu ersehen. < Pulsnitz, am 5. April 1882. Das Königliche Amtsgericht. vr. Krenkel. Jgnatieff. Die Bedeutung des Generals Jgnatieff für die Ent wickelung der Zustände in Rußland ist eine eminente, ja, man kann sagen, daß seit der Zeit, wo dieser Staats mann das Vertrauen des jungen Czaren gewann und Minister des Innern geworden ist, sein Einfluß in rus sischen Lebensfragen dominirend geworden ist. Aber was hat Jgnatieff inzwischen geschaffen, was erstrebt er? — Die unbedingte Herrschaft seiner Partei, der Panslavisten, und die erste mit einem Ruhmeskranze zu krönende Führerstellung dieser Partei, was nichts Anderes bedeuten kann, als die Herrschaft über Rußland selbst und salls der Panslavismus später einmal siegreich aus dem Ge gensätze hervorgehen sollte, in den er sich zu Westeuropa gestellt hat, die Herrschaft über den Erdtheil. Jgnatieff, Skobeleff, Katkoff, Aksakoff und ihre Kollegen haben sich also ein hohes, ein thurmhohes Ziel gestellt und interessant ist es, wie General Jgnatieff, ihr eigentlicher Herr und Meister, nach diesem in der Ferne winkenden Ziele strebt. Schon zu Lebzeiten Kaiser Alexanders II. dünkte es diesem Herrscher und seinen damaligen Rathgebern, Graf Loris-Melickoff, Graf Adlerberg, Abasa und andern Staatsmännern für das richtigste, mit dem bisherigen autokratischen Systeme in Rußland, welches zumal keine genügende Controle der allmächtigen und dabei corrum- Pirten russischen Beamtenwelt gewähren konnte, allmählig zu brechen und nach und nach dem russischen Volke einen gewissen Antheil an den Regierungsgeschästen zu über lassen. Auch nach dem jähen Thronwechsel in Peters burg glaubte man noch eine Zeit lang an die Wahr- scheinlichkeit dieser Reformen, zumal man aus der rus sischen Geschichte wußte, daß fast jeder neue Herrscher, . seinem Regierungsantritt dem Volk einige Privilegien verlieh; doch hjxsx Hoffnungen erstickten förm lich, als die den Reformen geneigten Minister ihre Ent lassung erhielten und Jgnatieff der erste Berather des jungen Czaren wurde. Wie und warum sich diese ver hängnißvolle Wendung in der russischen Regierung voll zogen hat, ist noch nicht genau bekannt, denn man konnte wirklich zu dem charakterstarken und die Gerechtigkeit liebenden Kaiser Alexander III. das Vertrauen haben, daß er ernste Reformen wolle. Wahrscheinlich ist jede "st Wendung dadurch eingetreten, daß Jgnatieff und panslavisten sich dem durch tägliche Drohbriefe und An«! .^ersuche in seinen Resormbestrcbungen er- jungen Czaren als die allein möglichen Netter des CzarenthroneS ausgespielt haben und Listen und Vollblutsruffen schon seit Jahren rvräewi««^ den höheren Ständen Rußlands I. Czar Alexander III. als Thronfolger lang angehört hatte, so man schließlich erklärlich sinken können, warum der Czar ^n PanslaM einen großen Einfluß auf die Negmungsgeichäfte einräum Jgnatieff glaubt nun offenbar das Mutet zu besitzen, um den Russen den Nihilismus auszutrerben. Dies soll durch die Erregung des russischen Nationalgefühls, wie es der Panslavis mus versteht, geschehen und dadurch der Sinn des rus sischen Volke- von den Neuerungsbestrebungen der Nihi listen abgelenkt werden, denn nach Jgnatieff verabscheut jeder echte Russe jede nicht russische Cultur und der Ni hilismus entstamme nicht dem russischen, sondern dem westeuropäischen Boden, von wo er von jungen Russen nach Rußland importirt worden sei. Darauf hin wur den nun im Czarenreiche die Judenhetzen und die Feind seligkeiten gegen die Deutschrussen eröffnet, denn diese verpesten ja nach Jgnatieff und Skobeleff das echte Ruffenthum. Aber was haben die Herren Jgnatieff und Genossen mit dieser versuchten Austreibung des nihilist ischen Teufels durch den panslavistischen Beelzebub er reicht? — Der Nihilismus und die Beamtencorruption blühen weiter und Rußland bleibt im Sumpfe stehen. Hoffentlich bleibt auch Jgnatieff bei dieser ersten Etappe seiner Bestrebungen stecken und der Czar sieht sich bald nach einem anderen Rathgeber um. Zeitereignisse. Pulsnitz, 9. April. Heute Nachmittag 4 Uhr wurde der 80 Jahre alte, von der Stadt verpflegte Schuhmacher Küttner, nachdem er Tags vorher aus seiner Wohnung fortgegangen und die Nacht über weggeblieben war, auf einer Wiese, nahe der Hufe, fast entblößt todt aufge funden. Kamenz, 8. April. Seit dem 1. d. M. ist der Besitz der Berlin Görlitzer Eisenbahn und damit auch die Betriebsverwaltung unserer Bahn Lübbenau-Kamenz an den preußischen Staat übergegangen. Wenn nun auch dieser Besitzwechsel zunächst noch keinerlei bemerk bare Veränderungen bewirkt hat, so darf man doch mancherlei Hoffnungen für die Zukunft daran knüpfen. Besonders ist dies in Bezug auf das Zusammenwirken der sich berührenden und kreuzenden Bahnen der Fall, nämlich der Berlin-Görlitzer, Kohlfurt-Falkenberger und Cottbus-Großenhainer Linie, deren Anschlüsse bisher in der ungünstigsten und den Personenverkehr hemmendsten Weise gestaltet waren und besonders sür unsere Kamenzer Linie, außer mit Berlin, die schwerfälligsten, selten zu benutzenden Fortsetzungen bildeten. Wir sehen daher mit besonderem Interesse dem am 1. Juni ins Leben tretenden Sommerfahrplan entgegen, bei dessen Fest stellung vielleicht schon obenerwähnte Uebelstände Ab hülfe und mancherlei berechtigte Wünsche Berücksichtig ung finden werden. (K. W.) Kamenz. Bei der am 5. April im Sitzungssaale der Kgl. Amtshauptmannschaft unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann von Zezschwitz zusammengetretcnen Be zirksversammlung fand zunächst die Ablegung der Rech nungen über das Bezirksvermögen, über Verwaltung der Gabenstellen und der Bezirksarbeitsanstalt Jesau pro 1881 statt und wurden dieselben justificirt; das Gesuch des Kirchenvorstandes zu Prietitz um Gewährung einer Unterstützung aus dem Bezirksvermögen zu den Kosten des dortigen Kirchenbaues ward abgelehnt; dem Mar tinsstift zu Sohland am Rothstein eine einmalige Unter stützung nach Höhe von 100 Mark bewilligt, ebensoviel auch dem Centralausfchuß zur Fürsorge für aus Straf- und Besserungsanstalten Entlassene in Dresden; die Auf stellung des Haushaltplanes für 1882 bewirkt, sowie die Abschreibung der in Rückstand gelassenen Zinsen von einem Reservistendarlehn genehmigt und schließlich Neu wahlen für verstorbene, beziehendlich verzogene Mitglie der für die Pferdeaushebungscommission und die Vor musterungscommission im 3. Vormusterungsbezirke Elstra vorgenommen. (K. W.) Bautzen. Nach dem uns vorliegenden siebenten Jahresbericht über die landwirthschaftliche Schule, ein schließlich der Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen schloß diese Anstalt den siebenten Jahreskursus mit den öffentlichen Prüfungen am 29. und 30. März. Dieselbe war in zwei Semestern von 155 Schülern besucht, welche von sechs der Schule eigens angehörigen Lehrern, ein schließlich dem Direktor und sechs Hilfslehrern unterrichtet wurden. Die Schüler der landwirthschaftlichen Abtheil- ung waren in sechs Klassen eingetheilt, um die Schüler ihrer beim Eintritt mitgebrachten Vorbildung entsprechend unterrichten zu können. Der Eintritt in die Selekta ist an die Bedingung geknüpft, daß die Schüler die Be fähigung zum einjährigen Militärdienst, resp. die Lehr ziele der entsprechenden Klaffen höherer Lehranstalten erreicht haben. Die Obst- und Gartenbauschule zählt zwei Abtheilungen, in welchen die Fachgegenstände be sonders gelehrt werden, während diese Schüler den Un terricht in den allgemein bildenden und naturwissenschaft lichen Fächern gemeinschaftlich mit den landwirchschast- lichen Klassen haben. Der Baumwärterkursus, sowie der Kursus über technische Verwerthung des Obstes können nur von Personen reiferen Alters besucht werden und zählte Ersterer 19 und Letzterer 15 Besucher, worunter 2 Damen. Für die Obst- und Gartenbauschule ist aus dem die Anstalt gehörigen 12 Scheffel großen Grund stück ein besonderes Gebäude erbaut worden. Das Kgl. Ministerium hat der Anstalt die Rechte einer juristischen Person verliehen. Das neue Schuljahr beginnt am Mon tag, den 17. April d. I. — Das kgl. Landesmedizinalkollegium in Dresden erläßt an Alle, welche gesonnen sind, sich zum Zwecke der ärztlichen Fortbildung als Externe der hilfsärztlichen Beschäftigung in dazu geeigneten Krankenanstalten zu widmen, die Aufforderung, sich bei demselben zu melden. Solche zu dem gedachten Zwecke zur Verfügung ge stellte Anstalten sind zur Zeit: 1- Das königl. Entbind ungsinstitut in Dresden, 2., das Trier sche Entbindungs institut der Universität zu Leipzig, 3. das kgl. Garni sonhospital zu Dresden, 4. tue Diakoniffenanstalt zu Dresden, 5. das Carolahaus m Dresden, 6. die Kin derheilanstalt zu Dresden, 7. die königl. Heilanstalt Sonnenstein bei Pirna, 8. die kgl. Heil- und Versorg ungsanstalt zu Dresden, 9. die kgl. Landeskranken- und Versorgungs-Anstalt zu Hubertusburg, 10. das Kreis- krankensti ft zu Zwickau. — Hierzu wird zugleich be merkt, daß der Verordnung des kgl. Ministeriums des Innern vom 26. Novbr. 1867 gemäß an zum Externate zugelassene Civilärzte Jahresstipendien in der Höhe von 600 insoweit gewährt werden sollen, als dazu die für das Externat überhaupt disponiblen Geldmittel ausreichen,